Tagebuch




Banff NP - at it’s best!

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Gabi auf dem Johnson Lake Loop Trail, Banff NP, Alberta

Das war ein wunderbarer, nein - ein fantastischer Tag!!

Der fing für mich schon um 04:00 Uhr in der Früh an - zumindest war zu diesem Zeitpunkt die Nacht zu Ende. War ja auch klar. Bis 05:30 Uhr habe ich mich bedeckt gehalten und weiter gedöst. Dann hole ich den Mac hervor und redigiere den etwas hölzernen Text von gestern Abend.

Gabi wird dann auch wach und kocht Kaffee. Wir kommen schnell in die Gänge und stehen im ersten Morgengrauen vor dem Hotel. Es ist kurz vor sieben und bevor wir auch nur weiter denken können steht ein stattlicher Elk (so heißen die Hirsche hier) mit seinen Damen direkt vor dem Hotel uns grast. Wir halten Abstand und machen ein paar Bilder, die in der Nachbearbeitung aber noch etwas nachbelichtet werden wollen. Sonnenaufgang ist um 07:10 Uhr. Es ist 3 Grad warm, die Jacken können wir gebrauchen. Kaum ein Mensch ist unterwegs um diese Zeit. Das gefällt uns viel besser als die Menschentrauben gestern Abend.

Wir nehmen den Bow River Trail immer am gleichnamigen Fluss entlang und machen erste Fotos. Recht glattes Wasser, schöne Spiegelungen. So erreichen wir den Cascade Of Time Garden mit seinem „very british“ anmutenden Schlösschen. Von hier oben hat meinen einen sehr schönen Blick auf die Banff Avenue, gleichzeitig schnurgerade Hauptstraße des Ortes, und den Cascade Mountain. Wir wandern weiter und genießen Stille und frische Luft. Die aufgehende Sonne tupft rote Streifen auf die Bergspitzen.

So erreichen wir den „Surprise Corner“ mit seinem tollen Blick auf die Stromschnellen der Bow River Falls und das altehrwürdige „The Fairmont Banff Springs Hotel“. Groß und mächtig schmiegt es sich in den Wald auf der gegenüber liegenden Hangseite. Über die menschenleere Banff Avenue geht es zurück zum Hotel. Mangels Licht sind die Fotos etwas fade, das lag an der frühen Stunde und dem Schatten. Tiny lässt sich noch mit einem riesigen Stoff-Moose ablichten, dann ist mit rd. 4 km die erste gute Wanderung des Tages geschafft.

Kurz aufs Zimmer und dann mit dem Auto nochmal zum IGA-Supermarkt. Wir kaufen etwas für später zum Frühstück und halten anschließend am Visitor Center. Mit einem Park-Ranger besprechen wir die Planungen der nächsten Tage und klären, ob wir Bear-Spray benötigen in diesem Urlaub. Klares „Jein“! Begegnungen mit aggressiven Bären sind äußerst selten und Angriffe auf Menschen noch seltener. Aber sie treiben sich hier halt überall rum, die Grizzlys und Schwarzbären. Und wenn es dann doch mal schief geht möchte ich mich nicht nur mit bloßen Fäusten wehren können. Also: bewaffnen! Ich Unterscheibe einen Aufklärungsbogen - das Zeug ist nicht ungefährlich, aber recht nützlich. Für 6 Sekunden reicht der Inhalt der Flasche. Also für 3 x 2 Sekunden Pfefferspray vom Feinsten auf 8 bis 10 Meter. Es ist wie mit dem Regenschirm. Wenn du einen hast, regnet es nicht.

Jetzt aber los: die Cascade Ponds sind unser erster Ziel und diese traumhaften, spiegelglatten Wasserlöcher mit kleinen Brücken, dem umgebenden Wald und den Bergen vor blauem Himmel hauen uns echt um. Leider kämpfen wir den ganzen Tag mit viel Gegenlicht, restlos begeistert sind wir dennoch. Noch ist es recht ruhig hier. Nur einige wenige Familien haben den Grill angeworfen und bereiten ihren Sonntags-Brunch zu. Wir setzen uns auch an einen Tisch und mampfen Croissants mit Käse und Braten sowie Tuna-Sandwiches. „Breakfast with a view“ nennt man das wohl.

Nächster Stopp: der Johnson Lake. Den umrunden wir auf dem Johnson-Lake-Loop-Trail. Langgezogen ist der See mit einigen Ausbuchtungen. Ein Stand-up-Paddler mit Mini-Hund begleitet uns eine ganze Weile. Auch hier: (noch) nix los. Der Hund heißt bestimmt Sharky, denn er trägt eine Haifischflosse als Schwimmreifen.

Die Seen liegen an der Straße wie an einer Perlenschnur. Auch am Two Jack Lake und am Lake Minnewanka halten wir an und vertreten uns die Beine. Die Ausblicke ähneln sich, manche Fotos auch - wir können uns aber kaum sattsehen an der Kulisse. Es ist jetzt aber merklich voller geworden.

Zum Abschluss statten wir dem Mount Norquay Scienic Lookout noch einen Besuch ab. Auf halber Höhe zum Skigebiet auf dem Mount Norquay bietet ein Aussichtspunkt einen tollen Blick auf Banff und Umgebung. Ich mache hier u.a. mal ein Panorama - ihr findet es wie eine kleine Auswahl des Tages bei den Fotos.

Um 14:00 Uhr sind wir wieder auf dem Zimmer - ziemlich platt. Gabi ruht einen kleinen Moment, ich versorge schon mal die Bilder.

Dann gehen wir in die Downtown und kehren in der Canadian Brewery ein. Wir haben Durst. Zu Cider und local Beers gesellen sich Wings, Nachos und ein Cicken-Burger. Gabi hat „Poutine“ als Beilage - die kanadische Pommes-Spezialität mit Bratensoße und Käse. Alles sehr schmackhaft! Wir schlendern noch einmal die Banff Avenue hinauf bis zu den Cascade Gardens. Anderes Licht, gleicher Blick. Nebenan ist Herbstfest des Farmers Market -mit Livemusik, die ich jetzt immer noch von unserem Balkon aus höre, auf dem ich diese Zeilen verfasse. Abgefahrene Truppe mit funky Bass und irrem Drummer.

Jetzt ist das Tagebuch geschrieben und ich bin reif für die Matratze. Morgen geht es wieder wieder zeitig los. Um 07:40 Uhr werden wir abgeholt - von einem Banff Discovery Tourguide. Doch das ist die Geschichte für morgen. Gute Nacht.

Ach ja - Deutschland ist Basketball-Weltmeister! Wer hätte damit gerechnet? Schön, wenn ein Team funktioniert und alles gibt. Dann wird man auch belohnt - manchmal! Ick freu mir.


Tagesetappe: 48 Kilometer
Übernachtung: Banff Park Lodge Resort Hotel & Conference Center, 201 Lynx St., Banff, AB T1L 1K5

Banff NP - Tourquoise Lakes

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Gabi & Jürgen am Lake Louise, Banff NP, Alberta

Komischer Titel - Seen hatten wir doch gestern schon und so ganz farblos waren die doch auch nicht? Naja - schaut euch mal die Bilder von heute an: DAS ist türkis!

Die zweite Nacht war wie immer besser als die erste. Wir sind dennoch zeitig auf den Beinen, packen unsere sieben Sachen, nehmen einen Kaffee mit Müsliriegel auf dem Zimmer und packen unsere Klamotten ins Auto. Das dürfen wir erst mal noch in der Tiefgarage stehen lassen, obwohl wir schon auschecken. Gut!

Gestern Abend hatten wir kurz bei Discovery Banff Tours auf der Banff Ave. vorbei geschaut - nur so. Dabei stellte sich heraus, dass unsere Abholzeit heute nicht 07:55 Uhr, sondern 07:41 Uhr (!) ist. Wir hatten die Tour zu den beiden bekanntesten Seen des Banff NP von zu Hause aus gebucht. Der Grund: in einem You-Tube-Video hatten wir erfahren, dass die beiden Seen nicht mehr ohne weiteres mit privaten PKW zu erreichen sind. Der Lake Louise darf theoretisch noch angefahren werden - die Parkplätze sind aber immer voll. Die Straße zum Lake Moraine ist für PKW inzwischen gesperrt - da dürfen nur noch Shuttle- und Tourbusse durchfahren. Das macht es kompliziert. Die Shuttle kann man von zu Hause zwar auch buchen, ist dann aber zeitlich sehr festgelegt und wirklich einfach ist das auch nicht. Viel einfacher ist es dann, eine Tour mit Guide zu buchen. Der (oder in unserem Falle „die“ - „Phoebe“) fährt einen dann bis vor Ort und erzählt auch noch so manches interessante über die Geschichte des Bergsteigens hier, den Banff NP und die beiden Seen.

Um 07:42 Uhr ist Phoebe an unserem Hotel. Sie fährt einen ziemlich coolen Bus und die Sitze ähneln eher luxuriösen Fernsehsesseln - ok: Marke Recaro. 16 Personen sind wir kurz darauf an Bord und sie fährt uns über den Trans-Canada-Highway 1 zum Lake Louise. Unterwegs hat sie sich vorgestellt - sie ist Australierin, gelernte Profifotografin und Grafikdesignerin und war auch schon in München („the every day Disneyland for everyone“). In Whistler hat sie als Skilehrerin gearbeitet und aktuell betreut sie Bergtouren und Ausflüge für „Banff Discovery“. Sie macht, was ihr gerade gefällt - irgendwie eine australische Pippi Langstrumpf. Und sie hat berichtet, dass Banff ca. 9.000 Einwohner hat, jährlich aber Besuch von 6 Millionen (!) Touristen bekommt, 75% davon im Sommer. Unfassbar!

Am Lake Louise haben wir eine Stunde Zeit, Fotos zu machen und uns umzuschauen. Es ist ziemlich voll, aber wie immer: wenn man ein paar Meter geht, dann verläuft sich das (hier zumindest etwas). Der See ist sowas von türkisblau. Das kommt vom Gletschermehl, das zusammen mit dem Gletscherwasser in den See gelangt. Es schwebt im Wasser und filtert das gelbe und rote Farbspektrum raus. Hinten grüßt der Viktoria-Gletscher und lässt erahnen, welche Eismassen hier oben in den Rockies noch vorhanden sind. Die Kulisse spiegelt sich im glatten See und wir fotografieren lustig drauf los.

Der zweite See heißt „Lake Moraine“. Der Name basiert darauf, dass die Gletscher hier Moränen angehäuft haben, die heute auch „Rock Piles“ heißen. Einen solchen erklimmen wir und von oben ist das türkisblau nochmal intensiver - das liegt am Blickwinkel, sagt Phoebe. Auf dem See wird lustig Kanu gefahren und auch Tiny findet einen neuen Freund in XXL. Die Seen waren wirklich klasse - aber die Menschenmassen muss ich nicht jeden Tag haben - das wird auch in ein paar Tagen nicht mehr so sein.

Phoebe fährt uns sicher zurück nach Banff und gibt noch einige wertvolle Hinweise. Im Hotel schnappen wir uns den bereit stehenden KIA, besorgen im IGA-Supermarkt noch etwas für den Lunch und die kommenden Tage und fahren dann zu den nahe gelegenen Vermillion Lakes. Dort finden wir schnell eine Bank mit Aussicht und verputzen unsere üppigen Sandwiches.

Da wir heute Nacht im Lake Louise Village verbringen (Vorteil: 50 km näher dran am Icefields Parkway, der morgen auf dem Programm steht), fahfen wir zunächst die gleiche Strecke über den TCH-#1 wie heute Vormittag Richtung Norden. Bald biegen wir aber auf den beschaulicheren Bow Valley Parkway (eine parallel verlaufende Strecke) ab.

Nächstes Ziel ist hier der Johnson Canyon. Der ist ebenfalls bekannt dafür, total überlaufen zu sein. Heute Mittag hält es sich aber in Grenzen. Im Grunde ist das eine Klamm, vor der sich die deutschen Klammen wie z.B. die Breitachklamm nicht verstecken müssen. Nachdem wir die Lower Falls erreicht haben reduziert sich das Publikum merklich. Die weitere Strecke bergauf zu den Upper Falls sparen sich die meisten Leute (erst Recht, wenn sie schwarze Fellschlappen tragen). Und auf dem Weg dorthin gibt es noch einige Stromschnellen und kleine Wasserfälle zu sehen, die mit den beiden ausgeschilderten absolut mithalten können. Sportprogramm ist jedenfalls erledigt für heute.

Weiter Richtung Norden wartet nun noch „Morant’s Curve“ auf uns. Eine Eisenbahnstrecke schlängelt sich im wahrsten Sinne des Wortes am Bow River entlang. Und an dem genannten Aussichtspunkt hat man die Bahnstrecke inkl. Fluss und Bergpanorama schön vor sich liegen. Es gibt sehr schöne Aufnahmen von hier, auf denen sich ein Zug dort entlangschlängelt. Wir warten gute 45 Minuten - aber keiner kommt. Dann eben nicht.

Wir tanken voll - für alle Fälle und beziehen unser Zimmer. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf den Viktoria-Gletscher und das Bergpanorama.

Wir sind ziemlich fertig und müde. Dennoch machen wir uns noch über die Fotos und das Tagebuch her. Zwischendurch gehen wir in eines der hauseigenen Restaurants und bestellen jeder eine Pizza. Klar - großer Fehler; das ist niemals zu schaffen. So haben wir jetzt aber bereits Frühstück oder Lunch für morgen.

Ich muss ins Bett, bis morgen - allen eine gute Nacht!


Tagesetappe: 77 Kilometer
Übernachtung: Lake Louise Inn, 210 Village Road, Lake Louise, AB T0L 1E0

Icefields Parkway

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Jürgen am Athabasca Glacier, Columbia Icefield, Jasper NP, Alberta

Jaja, ich gebe es zu: auch der heutige Tagestitel ist etwas einfallslos und keinesfalls das Highlight meiner Einfälle. Aber: heute war wieder einmal mehr der Weg das Ziel und mit dem Icefields Parkway sind wir eine weitere der Traumstraßen dieser Welt gefahren. Die sammeln wir ja quasi - was Amerika angeht. Und ich bin ein kleines bisschen „tipsy“ - wie es dazu kam? Lese unten!

Der Icefields Parkway von Lake Louise nach Jasper begeistert durch seine fantastischen Bergpanoramen. Ein Höhepunkt des Parkways ist das Columbia Icefield, ein 325 qkm großes Eisfeld über einer Wasserscheide. Das Gletscherwasser von hier fließt sowohl in den Pazifik, als auch in den Atlantik (!) Und das Arktische Meer. Die heutige Fahrstrecke beträgt eigentlich 236 km - wir haben ein Update genommen, weil wir gleich zu Beginn die Abfahrt vepassten und erstmal ein ganzes Stück den TCH-#1 Richtung Fields gefahren sind. Das ist unsere Rückstrecke am letzten tag - für heute viel zu früh.

Wir verlassen das Lake Louise Inn nach einem kurzen Telefonat mit zu Hause um kurz nach Acht Uhr mit dem beschriebenen Umweg. Dann liegt er vor uns: der Icefields Parkway mit unzähligen Möglichkeiten. Wir haben uns natürlich von zu Hause aus schon einige Dinge vorgenommen und die arbeiten wir nun bei ordentlichem Wetter sorgsam ab. Ich versuche, hier mal nur in aller Kürze darauf einzugehen - ihr findet Fotos dazu bei den Fotos …

Erster Stopp: es ist noch nicht richtig hell, aber der „Herbert Lake“ empfängt uns in aller Einsamkeit. Vollständige Ruhe!

Kurz danach empfängt uns der „Crowfoot Glacier Viewpoint“ mit einem Blick auf den Bow River und den mächtigen Gletscher.

Kaum sitzen wir wieder im Auto - es geht Schlag auf Schlag - erreichen wir Bow Summit und damit mit 2.088 m den höchste Punkt des Parkways.

Hier nehmen wir sofort den unteren Parkplatz des „Peyto Lake Trail“. Es liegt zwar jetzt ein sehr, sehr steiler Kilometer Fußweg durch dichten Wald vor uns; oben erwartet uns aber ein atemberaubender Anblick. Der Peyto Lake ist ein Muss für Fotografen! Er hat seine Farbe auch dem Gletschermehl zu verdanken und mit der Form einer Tatze kommt er sehr „unique“ rüber. Von hier aus ergibt sich auch ein toller Blick auf den Gletscher, der ihn speist. Ich habe mal das Tele-Objektiv bemüht.

Am „Waterfowl Lakes Viewpoint“ halten wir auch nur kurz. Es ist das Übliche: Berggipfel spiegeln sich im See.

Der „Mistaya Canyon Trail“ führt zu einer Kalksteinschlucht, die laut Reiseführer fast so reizvoll sein soll wie der Maligne Canyon bei Jasper. Den Vergleich haben wir (noch) nicht. Es ist aber wieder mal beeindruckend zu sehen, mit welcher Kraft sich Wasser in hartes Gestein schneidet.

Mit dem Sunwapta Pass auf 2.035 m, erreichen wir den zweithöchsten Punkt des Tages; und auch eine Wasserscheide sowie die Grenze zwischen Banff NP & Jasper NP.

Nächster Stopp: das Columbia Icefield (325 qkm). Phoebe hat es uns gestern recht anschaulich erklärt: Wenn man sich seine Hand mit gespreizten Fingern anschaut, dann entspricht der Handrücken dem Icefield und die Finger verschiedenen Gletschern, die sich an Felsnasen entlang zwängen. Das Eisfeld selbst liegt verborgen in der Höhe - nur drei seiner Gletscher (Athabasca, Dome und Stutfield) sind von der Straße aus zu sehen. Wir fahren mit dem Auto zum Parkplatz am Fuße des Athabasca Glacier wandern ein gutes Stück dem Gletscher entgegen. Eiskalt ist es hier, denn der Gletscher erzeugt einen Wind, der kalte Luft zu Boden presst und talwärts zwängt. Und besser kann man den Klimawandel nicht am eigenen Leib erfahren: immer wieder passieren wir Schilder, die uns angeben, wo der Gletscher z.B. 1982 noch war. Beängstigend - der zieht sich jedes Jahr um 10 Meter zurück und verliert 5 Meter seiner Mächtigkeit.

Wir statten auch dem „Icefield Information Centre“ einen Besuch ab. Sehenswert ist hier auch der 20 -minütige Film, der ohne jedes Wort sehr emotional zeigt, was hier abegeht. Traumhafte Aufnahmen von der imposanten Gletscherlandschaft dürfen dennoch nicht fehlen. Sehr schön! Draussen steht eines dieser Ungetüme, mit dem man eine Tour auf den Gletscher machen kann - da verzichten wir gerne, finden wir nicht so toll …

Der "Stutfield Glacier Viewpoint" ist einen kurzen Stopp und ein schnelles Foto Wert.

Richtig sehenswert sind dann wieder die „Sunwapta Falls“. Hier umfließt das Wasser zunächst eine kleine Insel, bevor es sich dann mächtig in die Tiefe stürzt.

Der KIA frisst die Kilometer geduldig - apropos: die Kanadier sind voll metrisch eingestellt. Nix Meilen, Kilometer stehen auf den Straßenschildern. Wir fahren gemütlich mit meist 90 km/h und halten vergeblich Ausschau nach Bären.

Die 23 Meter hohen „Athabasca Falls“ sind schließlich noch Pflichtprogramm. Hier sucht sich das Wasser jeden Weg, den es kriegen kann und stürzt sich rechts, links, kreuz und quer die Felsen hinunter. Ein Weg zu verschiedenen Aussichtspunkten eröffnet Perspektiven. Was mir auffällt heute sind die bunt gemischten Volksgruppen aller Herren Länder, die hier unterwegs sind - wir gehören natürlich dazu. Yaks und Yetis, dazu alle denkbaren und undenkbaren Klamotten dieser Welt. Klar: viele sind zweckmäßig mit Outdoor-Kleidung ausgestattet wie wir. Aber neben Fellpantoffeln, Inkamützen, Leggins XXXXXL und Zarenmützchen ist auch alles andere undenkbare vertreten. Weia!

So erreichen wir schließlich unsere private Unterkunft in Jasper. Und die hat es auch in sich: Ein kleines Häuschen inmitten einer Wohngegend. Jasper ist ganz anders als das eher mondäne Banff. Schlicht, unaufgeregt, amerikanisch (?) - wir finden es einfach klasse! Unser neues Zuhause wird von Kiran & Sonali betrieben. Kleines Haus mit kleinem Garten. Sonali begrüßt uns. Gäste mit Allergien hätten es keinen Meter ins Haus geschafft. Es riecht stark nach Räucherstäbchen. Die Treppe ist mit einem Fell gepolstert, der überflauschig genannt werden darf. Und auch unser tolles Zimmer ist von oben bis unten in Flausch gepackt. Super - aber nicht für jede/n verträglich. Uns macht das nix.

Der Hammer aber ist folgendes: schon bei der Ortseinfahrt Jasper wies ein Schild darauf hin, dass „Bears in Town“ sind. Sonali setzt noch einen drauf. Sie müsse uns darauf hinwiesen, dass immer wieder mal Bären in ihrem Garten auftauchen. Erst gestern sei eine Mama mit ihrem Kleinen über den Zaun gekommen und letztlich sogar ein über 2 Meter großer Papa. Sie zeigt uns Videos, die sie vom Küchenfenster aus aufgenommen hat und wir können es kaum glauben: die tollen da im Garten rum als sei es nix. Sonali bittet uns, die Haustür immer zu schließen und beim Verlassen des Hauses immer mal zu gucken, ob die Luft rein sei.

Das machen wir, als wir aufbrechen, die Stadt zu erkunden. Die Pizzareste von gestern haben uns über den Tag gerettet. Nun aber wollen wir den Abend beschließen. Wir kehren am Ende der Hauptstraße bei „Montana’s“ ein, bekommen einen Platz draußen im 1. OG mit Blick auf die Berglandschaft, den Public Washroom und die Eisenbahn, die erbarmungslos 30 Minuten vorbeiquietscht und bestellen: Neben Cider und Jasper Pale Ale gibt es einen Salat mit Ziegenkäse, spicy Pekannüssen, Apfel, Cranberries und Hähnchenbrust - der schmeckt ihr sehr gut! Ich habe einen Cipotle-Burger und der schlanken Linie wegen Salat als Beilage im Sinn - bestelle dann aber doch meine geliebten Onion-Rings als Beilage. Lecker! Ich ergänze noch ein Jasper IPA und als wir gerade zahlen wollen fängt es an zu regnen.

Deshalb wechseln wir an die Bar und ich nehme noch ein „Rickard’s Red“ - passend zu Gabis Strawberry Margaritha.

Im strömenden Regen laufen wir dann irgendwann heim - die meisten Tropfen fallen aber daneben. Jetzt ist das Tagebuch auch fertig und ich mache gleich die Augen zu . Morgen? Ein ganzer Tag im Jasper NP - mit Bären im Garten?

Tagesetappe: 258 Kilometer
Übernachtung: B & B Kiran Accommodations, 225 Bonhomme Street, Jasper, AB T0E 1E0

Von kalbenden Gletschern und anderen Tümpeln

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Gabi am Edith Cavell Glacier Pond, Jasper NP, Alberta

Vorweg: heute keine Bären im Garten, dafür sahen wir einen am Medicine Lake - aber ganz weit weg, quasi am Horizont. Und ein „female Elk“, also eine Hirschkuh stand am Wegesrand und graste. Als wir dann heute Abend vom Essen aus Downtown Jasper in unsere Straße einbogen, grasten drei weitere Hirschkühe vor der Kirche gegenüber, wir wären fast drüber gestolpert.

Wir hatten heute das große Vergnügen, einen ganzen Tag im Jasper NP verbringen zu dürfen - und wir haben es bei bestem Wetter gut genutzt und sehr genossen. Der Reihe nach:

Wir lassen es etwas ruhig angehen an diesem Mittwochmorgen in Jasper. Vater freut sich über ein Skype-Telefonat; schön, dass bei ihm alles in Ordnung ist zu Hause. Wir trinken einen Kaffee auf dem Zimmer und machen uns dann auf die Socken - bzw. auf die Reifen.

Den Vormittag verbringen wir nochmal am Icefields Parkway, allerdings ganz hier in der Nähe von Jasper. Zunächst fahren wir zahlreiche Serpentinen und eine fein geschwungene Straße (das geht wunderbar im Takt der Musik, findet Gabi) weit hinauf bis zur Edith Cavell Parking Lot. Dort ist der Ausgangspunkt für den „Path of the Glacier Loop Trail“, angeblich einer der besten Kurzwanderwege im Jasper Park. Es nieselt ganz leicht hier oben, die Luft ist dünn. In diesem Urlaub ist „layered clothing“ das Motto: Zwiebelprinzip - T-Shirt, dünne Jacke, Regenjacke. Als es nicht mehr regnet, kann die Regenjacke in den Rucksack, als die Sonne rauskommt, folgt die Jacke.

Der Trail (ca. 2 km) führt zum Edith Cavell Pond unterhalb des Gletschers. Schaut mal bei den Bildern: oben in der Wand hängt der Hauptgletscher, dünne Wasserfälle rieseln herab auf das unten liegende Eisfeld (sieht ein wenig aus wie Tiramissu), vor dem sich der kleine See erstreckt, auf dem auch diverse Eisschollen dümpeln. Wir genießen die Kulisse sehr und ich mache viel mehr Bilder, als ich auf der Website zeigen kann. Plötzlich donnert es - und das, obwohl inzwischen die Sonne scheint. Da bricht ein gutes Stück Eis aus der Wand und donnert in den See. Das haben wir auch noch nie gesehen. Sehr beeindruckend. Wusstet ihr übrigens, dass Eis in der Kühltruhe ca. 80% Luft enthält, Gletscher aber nur ca. 20%? So stark verdichtet ist das Gletschereis und daher ist es auch so hart und widerstandsfähig - leider nicht genug für den Klimawandel.

Eine wirklich tolle Wanderung am frühen Morgen, die bei perfektem Wetter endet. Auch die Blicke in die Berglandschaft gegenüber sind atemberaubend.

Nächster Stopp: Das „Valley of the five Lakes“. Hier gibt es ebenfalls einen Loop-Trail, der allerdings gut 4 km lang ist und deutlich mehr Kraxelei verlangt, als wir erwartet haben. Hier in der Höhe kommen wir ganz schön ins Schnaufen. „Huffin’ and Puffin’“ wie die Amerikaner sagen würden. Die Seen sind aber dann so, wie wir es inzwischen kennen: türkisblau, ganz ruhig - die Welt spiegelt sich im See. Auch das war eine super Wanderung. Nun ist unser weiterer Aktionsradius für heute aber etwas reduziert. So ganz viele Kilometer gehen nicht mehr.

Also fahren wir die gut 50 Minuten bis zum Malinge Lake. Auch diese Strecke ist alleine schon die Fahrt wert. Sagenhaft. Und da nur 60 km/h erlaubt sind ist das auch alles ganz entspannt. Auf dem Weg dorthin sehen wir den Bären das „Wetland“ am Medicine Lake queren. Der ist aber so weit weg, dass ich selbst aus dem mit dem 300er Tele aufgenommenen Foto noch ganz schön heranschneiden muss, um überhaupt was zu erkennen. Real kam er rüber wie ein Marienkäfer, sagt Gabi.

Am Malinge Lake gehen wir ca. 1 km über den Mary Schaeffer Trail bis zu einem Aussichtspunkt - und dann wieder zurück. Hat sich gelohnt, sehr entspannt.

Jetzt aber nach Hause. Vorsichtig das Gartentor aufmachen, kurz den Vorgartenund den Garten checken - keine Bären. Das ist echt lustig: immer, wenn du das Haus verlässt, lugst du kurz aus der Haustür - Blick links, Blick rechts: keine Bären: go!

Wir überspielen nur kurz die Fotos aufs Macbook, dann starten wir schon Richtung Abendessen. Wir wollen heute früher unser Glück versuchen, vielleicht ist es dann nicht so voll in der Jasper Brewing Company. Erfolg! Wir bekommen die beiden letzten Plätze draussen. Sechs eigene Biere vom Fass stehen auf der Karte - ich nehme alle! Wirklich, aber als Bierprobe. Das sind 6 kleine Gläser, davon 2 mit IPA-Bieren; ein Stout gibt es auch. Lecker, sehr herb und abwechslungsreich. Und: ungewöhnlich! Bei einem Bier wurde Honig und Koriander im Brauprozess hinzugefügt. Und wer es besonders „Citrus“ mag, kann ein IPA bekommen, das von einem Mandarinenbier „getoppt“ wird. Eine Mischung also. Nichts für schwache Reinheitsgebotsenthusiasten.

Gabi trinkt wieder mal ein Cider und nimmt „Fish & Chips“ dazu. Ich bekomme nochmal eine riesige Nacho-Pfanne. Lecker!! Auf dem Rückweg kaufen wir im Liquor-Store noch eine kleine Flasche Tanqueray-Gin. Daraus nehmen wir gleich ein kleines Gläschen auf der Bettkante. Das ist bestimmt gut nach der Fettattacke beim Abendessen.

Jetzt ist alles geschrieben und bearbeitet. Gerade habe ich noch mit einem lieben Freund telefoniert, der mit seinem Bruder in Nieukerk die Nacht zum Tag gemacht hat. Ganz liebe Grüße in die Heimat an alle!! Uns geht es bestens!

Tagesetappe: 154 Kilometer
Übernachtung: B & B Kiran Accommodations, 225 Bonhomme Street, Jasper, AB T0E 1E0

"This is Canada to us!"

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Jürgen auf dem Berg Trail, Mount Robson PP, British-Columbia

Um ca. 08:30 Uhr starten wir ins nächste Abenteuer. Vorher einen schnellen Kaffee auf dem Zimmer, Sachen packen und ab gehts. Tür auf - links, rechts, immer noch kein Bär - Klamotten ins Auto uns los. Brrr - 1 Grad über Null, sehr frisch. Es ist unverkennbar: der Winter naht in den Rockies. Denen kehren wir heute den Rücken, kommen aber in gut 2 Wochen nochmal wieder und dann müssen wir rüber kommen - mal sehen!

So ganz können wir uns aber noch nicht trennen vom Jasper NP. Ganz in der Nähe liegt der Pyramid Lake und da wollen wir in der Frühe doch noch mal eben vorbeischauen. Nach 8 Minuten sind wir schon am vorgelagerten Patricia Lake und weitere 2 Minuten Fahrtzeit sind es dann noch bis zum Pyramid Lake. Es ist früh, es ist kalt, kaum jemand ist unterwegs. Leichter Nebel wabert übers spiegelglatte Wasser. Tja Georg, ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Seen liegen wieder so ruhig da, obwohl ein Kanu kreuzt. Traumhaft!

Zurück in Jasper tanken wir kurz, nehmen Kaffee in unseren Yeti-Bechern mit und ebenso ein paar Sandwiches fürs Frühstück.

Über den Yellowhead Highway erreichen wir die Passhöhe (1.131 m). Es ist der am niedrigsten gelegene Pass hier in den Rocky Mountains und er ist gleichzeitig Wasserscheide. Auf der Passhöhe passiert vieles gleichzeitig: wir wechseln von Alberta nach British-Columbia, damit wechseln wir auch die Zeitzone (und sind ab sofort 9 Stunden hinter Deutschland zurück) - und zu guter Letzt wechseln wir hier auch vom Jasper NP in den Mount Robson Provincial Park (PP). Keine Frage: auch hier gibt es einen See. Der Yellowhead Highway wird uns heute bis Clearwater begleiten. Übersetzt heißt das in Etwa „Blondschopf-Highway“.

Die Ursprünge des Yellowhead Highway gehen zurück auf das Jahr 1819, als der Trapper und Irokese Pierre Bostonais (1805–1827) mit dem Kosenamen „Blondschopf“ von der Hudson’s Bay Company als Führer durch die kanadischen Rocky Mountains angeheuert wurde. Der heute als „Yellowhead Pass“ bekannte Übergang diente den hier siedelnden indigenen Völkern seit langer Zeit als Handelsroute, die bei den frühen Expeditionen genutzt wurde, doch erst die Errichtung der Eisenbahnlinie der Grand Trunk Pacific Railway führte zur Erschließung des Gebiets. Heute sind wir hier.

Vorbei am langgestreckten Moose Lake erreichen wir das Visitor Center des Mount Robson PP. Der Mount Robson ist mit 3.954 der höchste Berg in den kanadischen Rocky Mountains. Sein schneebedeckter Gipfel vor blauem Himmel haut uns echt aus den Socken. Überhaupt: was haben wir bisher für ein Glück mit dem Wetter? Heute ist der perfekte Tag. Zwar ist es noch sehr frisch, aber die Farben knallen einfach nur. Ob es das Herbstlaub, der Himmel oder die Farben in den Flüssen und Seen sind - der Sättigungsregler steht auf Rechtsanschlag - und das ohne Bildbearbeitung. Hier vom Visitor Center hat man echt den besten Blick auf den majestätischen Berg.

Wir hatten offen gelassen, ob wir hier eine Wanderung machen. Der „Berg Trail“ ist insgesamt 29 km lang, wurde aber letztens durch Lawinen und Erdrutsche unbegehbar gemacht. Der Wiederaufbau findet in 3 Phasen bis Ende 2025 statt. Das erste Teilstück (5 km) bis zum Kinney Lake ist gerade fertig geworden. Bei dem Wetter können wir nicht anders: wir stiefeln los.

Einsam ist es hier; wir wandern durch dichten, z.T. schummrigen Wald, der oft an Regenwald erinnert mit seinen Moosen und Farnen. Auch Redwoods gibt es hier. Dann bricht der Wald auf und vor uns liegt der imposante Mount Robson im gleißenden Sonnenschein. Wir bimmeln vor uns hin - keine Bären- und Menschenseele ist zu sehen. Später tauchen einzelne Wanderer auf; alle sind ernsthaft unterwegs, keine Fellpantöffelchen. Der Weg führt immer am tosenden Fraser River entlang.

Nach gut 4,5 km erreichen wir den Kinney Lake - und wieder spiegelt sich die Welt im See. Wir machen einige Bilder, gehen am Ufer entlang und genießen die Schönheit der Natur. Zwei übermütige Jungs springen ins eiskalte Wasser. Nochmal: brrrr ….

Auf dem Rückweg kommt uns ein Paar mit fünf Huskies entgegen. Herrliche Tiere. Die fahren im Winter bestimmt Schlitten mit den beiden. Wir ziehen die Jacken aus - in der Sonne ist es jetzt richtig heiß. Nach gut 2,5 Stunden haben wir die Strecke geschafft und sind zurück am Auto. Fast 10 km waren das, bergig, aber super zu gehen.

Nun liegen weitere 2,5 Stunden Fahrt vor uns. Der Weg ist das Ziel und mit 100 km/h rollen wir entspannt nach Westen. Das Panorama vor uns: endless Highway - fantastische Bergkulisse - ein Genuss! Genau so haben wir uns Canada vorgestellt - sagenhaft!

In Clearwater machen wir Stopp am Visitor Center. Hier wird der Tagesplan für morgen bestätigt. Unsere Planungen sind machbar. Wettervorhersage: 27 Grad Celsius.

Wir beziehen unser großzügiges Zimmer und sind 15 Minuten später schon wieder unterwegs: wir benötigen dringend neues Wasser. Und wir kaufen unser Abendessen im Supermarkt. Heute geht es mal ganz gemütlich und ohne Trinkgelder zu, denn wir haben einen Balkon. Dort verspeisen wir ein 3-Gänge Menü: als Vorspeise gibt es Nan-Brot mit Dip sowie Whiskey-Pepper-Räucherlachs. Als Hauptgang folgt Mac’n Cheese mit Chicken-Wings und Coleslaw und zum Nachtisch frische Ananas mit einem Gin-Tonic. Es könnte uns schlechter gehen! Muss aber nicht, wir haben Urlaub! Bis morgen!

Tagesetappe: 154 Kilometer
Übernachtung: Quality Inn & Suites Clearwater, 360 Eden Road, Clearwater, BC V0E 1N2

"Fish are jumping ..."

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Gabi am West Loop Trail, Salmon Viewing Plattform, Wells Grey PP, British-Columbia

„… and the cotton is high!“ So lautet eine Textzeile aus dem wunderbaren Lied „Summertime“ von Ella Fitzgerald. Nein, die haben wir heute nicht getroffen. Dafür aber zahlreiche springende Fische - und Sommer ist hier auch!

Es ist sehr gut, dass es nach den Hammertagen im Banff- und Jasper NP nun etwas ruhiger wird. Es war ein wunderbarer Tag, aber eben „normaler“ und nicht ganz so abgedreht.

Wir lassen es ruhig angehen heute Morgen. Erstmals gibt es Frühstück im Hotel. Und zwar typisch amerikanisch mit allem: Bratkartoffeln, Omelettes, Hackpatties und -rollen, Eiern, Pfannkuchen, verschiedenen Bageln, dem ganzen Süßkram, Obst, Joghurt, Kaffee, Säften etc. Da kann der Tag kommen!

Wir fahren in den Wells Gray PP, der gleich hier beginnt. 58 km reicht die Straße in den Park - wir fahren sie komplett ab, die letzten 20 Kilometer unpaved, also offroad. Auf dem Weg liegen Trails, hauptsächlich zu Wasserfällen. Für die ist der Park bekannt - und für seine große Population an Schwarzbären. Die Wasserfälle tun, wofür sie bezahlt werden: fallen. Die Bären sind auf Klassenfahrt - jedenfalls was uns angeht. Nix zu sehen. Wir bimmeln wohl zu viel? Die junge Dame aus Nijmegen, die wir heute drei mal (!) getroffen haben, hat gleich auf einen Schlag drei Bären gesehen, die vor ihr weggelaufen sind, obwohl es dafür nun wirklich keinen Grund gab.

Wir fahren als erstes die Spahats Falls an. Kurzer Trail, da donnert das Wasser in einen überdimensionierten Talkessel. Der Blick konzentriert sich auf die schwindelerregende Tiefe und die unendliche Waldlandschaft des Gebietes. Blöd nur, dass die Sonne genau über dem Wasserfall steht. Gegenlichtfotos dieser Art sind doof. Also beschließen wir, heute nachmittag nochmal hier zu stoppen, wenn wir wieder vorbei kommen.

Nächster Stopp: die Dawson Falls. Und die können sich echt sehen lassen mit den Stromschnellen des Murtle Rivers und dem ansehnlichem Wasserfall, der sich weniger durch seine Höhe (18 m) als durch die große Breite (91 m) auszeichnet. Wir nehmen auf Verdacht das Stativ mit. Volltreffer! Kann ich sehr gut gebrauchen hier. Mit dem ND 64 Filter und dem Stativ wird bei Blende 9 und einer 1/320 Sekunde schnell eine 1/4 Sekunde Belichtungszeit möglich. Das macht das Wasser weich. Schönes Bild, finde ich - es ist das erste des heutigen Tages. Wir schauen uns um und schießen noch einige Fotos.

Dann geht es auf Schotter weiter bis zum Straßenende am Clearwater Lake. Ende August/Anfang September wandern riesige Lachse zum Laichen in den Oberlauf des Clearwater River. Ein Trail führt zur Salmon Viewing Plattform. Und das Spektakel ist neu für uns, sowas haben wir noch nicht gesehen: die Lachse, die ja nun wirklich schon genügend Strapazen auf sich nehmen mussten, springen hier die Stromschnell hoch. Sie nehmen Anlauf und katapultieren sich aus den Stromschnellen die Felsen hoch. Und nicht jeder Anlauf gelingt - ganz im Gegenteil. Immer wieder versuchen sie ihr Glück. Respekt! Wir machen unzählige Fotos - verzeiht, dass (zu?) viele den Weg ins Fotoalbum gefunden haben - aber die Lachse haben sich das verdient.

Wir rollen die Strecke nun von hinten auf und nehmen als nächstes den Trail zu den Helmcken Falls. Die stürzen sich ganz schön in die Tiefe.

Auf Empfehlung aus dem Visitor-Center gestern steuern wir schließlich den Moule-Falls-Trail an. Drei Kilometer hin - und ebenso weit zurück führt uns der Trail durch wunderbaren Herbstwald. Der Wasserfall an sich ist eine Enttäuschung. Von oben kann man nix sehen - nur, dass sich das Wasser in die Tiefe stürzt. Wirklich interessant wird es erst, wenn man in den Talkessel hinaufsteigt und den Wasserfall frontal zu Gesicht bekommt. Dann kann man sogar hinter ihm her laufen. Das muss spektakulär sein. Wir sparen uns das aber. Andere Wanderer sagen, dass es heftig rutschig, steil und gefährlich ist, dort hinunter zu steigen. Und es sei fürchterlich anstrengend, wieder hinauf zu kommen. Uns reichen die 6 km. Wasserfälle aller Art haben wir schon genügend gesehen auf der Welt. Und uns erscheint es nicht angebracht, hier ein Risiko einzugehen. Trotzdem: eine tolle Wanderung!

Letzter Stopp: nochmal die Spahats Falls. Immer noch nicht optimal vom Licht her, aber ok. Die Falls hießen früher „Bear Falls“, wurden dann aber umbenannt. „Spahats“ heißt Bär in der Sprache der Natives.

Wir kaufen unser Dinner wieder im Supermarkt und lassen uns dann zu einem Sundowner im hoteleigenen Biergarten hinreißen. Local Beer aus dicken Einmachgläsern und ein Cider für Gabi. Lecker - wenn auch ein anderes Glas willkommen wäre.

Auf dem Balkon verputzen wir dann was wir gekauft und was Gabis daraus gezaubert hat: Sushi, Surimi, asiatischer Nudelsalat, Nan-Brot, Dip, Calzone-Tasche, eine Art Wurstbrötchen. Natürlich alles geteilt. Jetzt ist alles fertig und morgen folgt ein weiterer entspannter Tag. Jedenfalls haben wir bis auf den kurzen Transfer nach Sun Peaks noch gar nichts geplant. Lassen wir uns treiben und überraschen.

Tagesetappe: 124 Kilometer
Übernachtung: Quality Inn & Suites in Clearwater, 360 Eden Road, Clearwater, BC V0E 1N2

„Ich lieb die Berge …“

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Gabi auf dem Vista Trail, Sun Peaks, British-Columbia

„… meiner Heimat!“ So lautet ein Titel, den der liebe Paul aus dem Stubaital oft für uns und mit uns gesungen hat. So auch heute - und das passt perfekt zum heutigen Tag, auch wenn das hier (leider?) nicht meine Heimat ist.

Nach dem opulenten Frühstück räumen wir das Zimmer im Quality Inn Clearwater. Wir hatten in diesem riesigen Apartment zwei wirklich entspannte und erholsame Nächte.

Nachdem wir auch noch mit Vater geskypt haben rollen wir gegen 09:30 Uhr von Hof. Wir haben es nicht eilig heute; auf dem Plan steht: nichts! Ok: außer ankommen in Sun Peaks.
Ich entscheide mich für die Playlist mit Musik vom lieben Paul - das passt meines Erachtens sehr gut zum heutigen Tag. Die Sonne scheint, wir haben Urlaub und das heutige Ziel ist ein Skiort in den Bergen Canadas. Die 90-minütige Fahrt ist wieder ein Genuss. Wir gleiten super entspannt über den Highway und die Musik tut uns gut, denn auch die ist sehr abwechslungsreich. Landwirtschaft wird hier betrieben; überall gibt es Obst am Straßenrand zu kaufen.

Schnell sind wir in Sun Peaks angekommen und stellen fest, dass das hier wirklich genau so gut ein Ort in den Alpen sein könnte. Blauer Himmel, warm ist es und die meisten Leute sind sehr sportlich unterwegs.

Wir halten am Grand Hotel, denn hier logieren wir heute. Schaut mal auf das erste Bild bei den Fotos: die ganzen Häuser, die ihr dort seht, bilden das Sun Peaks Grand Hotel. Sehr geschickt gemacht: es sieht aus wie eine Siedlung - dabei ist es ein einziges Hotel (und zwar ein großes, ein sehr großes).

Unser Zimmer ist noch nicht fertig, wir können aber schon mal das Auto in die Tiefgarage stellen. Sehr gut. Mit leichtem Gepäck schlendern wir durch die wenigen Straßen, die fast komplett autofrei sind. Bis auf die „pre war cars“, die vom amerikanischen Automobilclub heute hier präsentiert werden. Die sind sehr alt und wie aus dem Ei gepellt. Edle Oldtimer, die wirklich eine Menge hermachen. Ich mache viele Bilder - einige findet ihr heute auf der Website.

Anschließend kaufen wir Tickets für den Sessellift (und müssen dabei neben unseren Namen auch Geburtsdatum, Mobilfunknummer und Mail-Adresse angeben - für den Notfall). Eins ist uns von Anbeginn an klar: das hier ist ein 1A-Skigebiet und im Sommer gehörten die Berge den Bikern und Hikern. Aktuell sind auf jeden Fall die Mountainbiker in der Überzahl. Selbst die Kleinsten haben schon ihren Übungsparcours und geben eine sehr gute Figur ab - inklusive Sprüngen.

Als wir mit der Bahn hoch schweben rasen unter uns die Biker entlang. Es gibt sehr viele Abfahrten für sie und ich lerne einiges dazu: die fahren artistisch, mit einem Affenzacken und springen zum Teil über Rampen (freihändig, mit Salto etc.). Wieder mal: atemberaubend! @Tim: this is your perfect playground!

Oben angekommen drehen wir eine Runde über den Vista Loop Trail. Und spätestens da sind wir wieder bei Paul, den Bergen seiner Heimat, den Blumen, der Freude am Bergwandern - und der Musik. Eben im Lift hat Gabi sogar „Hoch über der Welt“ aus dem Musical „Der Glöckner von Notre Dame“ zum Besten gegeben.

Ok - break: ich schreibe diese Zeilen im Pub an der Bar und der engagierte Musiker, der hier die Gitarre inkl. elektronischem Drumset bedient, spielt gerade sein zweites Stück: „Heart of Gold“ - eine der Paradenummern von Paul! Ich werd verrückt, heute passt auch einfach alles zusammen.

Wo war ich? Vista Loop Trail. Blumenwiese, Bergwandern, hoch über der Welt, fernab aller Sorgen, frische Luft, Aussicht! Perfekt. Der Wegweiser zu den Bergen dieser Welt zeigt auch einige, die wir schon besucht haben.

Was fehlt? Eine Hütte mit einem gezapften Bier! Die gibt es tatsächlich an der Bergstation. Und wir perfektionieren den Tag weiter: auf der Terrasse mit ebenfalls toller Aussicht, Cider und IPA vom Fass (was anderes gab es hier heute nicht).

Wieder unten im Ort ist unser Zimmer noch immer nicht fertig. Wir waren auch einfach viel zu früh. Also weiter mit der Gemütlichkeit: Das 5fourty Cafe hat eine Außenterrasse, local Beer on tap und Wings (Buffalo-Style, sauscharf) sowie Tater Tots mit Dips - we love it. Und wisst ihr was? Der junge Mann, der uns dort so freundlich bedient hat, sitzt jetzt hier neben uns hier an der Theke!

Dann beziehen wir unser Zimmer - sehr schön, Grand Hotel eben. Da das Wetter perfekt ist und bestimmt nicht immer so bleibt in den nächsten Tagen, zieht es uns raus an die Luft. Also gehen wir an den Pool und legen uns in die untergehende Sonne. Als die dann weg ist ziehen wir wieder los und - es ist Samstagabend! - landen hier in diesem Pub, der im Grunde auch zum Hotel gehört, aber einige Minuten Fußweg entfernt liegt. Nach dem ersten Bier erfahren wir, dass es gleich Live-Musik gibt und so hole ich das Macbook kurzerhand (Korrektur: ich habe mich komplett verlaufen in dem riesigen Hotelkompley und es hat geschlagene 30 Minuten gedauert, bis ich wieder neben Gabi sitze) hierher und jetzt habe ich alle Hausaufgaben an der Theke gemacht - inkl. Bierchen und Live-Music. Die nette Kellnerin schwatzt hin und wieder mit uns, empfiehlt das nächste Bier vom Fass - das reduziere ich zu Hause wieder mächtig!

So, fertig - ich konzentriere mich jetzt auf die wirklich gut gespielte Musik, es wird immer mehr „Country“ und die Leute rasten langsam aus. Da mach ich mit! Bis morgen!!

PS: unbelievable: Bob Marley goes Country!

Tagesetappe: 132 Kilometer
Übernachtung: Sun Peaks Grand Hotel, 3240 Village Way, Sun Peaks, BC V0E 5N0

Sky to Sea ...

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Jürgen am Beachside Drive, Parksville, Vancouver Island, British-Columbia

In Whistler hängen die Wolken wieder tief- wie vorgestern. Und ein ganz klein wenig nieselt es auch. Wir reisen ab! Eigentlich hatten wir noch Optionen auf dem Weg. Aber die Frage ist: wie voll sind die Fähren? Wir haben ein Ticket ohne Zeitbindung. Aber bekommen wir einen Platz auf der Fähre nach Vancouver Island oder müssen wir bis abends warten? Kein Risiko! Angesichts des bedeckten Wetters fällt die Entscheidung leicht: um 08:30 Uhr rollen wir gen Westen.

Und das tun wir auf dem „Sea to Sky Highway“, der für die olympischen Winterspiele 2010 extra ausgebaut wurde. Die schnelle Verbindung von Vancouver (Sea) zum in den hohen Bergen gelegenen Whistler (Sky). Wir fahren die Strecke heute in umgekehrter Richtung - also quasi von „Sky to Sea“. Die Fahrt dauert planmäßig nur 90 Minuten - easy going. Die erste denkbare Fähre fährt um 11:05 Uhr. Das müsste zu schaffen sein.

Die Strecke ist super schön - Berge überall, manchmal denken wir, genau auf eine gigantische Felswand zuzufahren. Dann taucht rechts Wasser auf - das ist das „Inlet“ - das Meer, das bis tief ins Landesinnere reicht. Blöder Stau, den Google Maps da anzeigt. Ankunft Horseshoe Bay, wo die Fähre startet, erst um 10:45 Uhr. Das wird zu knapp. Dann Google: die Verkehrslage entspannt sich. Wir uns auch - passt!

Wir haben ein Ticket für die Fähre und kommen problemlos um 10:15 Uhr durch den Check in. Lane 4! Wir reihen uns ein. Fähre fahren kennen wir von Seattle. Ist wie bei uns Bus oder Zug fahren, nur mit Auto und: pünktlich und perfekt organisiert! Wir sehen online, dass die Fähre um 10:30 Uhr „full“ ist. Das war knapp. Um 10:50 Uhr ist Boarding, alle rollen los und in 15 Minuten sind 362 Autos (inkl. LKWs, Camper etc.) an Bord. Bis zu 1.500 Passagiere kann die „Queen of the Oak Bay“ befördern. Um 11:10 Uhr haben wir abgelegt. Ich mache noch ein schnelles Foto zurück: da stehen schon die nächsten Autos für die nächste Fähre. Die haben es echt drauf! Wenn ich bedenke, wie schwierig es ist, bei uns einen Zug pünktlich fahren zu lassen (wenn er überhaupt fährt) - gruselig!.

Es ist weiterhin bedeckt, aber manchmal kommt die Sonne raus. 100 Minuten dauert die Überfahrt. Der Wind weht kräftig, Boote fahren vorbei, leider tauchen keine Wale auf. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem leckeren Starbucks-Coffee und schwups, sind wir in Nanaimo Bay angekommen. Wir stehen sehr eng im Unterdeck, sind aber alle blitzeschnell von Bord gefahren.

Uns führt der direkte Weg zum Hotel in Parksville. Zimmer gut, Klamotten gerichtet - es ist noch früh. Das Wetter ist wieder bedeckt; wir fahren zum Mac Millan Provincial Park. Auf dem Weg: „The Old Country Market“. Hier stehen normalerweise Ziegen auf dem Dach - kein Scherz! Schaut mal das Bild nach dem Holzschild - auf dem Gründach tummeln sich normalerweise Ziegen. Wasserscheues Gesindel! Ein bischen Nieselregen und die Zicken zicken! Nix zu sehen; einmal lässt sich eine sehen, aber bis die Kamera oben ist, ist sie schon wieder weg. Egal: wir kaufen Nektarinen und Trauben am Farmers Market. Und dann gucken wir noch in den Country Market rein. Hier bekommst du alles, was du für die asiatische, mexikanische oder amerikanische Küche benötigst: alle Soßen, alle Gewürze, alle Werkzeuge und noch viel mehr. An der Decke: bunte Lampions. Schön - das Geschäft benötigen wir zu Hause. Da wären wir regelmäßig, um ferne Küchen köstlich kochen zu können. Direkt nebenan: ein verrücktes Türmchen - Disneyland? Ein Foto ist es Wert!

Jetzt aber zum Mac Millan PP. Dort wartet 800 Jahre alter Wald auf uns. „Douglas Fir“ (eine Tannenart) hat sich hier im Inneren der Insel breit gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes! Das ist in etwa so, wie auf der Olympic Peninsula bei Seattle. Nicht ganz so spektakulär. Aber für heute genau richtig. Es nieselt leicht! Was machen wir? „Wir gehen im Wald - da is eher trockener!“ Jap - und es kommt sogar die Sonne raus. Auf dem „Old Cathedral Grove Trail“ und dem „Old Grove Trail“ (ich habe nie behauptet, die Canadier seien einfallsreicher mit der Namensgebung als die Amis!) Machen wir diverse Fotos. Grün, grün, grün, knarzige Rinden, stehende und umgefallene Riesen, Bäume, die auf toten Bäumen („Nurse-Trees“) wachsen - schön!! Natur eben!

Zurück in Parksville wollen wir noch kurz ans Wasser. Wir finden den Weg. Die Sonne scheint, die Farben knallen, das Meer ist endlos. Urlaub!

Jetzt: Hunger! Was tun? Da melden sich Silvia und Dirk (das super nette Paar vom Blackcomb Mountain gestern) per WhatsApp. Sie gehen Seafood essen und haben eine Empfehlung. 650 Meter Fußweg? „Da simmer dabei - das ist prima!“

Wir haben zu viert einen sehr, sehr schönen Abend mit ein paar Bierchen und super Seafood-Pasta etc. Mmmmmh - lecker! Dann verabschieden wir uns. - vielleicht sehen wir uns am Wochenende in Victoria?

Work done, Photos finished, Diary finished - now: upload! See you tomorrow, we are headed to Telegraphe Cove - north! Long Trip, to the middle (or upper north) of nowhere!

Tagesetappe: 207 Kilometer
Übernachtung
: Coast Parksville Hotel, 374 West Island Highway, Parksville, BC V9P 1K8

What a famous Hike Day!

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Gabi auf dem Deckers Loop Trail. Blackcomb Mountain, Whistler, British-Columbia

Wettervorhersage: war komplett falsch! Der Tag: war ein sensationell schöner Hiking-Day am Blackcomb Mountain. Im Ernst: nach dem, was uns gestern für heute hier ein Wetter prognostiziert wurde, hätten wir heute keinen Berg sehen dürfen. Das klang wirklich düster gestern Abend. Um so größer war unsere Überraschung, als wir heute morgen aus dem Fenster schauten: Wolken - aber auch blauer Himmel.

Wir machen uns gemütlich fertig und fragen dann an der Rezeption nach den Möglichkeiten. Ein junger Mann wird als Experte für Wandertipps bezeichnet und vorgeschoben. Er empfiehlt uns, etwas Geld in die Hand zu nehmen für die Seilbahnfahrt auf den Blackcomb Mountain und dann dort den „Deckers Loop Trail“ zu absolvieren. Sein Lieblingswanderweg hier und bei etwas Glück werden wir von grandiosen Aussichten auf die Gletscher der Umgebung belohnt. 90 Minuten veranschlagt er für den Trail - und so steht es auch auf der Beschreibung an der Seilbahn.

So weit, so gut. Wir ziehen erstmals die Wanderstiefel an, packen ein, was nötig ist, ziehen uns warm genug an und suchen das „Upper Village“, denn dort startet die Seilbahn. Die ist gut zu Fuß erreichbar - aber nicht ganz so leicht zu finden. Als ich die Tickets kaufe, habe ich wahrscheinlich Anteile an dem Seilbahnunternehmen erworben - hoffentlich lohnt sich das!

Wir schweben dem Himmel entgegen und genießen die Auffahrt. Seilbahnfahren gehört wirklich zu den Dingen, die wir sehr, sehr gerne machen. Oben dann alles noch recht bedeckt und: die Karte - ok, bis zum Deckers Loop Trail muss man vorher noch den Alpine Loop Trail und den Overload Trail bewältigen. Wir benötigen für dieses „Intro“ eine Stunde. Es geht ganz schön rauf und runter und zum Teil durch dichten Wald. Da wir alleine sind zur Zeit hängen wir die Bimmel raus und klingen ab nun wieder wie eine Herde beim Almabtrieb. Kein Wunder, dass wir keine Bären treffen: wir vertreiben sie ja ständig aktiv.

Der Deckers Trail ist „schwarz“ gekennzeichnet und ich habe echt Respekt, dass Gabi den mit mir so ohne zu murren in Angriff nimmt. Im Gegenteil: sie bestimmt vorweg das Tempo - so sind wir es gewohnt und so stellen wir auch sicher, das ich nicht überpace. Es geht steil bergan, zum Teil auch sehr steil und zwar über Stock und Stein. Alles machbar, aber dass kostet Kraft. Die Sonne kommt immer mehr zum Vorschein und es ist einfach eine klasse, wenn auch sehr anspruchsvolle Wanderung.

Im oberen Teil des Grates - wir sind hier wirklich hochalpin unterwegs - wird es dann technisch noch etwas anspruchsvoller. Es geht gut 45 Minuten über Felsblöcke und wir müssen wirklich jeden Schritt bedenken. Sich hier zu vertreten wäre nicht gut. Außerdem müssen wir „Pathfinder“ spielen, denn der Weg ist zum Teil gut versteckt in der Felswüste. Das macht alles sehr viel Spaß, kostet aber Konzentration und Kraft.

Oben an einem kleinen See treffen wir dann eine Dame, die hier in Whistler wohnt. Wir quatschen etwas und sie macht ein schönes Bild von uns. Von hier oben ist die Aussicht auf die gegenüber liegenden Gletscher wirklich atemberaubend.

Der Weg „runter“ geht auch immer wieder mal steil hinauf. Alles sehr kräftezehrend. Am Wegesrand sitzt ein kleiner „Pica“, ein Pfeifhase. Den kennen wir aus den USA. Und hier macht es sich auch bezahlbar, dass ich das schwere 70-200 mm Objektiv mit meinem zweiten Body ständig durch die Gegend schleppe. Wir haben für die „Loop“ gut zwei Stunden benötigt und waren bestimmt nicht die Langsamsten hier heute. Die Kletterei oben kostet aber Zeit, wenn man den Weg nicht kennt. Jetzt folgt noch der Rückweg zur Seilbahn als „Outro“ - puh!

Wir treffen ein deutsches, freundliches Paar aus der Nähe von Bielefeld und unterhalten uns gut, denn wir haben zum Teil die gleiche Route und uns viel zu erzählen. Gemeinsam wandernd vergeht die Zeit auf dem Rückweg auch besser.

Gabi kommt an ihre Grenze, sie mobilisiert die letzten Körner. Trotzdem zeigt sie nochmal, welchen Grad wir eben noch hochgekraxelt sind. Auf den Felsen nebenan genießen fette Murmeltiere die famose Aussicht. Wir erreichen die Bergstation und benötigen jetzt dringend eine Pause und 2 Strongbow Cider. Zu viert genießen wir die Aussicht und den Tag. Dann fahren wir ab und entspannen erst mal auf dem Zimmer.

Abendessen nach einer Dusche ist jetzt angesagt. In der Old Spaghetti Factory wollen sie uns 30 Minuten warten lassen. Nö - da gehen wir doch lieber in die Crystal Lounge gleich nebenan. Ein Glücksgriff! Gemütlicher Pub, (fast?) nur Einheimische, die Pool spielen und Bier zum Teil per Pitcher trinken. Respekt, das sind 1,7 Liter. Die Speisenkarte entspricht teilweise der Factory nebenan. Sie teilen sich die Küche. So kommt Gabi nochmal zu ihren Spaghetti und ich zu meinen Nachos. Lecker Bier vom Fass, coole Atmosphäre - perfekt.

Das war wieder mal ein super Tag - und so völlig unerwartet! Wir hätten niemals gedacht, heute 4,5 Stunden nonstop durch hochalpines Gelände zu kraxeln, dabei gute Sicht zu haben und vom Regen verschont zu bleiben. Und ich habe mal wieder über 20.000 Schritte auf der Uhr. Die Beine sind schwer, aber: das war der komplett perfekte Hiking-Day. Wir sind so was von platt und schlafen uns jetzt aus.

Morgen geht es für 5 Nächte nach Vancouver Island und mit dem Pazifik kommt eine neue, spannende Komponente ins Spiel. Jipi!!

Tagesetappe: 11,5 Kilometer hochalpine Wanderung
Übernachtung: Crystal Lodge, 4154 Village Green, Whistler, BC V0N 1B4

Hauptsache: Holzfällerhemd!

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Jürgen bei der Kaffeepause, Qualicum Beach, Vancouver Island, British-Columbia

Ob dieser recht faule Tag mal schnell erzählt ist? Mal sehen:

Diese Nacht war viel, viel besser. Wir schlafen tief, fest und lange. Dann packt Gabi die Sachen und macht Kaffee, während ich den gestrigen Tagebucheintrag schreibe. Um 09:00 Uhr sind wir so weit - die Hütte mit unserem Zimmer Nr. 12 liegt im schönen Sonnenlicht. Das reichte aber auch nicht, um das Duschwasser anzuwärmen. Naja, da war wohl ein Fehler im System - das Zimmer war sehr schlicht, passte aber absolut zu dieser Ansammlung von Holzhütten.

Über 3 Stunden Fahrt zurück nach Parksville liegen vor uns. Pläne haben wir überhaupt noch keine - wir lassen uns treiben. Als ich auf den BC-Hwy. #19 einbiege schreibt das Navi, dass wir nur 302 km geradeaus fahren müssen, dann sind wir da! Die Straße liegt im gleißenden Morgenlicht - wieder Bilderbuchwetter! Tempomat auf 100 km/h und: rollen lassen. Es ist kaum ein anderes Auto zu sehen. Ab und zu vertreten wir uns die Beine, genießen die Herbstfarben und die Ruhe. Während der Fahrt verwöhnt mich die beste Beifahrerin von allen mit Leckereien: mal sind es Chips, mal Träubchen, dann wieder Wasser oder mundgerecht geschnitzte Nektarinenstückchen. Ich muss gar nix sagen, sie weiß, wann etwas angesagt ist. Verwöhnurlaub!

Hinter Campbell River verlassen wir die Schnellstraße und wechseln wieder auf den Oceanside Drive, den BC-Hwy. #19A. Das ist die Nebenstrecke - langsamer zwar, aber fast immer am Wasser und es gibt mehr zu sehen. In Qualicum Beach lassen wir den Blick übers Wasser streifen. Etwas weiter halten wir am Visitor Center. Dort bekommen wir wie immer gute Tipps. Tipp Nr. 1: Das „Flyte Cafe“ im Wohnwagen gleich nebenan. Gabi ordert einen Latte, ich nehme einen „Nitro Latte“. Das ist ein kalter Kaffee, der mit Stickstoff aufgeschäumt und dann auf Eis geschüttelt wird. Das ergibt eine cremige Krone wie beim Guiness - klasse! Auf einer Bank am Wasser genießen wir unsere Getränke und lesen die neuesten Nachrichten von zu Hause.

Tipp Nr. 2: die „Little Qualicum Fish Hatchery“; es sind nur 10 Minuten Fahrtzeit. Hier können die Lachse ihren Nachwuchs bekommen. Die im klaren Wasser stehenden Fische würden eine gute Pfanne voll ergeben.

Tipp Nr. 3: Qualicum Downtown und dort insbesondere die kleine Bäckerei. Ein Stück Cranberry-Streuselkuchen und eine „spicy chicken roll“ kommen jetzt genau richtig nach dem Kaffee eben. Und die schnuckelige Downtown mit Herbstfarben, schicken Läden und dem großen Wandgemälde kommt super rüber.

Jetzt ist es 15:15 Uhr und wir checken im gleichen Hotel ein, das wir erst am Dienstag verlassen haben. Das Zimmer gleicht dem letzten wie ein Ei dem anderen. So ist schnell ausgepackt und wir sind bei herrlichem Sonnenschein schon wieder unterwegs.

Nächstes Ziel: der Englishman Falls PP - Fahrtzeit 15 Minuten. Auf dem Weg liegt der Old Country Store und bei diesem schönen Wetter …. Jawohl, da krabbeln die Ziegen übers Dach. Verrückte Idee, aber bzgl. Marketing unschlagbar! Das merkt sich jeder!

Wir nehmen den Englishman Falls Trail. Zur Ansicht von oben sind es nur einige Minuten Fußweg. Um die Loop zu vollenden, müssen wir aber noch ein ganzes Stück hinab bis an den Grund des Canyons. Ich frage ganz beiläufig, ob Gabi denn das Bearspray dabei hat - hier ist es nämlich wieder ziemlich einsam. Nö, hat sie nicht. Es sei doch klar, dass man bei den hiesigen Black Bears nur „Buh!“ machen müsse und die laufen weg. Außerdem habe sie ihr Holzfällerhemd umgebunden - da wüssten die Bären schon, was die Stunde geschlagen hat! Kann ich nicht entkräften, dieses Argument. Unten am Canyongrund gibt es auch wieder einen farbintensiven See mit glasklarem Wasser.

Auf dem Rückweg erneuern wir im Liquor Store noch unseren Weinvorrat - mit Coupon aus einem Prospekt spart Gabi einige Dollar. Wieder am Hotel machen wir uns auf den Weg zum nebenan gelegenen chinesischen Restaurant. Hatten wir noch nicht diesen Urlaub. Es gibt Buffett mit sehr viel Seafood - insgesamt richtig prima. Leider gibt es heute mal kein Bier von Fass, da tut es auch eine Diet Pepsi.

So -fertig. Das war ein „lazy day at the sea“. Morgen geht es in die Hauptstadt von British Columbia: Victoria. Auf dem Weg dorthin und dort wird es wieder einiges zu sehen geben! Gute Nacht!!

Tagesetappe: 372 Kilometer
Übernachtung
: Coast Parksville Hotel, 374 West Island Highway, Parksville, BC V9P 1K8

Das Zimmer am Ende des Universums

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Jürgen in Telegraph Cove, Vancouver Island, British-Columbia

Here we are! In the north, at the end of the universe! So komme ich mir jedenfalls vor. Und das ist auch so! Wie sind wir hier gelandet? Das kam so:

Wir haben uns die Route ja von CANUSA planen und vorschlagen lassen. Das haben sie nach unseren Wünschen ausgerichtet: viel Natur, wenig Stadt, Möglichkeiten, etwas zu erleben, zu wandern, sich zu bewegen - und natürlich außergewöhnliche Erlebnisse einzubauen. Naja - die haben einen guten Job gemacht! Die Route war wirklich gut bedacht bisher. Auch zu den Unterkünften bisher ist zu sagen, dass diese den amerikanischen Standard (den wir bislang gewohnt sind) deutlich schlagen. Sowohl bezüglich Ausstattung, als auch Zimmergröße, Sauberkeit, Qualität und Lage waren wirklich alle Unterkünfte bisher perfekt! Wenn ich an die Crystal Lodge in Whistler denke, komme ich immer noch nicht aus dem Staunen heraus. Aber wie sagte mir die nette Dame am Discovery Fishing Pier in Campbell River heute: das lassen wir uns auch was kosten! Das stimmt natürlich auch - hier ist alles etwas „pricy“.

Dass wir auch Vancouver Island bereisen möchten, war klar. CANUSA hat uns 5 Nächte hier geplant und dabei für 2 Nächte in den hohen Norden geschickt. Ans Ende der Welt - oder gar ans Ende des Universums? Naja, jedenfalls ist hier: nichts! Klar: Bäume, Wald, Meer, Natur etc. ist vorhanden. Zivilisation? Ja, etwas. Ruhe? Auf jeden Fall - absolute Ruhe, abends klappen sie hier die nicht vorhandenen Bürgersteige schon um 16:00 Uhr hoch. Wifi? Nö! Und sonst? Fangen wir doch einfach wie immer vorne an:

Gute Nacht im Coast Parksville Hotel. Tschüss, wir kommen Freitag wieder (und haben dann wieder Wifi - Jippie!). Ich bepacke das Auto, Gabi bereitet 2 Cafe Latte an einer Maschine, die sogar auf einem iPad-großen Monitor live anzeigt, was die Maschine gerade macht. Barista-TV würde ich das nennen. Als ich fertig bin mit packen schleppt sie unsere Yeti-Becher mit der heißen Brühe an. Aufbruch - das Navi steht auf „Nord“! 4 Stunden Fahrt liegen vor uns.

Erste Überraschung: auf dem BC-Hwy. #19 darf ich 110 km/h schnell fahren. Das räumt, der KIA läuft wie ein Döppken. Kaum ein anderes Auto - Cruise Control rein und einfach rollen lassen. Vor Campbell River verlassen wir den komfortablen Highway zugunsten der #19A. Die führt „über Land“ und kommt näher ans Wasser ran. Nebenstrecke! Ganz daneben, wirklich - wo sind wir hier? Hier sagt der Hase dem Igel gute Nacht, aber hier wohnt es sich auch schön - und einsam. Schönes Haus, Pferdekoppel, viel Grün im Vorgarten - einfach viel Platz rund ums Haus.

Wir halten an einer Rest-Area am Wasser. Viele Baumstämme liegen hier rum, „Logs“ heißen die hier. Wir vertreten uns die Beine und machen ein paar Fotos. Ich hebe einen der Stämme an; schwerer als man denkt. Ich habe aber auch noch nicht gefrühstückt!

Nächster Stopp: der Discovery Fishing Pier in Campbell River. Der Parkplatz liegt direkt am Visitor Center, dass sich wiederum im Maritime Herritage Center befindet - das Gebäude ist einem Leuchtturm nachempfunden. Hier holen wir uns Karten und Tipps für den Tag.

Anschließend wandern wir natürlich über den Fishing Pier. Türkis ist dessen Farbe. Knallt wieder gut mit Gabis Holzfäller(innen)hemd. Wir könnten hier sogar eine Angel leihen und selbst auf die Jagd gehen. Nö! Statt dessen sprechen wir mit dem Fischer und seiner Frau, die es sich auf der Bank nebenan gut gehen lässt. So kann man seinen Mittwochvormittag auch verbringen: Kaffee trinken und dem Gatten beim Angeln zusehen. Der fängt dann sogar einen riesigen Lachs, lässt ihn aber unbeabsichtigt wieder von der Leine. Er ärgert sich sehr - das glauben ihm seine Enkel niemals. Doch! Werden sie müssen. Gabi hat die Beute geistesgegenwärtig fotografiert. Und das Foto bekommt er als Mail, damit Opa bei den Enkeln angeben kann. Leute in unserem Alter müssen zusammen halten!

Wir müssen tanken, bevor wir uns mit Warp-Geschwindigkeit an den Rand des Universums beamen. Und wir brauchen einen Brunch. Alles finden wir an einem der riesigen Einkaufsplätze mit zig Läden und 3 Tankstellen an der Nordausfahrt von Campbell River. Hier ist auch der „Real Canadian Superstore“ zu finden. Auch der macht sich gut vor dem blauen Himmel. Allein dessen Chipsabteilung (eines der wichtigsten Nahrungsergänzungsmittelregale) kommt einem normalen Aldi bei uns gleich.

Der Elk Falls PP hat nicht nur einen sehenswerten Wasserfall zu bieten, sondern auch die höchste Hängebrücke (suspension bridge) Canadas. Sowohl der Weg zur Aussichtsplattform für den Wasserfall als auch die heftig schwankende und sehr steil ausgebaute Brücke haben diese netten „Lochböden“, durch die man schön in die Tiefe gucken kann. Es gibt Leute, für die ist das nix. Uns macht das: nix! Außer Spaß!!

Nebenbei bauen die hier für die Wasserkraft. 3 gigantische Rohrleitungen haben sie hier 2021 entfernt. Jetzt bauen sie bis nächstes Jahr neue und bessere. Der Bulldozerfahrer hat jedenfalls Spaß - und Nerven, denn er ist auch im steilen Gelände cool unterwegs.

Auf dem Weg nach Norden machen wir einen kleinen Stopp am See und verputzen unsere Sandwiches. Leider wollen auch einige Wespen was abhaben und so ist die Pause schnell vorbei.

Pünktlich um 15:20 Uhr sind wir in Telegraph Cove. Und hier ist echt der Hund begraben. Es gibt einen historischen Boardwalk (Holzsteg) und einen RV-Campingplatz. That’s it! 1922 wurde hier ein Sägewerk betrieben, später aber wieder eingestellt.

Unser Zimmer ist in diesem roten Gebäude am Steg. „Putzig“ würde ich es mal nennen. Nicht zu vergleichen mit dem Komfort der vergangenen Tage, aber darauf kommt es hier auch nicht an. Tiny Little Bear hat einen fantastischen Ausblick auf den Hafen. Der ist eigentlich das Herzstück dieser Ansammlung von Holzhütten.

Beim Ceck-in frage ich, ob die Schilder, die hier überall auf „a lot of Black Bears“ hinweisen, für uns eine Bedeutung haben. Er meint sehr gelassen, dass kaum Gefahr droht, aber tatsächlich massig Schwarzbären hier unterwegs seien. Wir sollten unser Bear-Spray besser mitnehmen, wenn wir wandern gingen. Lachend berichtet er von dem jungen Mann, der letztlich joggen war, sich kurz umgedreht hat (Schulterblick) und - rumms! - voll in einen Schwarzbären reingerannt ist. Der habe sich wiederum so erschreckt, dass er schnell das Weite gesucht habe. Lustige Geschichte! Aber ich gehe ja nicht joggen.

Wir laufen noch was rum und machen einige Fotos. Dann gehen wir essen. Wo gehen wir denn heute mal hin? Nehmen wir doch mal das schöne (und einzige) Restaurant hier: das „Killer Whale Cafe and Restaurant“. Auch etwas „pricy“, aber sehr gut! Gabi hat eine Seafood-Carbonara und ich scharfe Thai-Noodles with Prawns. Sehr lecker!

Jetzt hocken wir in unserem Zimmerchen und die Tagesarbeit ist getan. Hochladen ist mangels Wifi heute nicht. Mache ich Freitag in Parksville.

Aber morgen wird es spannend. Das ist der Grund, dass uns die CANUSA-Leute hierher an den Rand der Welt geschickt haben: es gibt hier 2 Optionen, die außergewöhnlich und besonders sind: zum Einen leben hier fast 200 residente Orcas vor der Haustür. Und weitere Walarten, wie z.B. Buckelwale gibts hier auch. Silvia wusste gestern zu berichten, dass der ZDF-Mehrteiler „Der Schwarm“ hier gedreht wurde - aus gutem Grund! Andererseits werden von hier aus Grizzly-Touren per Boot angeboten. Dabei fahren sie dich 2 Stunden mit dem Boot in eine Art Fjord, wo die Grizzlies in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet werden können. Dazu werden die wenigen Gäste auf so eine Art „Floss“ umgeladen und dann an die Ufer gebracht. Auch „pricy“ - aber genau das haben wir für morgen gebucht. Um 06:30 Uhr geht es los. Ich stelle jetzt den Wecker und dann dürfen wir mal gespannt sein. Das könnte ein spannender und abenteuerreicher Tag werden - am Rande des Universums. Den (üblich) Haftungsausschlussbogen (wir sind alles schuld, die nix - wenn wir uns den Hals oder die Knochen brechen, ertrinken, gefressen werden, erfrieren, Platzwunden oder den Tod erleiden - unser Problem!). Wir freuen uns auf morgen!!!

Tagesetappe: 344 Kilometer
Übernachtung
: Telegraph Cove Resort, BOX 1, Telegraph Cove, BC V0N 3J0

Mission: Genuss!

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Gabi in der Mission Hill Vinery, West-Kelowna, British-Columbia

Die wesentlichen Themen heute: sensationelle Sandwiches und Ribs, Lachs (freischwimmend im Wasser) und: Wein - besser: das unglaublichste Weingut, das ich je gesehen habe! Im Großen und ganzen geht es also um Genuss. Und was das mit der „Mission“ auf sich hat, erfahrt ihr weiter unten.

Die Nacht im Sandman Inn war viel besser als erwartet. Vor allem war sie wieder lang. Das tut uns gut! Ich werde wach und denke: ob das Regen ist, der dort prasselt? Ich will’s nicht wissen, stecke mir die AirPods ins Ohr, mache eine Morning-Meditation an und die Augen wieder zu.

Einmal aufgestanden sind wir fix reisefertig. Die Wolken hängen sehr tief in den Bergen, die Strecke ist aber genau so atemberaubend schön wie gestern. Der BC-Hwy. #3, der uns auch gestern schon durch den Manning PP geführt hat, heißt „Crawsnest Highway“ - wir befahren also den „Krähennest-Highway“. Passender Name: rauf und runter, kreuz und quer geht die wilde Fahrt. Zwischendurch etwas Sonne. Wir haben es nicht eilig und beschließen, nicht die Umgehungsstraße von Keremeos zu nehmen, sondern mitten durch den kleinen Ort zu fahren - vielleicht finden wir Frühstück? Den KIA stellen wir am Straßenrand ab und schlendern einige Meter die Straße hinauf. Da: ein ganz kleines Cafe, direkt gegenüber! Gabi schnappt sich unsere Yeti-Becher, so benötigen wir schon mal keine Einwegbecher für den Kaffee. „KoolBeans“ heißt das kleine Cafe und die Inhaberin ist sehr nett. Zwei Cafe Latte bereitet sie flugs in die Yetis. Boh, ist der Kaffee lecker!! Dann noch zwei Sandwiches? Klar! Wir suchen das Brot aus, als Belag wählen wir Peperoni (das ist die scharfe italienische Salami) und Mozarella. Warm machen? Klar! Sie packt mein Ciabatta und Gabis Mehrkornsandwich in den Kontaktgrill. Inzwischen schneidet sie Tomaten etc. frisch auf. Kommt alles drauf: Salat, Gurke, Tomate, Zwiebeln, sogar frische Kräuter. Das ist ein richtig gutes Frühstück - frischer geht nicht!!

Zwischenstopps an einigen Viewpoints (mit Anglern) - die Wolken hängen immer noch tief. Dann erreichen wir vier Kilometer vor Peachland den „Hardy Falls Regional Park“. Ab Mitte September wimmelt es hier vor Kokanee Salmons, die bachaufwärts zu einem Pool unterhalb eines Wasserfalls schwimmen. Der ca. 1 km lange schattige Weg dorthin lohnt sich als als Kurzwanderung; das hatten wir ebenfalls bereits zu Hause rausgesucht. Und wirklich: im Fluss wimmelt es von Lachsen. Die sind z.T. rot und nicht so groß wie im Wells Grey PP (Mensch, fast 14 Tage ist das schon her: „fish are jumping …“). Und sie stehen immer vor und hinter den Stufen, die sie hinaufspringen müssen. Haben sie ein Stück geschafft, ruhen sie sich im „Windschatten“ eines Steins oder im Wasser liegenden Baumstamms aus. Was für eine körperliche Anstrengung! Wir genießen auch das Wanderung im leichten Gelände, viele Brücken überqueren den Bach und ermöglichen den Blick auf die fleißigen Lachse. Am Ende: ein kleiner, aber feiner Wasserfall. Sehr gut!

Vor Kelowna fahren wir dann komplett durch die Wolken. Es regnet heftiger. Einmal angekommen, wird es aber wieder besser. Wir stoppen kurz im City-Park, der sehr schön gelegen ist und neben ganz viel Grün auch „Washrooms“ zu bieten hat. Während Gabi dort ist, fotografiere ich die kleinen, putzigen Squirrels.

Da es noch früh ist und das Wetter noch nicht so toll halten wir noch am „Orchard Park“, dem größten Shoppingzentrum zwischen Rocky Mountains und Vancouver. Kelowna ist größer, als wir dachten! Wir schlendern dort herum und bewundern vor allem das riesige Angebot im Outdoor-Geschäft. Hier bekommst du alles, was du in der Wildnis oder zum Fitnessport benötigst.

Wir fahren zum Hotel. Und hier erlebe ich wieder diese „Franz-Nummer“. Am Check in ist man sich sicher, dass wir kein Zimmer reserviert haben. Unser Name steht nicht auf der Liste. Ich bin mir aber ganz sicher und lasse mich auch nicht aus der Ruhe bringen. Er möge doch bitte mal „Juergen“ als Nachname suchen und Franz als Vornamen. Treffer! Wir haben unser Zimmer. Ich erkläre ihm lachend die Zusammenhänge und er versteht! Ich kann mich nur wiederholen: gebt euren Kindern bitte internationale Namen (ohne Umlaut!) Und wenn es denn unbedingt zwei Vornamen sein müssen, dann setzt bitte den Rufnamen nach vorne! Das erspart euren Kindern später im Urlaub diese Situationen, dass sie nicht wissen, wie sie heißen (bzw. auf Passagierlisten, bei Hotelreservierungen etc.) geführt werden.

Das Zimmer ist super, der Tag ist noch jung, es ist trocken - ab jetzt wird es wieder besser (?). Also raus in die Natur. Die Sylvia hat mir den Tipp gegeben, unbedingt das Weingut „Mission Hill“ zu besuchen. Kelowna liegt im Okanagan Valley am gigantisch großen Lake Okanagan. Das Klima ist regelmäßig eher mild und Weinanbau ist hier Tradition. Also: Navi programmieren, 30 Minuten Fahrt und schon sind wir auf dem „Mission Hill“ im gleichnamigen - nun ja, nennen wir es mal „exklusiven“ - Weingut. So was habe ich echt noch nicht gesehen. Bei „Mission“ kann man ja leicht auf eine Verbindung zu „Kirche“ kommen. Passt! Schaut euch einfach die Bilder an - traumhaft. Die Lage und die Ausblicke von hier sind außergewöhnlich, Kunst am Bau und der Gesamteindruck tun ihr Übriges. Nice!! Genuss wird auch hier groß geschrieben.

Jetzt fahren wir wieder zum City Park, stellen unseren KIA für kleines Geld (hier bezahlst du auch 1,25 $ mit ApplePay) ab und erobern Downtown. Vorher gucken wir aber noch schnell an der Waterfront Promenade und im Visitor Center vorbei. Schließlich will der morgige Tag vorbereitet sein.

Downtown ist übersichtlich - viele Kneipen und Restaurants (die 1.000 Geschäfte sind ja bei den Malls am Stadtrand). Wir entscheiden uns für das „Memphis Blues BBQ“ - eine gute Wahl, eine SEHR gute! Das Lokal gehört zu den Top-10 BBQ in Canada! Bier vom Fass wie gewohnt, dafür heute aber mal Strawberry-Cider für Gabi. Mein Bier heißt „Memphis Blues Whiskey Amber Ale“ und war 4 Wochen in Whiskey-getränkten Okanagan-Bourbon-Barrels. Was es nicht alles gibt! Wir nehmen ein halbes (!) Rack Ribs mit Fries, Cole Slaw, und BBQ Beans und dazu einmal „Ribends“ - die wir noch nicht kennen. Das Fleisch kommt aus dem Smoker, der die Hälfte der offenen Küche einnimmt.

Leute -das war unfassbar gut! Ich habe schon viele Ribs gegessen. Aber diese hier und besonders die Ribends fielen von alleine auseinander. Ich musste das mit den Fingern essen. Das Fleisch konntest du zwischen den Fingern zerfasern und es flutschte nur so vom Knochen. Extrem „juicy“ war es zudem. Dann in diese rauchige, recht flüssige BBQ-Soße tauchen und einfach - genießen. Dazu im Hintergrund coole Blues-Musik und ein beeindruckendes Regal mit „Spirits“. Georg - das ist deine Kneipe (wegen der Musik!). Morgen soll es sogar Live-Musik um 17:00 Uhr geben. Chance auf Wiederholung: 98%.

Bis morgen - gute Nacht!

Tagesetappe: 220 Kilometer
Übernachtung
: Microtel Inn & Suites by Wyndham Kelowna, 365 Mills Road, Kelowna, BC V1X 4G9

Es hätte auch ein Bär sein können ...

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Jürgen auf dem Paul's Tomb Trail, Knox Mountain, Kelowna, British-Columbia

Super Zimmer, die Nacht war gut, aber der Straßenlärm von draussen ist doch recht laut bei geöffneten Fenster - auch im dritten Stock noch. Gut, der BC-Hwy. #97 führt sechsspurig direkt am Hotel vorbei. Das hat auch Vorteile. Die nutzen die Rettungswagen auch, die gefühlt stündlich hier vorbeiorgeln.

Heute bekommen wir Frühstück und Gabi hat gestern schon bei Einchecken mit Kenner(innen?)blick festgestellt, dass es hier einen Pfannkuchenautomaten gibt. Den nutzt sie natürlich heute, während ich zu Hashbrowns, Rührei, Cevapcici und Toastbrot greife. Kaffee aus den Yetis, O-Saft und Joghurt sind obligatorisch.

Um kurz nach neun fahren wir los. Die Sonne scheint und der Tag liegt vor uns. Wir fahren zu Downtown und von dort ein paar Blocks weiter. Hier schließt sich direkt am See der Knox Mountain an. Einer der ersten Siedler war ein Schotte: Arthur Booth Knox. 1883 kaufte er eine große Menge Land inklusive des Teils, der heute die Stadt Kelowna umfasst. Zu seinen Ehren wurde der angrenzende Berg, der herrliche Ausblicke über den Lake Okanagan bietet, benannt.

Das Auto ist schnell abgestellt und schon erklimmen wir den Apex Trail. Steil ist der, die ersten Schweißperlen rinnen. Bevor wir zum ersten Aussichtspunkt kommen, sind zahlreiche Treppenstufen zu erklimmen. Puh - verschnaufen und die Aussicht genießen. Diese reicht über die Stadt bis hin zu der interessanten Brücke, über die wir gestern zwei mal gefahren sind.

Ab dort entscheiden wir uns für den „Paul’s Tomb Trail“. Der ist nicht ganz so steil, führt aber auf seiner Länge wieder ans Wasser zurück. Zuvor aber haben wir Spaß an dem guten Wetter und der tollen Aussicht über See und Landschaft. Es sind wieder mal nicht viele Leute unterwegs hier. Auffällig sind die sehr sportlichen Joggerinnen und die (vornehmlich) Frauen, die ihre Hunde hier ausführen.

Am Endpunkt treffen wir die zwei älteren Paare wieder, die wir bereits am Parkplatz begrüßt hatten. Es ergibt sich eine nette Plauderei über unsere Reise, deren Verwandtschaft in Germany und schließlich bekommen wir noch ein Foto von uns beiden fürs Archiv.

Ein paar Ecken weiter ergibt sich eine gute Gelegenheit für ein Foto. Der Weg macht eine scharfe Biegung und die Aussicht auf den See ist toll. Gabi nimmt die Nikon, ich schmeiße mich in Positur. Plötzlich schießt ein lebhafter Hund um die Ecke und saust genau an mir vorbei. Im Moment, als Gabi abdrückt, haben wir das beide noch gar nicht realisiert. Mein erster Gedanke: „das hätte auch ein Bär sein können …“. Auf deren Vorhandensein wurde natürlich zu Beginn des Trails mal wieder fürsorglich hingewiesen. War es nicht - der Hund war auch friedlich.

Am Ende waren das knapp 7 km in zwei Stunden. Wunderbare Wanderung. Am Horizont wird es allerdings recht dunkel - da wird doch kein Gewitter heranziehen? Egal! Das nächste Ziel ist der Mission Hill Regional Park ganz in der Nähe unseres Hotels.

Eine Schulklasse Kinder bekommt hier Unterricht im Freien. Wir packen unsere Regenjacke in den Rucksack und nehmen spontan den „Turtle Pond Trail“. Der führt uns nach einiger Zeit erwartungsgemäß zu einem Teich - von Schildkröten ist hier allerdings nicht viel zu sehen. Dafür wandern wir wieder durch einen imposanten Wald.

Das Wetter wird uns jetzt doch zu unsicher. Wir fahren zu Hotel und machen erst mal eine Mittagspause. Erstaunlich, wie viel ich im Urlaub schlafen kann. Dann mache ich mich schon mal über die Fotos her und Gabi bereitet die Koffer schon mal für die Rückreise vor. Wer weiß, wie die Bedingungen in den nächsten beiden Unterkünften sind und ob wir dann Zeit für sowas haben. Jetzt ist sie da.

An dieser Stelle muss ich nochmal betonen, wie perfekt Gabi so eine Reise für uns vorbereitet. Immer ist das richtige Werkzeug oder das passende Equipment zur Hand. Sie hat an alles gedacht und es ist Genuss, so komfortabel verwöhnt zu sein. Danke dafür - einmal mehr. Das ist mehr als sensationell!

Um 17:00 Uhr wollen wir gerne im Memphis Blues BBQ sein. Dort ist heute Live-Musik und das Essen von gestern muss ergänzt werden. Vater hatte schon per Mail zurückgemeldet, dass ihm bei den Fotos von gestern das „Kinnwasser“ zusammengelaufen ist. Heute gibt es Nachschub! Superpünktlich sind wir vor Ort, belagern unsere Booth von gestern und bestellen. Ich nehme mal wieder das Whiskey-Amber, Gabi ein alternatives Cider. Ansonsten machen wir es wie gestern, tauschen nur die Ribs gegen „Slices of Brisket“ aus. Es ist ein Traum! So zartes Fleisch, aus dem der Saft nur so raus tropft. Dazu die herrliche, warme BBQ-Soße. Das ist echt der Hit!

James Hay („Electric Blues“) hat inzwischen aufgebaut. Ich unterhalte mich etwas mit ihm und bewundere seine beiden Gitarren: eine bordeauxrote Gibson und ein Art „Dobro“ von Gretsch, die er im open Tuning gestimmt hat. Er zeigt mir ein paar Slides und ich ahne jetzt schon: der hat was auf dem Kasten! Als er beginnt, wechseln Gabi und ich zur Theke und Gabi zu einem „Memphis Paloma“ (Tequilla & Jim Beam Black mit frischem Grapefruit-Saft, Zitronensaft und Salzrand). Ich muss mich zurückhalten, weil ich noch fahren muss - ansonsten wären wir hier ziemlich versackt.

James spielt coolen Blues, völlig laid back - ich kenne jemanden, der würde sagen: „Der pinkelt Eiswürfel!“ Richtig, richtig gute Mucke. Robert Johnson etc. hat er drauf - es ist ein Genuss!

Irgendwann müssen wir dann doch los, draussen ist es schon dunkel. Die „Sails“ am Hafen werden bunt beleuchtet und der City Park ist fast menschenleer. Gestern war hier noch eine große Gruppe junger Leute am Start; sie vergnügten sich mit Slack-Lines. Heute frönen hur noch 2 x 2 junge Menschen mit Skateboards und Tennisschlägern ihrem Sport.

Gut zu Hause angekommen ist jetzt auch das Tagebuch geschrieben. Gute Nacht - es warten noch 2,5 hoffentlich erlebnisreiche Tage vor uns. Die Wetteraussichten sind leider schlechter geworden seit vorgestern. Aber was sind schon Aussichten? Der Tag zählt und der nächste liegt noch vor uns. Ich freue mich drauf!!

Tagesetappe: 32 Kilometer
Übernachtung
: Microtel Inn & Suites by Wyndham Kelowna, 365 Mills Road, Kelowna, BC V1X 4G9

The Last Spike!

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Wichtige Menschen beim "The Last Spike", Craigellachie, British-Columbia

Der letzte Nagel ist noch nicht eingeschlagen zu unserer Reise. Aber so mach anderer machte heute von sich Reden:

Die Nacht war mittelprächtig. Letzter Urlaubstag und damit kreisen die Gedanken nachts schon wieder um die Arbeit. Sollen sie nicht, noch ist Urlaub! Frühstücken, packen und ab. Das Wetter ist sehr wechselhaft, unterwegs gibt es Regen und Sonne abwechselnd oder auch gemeinsam. Das ist hier so.

Unser erster Stopp nach einiger Fahrtzeit ist in Craigallachie (nein nicht die schottische Destille, sondern ein Ort am BC-Hwy-#1, dem Trans-Canada-Highway). Hier gibt es einen „Historic Marker“ und zwar den „Last Spike“. Eines der Mammutprojekte zur Verbindung des atlantischen und pazifischen Canada war der Bau der allerersten Schienenstrecke, von „Sea to Sea“. Fortan konnten Personen und Güter mittels Eisenbahn transportiert werden. Fast 5.000 Kilometer lang war diese Strecke und am 07.11.1885 wurde hier, genau hier der allerletzte Nagel eingeschlagen. Aufgabe erfüllt. Einige Gedenktafeln, eine paar originale Schienenstücke etc. erinnern heute noch an diese Meisterleistung. Was muss das für ein planerischer Aufwand gewesen sein und wie viel Schweiß und Kraft muss es gekostet haben, die ganzen Nägel über diese Strecke an die Schienen zu schlagen. Respekt!!

Und womit wir nicht rechnen können: plötzlich rast eine Lok auf der aktiven Strecke neben dem Zaun heran. Kamera hochgerissen, abgedrückt, passt! Es ist nach unseren Maßstäben unvorstellbar, wie viele Wagons so ein Zug zieht. Heute waren es mindestens 100, wenn nicht 150.

Wir erreichen Revelstoke und endlich scheint auch wieder die Sonne. Nach einem kurzen Besuch im Hotel (wir sind natürlich viel zu früh und die Zimmer sind noch nicht fertig) fahren wir in den Mount Revelstoke NP. Eine 24 km lange Straße führt in sanften Schwingungen hinauf zum Gipfel. Die letzten 4 km sind aber heute gesperrt - oben schneit es und es ist „icy“.

Wir lassen es ruhig angehen und folgen den Tipps der freundlichen Dame im Eingangskiosk. Auf die Bären sollen wir achten - jaja, das kennen wir ja schon, die lassen sich ohnehin nicht sehen. Dennoch ist das Bearspray beim ersten Trail fest an Gabis Seite. Wir erkunden die Gegend, in der am 08. und 09.02.1921 (!) Skisprungwettbewerbe durchgeführt wurden. Überragende Figur: der Kanadier Nels Nelson! Unsere Erwartungen sind nicht sehr hoch, werden dann aber übertroffen. Zum Einen ist die Aussicht von hier wirklich famos. Zum anderen haben sie an der Absprungstelle einen 1/3 Skispringer montiert und zwar so, dass man sich in ihn wie in eine Schale hineinlegen kann und dann den freien Blick der tollkühnen Recken hat: ins Nichts nach unten.

Das kostet schon einiges an Überwindung, sich so vornüber zu legen und sein ganzes Gewicht in die Schale zu geben. Hui! Wir machen Fotos, die nicht im mindesten den Nervenkitzel wiedergeben können, den wir beide hatten. Sehr cool! Cool sind auch die Temperaturen, aber mit Sonnenschein kann ich sogar zeitweise im T-Shirt gehen. Auch hier finden wir die Moose in den Bäumen. Das ist ein gutes Zeichen für ausgezeichnete Luftqualität, hat uns letztens ein Guide erklärt. Ja, die frische Luft in dieser Menge werde ich sehr vermissen, wenn wieder „Büro“ angesagt ist.

Ein paar Kilometer weiter ist der nächste empfohlene Trailhead. Wir sind auf dem „Broken Bridge Trail“ der uns - Nomen est omen - zu einer verfallen Brücke führt. Die ist eher unspektakulär. Der steile Steig dorthin hat es aber in sich, eröffnet aber auch wieder einige Tiefblicke. Als wir starten: purer Sonnenschein. Nach gut 10 Minuten: immer noch Sonnenschein, aber jetzt inklusive Regen. Aus dem wird irgendwann Schneeregen und dann ist auch die Sonne weg. Schnell zurück zum Wagen. Der Mix bleibt. Gut, dass wir vernünftige Klamotten dabei haben und auch immer was zum Wechseln.

Wir fahren noch einige Viewpoints am Meadows-In-The-Sky-Parkway an und genießen die Gegend und die Herbstfarben. Der Blick in den weiten Taleinschnitt, durch den wir heute vormittag gekommen sind, gefällt mir besonders. Ich kann sogar einen Teil der Straße sehen.

Abschließend fahren wir noch zum Revelstoke Dam - ein Kurzbesuch, bei dem Gabi noch eben so auf einen verrosteten Truck klettert, der hier rumsteht. Hier ist schon Saisonschluss - wie auf den Trails sind wir hier komplett alleine.

Wir fahren zum Hotel, checken ein und ich mache mich über die Fotos her. Gabi geht noch etwas herum und macht im Abendlicht Fotos von der Brücke, über die wir eben gefahren sind.

Besonderer Service des Hotels: es gibt einen Shuttle nach Downtown. Das ist prima, so muss ich nicht mehr fahren heute. Das Lokal ist schnell gefunden: „One Twelve“ oder „112“. -der Name ist doch Programm für mich. Wir meiden das feine Restaurant und nehmen die nächste Tür: ein Pub. klasse! Hier sind wieder eindeutig die Einheimischen am Start. Wir bestellen Bier (ich hatte heute ein „Tall Timber Brown Ale“ und ein „Attila The Honey“), Cider und Burger. Ich muss gar nicht lange überlegen, denn es gibt den „Last Spike Burger“, der mit Jalapenos auch genau meinen Geschmack trifft. Zum Nachtisch gönnen wir uns auch erstmals einen kanadischen Whiskey. Tastingnotes wie zu erwarten: Vanille, Vanille, Vanille!

Wir sitzen direkt bei den jungen Leuten, die Pool-Billard spielen und fühlen und komplett zurückversetzt in die 1980er: Vokuhila ist wieder in und Locken sowie Schnautzbärte auch. In den 80ern haben wir auch Pool gespielt - und wir und unsere Freunde sahen denen hier ganz schön ähnlich. Nur Dutt und Basecap war damals noch nicht in. Schön, so mittendrin dabei zu sein.

Der Shuttle muss nur geordert werden und schon fahren wir entspannt zurück ins Hotel. Jetzt gibt es noch eine schlechte Nachricht. Im Shuttle erfahren wir im Gespräch mit einem Kanadier, dass der Hwy #1, der uns morgen zu unserer letzten Unterkunft in den Yoho NP bringen soll, bis zum 06.10. wegen Bauarbeiten komplett gesperrt ist. Das bedeutet für uns morgen einen Umweg von über 200 km (in Deutschland wäre sowas undenkbar - hier gehört es dazu). Damit haben wir eine Fahrtzeit von fast 5 Stunden anstelle von 2:20. Uff - einziger Trost: die Umwegstrecke ist auch traumhaft schön.

Um das zu verifizieren rufe ich kurz in der Emerald Lake Lodge an: Bestätigung, ja - es tut ihnen leid - es gibt keine Alternative! Gut, das jetzt schon zu wissen und nicht morgen auf der Fahrt davon überrascht zu werden. So können wir uns darauf einstellen. Blöd ist, dass wir zusätzlich auch eine Stunde durch die Zeitverschiebung dorthin verlieren. Egal - wir machen das beste daraus. Früh aufstehen, frühstücken und dann frisch ans Werk: über den Glacier NP und den weiten Umweg in den Yoho NP. Die Lodge soll traumhaft sein!! Allein dafür lohnt es sich!!

Tagesetappe: 247 Kilometer
Übernachtung
: Stoke Hotel in Revelstoke, 1911 Fraser Drive, Revelstoke, BC V0E 2S0

Grand Finale: Emerald Lake Lodge

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Jürgen am Emerald Lake, Yoho NP, British-Columbia

Das Stoke Hotel in Revelstoke ist wirklich sehr zu empfehlen! Klein, fein und besonders. Das betrifft auch den Frühstücksraum, der ganz ohne Fernseher, dafür aber mit perfektem Diner-Ambiente in Türkis daher kommt. Und: kein Einmalbesteck u.ä. - alles wird gespült und wieder verwendet.

Drei Dinge habe ich noch nachzutragen von den vergangenen Tagen: Wir haben bereits am Mittwoch nach den leckeren Ribs getankt und hofften, dass dies die letzte Tankfüllung war (da wussten wir noch nichts vom großen Umweg heute). Tanken kommt hier in Canada einem Formel-1-Pit-Stop gleich: ranfahren, iPhone an die Zapfsäule halten, Noozle in den Tank stecken und voll machen. Quittung bestätigen, entnehmen und ab dafür. Gefällt mir sehr gut!

Gestern Abend im „112“: wir haben uns einen schönen Platz gesucht beim Pool-Tisch. Die Klimaanlage war dort aber so kalt eingestellt, dass wir die Jacken anziehen mussten. Selbst ich, der hier in der Sonne bei einstelligen Temperaturen im T-Shirt unterwegs ist musste kapitulieren. So kann man auch ans kälteste „Beer in town“ kommen: Einfach die ganze Bude auf Kühlhaus runter regeln und schon bleibt das Frischgezapfte lange kalt. Brrr.

Und drittens: seit ca. 2 Wochen weisen Schilder auf allen Highways darauf hin, dass ab 01.10. Winterreifen Pflicht sind. Das ist morgen, ich gehe mal davon aus, dass die Reifen auf unserem nagelneuen KIA noch ok sind bis zum Airport. Schneien sollte es aber dennoch nicht heute Nacht - ausschließen möchte ich das nicht.

Unser Wecker stand auf 06:45 Uhr - daher sind wir um 07:45 Uhr unterwegs. Das ist akzeptabel inkl. Frühstück in unserem Alter.

Es ist ungewöhnlich, so früh auf der Bahn zu sein. Die Wolken hängen extrem tief und wir fahren teilweise hindurch. Fotos bieten sich einfach nicht an in dieser Situation und wir genießen die ruhige Fahrt. Es geht wieder über den TCH (#1), diesmal durch den Glacier National Park. Dieser hat 400 Gletscher, die aber nur bei Wanderungen ins Hinterland zu sehen sind. Über 10% seiner Fläche liegt auch im Sommer unter Eis und Schnee. Heute rollen wir nur durch.

So machen wir Kilometer um Kilometer. Die hohen Berge vor uns sind von Schnee bedeckt, wenn sie aus den Wolken auftauchen. Die Landschaft ist spektakulär während des gesamten Tages, die Fahrt an sich ist easy going. Außer einem toten Biber auf der Fahrbahn (sehr frisch, tadellos im Fell) nichts aufregendes.

Der BC-TCH #1 ist hinter Golden Richtung Yoho NP komplett gesperrt. Gut, dass wir das gestern schon herausgefunden haben und so zeitig unterwegs sind. Also fahren wir weiter bis Radium Hot Springs. Dort zweigt der Weg wieder Richtung Norden ab. Ein Hinweis: nächste Tankstelle: 133 km! Das muss man sich mal vorstellen: im Umkreis von 133 km hast du keine Möglichkeit, nachzutanken. Nirgendwo - no chance! Für unsere Verhältnisse unvorstellbar! Und zusätzlich: die nächsten 120 km kein Mobilfunk! Mein KIA behauptet, noch Sprit für 142 km zu haben. Das wäre eine „Reserve“ von 9 km. Nunja - für mich ist das zu knapp bemessen, denn ich kenne das Gelände nicht, durch das wir fahren werden. Zu viele Steigungen und dann war es das mit Autofahren.

Wir drehen um, fahren den Kilometer zurück bis zum „Roundabout“ (Kreisverkehr) in Raduim und tanken bei Esso. Kaum fertig sehe ich Gabi, wie sie eine Herde wechselnder Bighorn-Sheep ablichtet. Die sind hier mal eben durch den Kreisverkehr gestiefelt, getreu dem Motto: „wir haben Vorfahrt!“

Ab jetzt fahren wir über 100 km durch den herrlichen Kootenay NP. Stopps gibt es nur wenige, gute Möglichkeiten für Fotos noch weniger. So erreichen wir bei Banff wieder bekanntes Terrain, hier schließt sich die Runde. Für uns gilt es aber heute noch weiter zu fahren und den bislang unbekannten Yoho NP zu erkunden. Das Wetter ist weiter durchwachsen, aber nun weitestgehend trocken. „Yoho“ stammt aus der Sprache der Cree-Indianer und bedeutet „Staunen“, „Bewunderung“. Das trifft genau auf den spektakulären Yoho National Park zu. Er liegt am Hauptkamm der Rocky Mountains und gehört zusammen mit dem Banff National Park und fünf weiteren Parks zum UNESCO Weltkulturerbe.

Ein erster Stop gilt einem Viewpoint und zwar auf einen der „Spiral Tunnels“. Die Aussicht ist weniger beeindruckend als die Geschichte dahinter. Aber nur kurz: es handelt sich hier um zwei sog. „Kehrtunnel“ der transkontinentalen Canadian Pacific Railway (CPR). Diese galten bei Eröffnung 1909 als technische Meisterleistung, denn sie reduzierten durch die längere, in Schleifen verlaufende Streckenführung die gefährliche Steigung von 45% am Kicking Horse Pass auf „nur noch“ 22%.

Wir biegen ab und zwar auf die Yoho Valley Road, welche durch ein 13 Kilometer langes, enges Tal zu den Takakkaw Falls, die mit 254 Metern freiem Fall die zweithöchsten Wasserfälle Westkanadas sind, führt. Allein diese Fahrt muss man erlebt haben. Ganz enge 180-Grad-Kehren - mit Gegenverkehr geht hier nix. Daher: Augen auf und wachsam sein. Die Falls sind sehenswert, die anderen Besucher, vornehmlich Asiaten machen schon komische Sachen. Halsbrecherische Klettertouren für das perfekte Selfie, Rudelselfies mit Handy-Stick u.ä. müssen offensichtlich sein - überall!

Auf dem Rückweg liegt ganz bescheiden ein Mini-Parkplatz. Offensichtlich ein Geheimtipp, denn hier ist niemand. Es handelt sich um das „Meeting of the Rivers Confluent“, den Zusammenfluss von Yoho River (weiß) & Kicking Horse River (türkis). Direkt am Parkplatz geht es nur einige Schritte sehr steil runter zum Fluss; das ist kein offizieller Weg, er beschert uns aber auch hier ganz viel fließendes Wasser und tolle Möglichkeiten für das perfekter Foto.

Ich bin wirklich dankbar, dass wir auch diese drei Wochen wieder ohne Blessuren oder Unfall überstanden haben. Daran denke ich, als ich über die glitschigen Flusskiesel und großen Felsbrocken balanciere und klettere. Ein blöder Moment und du kannst dir schnell ein paar Knochen brechen oder mehr. Kein Spaß, erst recht nicht hier, wo du mangels Netz noch nicht mal die 911 anrufen könntest - von einer möglichen Bergung mal ganz abgesehen. Aber: es ist mal wieder sehr gut gegangen!

Jetzt aber auf zur Emerald Lake Lodge am gleichnamigen „Edelsteinsee“. Diese Location soll besonderes sein und wir möchten etwas davon haben. Dort angekommen sind noch viele Tagesgäste da. Zwischen Parkplatz und Lodge liegt eine Brücke und wer nicht weit laufen möchte macht von hier seine Fotos, im Rudel, mit Selfiestick - ihr wisst schon …

Wir gehen ohne Gepäck rüber und checken ein. Mit unseren Schlüsseln finden wir die Hütte 28 und dort das Zimmer 3 unten rechts (283). Klasse! Mit offenem Kamin im Schlafzimmer und mit Balkon (Seeblick). Das Feuerholz ist schon aufgeschichtet. Kein Netz, kein WIFI -aber ein super Zimmer. Das haben sich die CANUSA-Leute gut ausgedacht für den Abschiedsabend. Ich beschreibe auch gar nicht viel mehr - lasst die Bilder sprechen …

Wir müssen unser Auto umsetzen auf den 1 km weiter unten liegenden „overnight“ Parkplatz. Ein (24/7) Shuttle holt uns dort ab und ein Caddy transportiert unsere Klamotten und uns bis vor die Hütte. Kamera raus und los. Wir gehen ein Stück den „Emerald Lake Loop Trail“ und berauschen uns an der Farbe des Sees und den Spiegelungen. Anschließend gehen wir direkt an die Bar. Hier sitzen wir ungezwungener als im Restaurant nebenan. Bier, Bison-Burger und Nudeln sind klasse - der Kellner auch. Neben mir sitzt Thyssen, der seinen kanadischen Whisky on the Rocks, mit Soda und einem Spritzer Zitrone trinkt. Ok, da dürfte die Marke des Whiskeys nebensächlich sein (?). Wir quatschen und ich erzähle natürlich von der Whiskybotschaft und den „Fine Spirits“. Das findet er spannend!

Wir lassen es so richtig krachen heute und bestellen zum „Nachtisch“ den „Smoked Port Old Fashioned“-Cocktail: Portwein, Whiskey, Cherry-Bitter und Ahornsirup werden über Eis geschüttelt und dann (verziert mit Cocktailkirschen und Zitronenzeste) unter einer Glocke mit Ahornspänen geräuchert. Die Präsentation ist spektakulär und mit viel Firlefanz und Brimborium verbunden. Gabi hat ein Video gedreht und zur großen Freude des Barkeepers sofort nach Facebook gestellt. Der Drink war ein schöner Cocktail, fruchtig und süß, dabei (insbesondere in der Nase) etwas rauchig.

Wechsel aufs Zimmer. Vorsatz: heute ist Feuerabend (Tippfehler, sollte „Feierabend“ werden, passt aber noch besser). Keine Fotos, kein Tagebuch, letzter Abend, Kamin an.

So trinken wir bei prasselndem Kaminfeuer ein letztes Glas Wein. Das Feuerholz sieht aus wie gemalt, im Korb und draussen vor der Tür ist noch Nachschub. Ich nehme mir vor, heute Nacht immer was nachzulegen - ging schief, ich habe bei offener Balkontür und Temperaturen um den Gefrierpunkt perfekt geschlafen. Der Abend war dennoch das große Finale eines grandiosen Urlaubs!

Ich sitze hier am Airport und warte aufs Boarding. Nun werde ich mal versuchen, den Text hochzuladen. Fotos muss ich noch sichten und aussuchen. Das mache ich gemeinsam mit dem Bericht von heute in Ruhe von zu Hause aus. Kann ein paar Tage dauern - aber gerne wieder vorbei schauen (allein die Fotos vom Emerald Lake dürften das Wert sein). Das Tagesfoto hat mir Gabi gerade von ihrem iPhone geschickt, als kleinen Vorgeschmack!

Tagesetappe: 447 Kilometer
Übernachtung
: Emerald Lake Lodge, Emerald Lake Road, Field, BC V0A 1G0

All die Augenblicke …

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Gabi am TCH #1 (BC-Hwy. #1) mit den Rocky Mountains im Rücken, Alberta

Wir sind wieder gut zuhause angekommen und nun schreibe ich noch kurz auf, wie der Rückreisetag verlaufen ist und vielleicht gelingt auch ein erstes Fazit dieser aufregenden drei Wochen.

Wir haben den Wecker auf 07:30 Uhr gestellt, sind aber bereits um 07:00 Uhr auf den Beinen. Die Nacht war super, die Luft ist klar und kalt. Temperatur: 0 Grad Celsius. Da wir alles gut vorbereitet haben, sind die Koffer schnell zu und alles bis zur Lobby gefahren. Von dort bringt uns der Shuttle zu unserem Auto. Als erstes fahren wir nochmal zurück zum See, gehen nochmals ein ganzes Stück des Emerald Lake Trails und schießen Fotos vom morgendlichen See, über den der Nebel wabert. Wie mag das Bild erst sein, wenn die Wolken nicht so tief hängen und schneebedeckte Gipfel vor blauem Himmel hinter den Bäumen aufragen?

Als wir den Yoho NP verlassen, erheben sich vor uns genau solche schneebedeckten Gipfel. Die Wolken reißen auf - super Sicht; die Wolken hängen tief - das ergibt direkt ein etwas trüberes Bild.

Da wir sehr, sehr früh unterwegs sind und uns nicht zu früh am Airport einfinden wollen, lassen wir uns auch auf der Fahrt Zeit. Hinter dem Banff NP erreichen wir bald die kleine Stadt Canmore; hier sind wir weniger als eine Stunde vom Airport entfernt. Wir fahren eine Runde durch die Kleinstadt, finden eine Bäckerei und gehen rein. Dort bekommen wir zwei ausgezeichnete Cafe Latte und 2 ganz frisch zubereitete Sandwiches. Beides verputzen wir ganz gemütlich in der schönen Bäckerei, die gut besucht ist. Sehr schön!!

Auf dem weiteren Weg machen wir noch kurz Halt am Heart Creek Trailhead, weil hier die Herbstfarben wieder so schön leuchten. Im Rückspiegel habe ich anschließend immer die Rocky Mountains vor blauem Himmel. Es scheint so, als wollten sie uns „goodbye“ sagen. Leider gibt es keine Viewpoints, an denen man mal halten könnte. Aber eine Stelle, an der man Abfall entsorgen kann, gibt es plötzlich. Ich gehe in die Eisen und halte quasi am Seitenstreifen. Pferde grasen vor der herrlichen Kulisse, wir machen letzte Aufnahmen.

Am Airport sind wir dann um 14:30 Uhr. Google Maps hat uns noch um einen Stau herum geführt - wir hatten uns gewundert, warum wir mitten durch die Vorstadt gurken. Das hatte alles seinen Sinn.

Die Koffer werden wir schnell los, auch der Security-Check ist fix erledigt. Nun haben wir viel Zeit. Nachdem Duty Free und die wenigen weiteren Läden besucht sind, setzen wir uns an die Theke. Ich genieße zwei letzte „draft local beer“ und Gabi zwei Margarithas. Dabei schreiben wir beide Tagebuch - Gabi in ihrem kleinen Büchlein, ich am MacBook. So vergeht die Zeit wie im Fluge und sinnvoll genutzt ist sie auch noch.

Der Flug ist pünktlich und unspektakulär. In Frankfurt warten wir dann aber eine Stunde auf die Koffer. Durchsagen klären darüber auf, dass es Verzögerungen gibt - Willkommen in Deutschland. Ich habe Zugverbindungen gefunden, die für uns in Frage kommen und als ich weiß, wann wir fahren können, kaufe ich die Tickets über die DB-App. Kein Schnapper, aber Rail & Fly war leider über Air Canada nicht zu bekommen.

Und auch bei der Bahn ergibt sich leider das gewohnte Bild: kein Zug ohne Verspätung, angekündigt sind weitere Verzögerungen und wenn wir Pech haben, müssen wir für die RE 10 sogar den Schienenersatzverkehr bemühen. Nun ja, zumindest haben wir imposante Vokabeln für die Unzulänglichkeiten (wer zur Hölle denkt sich Wörter wie „Schienenersatzverkehr“ aus?).

Am Bahnsteig treffen wir Otto und Heike aus Nieukerk, die hier in Frankfurt das Wochenende verbracht haben. Das macht das gemeinsame Warten einfacher. Die Rückfahrt im sehr vollen ICE und mit der überfüllten RE 10 läuft dann aber wider Erwarten und entgegen der Ankündigungen recht ordentlich ab.

Um 15:00 Uhr sind wir in Nieukerk, ich flitze schnell los, hole das Auto und so sind wir dann auch zügig zu Hause. Dort ist gerade der Schornsteinfeger in der Nachbarschaft. Dem musste ich aus dem Urlaub seinen angekündigten Besuch in der vergangenen Woche absagen - jetzt ist er spontan bereit, sich schnell (uns sehr ausführlich) um uns zu kümmern. Klasse, wenn das mal kein Glück bringt!!

Den Tag bringen wir gut um und die Nacht ist für mich einigermaßen erträglich. Wir schlafen aber bis in den späten Vormittag hinein und jetzt hat uns der Jetlag voll im Griff. Es ist inzwischen Mittwoch und gleich müssen wir zur Arbeit. Seit 3 Uhr liegen wir wach - da kann ich besser Tagebuch schreiben mitten in der Nacht.

Zum Fazit: was war das wieder für eine tolle Reise? Wie viel haben wir erlebt? Und waren das wirklich „nur“ drei Wochen? Uns kommt es im Urlaub immer „zeitlos“ vor, weil wir so viel erleben.

Dankbar sind wir; sehr dankbar! Dass wir es uns erlauben können, einen solch tollen Urlaub zu gestalten. Und dass wir gesund und körperlich fit genug sind, das auch umzusetzen mit allem, was dazugehört. Dass wir 4.259 Kilometer durch Canada getourt sind, ohne dass etwas passiert ist. Und dass wir auch auf den Trails und den sonstigen Unternehmungen von Unannehmlichkeiten und Verletzungen verschont blieben. Dankbar sind wir natürlich auch für euren lieben Rückmeldungen zu unseren Berichten und Fotos. Danke - solange uns das Spaß macht und es passt, werden wir das auch in Zukunft gerne so machen.

Wir haben wahnsinnig viel erlebt: die ersten Tage im Banff NP und Jasper NP mit den ersten Eindrücken dieser türkisblauen Seen und den Wasserfällen, den Gletschern und der unfassbaren Naturerlebnisse. Banff war sehr schön, in der Stadt war aber sehr viel los - viele Menschen. Jasper gefiel uns etwas besser - dort ist alles so relaxt, laid back, entspannt.

Bei weiterhin bestem Wetter kamen dann der unerwartete Trail am Mount Robson und die schöne Zeit im Wells Grey NP. Es schlossen sich die Tage in Sun Peaks (mit einer eher einfachen Höhenwanderung) und Whistler (mit einem anstrengenden und kräftezehrenden Trail) an. Dort lernten wir auch Dirk und Sylvia kennen, mit denen wir im weiteren Verlauf noch drei sehr schöne Abende gestalten durften. Danke euch für die super Zeit - wir sehen uns wieder!

Dann die Tage auf Vancouver Island: mit alten Bäumen, Wasserfällen, Ziegen auf Dächern und natürlich dem entlegenen Telegraph Cove mit Grizzly-Tour und 2 Orcas. Victoria hat uns auch sehr gut gefallen, die beiden Fährfahrten sowieso.

Dann Vancouver - das Wetterglück ist und nicht mehr so hold, aber hey: wer konnte damit rechnen, dass die ersten beiden Wochen so super sind. Alles gut! Die Bike-Tour in Vancouver mit Nieselregen werden wir nie vergessen - auch ein Erlebnis! Das komische Motel in Princton als Ausnahme. Alle anderen Unterkünfte waren richtig gut bis herausragend. Kelowna mit dem unfassbaren Weingut und den Trails am Knox Mountain. Der Blues-Pub mit Livemusik. Überhaupt: die schönen Abende in den Pubs und Kneipen mit so unterschiedlichen Genüssen bzgl. Getränken und Speisen.

Und dann das große Finale in der Emerald Lake Lodge und im Yoho NP - perfekter Abschluss!!

Was nicht geklappt hat ist die Begegnung mit einem Bären am Straßenrand oder auf einem Trail - wie wir es von anderen regelmäßig hörten. Das hatte sich besonders Gabi sehr gewünscht. Gestern schickte mir Dirk einen Zeitausschnitt, wonach aktuell in einem Nationalpark Albertas (es gibt dort fünf, von denen wir mit Banff NP und Jasper NP zwei bereist haben) ein Ehepaar samt Hund von einem aggressiven Grizzly getötet wurden. Puh - wenn es einen schönen Tod gibt, ist das bestimmt keiner! Dann doch lieber die Bären aus der Ferne betrachten - alles gut!

Fliegen wir nochmal nach Canada? Warum nicht, wenn alles so bleibt, wie es ist. Das Land ist super - gefühlt ist man dort noch weniger touristisch aufgestellt als in den USA. Und die Natur ist vielleicht nicht ganz so abwechslungsreich wie auf einer Fahrt von San Francisco nach Denver. Aber Canadas Natur ist einfach ruhig, weitestgehend einsam, überwältigend schön und die Zeit dort sehr erholsam.

Das war einfach alles super und wir werden unsere gesamten Tagebucheinträge in nächster Zeit mindestens noch einmal lesen müssen, um uns an alles zu erinnern. Aber das ist es, was bleibt: die gemeinsame schöne Zeit und die Erinnerung - das haben wir gehabt.

Und da wir viel Zeit im Auto verbracht haben, haben wir auch wieder sehr viel schöne Musik gehört. Viel Country, aber auch gemischte Musik. Immer wieder hat sich auch Wolfgang Niedecken in die Playlist geschlichen. Und er sang uns mindestens drei mal u.a. diesen Textauszug:

„Nee, nee, keine Frage – es ist alles okay
Auch die kostbarsten Momente gehen vorbei
Schon klar, doch – hey – das tut nicht mal weh
All die Augenblicke nimmt mir keiner mehr
Ganz bestimmt, die nimmt mir keiner mehr


Dem ist nichts hinzu zu fügen! Auf weitere, gemeinsame und schöne Augenblicke. Bleibt gesund, wir sehen uns - bis bald!!

Tagesetappe: 232 Kilometer mit dem Auto, 7.644 Kilometer geflogen

© 2023 Gabi & Jürgen