Tagebuch




"Fish are jumping ..."

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Gabi am West Loop Trail, Salmon Viewing Plattform, Wells Grey PP, British-Columbia

„… and the cotton is high!“ So lautet eine Textzeile aus dem wunderbaren Lied „Summertime“ von Ella Fitzgerald. Nein, die haben wir heute nicht getroffen. Dafür aber zahlreiche springende Fische - und Sommer ist hier auch!

Es ist sehr gut, dass es nach den Hammertagen im Banff- und Jasper NP nun etwas ruhiger wird. Es war ein wunderbarer Tag, aber eben „normaler“ und nicht ganz so abgedreht.

Wir lassen es ruhig angehen heute Morgen. Erstmals gibt es Frühstück im Hotel. Und zwar typisch amerikanisch mit allem: Bratkartoffeln, Omelettes, Hackpatties und -rollen, Eiern, Pfannkuchen, verschiedenen Bageln, dem ganzen Süßkram, Obst, Joghurt, Kaffee, Säften etc. Da kann der Tag kommen!

Wir fahren in den Wells Gray PP, der gleich hier beginnt. 58 km reicht die Straße in den Park - wir fahren sie komplett ab, die letzten 20 Kilometer unpaved, also offroad. Auf dem Weg liegen Trails, hauptsächlich zu Wasserfällen. Für die ist der Park bekannt - und für seine große Population an Schwarzbären. Die Wasserfälle tun, wofür sie bezahlt werden: fallen. Die Bären sind auf Klassenfahrt - jedenfalls was uns angeht. Nix zu sehen. Wir bimmeln wohl zu viel? Die junge Dame aus Nijmegen, die wir heute drei mal (!) getroffen haben, hat gleich auf einen Schlag drei Bären gesehen, die vor ihr weggelaufen sind, obwohl es dafür nun wirklich keinen Grund gab.

Wir fahren als erstes die Spahats Falls an. Kurzer Trail, da donnert das Wasser in einen überdimensionierten Talkessel. Der Blick konzentriert sich auf die schwindelerregende Tiefe und die unendliche Waldlandschaft des Gebietes. Blöd nur, dass die Sonne genau über dem Wasserfall steht. Gegenlichtfotos dieser Art sind doof. Also beschließen wir, heute nachmittag nochmal hier zu stoppen, wenn wir wieder vorbei kommen.

Nächster Stopp: die Dawson Falls. Und die können sich echt sehen lassen mit den Stromschnellen des Murtle Rivers und dem ansehnlichem Wasserfall, der sich weniger durch seine Höhe (18 m) als durch die große Breite (91 m) auszeichnet. Wir nehmen auf Verdacht das Stativ mit. Volltreffer! Kann ich sehr gut gebrauchen hier. Mit dem ND 64 Filter und dem Stativ wird bei Blende 9 und einer 1/320 Sekunde schnell eine 1/4 Sekunde Belichtungszeit möglich. Das macht das Wasser weich. Schönes Bild, finde ich - es ist das erste des heutigen Tages. Wir schauen uns um und schießen noch einige Fotos.

Dann geht es auf Schotter weiter bis zum Straßenende am Clearwater Lake. Ende August/Anfang September wandern riesige Lachse zum Laichen in den Oberlauf des Clearwater River. Ein Trail führt zur Salmon Viewing Plattform. Und das Spektakel ist neu für uns, sowas haben wir noch nicht gesehen: die Lachse, die ja nun wirklich schon genügend Strapazen auf sich nehmen mussten, springen hier die Stromschnell hoch. Sie nehmen Anlauf und katapultieren sich aus den Stromschnellen die Felsen hoch. Und nicht jeder Anlauf gelingt - ganz im Gegenteil. Immer wieder versuchen sie ihr Glück. Respekt! Wir machen unzählige Fotos - verzeiht, dass (zu?) viele den Weg ins Fotoalbum gefunden haben - aber die Lachse haben sich das verdient.

Wir rollen die Strecke nun von hinten auf und nehmen als nächstes den Trail zu den Helmcken Falls. Die stürzen sich ganz schön in die Tiefe.

Auf Empfehlung aus dem Visitor-Center gestern steuern wir schließlich den Moule-Falls-Trail an. Drei Kilometer hin - und ebenso weit zurück führt uns der Trail durch wunderbaren Herbstwald. Der Wasserfall an sich ist eine Enttäuschung. Von oben kann man nix sehen - nur, dass sich das Wasser in die Tiefe stürzt. Wirklich interessant wird es erst, wenn man in den Talkessel hinaufsteigt und den Wasserfall frontal zu Gesicht bekommt. Dann kann man sogar hinter ihm her laufen. Das muss spektakulär sein. Wir sparen uns das aber. Andere Wanderer sagen, dass es heftig rutschig, steil und gefährlich ist, dort hinunter zu steigen. Und es sei fürchterlich anstrengend, wieder hinauf zu kommen. Uns reichen die 6 km. Wasserfälle aller Art haben wir schon genügend gesehen auf der Welt. Und uns erscheint es nicht angebracht, hier ein Risiko einzugehen. Trotzdem: eine tolle Wanderung!

Letzter Stopp: nochmal die Spahats Falls. Immer noch nicht optimal vom Licht her, aber ok. Die Falls hießen früher „Bear Falls“, wurden dann aber umbenannt. „Spahats“ heißt Bär in der Sprache der Natives.

Wir kaufen unser Dinner wieder im Supermarkt und lassen uns dann zu einem Sundowner im hoteleigenen Biergarten hinreißen. Local Beer aus dicken Einmachgläsern und ein Cider für Gabi. Lecker - wenn auch ein anderes Glas willkommen wäre.

Auf dem Balkon verputzen wir dann was wir gekauft und was Gabis daraus gezaubert hat: Sushi, Surimi, asiatischer Nudelsalat, Nan-Brot, Dip, Calzone-Tasche, eine Art Wurstbrötchen. Natürlich alles geteilt. Jetzt ist alles fertig und morgen folgt ein weiterer entspannter Tag. Jedenfalls haben wir bis auf den kurzen Transfer nach Sun Peaks noch gar nichts geplant. Lassen wir uns treiben und überraschen.

Tagesetappe: 124 Kilometer
Übernachtung: Quality Inn & Suites in Clearwater, 360 Eden Road, Clearwater, BC V0E 1N2

© 2023 Gabi & Jürgen