Tagebuch




"Fish are jumping ..."

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Gabi am West Loop Trail, Salmon Viewing Plattform, Wells Grey PP, British-Columbia

„… and the cotton is high!“ So lautet eine Textzeile aus dem wunderbaren Lied „Summertime“ von Ella Fitzgerald. Nein, die haben wir heute nicht getroffen. Dafür aber zahlreiche springende Fische - und Sommer ist hier auch!

Es ist sehr gut, dass es nach den Hammertagen im Banff- und Jasper NP nun etwas ruhiger wird. Es war ein wunderbarer Tag, aber eben „normaler“ und nicht ganz so abgedreht.

Wir lassen es ruhig angehen heute Morgen. Erstmals gibt es Frühstück im Hotel. Und zwar typisch amerikanisch mit allem: Bratkartoffeln, Omelettes, Hackpatties und -rollen, Eiern, Pfannkuchen, verschiedenen Bageln, dem ganzen Süßkram, Obst, Joghurt, Kaffee, Säften etc. Da kann der Tag kommen!

Wir fahren in den Wells Gray PP, der gleich hier beginnt. 58 km reicht die Straße in den Park - wir fahren sie komplett ab, die letzten 20 Kilometer unpaved, also offroad. Auf dem Weg liegen Trails, hauptsächlich zu Wasserfällen. Für die ist der Park bekannt - und für seine große Population an Schwarzbären. Die Wasserfälle tun, wofür sie bezahlt werden: fallen. Die Bären sind auf Klassenfahrt - jedenfalls was uns angeht. Nix zu sehen. Wir bimmeln wohl zu viel? Die junge Dame aus Nijmegen, die wir heute drei mal (!) getroffen haben, hat gleich auf einen Schlag drei Bären gesehen, die vor ihr weggelaufen sind, obwohl es dafür nun wirklich keinen Grund gab.

Wir fahren als erstes die Spahats Falls an. Kurzer Trail, da donnert das Wasser in einen überdimensionierten Talkessel. Der Blick konzentriert sich auf die schwindelerregende Tiefe und die unendliche Waldlandschaft des Gebietes. Blöd nur, dass die Sonne genau über dem Wasserfall steht. Gegenlichtfotos dieser Art sind doof. Also beschließen wir, heute nachmittag nochmal hier zu stoppen, wenn wir wieder vorbei kommen.

Nächster Stopp: die Dawson Falls. Und die können sich echt sehen lassen mit den Stromschnellen des Murtle Rivers und dem ansehnlichem Wasserfall, der sich weniger durch seine Höhe (18 m) als durch die große Breite (91 m) auszeichnet. Wir nehmen auf Verdacht das Stativ mit. Volltreffer! Kann ich sehr gut gebrauchen hier. Mit dem ND 64 Filter und dem Stativ wird bei Blende 9 und einer 1/320 Sekunde schnell eine 1/4 Sekunde Belichtungszeit möglich. Das macht das Wasser weich. Schönes Bild, finde ich - es ist das erste des heutigen Tages. Wir schauen uns um und schießen noch einige Fotos.

Dann geht es auf Schotter weiter bis zum Straßenende am Clearwater Lake. Ende August/Anfang September wandern riesige Lachse zum Laichen in den Oberlauf des Clearwater River. Ein Trail führt zur Salmon Viewing Plattform. Und das Spektakel ist neu für uns, sowas haben wir noch nicht gesehen: die Lachse, die ja nun wirklich schon genügend Strapazen auf sich nehmen mussten, springen hier die Stromschnell hoch. Sie nehmen Anlauf und katapultieren sich aus den Stromschnellen die Felsen hoch. Und nicht jeder Anlauf gelingt - ganz im Gegenteil. Immer wieder versuchen sie ihr Glück. Respekt! Wir machen unzählige Fotos - verzeiht, dass (zu?) viele den Weg ins Fotoalbum gefunden haben - aber die Lachse haben sich das verdient.

Wir rollen die Strecke nun von hinten auf und nehmen als nächstes den Trail zu den Helmcken Falls. Die stürzen sich ganz schön in die Tiefe.

Auf Empfehlung aus dem Visitor-Center gestern steuern wir schließlich den Moule-Falls-Trail an. Drei Kilometer hin - und ebenso weit zurück führt uns der Trail durch wunderbaren Herbstwald. Der Wasserfall an sich ist eine Enttäuschung. Von oben kann man nix sehen - nur, dass sich das Wasser in die Tiefe stürzt. Wirklich interessant wird es erst, wenn man in den Talkessel hinaufsteigt und den Wasserfall frontal zu Gesicht bekommt. Dann kann man sogar hinter ihm her laufen. Das muss spektakulär sein. Wir sparen uns das aber. Andere Wanderer sagen, dass es heftig rutschig, steil und gefährlich ist, dort hinunter zu steigen. Und es sei fürchterlich anstrengend, wieder hinauf zu kommen. Uns reichen die 6 km. Wasserfälle aller Art haben wir schon genügend gesehen auf der Welt. Und uns erscheint es nicht angebracht, hier ein Risiko einzugehen. Trotzdem: eine tolle Wanderung!

Letzter Stopp: nochmal die Spahats Falls. Immer noch nicht optimal vom Licht her, aber ok. Die Falls hießen früher „Bear Falls“, wurden dann aber umbenannt. „Spahats“ heißt Bär in der Sprache der Natives.

Wir kaufen unser Dinner wieder im Supermarkt und lassen uns dann zu einem Sundowner im hoteleigenen Biergarten hinreißen. Local Beer aus dicken Einmachgläsern und ein Cider für Gabi. Lecker - wenn auch ein anderes Glas willkommen wäre.

Auf dem Balkon verputzen wir dann was wir gekauft und was Gabis daraus gezaubert hat: Sushi, Surimi, asiatischer Nudelsalat, Nan-Brot, Dip, Calzone-Tasche, eine Art Wurstbrötchen. Natürlich alles geteilt. Jetzt ist alles fertig und morgen folgt ein weiterer entspannter Tag. Jedenfalls haben wir bis auf den kurzen Transfer nach Sun Peaks noch gar nichts geplant. Lassen wir uns treiben und überraschen.

Tagesetappe: 124 Kilometer
Übernachtung: Quality Inn & Suites in Clearwater, 360 Eden Road, Clearwater, BC V0E 1N2

"This is Canada to us!"

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Jürgen auf dem Berg Trail, Mount Robson PP, British-Columbia

Um ca. 08:30 Uhr starten wir ins nächste Abenteuer. Vorher einen schnellen Kaffee auf dem Zimmer, Sachen packen und ab gehts. Tür auf - links, rechts, immer noch kein Bär - Klamotten ins Auto uns los. Brrr - 1 Grad über Null, sehr frisch. Es ist unverkennbar: der Winter naht in den Rockies. Denen kehren wir heute den Rücken, kommen aber in gut 2 Wochen nochmal wieder und dann müssen wir rüber kommen - mal sehen!

So ganz können wir uns aber noch nicht trennen vom Jasper NP. Ganz in der Nähe liegt der Pyramid Lake und da wollen wir in der Frühe doch noch mal eben vorbeischauen. Nach 8 Minuten sind wir schon am vorgelagerten Patricia Lake und weitere 2 Minuten Fahrtzeit sind es dann noch bis zum Pyramid Lake. Es ist früh, es ist kalt, kaum jemand ist unterwegs. Leichter Nebel wabert übers spiegelglatte Wasser. Tja Georg, ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Seen liegen wieder so ruhig da, obwohl ein Kanu kreuzt. Traumhaft!

Zurück in Jasper tanken wir kurz, nehmen Kaffee in unseren Yeti-Bechern mit und ebenso ein paar Sandwiches fürs Frühstück.

Über den Yellowhead Highway erreichen wir die Passhöhe (1.131 m). Es ist der am niedrigsten gelegene Pass hier in den Rocky Mountains und er ist gleichzeitig Wasserscheide. Auf der Passhöhe passiert vieles gleichzeitig: wir wechseln von Alberta nach British-Columbia, damit wechseln wir auch die Zeitzone (und sind ab sofort 9 Stunden hinter Deutschland zurück) - und zu guter Letzt wechseln wir hier auch vom Jasper NP in den Mount Robson Provincial Park (PP). Keine Frage: auch hier gibt es einen See. Der Yellowhead Highway wird uns heute bis Clearwater begleiten. Übersetzt heißt das in Etwa „Blondschopf-Highway“.

Die Ursprünge des Yellowhead Highway gehen zurück auf das Jahr 1819, als der Trapper und Irokese Pierre Bostonais (1805–1827) mit dem Kosenamen „Blondschopf“ von der Hudson’s Bay Company als Führer durch die kanadischen Rocky Mountains angeheuert wurde. Der heute als „Yellowhead Pass“ bekannte Übergang diente den hier siedelnden indigenen Völkern seit langer Zeit als Handelsroute, die bei den frühen Expeditionen genutzt wurde, doch erst die Errichtung der Eisenbahnlinie der Grand Trunk Pacific Railway führte zur Erschließung des Gebiets. Heute sind wir hier.

Vorbei am langgestreckten Moose Lake erreichen wir das Visitor Center des Mount Robson PP. Der Mount Robson ist mit 3.954 der höchste Berg in den kanadischen Rocky Mountains. Sein schneebedeckter Gipfel vor blauem Himmel haut uns echt aus den Socken. Überhaupt: was haben wir bisher für ein Glück mit dem Wetter? Heute ist der perfekte Tag. Zwar ist es noch sehr frisch, aber die Farben knallen einfach nur. Ob es das Herbstlaub, der Himmel oder die Farben in den Flüssen und Seen sind - der Sättigungsregler steht auf Rechtsanschlag - und das ohne Bildbearbeitung. Hier vom Visitor Center hat man echt den besten Blick auf den majestätischen Berg.

Wir hatten offen gelassen, ob wir hier eine Wanderung machen. Der „Berg Trail“ ist insgesamt 29 km lang, wurde aber letztens durch Lawinen und Erdrutsche unbegehbar gemacht. Der Wiederaufbau findet in 3 Phasen bis Ende 2025 statt. Das erste Teilstück (5 km) bis zum Kinney Lake ist gerade fertig geworden. Bei dem Wetter können wir nicht anders: wir stiefeln los.

Einsam ist es hier; wir wandern durch dichten, z.T. schummrigen Wald, der oft an Regenwald erinnert mit seinen Moosen und Farnen. Auch Redwoods gibt es hier. Dann bricht der Wald auf und vor uns liegt der imposante Mount Robson im gleißenden Sonnenschein. Wir bimmeln vor uns hin - keine Bären- und Menschenseele ist zu sehen. Später tauchen einzelne Wanderer auf; alle sind ernsthaft unterwegs, keine Fellpantöffelchen. Der Weg führt immer am tosenden Fraser River entlang.

Nach gut 4,5 km erreichen wir den Kinney Lake - und wieder spiegelt sich die Welt im See. Wir machen einige Bilder, gehen am Ufer entlang und genießen die Schönheit der Natur. Zwei übermütige Jungs springen ins eiskalte Wasser. Nochmal: brrrr ….

Auf dem Rückweg kommt uns ein Paar mit fünf Huskies entgegen. Herrliche Tiere. Die fahren im Winter bestimmt Schlitten mit den beiden. Wir ziehen die Jacken aus - in der Sonne ist es jetzt richtig heiß. Nach gut 2,5 Stunden haben wir die Strecke geschafft und sind zurück am Auto. Fast 10 km waren das, bergig, aber super zu gehen.

Nun liegen weitere 2,5 Stunden Fahrt vor uns. Der Weg ist das Ziel und mit 100 km/h rollen wir entspannt nach Westen. Das Panorama vor uns: endless Highway - fantastische Bergkulisse - ein Genuss! Genau so haben wir uns Canada vorgestellt - sagenhaft!

In Clearwater machen wir Stopp am Visitor Center. Hier wird der Tagesplan für morgen bestätigt. Unsere Planungen sind machbar. Wettervorhersage: 27 Grad Celsius.

Wir beziehen unser großzügiges Zimmer und sind 15 Minuten später schon wieder unterwegs: wir benötigen dringend neues Wasser. Und wir kaufen unser Abendessen im Supermarkt. Heute geht es mal ganz gemütlich und ohne Trinkgelder zu, denn wir haben einen Balkon. Dort verspeisen wir ein 3-Gänge Menü: als Vorspeise gibt es Nan-Brot mit Dip sowie Whiskey-Pepper-Räucherlachs. Als Hauptgang folgt Mac’n Cheese mit Chicken-Wings und Coleslaw und zum Nachtisch frische Ananas mit einem Gin-Tonic. Es könnte uns schlechter gehen! Muss aber nicht, wir haben Urlaub! Bis morgen!

Tagesetappe: 154 Kilometer
Übernachtung: Quality Inn & Suites Clearwater, 360 Eden Road, Clearwater, BC V0E 1N2

Von kalbenden Gletschern und anderen Tümpeln

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Gabi am Edith Cavell Glacier Pond, Jasper NP, Alberta

Vorweg: heute keine Bären im Garten, dafür sahen wir einen am Medicine Lake - aber ganz weit weg, quasi am Horizont. Und ein „female Elk“, also eine Hirschkuh stand am Wegesrand und graste. Als wir dann heute Abend vom Essen aus Downtown Jasper in unsere Straße einbogen, grasten drei weitere Hirschkühe vor der Kirche gegenüber, wir wären fast drüber gestolpert.

Wir hatten heute das große Vergnügen, einen ganzen Tag im Jasper NP verbringen zu dürfen - und wir haben es bei bestem Wetter gut genutzt und sehr genossen. Der Reihe nach:

Wir lassen es etwas ruhig angehen an diesem Mittwochmorgen in Jasper. Vater freut sich über ein Skype-Telefonat; schön, dass bei ihm alles in Ordnung ist zu Hause. Wir trinken einen Kaffee auf dem Zimmer und machen uns dann auf die Socken - bzw. auf die Reifen.

Den Vormittag verbringen wir nochmal am Icefields Parkway, allerdings ganz hier in der Nähe von Jasper. Zunächst fahren wir zahlreiche Serpentinen und eine fein geschwungene Straße (das geht wunderbar im Takt der Musik, findet Gabi) weit hinauf bis zur Edith Cavell Parking Lot. Dort ist der Ausgangspunkt für den „Path of the Glacier Loop Trail“, angeblich einer der besten Kurzwanderwege im Jasper Park. Es nieselt ganz leicht hier oben, die Luft ist dünn. In diesem Urlaub ist „layered clothing“ das Motto: Zwiebelprinzip - T-Shirt, dünne Jacke, Regenjacke. Als es nicht mehr regnet, kann die Regenjacke in den Rucksack, als die Sonne rauskommt, folgt die Jacke.

Der Trail (ca. 2 km) führt zum Edith Cavell Pond unterhalb des Gletschers. Schaut mal bei den Bildern: oben in der Wand hängt der Hauptgletscher, dünne Wasserfälle rieseln herab auf das unten liegende Eisfeld (sieht ein wenig aus wie Tiramissu), vor dem sich der kleine See erstreckt, auf dem auch diverse Eisschollen dümpeln. Wir genießen die Kulisse sehr und ich mache viel mehr Bilder, als ich auf der Website zeigen kann. Plötzlich donnert es - und das, obwohl inzwischen die Sonne scheint. Da bricht ein gutes Stück Eis aus der Wand und donnert in den See. Das haben wir auch noch nie gesehen. Sehr beeindruckend. Wusstet ihr übrigens, dass Eis in der Kühltruhe ca. 80% Luft enthält, Gletscher aber nur ca. 20%? So stark verdichtet ist das Gletschereis und daher ist es auch so hart und widerstandsfähig - leider nicht genug für den Klimawandel.

Eine wirklich tolle Wanderung am frühen Morgen, die bei perfektem Wetter endet. Auch die Blicke in die Berglandschaft gegenüber sind atemberaubend.

Nächster Stopp: Das „Valley of the five Lakes“. Hier gibt es ebenfalls einen Loop-Trail, der allerdings gut 4 km lang ist und deutlich mehr Kraxelei verlangt, als wir erwartet haben. Hier in der Höhe kommen wir ganz schön ins Schnaufen. „Huffin’ and Puffin’“ wie die Amerikaner sagen würden. Die Seen sind aber dann so, wie wir es inzwischen kennen: türkisblau, ganz ruhig - die Welt spiegelt sich im See. Auch das war eine super Wanderung. Nun ist unser weiterer Aktionsradius für heute aber etwas reduziert. So ganz viele Kilometer gehen nicht mehr.

Also fahren wir die gut 50 Minuten bis zum Malinge Lake. Auch diese Strecke ist alleine schon die Fahrt wert. Sagenhaft. Und da nur 60 km/h erlaubt sind ist das auch alles ganz entspannt. Auf dem Weg dorthin sehen wir den Bären das „Wetland“ am Medicine Lake queren. Der ist aber so weit weg, dass ich selbst aus dem mit dem 300er Tele aufgenommenen Foto noch ganz schön heranschneiden muss, um überhaupt was zu erkennen. Real kam er rüber wie ein Marienkäfer, sagt Gabi.

Am Malinge Lake gehen wir ca. 1 km über den Mary Schaeffer Trail bis zu einem Aussichtspunkt - und dann wieder zurück. Hat sich gelohnt, sehr entspannt.

Jetzt aber nach Hause. Vorsichtig das Gartentor aufmachen, kurz den Vorgartenund den Garten checken - keine Bären. Das ist echt lustig: immer, wenn du das Haus verlässt, lugst du kurz aus der Haustür - Blick links, Blick rechts: keine Bären: go!

Wir überspielen nur kurz die Fotos aufs Macbook, dann starten wir schon Richtung Abendessen. Wir wollen heute früher unser Glück versuchen, vielleicht ist es dann nicht so voll in der Jasper Brewing Company. Erfolg! Wir bekommen die beiden letzten Plätze draussen. Sechs eigene Biere vom Fass stehen auf der Karte - ich nehme alle! Wirklich, aber als Bierprobe. Das sind 6 kleine Gläser, davon 2 mit IPA-Bieren; ein Stout gibt es auch. Lecker, sehr herb und abwechslungsreich. Und: ungewöhnlich! Bei einem Bier wurde Honig und Koriander im Brauprozess hinzugefügt. Und wer es besonders „Citrus“ mag, kann ein IPA bekommen, das von einem Mandarinenbier „getoppt“ wird. Eine Mischung also. Nichts für schwache Reinheitsgebotsenthusiasten.

Gabi trinkt wieder mal ein Cider und nimmt „Fish & Chips“ dazu. Ich bekomme nochmal eine riesige Nacho-Pfanne. Lecker!! Auf dem Rückweg kaufen wir im Liquor-Store noch eine kleine Flasche Tanqueray-Gin. Daraus nehmen wir gleich ein kleines Gläschen auf der Bettkante. Das ist bestimmt gut nach der Fettattacke beim Abendessen.

Jetzt ist alles geschrieben und bearbeitet. Gerade habe ich noch mit einem lieben Freund telefoniert, der mit seinem Bruder in Nieukerk die Nacht zum Tag gemacht hat. Ganz liebe Grüße in die Heimat an alle!! Uns geht es bestens!

Tagesetappe: 154 Kilometer
Übernachtung: B & B Kiran Accommodations, 225 Bonhomme Street, Jasper, AB T0E 1E0

Icefields Parkway

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Jürgen am Athabasca Glacier, Columbia Icefield, Jasper NP, Alberta

Jaja, ich gebe es zu: auch der heutige Tagestitel ist etwas einfallslos und keinesfalls das Highlight meiner Einfälle. Aber: heute war wieder einmal mehr der Weg das Ziel und mit dem Icefields Parkway sind wir eine weitere der Traumstraßen dieser Welt gefahren. Die sammeln wir ja quasi - was Amerika angeht. Und ich bin ein kleines bisschen „tipsy“ - wie es dazu kam? Lese unten!

Der Icefields Parkway von Lake Louise nach Jasper begeistert durch seine fantastischen Bergpanoramen. Ein Höhepunkt des Parkways ist das Columbia Icefield, ein 325 qkm großes Eisfeld über einer Wasserscheide. Das Gletscherwasser von hier fließt sowohl in den Pazifik, als auch in den Atlantik (!) Und das Arktische Meer. Die heutige Fahrstrecke beträgt eigentlich 236 km - wir haben ein Update genommen, weil wir gleich zu Beginn die Abfahrt vepassten und erstmal ein ganzes Stück den TCH-#1 Richtung Fields gefahren sind. Das ist unsere Rückstrecke am letzten tag - für heute viel zu früh.

Wir verlassen das Lake Louise Inn nach einem kurzen Telefonat mit zu Hause um kurz nach Acht Uhr mit dem beschriebenen Umweg. Dann liegt er vor uns: der Icefields Parkway mit unzähligen Möglichkeiten. Wir haben uns natürlich von zu Hause aus schon einige Dinge vorgenommen und die arbeiten wir nun bei ordentlichem Wetter sorgsam ab. Ich versuche, hier mal nur in aller Kürze darauf einzugehen - ihr findet Fotos dazu bei den Fotos …

Erster Stopp: es ist noch nicht richtig hell, aber der „Herbert Lake“ empfängt uns in aller Einsamkeit. Vollständige Ruhe!

Kurz danach empfängt uns der „Crowfoot Glacier Viewpoint“ mit einem Blick auf den Bow River und den mächtigen Gletscher.

Kaum sitzen wir wieder im Auto - es geht Schlag auf Schlag - erreichen wir Bow Summit und damit mit 2.088 m den höchste Punkt des Parkways.

Hier nehmen wir sofort den unteren Parkplatz des „Peyto Lake Trail“. Es liegt zwar jetzt ein sehr, sehr steiler Kilometer Fußweg durch dichten Wald vor uns; oben erwartet uns aber ein atemberaubender Anblick. Der Peyto Lake ist ein Muss für Fotografen! Er hat seine Farbe auch dem Gletschermehl zu verdanken und mit der Form einer Tatze kommt er sehr „unique“ rüber. Von hier aus ergibt sich auch ein toller Blick auf den Gletscher, der ihn speist. Ich habe mal das Tele-Objektiv bemüht.

Am „Waterfowl Lakes Viewpoint“ halten wir auch nur kurz. Es ist das Übliche: Berggipfel spiegeln sich im See.

Der „Mistaya Canyon Trail“ führt zu einer Kalksteinschlucht, die laut Reiseführer fast so reizvoll sein soll wie der Maligne Canyon bei Jasper. Den Vergleich haben wir (noch) nicht. Es ist aber wieder mal beeindruckend zu sehen, mit welcher Kraft sich Wasser in hartes Gestein schneidet.

Mit dem Sunwapta Pass auf 2.035 m, erreichen wir den zweithöchsten Punkt des Tages; und auch eine Wasserscheide sowie die Grenze zwischen Banff NP & Jasper NP.

Nächster Stopp: das Columbia Icefield (325 qkm). Phoebe hat es uns gestern recht anschaulich erklärt: Wenn man sich seine Hand mit gespreizten Fingern anschaut, dann entspricht der Handrücken dem Icefield und die Finger verschiedenen Gletschern, die sich an Felsnasen entlang zwängen. Das Eisfeld selbst liegt verborgen in der Höhe - nur drei seiner Gletscher (Athabasca, Dome und Stutfield) sind von der Straße aus zu sehen. Wir fahren mit dem Auto zum Parkplatz am Fuße des Athabasca Glacier wandern ein gutes Stück dem Gletscher entgegen. Eiskalt ist es hier, denn der Gletscher erzeugt einen Wind, der kalte Luft zu Boden presst und talwärts zwängt. Und besser kann man den Klimawandel nicht am eigenen Leib erfahren: immer wieder passieren wir Schilder, die uns angeben, wo der Gletscher z.B. 1982 noch war. Beängstigend - der zieht sich jedes Jahr um 10 Meter zurück und verliert 5 Meter seiner Mächtigkeit.

Wir statten auch dem „Icefield Information Centre“ einen Besuch ab. Sehenswert ist hier auch der 20 -minütige Film, der ohne jedes Wort sehr emotional zeigt, was hier abegeht. Traumhafte Aufnahmen von der imposanten Gletscherlandschaft dürfen dennoch nicht fehlen. Sehr schön! Draussen steht eines dieser Ungetüme, mit dem man eine Tour auf den Gletscher machen kann - da verzichten wir gerne, finden wir nicht so toll …

Der "Stutfield Glacier Viewpoint" ist einen kurzen Stopp und ein schnelles Foto Wert.

Richtig sehenswert sind dann wieder die „Sunwapta Falls“. Hier umfließt das Wasser zunächst eine kleine Insel, bevor es sich dann mächtig in die Tiefe stürzt.

Der KIA frisst die Kilometer geduldig - apropos: die Kanadier sind voll metrisch eingestellt. Nix Meilen, Kilometer stehen auf den Straßenschildern. Wir fahren gemütlich mit meist 90 km/h und halten vergeblich Ausschau nach Bären.

Die 23 Meter hohen „Athabasca Falls“ sind schließlich noch Pflichtprogramm. Hier sucht sich das Wasser jeden Weg, den es kriegen kann und stürzt sich rechts, links, kreuz und quer die Felsen hinunter. Ein Weg zu verschiedenen Aussichtspunkten eröffnet Perspektiven. Was mir auffällt heute sind die bunt gemischten Volksgruppen aller Herren Länder, die hier unterwegs sind - wir gehören natürlich dazu. Yaks und Yetis, dazu alle denkbaren und undenkbaren Klamotten dieser Welt. Klar: viele sind zweckmäßig mit Outdoor-Kleidung ausgestattet wie wir. Aber neben Fellpantoffeln, Inkamützen, Leggins XXXXXL und Zarenmützchen ist auch alles andere undenkbare vertreten. Weia!

So erreichen wir schließlich unsere private Unterkunft in Jasper. Und die hat es auch in sich: Ein kleines Häuschen inmitten einer Wohngegend. Jasper ist ganz anders als das eher mondäne Banff. Schlicht, unaufgeregt, amerikanisch (?) - wir finden es einfach klasse! Unser neues Zuhause wird von Kiran & Sonali betrieben. Kleines Haus mit kleinem Garten. Sonali begrüßt uns. Gäste mit Allergien hätten es keinen Meter ins Haus geschafft. Es riecht stark nach Räucherstäbchen. Die Treppe ist mit einem Fell gepolstert, der überflauschig genannt werden darf. Und auch unser tolles Zimmer ist von oben bis unten in Flausch gepackt. Super - aber nicht für jede/n verträglich. Uns macht das nix.

Der Hammer aber ist folgendes: schon bei der Ortseinfahrt Jasper wies ein Schild darauf hin, dass „Bears in Town“ sind. Sonali setzt noch einen drauf. Sie müsse uns darauf hinwiesen, dass immer wieder mal Bären in ihrem Garten auftauchen. Erst gestern sei eine Mama mit ihrem Kleinen über den Zaun gekommen und letztlich sogar ein über 2 Meter großer Papa. Sie zeigt uns Videos, die sie vom Küchenfenster aus aufgenommen hat und wir können es kaum glauben: die tollen da im Garten rum als sei es nix. Sonali bittet uns, die Haustür immer zu schließen und beim Verlassen des Hauses immer mal zu gucken, ob die Luft rein sei.

Das machen wir, als wir aufbrechen, die Stadt zu erkunden. Die Pizzareste von gestern haben uns über den Tag gerettet. Nun aber wollen wir den Abend beschließen. Wir kehren am Ende der Hauptstraße bei „Montana’s“ ein, bekommen einen Platz draußen im 1. OG mit Blick auf die Berglandschaft, den Public Washroom und die Eisenbahn, die erbarmungslos 30 Minuten vorbeiquietscht und bestellen: Neben Cider und Jasper Pale Ale gibt es einen Salat mit Ziegenkäse, spicy Pekannüssen, Apfel, Cranberries und Hähnchenbrust - der schmeckt ihr sehr gut! Ich habe einen Cipotle-Burger und der schlanken Linie wegen Salat als Beilage im Sinn - bestelle dann aber doch meine geliebten Onion-Rings als Beilage. Lecker! Ich ergänze noch ein Jasper IPA und als wir gerade zahlen wollen fängt es an zu regnen.

Deshalb wechseln wir an die Bar und ich nehme noch ein „Rickard’s Red“ - passend zu Gabis Strawberry Margaritha.

Im strömenden Regen laufen wir dann irgendwann heim - die meisten Tropfen fallen aber daneben. Jetzt ist das Tagebuch auch fertig und ich mache gleich die Augen zu . Morgen? Ein ganzer Tag im Jasper NP - mit Bären im Garten?

Tagesetappe: 258 Kilometer
Übernachtung: B & B Kiran Accommodations, 225 Bonhomme Street, Jasper, AB T0E 1E0

Banff NP - Tourquoise Lakes

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Gabi & Jürgen am Lake Louise, Banff NP, Alberta

Komischer Titel - Seen hatten wir doch gestern schon und so ganz farblos waren die doch auch nicht? Naja - schaut euch mal die Bilder von heute an: DAS ist türkis!

Die zweite Nacht war wie immer besser als die erste. Wir sind dennoch zeitig auf den Beinen, packen unsere sieben Sachen, nehmen einen Kaffee mit Müsliriegel auf dem Zimmer und packen unsere Klamotten ins Auto. Das dürfen wir erst mal noch in der Tiefgarage stehen lassen, obwohl wir schon auschecken. Gut!

Gestern Abend hatten wir kurz bei Discovery Banff Tours auf der Banff Ave. vorbei geschaut - nur so. Dabei stellte sich heraus, dass unsere Abholzeit heute nicht 07:55 Uhr, sondern 07:41 Uhr (!) ist. Wir hatten die Tour zu den beiden bekanntesten Seen des Banff NP von zu Hause aus gebucht. Der Grund: in einem You-Tube-Video hatten wir erfahren, dass die beiden Seen nicht mehr ohne weiteres mit privaten PKW zu erreichen sind. Der Lake Louise darf theoretisch noch angefahren werden - die Parkplätze sind aber immer voll. Die Straße zum Lake Moraine ist für PKW inzwischen gesperrt - da dürfen nur noch Shuttle- und Tourbusse durchfahren. Das macht es kompliziert. Die Shuttle kann man von zu Hause zwar auch buchen, ist dann aber zeitlich sehr festgelegt und wirklich einfach ist das auch nicht. Viel einfacher ist es dann, eine Tour mit Guide zu buchen. Der (oder in unserem Falle „die“ - „Phoebe“) fährt einen dann bis vor Ort und erzählt auch noch so manches interessante über die Geschichte des Bergsteigens hier, den Banff NP und die beiden Seen.

Um 07:42 Uhr ist Phoebe an unserem Hotel. Sie fährt einen ziemlich coolen Bus und die Sitze ähneln eher luxuriösen Fernsehsesseln - ok: Marke Recaro. 16 Personen sind wir kurz darauf an Bord und sie fährt uns über den Trans-Canada-Highway 1 zum Lake Louise. Unterwegs hat sie sich vorgestellt - sie ist Australierin, gelernte Profifotografin und Grafikdesignerin und war auch schon in München („the every day Disneyland for everyone“). In Whistler hat sie als Skilehrerin gearbeitet und aktuell betreut sie Bergtouren und Ausflüge für „Banff Discovery“. Sie macht, was ihr gerade gefällt - irgendwie eine australische Pippi Langstrumpf. Und sie hat berichtet, dass Banff ca. 9.000 Einwohner hat, jährlich aber Besuch von 6 Millionen (!) Touristen bekommt, 75% davon im Sommer. Unfassbar!

Am Lake Louise haben wir eine Stunde Zeit, Fotos zu machen und uns umzuschauen. Es ist ziemlich voll, aber wie immer: wenn man ein paar Meter geht, dann verläuft sich das (hier zumindest etwas). Der See ist sowas von türkisblau. Das kommt vom Gletschermehl, das zusammen mit dem Gletscherwasser in den See gelangt. Es schwebt im Wasser und filtert das gelbe und rote Farbspektrum raus. Hinten grüßt der Viktoria-Gletscher und lässt erahnen, welche Eismassen hier oben in den Rockies noch vorhanden sind. Die Kulisse spiegelt sich im glatten See und wir fotografieren lustig drauf los.

Der zweite See heißt „Lake Moraine“. Der Name basiert darauf, dass die Gletscher hier Moränen angehäuft haben, die heute auch „Rock Piles“ heißen. Einen solchen erklimmen wir und von oben ist das türkisblau nochmal intensiver - das liegt am Blickwinkel, sagt Phoebe. Auf dem See wird lustig Kanu gefahren und auch Tiny findet einen neuen Freund in XXL. Die Seen waren wirklich klasse - aber die Menschenmassen muss ich nicht jeden Tag haben - das wird auch in ein paar Tagen nicht mehr so sein.

Phoebe fährt uns sicher zurück nach Banff und gibt noch einige wertvolle Hinweise. Im Hotel schnappen wir uns den bereit stehenden KIA, besorgen im IGA-Supermarkt noch etwas für den Lunch und die kommenden Tage und fahren dann zu den nahe gelegenen Vermillion Lakes. Dort finden wir schnell eine Bank mit Aussicht und verputzen unsere üppigen Sandwiches.

Da wir heute Nacht im Lake Louise Village verbringen (Vorteil: 50 km näher dran am Icefields Parkway, der morgen auf dem Programm steht), fahfen wir zunächst die gleiche Strecke über den TCH-#1 wie heute Vormittag Richtung Norden. Bald biegen wir aber auf den beschaulicheren Bow Valley Parkway (eine parallel verlaufende Strecke) ab.

Nächstes Ziel ist hier der Johnson Canyon. Der ist ebenfalls bekannt dafür, total überlaufen zu sein. Heute Mittag hält es sich aber in Grenzen. Im Grunde ist das eine Klamm, vor der sich die deutschen Klammen wie z.B. die Breitachklamm nicht verstecken müssen. Nachdem wir die Lower Falls erreicht haben reduziert sich das Publikum merklich. Die weitere Strecke bergauf zu den Upper Falls sparen sich die meisten Leute (erst Recht, wenn sie schwarze Fellschlappen tragen). Und auf dem Weg dorthin gibt es noch einige Stromschnellen und kleine Wasserfälle zu sehen, die mit den beiden ausgeschilderten absolut mithalten können. Sportprogramm ist jedenfalls erledigt für heute.

Weiter Richtung Norden wartet nun noch „Morant’s Curve“ auf uns. Eine Eisenbahnstrecke schlängelt sich im wahrsten Sinne des Wortes am Bow River entlang. Und an dem genannten Aussichtspunkt hat man die Bahnstrecke inkl. Fluss und Bergpanorama schön vor sich liegen. Es gibt sehr schöne Aufnahmen von hier, auf denen sich ein Zug dort entlangschlängelt. Wir warten gute 45 Minuten - aber keiner kommt. Dann eben nicht.

Wir tanken voll - für alle Fälle und beziehen unser Zimmer. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf den Viktoria-Gletscher und das Bergpanorama.

Wir sind ziemlich fertig und müde. Dennoch machen wir uns noch über die Fotos und das Tagebuch her. Zwischendurch gehen wir in eines der hauseigenen Restaurants und bestellen jeder eine Pizza. Klar - großer Fehler; das ist niemals zu schaffen. So haben wir jetzt aber bereits Frühstück oder Lunch für morgen.

Ich muss ins Bett, bis morgen - allen eine gute Nacht!


Tagesetappe: 77 Kilometer
Übernachtung: Lake Louise Inn, 210 Village Road, Lake Louise, AB T0L 1E0

Banff NP - at it’s best!

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Gabi auf dem Johnson Lake Loop Trail, Banff NP, Alberta

Das war ein wunderbarer, nein - ein fantastischer Tag!!

Der fing für mich schon um 04:00 Uhr in der Früh an - zumindest war zu diesem Zeitpunkt die Nacht zu Ende. War ja auch klar. Bis 05:30 Uhr habe ich mich bedeckt gehalten und weiter gedöst. Dann hole ich den Mac hervor und redigiere den etwas hölzernen Text von gestern Abend.

Gabi wird dann auch wach und kocht Kaffee. Wir kommen schnell in die Gänge und stehen im ersten Morgengrauen vor dem Hotel. Es ist kurz vor sieben und bevor wir auch nur weiter denken können steht ein stattlicher Elk (so heißen die Hirsche hier) mit seinen Damen direkt vor dem Hotel uns grast. Wir halten Abstand und machen ein paar Bilder, die in der Nachbearbeitung aber noch etwas nachbelichtet werden wollen. Sonnenaufgang ist um 07:10 Uhr. Es ist 3 Grad warm, die Jacken können wir gebrauchen. Kaum ein Mensch ist unterwegs um diese Zeit. Das gefällt uns viel besser als die Menschentrauben gestern Abend.

Wir nehmen den Bow River Trail immer am gleichnamigen Fluss entlang und machen erste Fotos. Recht glattes Wasser, schöne Spiegelungen. So erreichen wir den Cascade Of Time Garden mit seinem „very british“ anmutenden Schlösschen. Von hier oben hat meinen einen sehr schönen Blick auf die Banff Avenue, gleichzeitig schnurgerade Hauptstraße des Ortes, und den Cascade Mountain. Wir wandern weiter und genießen Stille und frische Luft. Die aufgehende Sonne tupft rote Streifen auf die Bergspitzen.

So erreichen wir den „Surprise Corner“ mit seinem tollen Blick auf die Stromschnellen der Bow River Falls und das altehrwürdige „The Fairmont Banff Springs Hotel“. Groß und mächtig schmiegt es sich in den Wald auf der gegenüber liegenden Hangseite. Über die menschenleere Banff Avenue geht es zurück zum Hotel. Mangels Licht sind die Fotos etwas fade, das lag an der frühen Stunde und dem Schatten. Tiny lässt sich noch mit einem riesigen Stoff-Moose ablichten, dann ist mit rd. 4 km die erste gute Wanderung des Tages geschafft.

Kurz aufs Zimmer und dann mit dem Auto nochmal zum IGA-Supermarkt. Wir kaufen etwas für später zum Frühstück und halten anschließend am Visitor Center. Mit einem Park-Ranger besprechen wir die Planungen der nächsten Tage und klären, ob wir Bear-Spray benötigen in diesem Urlaub. Klares „Jein“! Begegnungen mit aggressiven Bären sind äußerst selten und Angriffe auf Menschen noch seltener. Aber sie treiben sich hier halt überall rum, die Grizzlys und Schwarzbären. Und wenn es dann doch mal schief geht möchte ich mich nicht nur mit bloßen Fäusten wehren können. Also: bewaffnen! Ich Unterscheibe einen Aufklärungsbogen - das Zeug ist nicht ungefährlich, aber recht nützlich. Für 6 Sekunden reicht der Inhalt der Flasche. Also für 3 x 2 Sekunden Pfefferspray vom Feinsten auf 8 bis 10 Meter. Es ist wie mit dem Regenschirm. Wenn du einen hast, regnet es nicht.

Jetzt aber los: die Cascade Ponds sind unser erster Ziel und diese traumhaften, spiegelglatten Wasserlöcher mit kleinen Brücken, dem umgebenden Wald und den Bergen vor blauem Himmel hauen uns echt um. Leider kämpfen wir den ganzen Tag mit viel Gegenlicht, restlos begeistert sind wir dennoch. Noch ist es recht ruhig hier. Nur einige wenige Familien haben den Grill angeworfen und bereiten ihren Sonntags-Brunch zu. Wir setzen uns auch an einen Tisch und mampfen Croissants mit Käse und Braten sowie Tuna-Sandwiches. „Breakfast with a view“ nennt man das wohl.

Nächster Stopp: der Johnson Lake. Den umrunden wir auf dem Johnson-Lake-Loop-Trail. Langgezogen ist der See mit einigen Ausbuchtungen. Ein Stand-up-Paddler mit Mini-Hund begleitet uns eine ganze Weile. Auch hier: (noch) nix los. Der Hund heißt bestimmt Sharky, denn er trägt eine Haifischflosse als Schwimmreifen.

Die Seen liegen an der Straße wie an einer Perlenschnur. Auch am Two Jack Lake und am Lake Minnewanka halten wir an und vertreten uns die Beine. Die Ausblicke ähneln sich, manche Fotos auch - wir können uns aber kaum sattsehen an der Kulisse. Es ist jetzt aber merklich voller geworden.

Zum Abschluss statten wir dem Mount Norquay Scienic Lookout noch einen Besuch ab. Auf halber Höhe zum Skigebiet auf dem Mount Norquay bietet ein Aussichtspunkt einen tollen Blick auf Banff und Umgebung. Ich mache hier u.a. mal ein Panorama - ihr findet es wie eine kleine Auswahl des Tages bei den Fotos.

Um 14:00 Uhr sind wir wieder auf dem Zimmer - ziemlich platt. Gabi ruht einen kleinen Moment, ich versorge schon mal die Bilder.

Dann gehen wir in die Downtown und kehren in der Canadian Brewery ein. Wir haben Durst. Zu Cider und local Beers gesellen sich Wings, Nachos und ein Cicken-Burger. Gabi hat „Poutine“ als Beilage - die kanadische Pommes-Spezialität mit Bratensoße und Käse. Alles sehr schmackhaft! Wir schlendern noch einmal die Banff Avenue hinauf bis zu den Cascade Gardens. Anderes Licht, gleicher Blick. Nebenan ist Herbstfest des Farmers Market -mit Livemusik, die ich jetzt immer noch von unserem Balkon aus höre, auf dem ich diese Zeilen verfasse. Abgefahrene Truppe mit funky Bass und irrem Drummer.

Jetzt ist das Tagebuch geschrieben und ich bin reif für die Matratze. Morgen geht es wieder wieder zeitig los. Um 07:40 Uhr werden wir abgeholt - von einem Banff Discovery Tourguide. Doch das ist die Geschichte für morgen. Gute Nacht.

Ach ja - Deutschland ist Basketball-Weltmeister! Wer hätte damit gerechnet? Schön, wenn ein Team funktioniert und alles gibt. Dann wird man auch belohnt - manchmal! Ick freu mir.


Tagesetappe: 48 Kilometer
Übernachtung: Banff Park Lodge Resort Hotel & Conference Center, 201 Lynx St., Banff, AB T1L 1K5

Welcome to Canada!

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Gabi am Int. Airport Calgary, Alberta

Da sind wir wieder - und zwar voll im Urlaubsmodus.

Gestern ging bei der RE 10 mal wieder gar nicht viel. Gut, dass sich Freund Georg bereit erklärt hatte, uns nach Duisburg zum Bahnhof zu fahren. Ohne das wären wir kaum richtig weggekommen in Nieukerk. Wir haben das komplette Gepäck und uns drei in den Aygo X gezwängt und los ging es. Wir hatten ein erste Klasse-Ticket; die Zugbindung war aber weg, weil wir schon eine Woche vorher eine Fahrplanänderung mitgeteilt bekamen - der ursprünglich gebuchte Zug fiel aus. Kurzfristig tat sich jetzt doch noch ein ICE auf, der ohne Umsteigenotwendigkeit von Duisburg nach Frankfurt Airport fuhr. Und da der 20 Minuten Verspätung hatte, haben wir den Zug sogar ohne Hast bekommen. Um halb fünf sind wir dann in Duisburg gestartet - die Fahrt dauert normalerweise direkt nur 90 Minuten. Wir benötigten dann aber doch 2 Stunden, auch weil in 2 Wagons die Klimaanlage ausgefallen ist und diese komplett geräumt werden mussten. „Unternehmen Zukunft“ - willkommen im 21. Jahrhundert.

Um halb sieben am Airport, mit Shuttle dann um sieben im Park Inn Airport-Hotel. Dass liegt wirklich angrenzend an eine riesige Parkanlage mit üppigem Baumbestand. Noch besser: gegenüber gibt es das „The Italian!“ Mit abwechslungsreicher Speisenkarte und hervorragender Pizza ist das unbedingt allererste Wahl! Wir sitzen draussen und genießen den Urlaubsbeginn. Anschließend: Augen zu und gute Nacht.

Auch das Frühstück im Park Inn ist große Klasse. Das werden wir uns merken! Der Shuttle-Bus bringt uns um 09:30 Uhr zum Terminal 1. Das Gepäck ist schnell aufgegeben, die Sicherheitskontrollen dauern mit Schlange stehen dann etwas länger - das war aber alles im Rahmen.

Die Zeit bis zum Boarding um 12:30 Uhr bekommen wir gut um. Sitzplätze am Fenster und daneben hatten wir reserviert und Air Canada ist pünktlich, obwohl der Flieger pickepackevoll ist. Kurz nach 13:30 Uhr heben wir ab. Heiß war es heute, kaum eine Wolke am Himmel und daher ist die Sicht fabulös. Ich schaue mir neben einem tollen Film über Whitney Houston den ersten von 3 Teilen einer britischen Doku über die Fußball-WM 1990 an (die anderen beiden Teile folgen auf dem Rückflug). Ich kann nicht ahnen, dass die aktuelle „Mannschaft“ zeitgleich gnadenlos mit 4:1 gegen Japan untergeht. Gruselig!! Zwischendurch schlafe ich etwas - wir landen überpünktlich um 14:20 Uhr in Calgary.

Auch die Koffer haben wir flott, Border Control war ebenfalls sehr entspannt - ich hatte mir beim Frühstück die „ArriveCAN“-App heruntergeladen und unsere Declaration bereits voll abgegeben. Fluppt super - so kann es weiter gehen.

Zu früh gefreut: Bei den Mietwagen hört der Spaß leider komplett auf. Vor dem Hertz-Schalter, den wir erreichen müssen, steht eine lange - nein: extrem lange - Schlange und man merkt auch nach längerem Stehen nicht, dass sich vorne was tut. So verlieren wir geschlagene 2 Stunden! Das war super doof - kann man überhaupt nicht anders sagen. Und auch als wir endlich dran sind, dauert das. Man, ist das kompliziert hier.

Das Auto ist dann aber durchaus sehenswert. Es ist ein schwarzer KIA Sportage 4, der auch erst gerade mal 3.200 km auf dem Tacho hat. Der Kofferraum ist wie das Fahrzeug: riesig! Gut 90 Minuten fahren wir bis Banff. Tolle Strecke: alles satt grün, wellig, hügelig, Bäume und Seen - eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch, sehr sauber, keine großen Werbebanner - friedliche Welt. Sehr schön!!

Beim Erreichen des Banff NP kaufen wir den Discovery-Pass - der gilt 1 Jahr für uns in allen Nationalparks Canadas. Und wir fahren dann auch nicht direkt zum Hotel, sondern nehmen einen kleinen Umweg über die Tunnel Mountain Road. Die eröffnet uns erste Tiefblicke auf den Bow River.

Eingecheckt in der Banff Park Lodge ist schnell, wir fahren aber noch kurz um den Block einkaufen. Wasser muss her und auch ein paar Chips sowie Sushi zum Abendessen. Schließlich müssen wir hier in den Rhythmus kommen. Alkohol gibt es hier in Supermärkten nicht, dafür muss man in den Liquor Store. Wir kaufen etwas Wein.

Im Hotel stellen wir den KIA in der Tiefgarage ab. Wir richten uns ein, packen die Koffer um (viel kommt morgen ins Auto für Wanderungen, Fotos etc. - da hat Gabi voll den Durchblick) und verputzen dann Sushi mit einem Glas Wein. Dann ist Gabi auch schon fertig für die Waagerechte. Ich schreibe noch kurz diesen Text und lade dann noch das Tagebuch hoch. Es muss gut sein für heute, schließlich ist es 22.30 Uhr + 8 Std.

Morgen sind wir bestimmt früh wach - und dann gibt es viel zu sehen! Ich freu mich!!


Tagesetappe: 7.644 Kilometer geflogen, 152 Kilometer gefahren
Übernachtung: Banff Park Lodge Resort Hotel & Conference Center, 201 Lynx St., Banff, AB T1L 1K5

© 2023 Gabi & Jürgen