Tagebuch




What a famous Hike Day!

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Gabi auf dem Deckers Loop Trail. Blackcomb Mountain, Whistler, British-Columbia

Wettervorhersage: war komplett falsch! Der Tag: war ein sensationell schöner Hiking-Day am Blackcomb Mountain. Im Ernst: nach dem, was uns gestern für heute hier ein Wetter prognostiziert wurde, hätten wir heute keinen Berg sehen dürfen. Das klang wirklich düster gestern Abend. Um so größer war unsere Überraschung, als wir heute morgen aus dem Fenster schauten: Wolken - aber auch blauer Himmel.

Wir machen uns gemütlich fertig und fragen dann an der Rezeption nach den Möglichkeiten. Ein junger Mann wird als Experte für Wandertipps bezeichnet und vorgeschoben. Er empfiehlt uns, etwas Geld in die Hand zu nehmen für die Seilbahnfahrt auf den Blackcomb Mountain und dann dort den „Deckers Loop Trail“ zu absolvieren. Sein Lieblingswanderweg hier und bei etwas Glück werden wir von grandiosen Aussichten auf die Gletscher der Umgebung belohnt. 90 Minuten veranschlagt er für den Trail - und so steht es auch auf der Beschreibung an der Seilbahn.

So weit, so gut. Wir ziehen erstmals die Wanderstiefel an, packen ein, was nötig ist, ziehen uns warm genug an und suchen das „Upper Village“, denn dort startet die Seilbahn. Die ist gut zu Fuß erreichbar - aber nicht ganz so leicht zu finden. Als ich die Tickets kaufe, habe ich wahrscheinlich Anteile an dem Seilbahnunternehmen erworben - hoffentlich lohnt sich das!

Wir schweben dem Himmel entgegen und genießen die Auffahrt. Seilbahnfahren gehört wirklich zu den Dingen, die wir sehr, sehr gerne machen. Oben dann alles noch recht bedeckt und: die Karte - ok, bis zum Deckers Loop Trail muss man vorher noch den Alpine Loop Trail und den Overload Trail bewältigen. Wir benötigen für dieses „Intro“ eine Stunde. Es geht ganz schön rauf und runter und zum Teil durch dichten Wald. Da wir alleine sind zur Zeit hängen wir die Bimmel raus und klingen ab nun wieder wie eine Herde beim Almabtrieb. Kein Wunder, dass wir keine Bären treffen: wir vertreiben sie ja ständig aktiv.

Der Deckers Trail ist „schwarz“ gekennzeichnet und ich habe echt Respekt, dass Gabi den mit mir so ohne zu murren in Angriff nimmt. Im Gegenteil: sie bestimmt vorweg das Tempo - so sind wir es gewohnt und so stellen wir auch sicher, das ich nicht überpace. Es geht steil bergan, zum Teil auch sehr steil und zwar über Stock und Stein. Alles machbar, aber dass kostet Kraft. Die Sonne kommt immer mehr zum Vorschein und es ist einfach eine klasse, wenn auch sehr anspruchsvolle Wanderung.

Im oberen Teil des Grates - wir sind hier wirklich hochalpin unterwegs - wird es dann technisch noch etwas anspruchsvoller. Es geht gut 45 Minuten über Felsblöcke und wir müssen wirklich jeden Schritt bedenken. Sich hier zu vertreten wäre nicht gut. Außerdem müssen wir „Pathfinder“ spielen, denn der Weg ist zum Teil gut versteckt in der Felswüste. Das macht alles sehr viel Spaß, kostet aber Konzentration und Kraft.

Oben an einem kleinen See treffen wir dann eine Dame, die hier in Whistler wohnt. Wir quatschen etwas und sie macht ein schönes Bild von uns. Von hier oben ist die Aussicht auf die gegenüber liegenden Gletscher wirklich atemberaubend.

Der Weg „runter“ geht auch immer wieder mal steil hinauf. Alles sehr kräftezehrend. Am Wegesrand sitzt ein kleiner „Pica“, ein Pfeifhase. Den kennen wir aus den USA. Und hier macht es sich auch bezahlbar, dass ich das schwere 70-200 mm Objektiv mit meinem zweiten Body ständig durch die Gegend schleppe. Wir haben für die „Loop“ gut zwei Stunden benötigt und waren bestimmt nicht die Langsamsten hier heute. Die Kletterei oben kostet aber Zeit, wenn man den Weg nicht kennt. Jetzt folgt noch der Rückweg zur Seilbahn als „Outro“ - puh!

Wir treffen ein deutsches, freundliches Paar aus der Nähe von Bielefeld und unterhalten uns gut, denn wir haben zum Teil die gleiche Route und uns viel zu erzählen. Gemeinsam wandernd vergeht die Zeit auf dem Rückweg auch besser.

Gabi kommt an ihre Grenze, sie mobilisiert die letzten Körner. Trotzdem zeigt sie nochmal, welchen Grad wir eben noch hochgekraxelt sind. Auf den Felsen nebenan genießen fette Murmeltiere die famose Aussicht. Wir erreichen die Bergstation und benötigen jetzt dringend eine Pause und 2 Strongbow Cider. Zu viert genießen wir die Aussicht und den Tag. Dann fahren wir ab und entspannen erst mal auf dem Zimmer.

Abendessen nach einer Dusche ist jetzt angesagt. In der Old Spaghetti Factory wollen sie uns 30 Minuten warten lassen. Nö - da gehen wir doch lieber in die Crystal Lounge gleich nebenan. Ein Glücksgriff! Gemütlicher Pub, (fast?) nur Einheimische, die Pool spielen und Bier zum Teil per Pitcher trinken. Respekt, das sind 1,7 Liter. Die Speisenkarte entspricht teilweise der Factory nebenan. Sie teilen sich die Küche. So kommt Gabi nochmal zu ihren Spaghetti und ich zu meinen Nachos. Lecker Bier vom Fass, coole Atmosphäre - perfekt.

Das war wieder mal ein super Tag - und so völlig unerwartet! Wir hätten niemals gedacht, heute 4,5 Stunden nonstop durch hochalpines Gelände zu kraxeln, dabei gute Sicht zu haben und vom Regen verschont zu bleiben. Und ich habe mal wieder über 20.000 Schritte auf der Uhr. Die Beine sind schwer, aber: das war der komplett perfekte Hiking-Day. Wir sind so was von platt und schlafen uns jetzt aus.

Morgen geht es für 5 Nächte nach Vancouver Island und mit dem Pazifik kommt eine neue, spannende Komponente ins Spiel. Jipi!!

Tagesetappe: 11,5 Kilometer hochalpine Wanderung
Übernachtung: Crystal Lodge, 4154 Village Green, Whistler, BC V0N 1B4

© 2023 Gabi & Jürgen