Tagebuch




The Last Spike!

20230929_113835_BAE7859
Wichtige Menschen beim "The Last Spike", Craigellachie, British-Columbia

Der letzte Nagel ist noch nicht eingeschlagen zu unserer Reise. Aber so mach anderer machte heute von sich Reden:

Die Nacht war mittelprächtig. Letzter Urlaubstag und damit kreisen die Gedanken nachts schon wieder um die Arbeit. Sollen sie nicht, noch ist Urlaub! Frühstücken, packen und ab. Das Wetter ist sehr wechselhaft, unterwegs gibt es Regen und Sonne abwechselnd oder auch gemeinsam. Das ist hier so.

Unser erster Stopp nach einiger Fahrtzeit ist in Craigallachie (nein nicht die schottische Destille, sondern ein Ort am BC-Hwy-#1, dem Trans-Canada-Highway). Hier gibt es einen „Historic Marker“ und zwar den „Last Spike“. Eines der Mammutprojekte zur Verbindung des atlantischen und pazifischen Canada war der Bau der allerersten Schienenstrecke, von „Sea to Sea“. Fortan konnten Personen und Güter mittels Eisenbahn transportiert werden. Fast 5.000 Kilometer lang war diese Strecke und am 07.11.1885 wurde hier, genau hier der allerletzte Nagel eingeschlagen. Aufgabe erfüllt. Einige Gedenktafeln, eine paar originale Schienenstücke etc. erinnern heute noch an diese Meisterleistung. Was muss das für ein planerischer Aufwand gewesen sein und wie viel Schweiß und Kraft muss es gekostet haben, die ganzen Nägel über diese Strecke an die Schienen zu schlagen. Respekt!!

Und womit wir nicht rechnen können: plötzlich rast eine Lok auf der aktiven Strecke neben dem Zaun heran. Kamera hochgerissen, abgedrückt, passt! Es ist nach unseren Maßstäben unvorstellbar, wie viele Wagons so ein Zug zieht. Heute waren es mindestens 100, wenn nicht 150.

Wir erreichen Revelstoke und endlich scheint auch wieder die Sonne. Nach einem kurzen Besuch im Hotel (wir sind natürlich viel zu früh und die Zimmer sind noch nicht fertig) fahren wir in den Mount Revelstoke NP. Eine 24 km lange Straße führt in sanften Schwingungen hinauf zum Gipfel. Die letzten 4 km sind aber heute gesperrt - oben schneit es und es ist „icy“.

Wir lassen es ruhig angehen und folgen den Tipps der freundlichen Dame im Eingangskiosk. Auf die Bären sollen wir achten - jaja, das kennen wir ja schon, die lassen sich ohnehin nicht sehen. Dennoch ist das Bearspray beim ersten Trail fest an Gabis Seite. Wir erkunden die Gegend, in der am 08. und 09.02.1921 (!) Skisprungwettbewerbe durchgeführt wurden. Überragende Figur: der Kanadier Nels Nelson! Unsere Erwartungen sind nicht sehr hoch, werden dann aber übertroffen. Zum Einen ist die Aussicht von hier wirklich famos. Zum anderen haben sie an der Absprungstelle einen 1/3 Skispringer montiert und zwar so, dass man sich in ihn wie in eine Schale hineinlegen kann und dann den freien Blick der tollkühnen Recken hat: ins Nichts nach unten.

Das kostet schon einiges an Überwindung, sich so vornüber zu legen und sein ganzes Gewicht in die Schale zu geben. Hui! Wir machen Fotos, die nicht im mindesten den Nervenkitzel wiedergeben können, den wir beide hatten. Sehr cool! Cool sind auch die Temperaturen, aber mit Sonnenschein kann ich sogar zeitweise im T-Shirt gehen. Auch hier finden wir die Moose in den Bäumen. Das ist ein gutes Zeichen für ausgezeichnete Luftqualität, hat uns letztens ein Guide erklärt. Ja, die frische Luft in dieser Menge werde ich sehr vermissen, wenn wieder „Büro“ angesagt ist.

Ein paar Kilometer weiter ist der nächste empfohlene Trailhead. Wir sind auf dem „Broken Bridge Trail“ der uns - Nomen est omen - zu einer verfallen Brücke führt. Die ist eher unspektakulär. Der steile Steig dorthin hat es aber in sich, eröffnet aber auch wieder einige Tiefblicke. Als wir starten: purer Sonnenschein. Nach gut 10 Minuten: immer noch Sonnenschein, aber jetzt inklusive Regen. Aus dem wird irgendwann Schneeregen und dann ist auch die Sonne weg. Schnell zurück zum Wagen. Der Mix bleibt. Gut, dass wir vernünftige Klamotten dabei haben und auch immer was zum Wechseln.

Wir fahren noch einige Viewpoints am Meadows-In-The-Sky-Parkway an und genießen die Gegend und die Herbstfarben. Der Blick in den weiten Taleinschnitt, durch den wir heute vormittag gekommen sind, gefällt mir besonders. Ich kann sogar einen Teil der Straße sehen.

Abschließend fahren wir noch zum Revelstoke Dam - ein Kurzbesuch, bei dem Gabi noch eben so auf einen verrosteten Truck klettert, der hier rumsteht. Hier ist schon Saisonschluss - wie auf den Trails sind wir hier komplett alleine.

Wir fahren zum Hotel, checken ein und ich mache mich über die Fotos her. Gabi geht noch etwas herum und macht im Abendlicht Fotos von der Brücke, über die wir eben gefahren sind.

Besonderer Service des Hotels: es gibt einen Shuttle nach Downtown. Das ist prima, so muss ich nicht mehr fahren heute. Das Lokal ist schnell gefunden: „One Twelve“ oder „112“. -der Name ist doch Programm für mich. Wir meiden das feine Restaurant und nehmen die nächste Tür: ein Pub. klasse! Hier sind wieder eindeutig die Einheimischen am Start. Wir bestellen Bier (ich hatte heute ein „Tall Timber Brown Ale“ und ein „Attila The Honey“), Cider und Burger. Ich muss gar nicht lange überlegen, denn es gibt den „Last Spike Burger“, der mit Jalapenos auch genau meinen Geschmack trifft. Zum Nachtisch gönnen wir uns auch erstmals einen kanadischen Whiskey. Tastingnotes wie zu erwarten: Vanille, Vanille, Vanille!

Wir sitzen direkt bei den jungen Leuten, die Pool-Billard spielen und fühlen und komplett zurückversetzt in die 1980er: Vokuhila ist wieder in und Locken sowie Schnautzbärte auch. In den 80ern haben wir auch Pool gespielt - und wir und unsere Freunde sahen denen hier ganz schön ähnlich. Nur Dutt und Basecap war damals noch nicht in. Schön, so mittendrin dabei zu sein.

Der Shuttle muss nur geordert werden und schon fahren wir entspannt zurück ins Hotel. Jetzt gibt es noch eine schlechte Nachricht. Im Shuttle erfahren wir im Gespräch mit einem Kanadier, dass der Hwy #1, der uns morgen zu unserer letzten Unterkunft in den Yoho NP bringen soll, bis zum 06.10. wegen Bauarbeiten komplett gesperrt ist. Das bedeutet für uns morgen einen Umweg von über 200 km (in Deutschland wäre sowas undenkbar - hier gehört es dazu). Damit haben wir eine Fahrtzeit von fast 5 Stunden anstelle von 2:20. Uff - einziger Trost: die Umwegstrecke ist auch traumhaft schön.

Um das zu verifizieren rufe ich kurz in der Emerald Lake Lodge an: Bestätigung, ja - es tut ihnen leid - es gibt keine Alternative! Gut, das jetzt schon zu wissen und nicht morgen auf der Fahrt davon überrascht zu werden. So können wir uns darauf einstellen. Blöd ist, dass wir zusätzlich auch eine Stunde durch die Zeitverschiebung dorthin verlieren. Egal - wir machen das beste daraus. Früh aufstehen, frühstücken und dann frisch ans Werk: über den Glacier NP und den weiten Umweg in den Yoho NP. Die Lodge soll traumhaft sein!! Allein dafür lohnt es sich!!

Tagesetappe: 247 Kilometer
Übernachtung
: Stoke Hotel in Revelstoke, 1911 Fraser Drive, Revelstoke, BC V0E 2S0

Es hätte auch ein Bär sein können ...

20230928_111748_BAE7836
Jürgen auf dem Paul's Tomb Trail, Knox Mountain, Kelowna, British-Columbia

Super Zimmer, die Nacht war gut, aber der Straßenlärm von draussen ist doch recht laut bei geöffneten Fenster - auch im dritten Stock noch. Gut, der BC-Hwy. #97 führt sechsspurig direkt am Hotel vorbei. Das hat auch Vorteile. Die nutzen die Rettungswagen auch, die gefühlt stündlich hier vorbeiorgeln.

Heute bekommen wir Frühstück und Gabi hat gestern schon bei Einchecken mit Kenner(innen?)blick festgestellt, dass es hier einen Pfannkuchenautomaten gibt. Den nutzt sie natürlich heute, während ich zu Hashbrowns, Rührei, Cevapcici und Toastbrot greife. Kaffee aus den Yetis, O-Saft und Joghurt sind obligatorisch.

Um kurz nach neun fahren wir los. Die Sonne scheint und der Tag liegt vor uns. Wir fahren zu Downtown und von dort ein paar Blocks weiter. Hier schließt sich direkt am See der Knox Mountain an. Einer der ersten Siedler war ein Schotte: Arthur Booth Knox. 1883 kaufte er eine große Menge Land inklusive des Teils, der heute die Stadt Kelowna umfasst. Zu seinen Ehren wurde der angrenzende Berg, der herrliche Ausblicke über den Lake Okanagan bietet, benannt.

Das Auto ist schnell abgestellt und schon erklimmen wir den Apex Trail. Steil ist der, die ersten Schweißperlen rinnen. Bevor wir zum ersten Aussichtspunkt kommen, sind zahlreiche Treppenstufen zu erklimmen. Puh - verschnaufen und die Aussicht genießen. Diese reicht über die Stadt bis hin zu der interessanten Brücke, über die wir gestern zwei mal gefahren sind.

Ab dort entscheiden wir uns für den „Paul’s Tomb Trail“. Der ist nicht ganz so steil, führt aber auf seiner Länge wieder ans Wasser zurück. Zuvor aber haben wir Spaß an dem guten Wetter und der tollen Aussicht über See und Landschaft. Es sind wieder mal nicht viele Leute unterwegs hier. Auffällig sind die sehr sportlichen Joggerinnen und die (vornehmlich) Frauen, die ihre Hunde hier ausführen.

Am Endpunkt treffen wir die zwei älteren Paare wieder, die wir bereits am Parkplatz begrüßt hatten. Es ergibt sich eine nette Plauderei über unsere Reise, deren Verwandtschaft in Germany und schließlich bekommen wir noch ein Foto von uns beiden fürs Archiv.

Ein paar Ecken weiter ergibt sich eine gute Gelegenheit für ein Foto. Der Weg macht eine scharfe Biegung und die Aussicht auf den See ist toll. Gabi nimmt die Nikon, ich schmeiße mich in Positur. Plötzlich schießt ein lebhafter Hund um die Ecke und saust genau an mir vorbei. Im Moment, als Gabi abdrückt, haben wir das beide noch gar nicht realisiert. Mein erster Gedanke: „das hätte auch ein Bär sein können …“. Auf deren Vorhandensein wurde natürlich zu Beginn des Trails mal wieder fürsorglich hingewiesen. War es nicht - der Hund war auch friedlich.

Am Ende waren das knapp 7 km in zwei Stunden. Wunderbare Wanderung. Am Horizont wird es allerdings recht dunkel - da wird doch kein Gewitter heranziehen? Egal! Das nächste Ziel ist der Mission Hill Regional Park ganz in der Nähe unseres Hotels.

Eine Schulklasse Kinder bekommt hier Unterricht im Freien. Wir packen unsere Regenjacke in den Rucksack und nehmen spontan den „Turtle Pond Trail“. Der führt uns nach einiger Zeit erwartungsgemäß zu einem Teich - von Schildkröten ist hier allerdings nicht viel zu sehen. Dafür wandern wir wieder durch einen imposanten Wald.

Das Wetter wird uns jetzt doch zu unsicher. Wir fahren zu Hotel und machen erst mal eine Mittagspause. Erstaunlich, wie viel ich im Urlaub schlafen kann. Dann mache ich mich schon mal über die Fotos her und Gabi bereitet die Koffer schon mal für die Rückreise vor. Wer weiß, wie die Bedingungen in den nächsten beiden Unterkünften sind und ob wir dann Zeit für sowas haben. Jetzt ist sie da.

An dieser Stelle muss ich nochmal betonen, wie perfekt Gabi so eine Reise für uns vorbereitet. Immer ist das richtige Werkzeug oder das passende Equipment zur Hand. Sie hat an alles gedacht und es ist Genuss, so komfortabel verwöhnt zu sein. Danke dafür - einmal mehr. Das ist mehr als sensationell!

Um 17:00 Uhr wollen wir gerne im Memphis Blues BBQ sein. Dort ist heute Live-Musik und das Essen von gestern muss ergänzt werden. Vater hatte schon per Mail zurückgemeldet, dass ihm bei den Fotos von gestern das „Kinnwasser“ zusammengelaufen ist. Heute gibt es Nachschub! Superpünktlich sind wir vor Ort, belagern unsere Booth von gestern und bestellen. Ich nehme mal wieder das Whiskey-Amber, Gabi ein alternatives Cider. Ansonsten machen wir es wie gestern, tauschen nur die Ribs gegen „Slices of Brisket“ aus. Es ist ein Traum! So zartes Fleisch, aus dem der Saft nur so raus tropft. Dazu die herrliche, warme BBQ-Soße. Das ist echt der Hit!

James Hay („Electric Blues“) hat inzwischen aufgebaut. Ich unterhalte mich etwas mit ihm und bewundere seine beiden Gitarren: eine bordeauxrote Gibson und ein Art „Dobro“ von Gretsch, die er im open Tuning gestimmt hat. Er zeigt mir ein paar Slides und ich ahne jetzt schon: der hat was auf dem Kasten! Als er beginnt, wechseln Gabi und ich zur Theke und Gabi zu einem „Memphis Paloma“ (Tequilla & Jim Beam Black mit frischem Grapefruit-Saft, Zitronensaft und Salzrand). Ich muss mich zurückhalten, weil ich noch fahren muss - ansonsten wären wir hier ziemlich versackt.

James spielt coolen Blues, völlig laid back - ich kenne jemanden, der würde sagen: „Der pinkelt Eiswürfel!“ Richtig, richtig gute Mucke. Robert Johnson etc. hat er drauf - es ist ein Genuss!

Irgendwann müssen wir dann doch los, draussen ist es schon dunkel. Die „Sails“ am Hafen werden bunt beleuchtet und der City Park ist fast menschenleer. Gestern war hier noch eine große Gruppe junger Leute am Start; sie vergnügten sich mit Slack-Lines. Heute frönen hur noch 2 x 2 junge Menschen mit Skateboards und Tennisschlägern ihrem Sport.

Gut zu Hause angekommen ist jetzt auch das Tagebuch geschrieben. Gute Nacht - es warten noch 2,5 hoffentlich erlebnisreiche Tage vor uns. Die Wetteraussichten sind leider schlechter geworden seit vorgestern. Aber was sind schon Aussichten? Der Tag zählt und der nächste liegt noch vor uns. Ich freue mich drauf!!

Tagesetappe: 32 Kilometer
Übernachtung
: Microtel Inn & Suites by Wyndham Kelowna, 365 Mills Road, Kelowna, BC V1X 4G9

Mission: Genuss!

20230927_155051_BAE7785
Gabi in der Mission Hill Vinery, West-Kelowna, British-Columbia

Die wesentlichen Themen heute: sensationelle Sandwiches und Ribs, Lachs (freischwimmend im Wasser) und: Wein - besser: das unglaublichste Weingut, das ich je gesehen habe! Im Großen und ganzen geht es also um Genuss. Und was das mit der „Mission“ auf sich hat, erfahrt ihr weiter unten.

Die Nacht im Sandman Inn war viel besser als erwartet. Vor allem war sie wieder lang. Das tut uns gut! Ich werde wach und denke: ob das Regen ist, der dort prasselt? Ich will’s nicht wissen, stecke mir die AirPods ins Ohr, mache eine Morning-Meditation an und die Augen wieder zu.

Einmal aufgestanden sind wir fix reisefertig. Die Wolken hängen sehr tief in den Bergen, die Strecke ist aber genau so atemberaubend schön wie gestern. Der BC-Hwy. #3, der uns auch gestern schon durch den Manning PP geführt hat, heißt „Crawsnest Highway“ - wir befahren also den „Krähennest-Highway“. Passender Name: rauf und runter, kreuz und quer geht die wilde Fahrt. Zwischendurch etwas Sonne. Wir haben es nicht eilig und beschließen, nicht die Umgehungsstraße von Keremeos zu nehmen, sondern mitten durch den kleinen Ort zu fahren - vielleicht finden wir Frühstück? Den KIA stellen wir am Straßenrand ab und schlendern einige Meter die Straße hinauf. Da: ein ganz kleines Cafe, direkt gegenüber! Gabi schnappt sich unsere Yeti-Becher, so benötigen wir schon mal keine Einwegbecher für den Kaffee. „KoolBeans“ heißt das kleine Cafe und die Inhaberin ist sehr nett. Zwei Cafe Latte bereitet sie flugs in die Yetis. Boh, ist der Kaffee lecker!! Dann noch zwei Sandwiches? Klar! Wir suchen das Brot aus, als Belag wählen wir Peperoni (das ist die scharfe italienische Salami) und Mozarella. Warm machen? Klar! Sie packt mein Ciabatta und Gabis Mehrkornsandwich in den Kontaktgrill. Inzwischen schneidet sie Tomaten etc. frisch auf. Kommt alles drauf: Salat, Gurke, Tomate, Zwiebeln, sogar frische Kräuter. Das ist ein richtig gutes Frühstück - frischer geht nicht!!

Zwischenstopps an einigen Viewpoints (mit Anglern) - die Wolken hängen immer noch tief. Dann erreichen wir vier Kilometer vor Peachland den „Hardy Falls Regional Park“. Ab Mitte September wimmelt es hier vor Kokanee Salmons, die bachaufwärts zu einem Pool unterhalb eines Wasserfalls schwimmen. Der ca. 1 km lange schattige Weg dorthin lohnt sich als als Kurzwanderung; das hatten wir ebenfalls bereits zu Hause rausgesucht. Und wirklich: im Fluss wimmelt es von Lachsen. Die sind z.T. rot und nicht so groß wie im Wells Grey PP (Mensch, fast 14 Tage ist das schon her: „fish are jumping …“). Und sie stehen immer vor und hinter den Stufen, die sie hinaufspringen müssen. Haben sie ein Stück geschafft, ruhen sie sich im „Windschatten“ eines Steins oder im Wasser liegenden Baumstamms aus. Was für eine körperliche Anstrengung! Wir genießen auch das Wanderung im leichten Gelände, viele Brücken überqueren den Bach und ermöglichen den Blick auf die fleißigen Lachse. Am Ende: ein kleiner, aber feiner Wasserfall. Sehr gut!

Vor Kelowna fahren wir dann komplett durch die Wolken. Es regnet heftiger. Einmal angekommen, wird es aber wieder besser. Wir stoppen kurz im City-Park, der sehr schön gelegen ist und neben ganz viel Grün auch „Washrooms“ zu bieten hat. Während Gabi dort ist, fotografiere ich die kleinen, putzigen Squirrels.

Da es noch früh ist und das Wetter noch nicht so toll halten wir noch am „Orchard Park“, dem größten Shoppingzentrum zwischen Rocky Mountains und Vancouver. Kelowna ist größer, als wir dachten! Wir schlendern dort herum und bewundern vor allem das riesige Angebot im Outdoor-Geschäft. Hier bekommst du alles, was du in der Wildnis oder zum Fitnessport benötigst.

Wir fahren zum Hotel. Und hier erlebe ich wieder diese „Franz-Nummer“. Am Check in ist man sich sicher, dass wir kein Zimmer reserviert haben. Unser Name steht nicht auf der Liste. Ich bin mir aber ganz sicher und lasse mich auch nicht aus der Ruhe bringen. Er möge doch bitte mal „Juergen“ als Nachname suchen und Franz als Vornamen. Treffer! Wir haben unser Zimmer. Ich erkläre ihm lachend die Zusammenhänge und er versteht! Ich kann mich nur wiederholen: gebt euren Kindern bitte internationale Namen (ohne Umlaut!) Und wenn es denn unbedingt zwei Vornamen sein müssen, dann setzt bitte den Rufnamen nach vorne! Das erspart euren Kindern später im Urlaub diese Situationen, dass sie nicht wissen, wie sie heißen (bzw. auf Passagierlisten, bei Hotelreservierungen etc.) geführt werden.

Das Zimmer ist super, der Tag ist noch jung, es ist trocken - ab jetzt wird es wieder besser (?). Also raus in die Natur. Die Sylvia hat mir den Tipp gegeben, unbedingt das Weingut „Mission Hill“ zu besuchen. Kelowna liegt im Okanagan Valley am gigantisch großen Lake Okanagan. Das Klima ist regelmäßig eher mild und Weinanbau ist hier Tradition. Also: Navi programmieren, 30 Minuten Fahrt und schon sind wir auf dem „Mission Hill“ im gleichnamigen - nun ja, nennen wir es mal „exklusiven“ - Weingut. So was habe ich echt noch nicht gesehen. Bei „Mission“ kann man ja leicht auf eine Verbindung zu „Kirche“ kommen. Passt! Schaut euch einfach die Bilder an - traumhaft. Die Lage und die Ausblicke von hier sind außergewöhnlich, Kunst am Bau und der Gesamteindruck tun ihr Übriges. Nice!! Genuss wird auch hier groß geschrieben.

Jetzt fahren wir wieder zum City Park, stellen unseren KIA für kleines Geld (hier bezahlst du auch 1,25 $ mit ApplePay) ab und erobern Downtown. Vorher gucken wir aber noch schnell an der Waterfront Promenade und im Visitor Center vorbei. Schließlich will der morgige Tag vorbereitet sein.

Downtown ist übersichtlich - viele Kneipen und Restaurants (die 1.000 Geschäfte sind ja bei den Malls am Stadtrand). Wir entscheiden uns für das „Memphis Blues BBQ“ - eine gute Wahl, eine SEHR gute! Das Lokal gehört zu den Top-10 BBQ in Canada! Bier vom Fass wie gewohnt, dafür heute aber mal Strawberry-Cider für Gabi. Mein Bier heißt „Memphis Blues Whiskey Amber Ale“ und war 4 Wochen in Whiskey-getränkten Okanagan-Bourbon-Barrels. Was es nicht alles gibt! Wir nehmen ein halbes (!) Rack Ribs mit Fries, Cole Slaw, und BBQ Beans und dazu einmal „Ribends“ - die wir noch nicht kennen. Das Fleisch kommt aus dem Smoker, der die Hälfte der offenen Küche einnimmt.

Leute -das war unfassbar gut! Ich habe schon viele Ribs gegessen. Aber diese hier und besonders die Ribends fielen von alleine auseinander. Ich musste das mit den Fingern essen. Das Fleisch konntest du zwischen den Fingern zerfasern und es flutschte nur so vom Knochen. Extrem „juicy“ war es zudem. Dann in diese rauchige, recht flüssige BBQ-Soße tauchen und einfach - genießen. Dazu im Hintergrund coole Blues-Musik und ein beeindruckendes Regal mit „Spirits“. Georg - das ist deine Kneipe (wegen der Musik!). Morgen soll es sogar Live-Musik um 17:00 Uhr geben. Chance auf Wiederholung: 98%.

Bis morgen - gute Nacht!

Tagesetappe: 220 Kilometer
Übernachtung
: Microtel Inn & Suites by Wyndham Kelowna, 365 Mills Road, Kelowna, BC V1X 4G9

Where rivers and friends meet

20230926_162214_BAE7704
Gabi in Downtown Princeton, British-Columbia

Komischer Tagestitel? Finde ich auch! Das ist der offizielle Slogan von Princeton, wo wir heute nächtigen. Und passt das zu diesem (ok - ich nehme es vorweg) Nest? Ich weiß es nicht. Passt es zu Canada und unserem Urlaub? Auf jeden Fall - und daher ist es heute der Tagestitel. Gabi mit der kanadischen Fahne unterstreicht das Ganze bildlich.

Ich erledige zwischen Aufstehen und Duschen heute morgen die restliche „Hausarbeit“ von gestern. Nach der Kneipentour mit Sylvia und Dirk mochte ich dann doch nicht mehr an den Mac. Als das erledigt ist und die Klamotten gepackt sind skypen wir noch kurz mit Vater. Bei ihm ist alles ok - das beruhigt uns. Prima!

Heute ist „kleines Programm“ angesagt. Es regnet nicht mehr, manchmal kommt sogar die Sonne durch. Super! Wir müssen ein paar Kilometer machen und haben als ersten Zwischenstopp Richtung Rocky Mountains das Örtchen „Princeton“ als Nachtquartier. Also raus aus Vancouver und zwar mal wieder über den Trans-Canada-Highway (TCH-#1), diesmal Richtung Osten. „Highway of Heroes“ heißt der hier. Respekt! Wir steuern Richtung Hope und anfangs ist es noch ganz schön voll auf der Straße. Das verliert sich nach und nach, alle schwimmen im gleichen Tempo dahin, das geht ganz flüssig. Riesige Trucks meinen dennoch, die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreiten zu müssen und brettern an mir vorbei. Normal! Auch hier ist wie in den USA manchmal die ganz linke Spur für Autos mit mindestens 2 Insassen reserviert. Das kommt mir heute zu Gute, denn ich kann ganz entspannt mit der besten Ehefrau von allen am Stau vorbei gleiten. Klasse Erfindung!

Hinter Hope machen wir unseren ersten Stopp. Hier ist ein Viewpoint am „Hope Slide“ inkl. Gedenkstätte. Am 09.01.1965 ging hier infolge eines kleinen Erdbebens ein riesiger Erdrutsch nieder. Er zerstörte nicht nur 3 km des Hope-Princeton-Highways (auf dem wir heute unterwegs sind), sondern kostete auch 4 Menschenleben. Mehr als 46 Millionen Kubikmeter Erde, Felsen und Schnee rutschten den gut 2.000 Meter hohen Berg hinab. Der Matsch glitt die gegenüberliegende Hangseite hoch und dann wieder zurück. Dabei wurde alles zerstört, was im Weg war. Die Massen bedeckten anschließend 70 Meter des Talbodens inklusive eines ganzen Sees. 4 Menschen in drei Autos waren vorher durch eine kleine Schneelawine gestoppt wurden und konnten dann den Schlamm- und Felsmassen nicht mehr entgehen. Zwei von ihnen wurden nie gefunden. Der heutige Highway liegt rd. 55 Meter über dem ehemaligen Level. Immer wieder werden uns bei unseren Reisen die Kräfte der Natur bewusst. Hier ist wieder mal so ein Platz, daran zu denken, wie machtlos wir doch gegenüber der Natur sind.

Die weitere Fahrt führt uns nun durch den herrlichen Manning Provincial Park. Die gewundene, gut ausgebaute Straße führt uns durch eine traumhafte Berglandschaft. Das ist das Kaskadengebirge, welches wir 2018 bereits auf der amerikanischen Seite in Washington bereist haben. Groß ist der Park, die Durchfahrt dauert ca. eine Stunde. Weit geschwungene Serpentinen hinauf, dann wieder hinunter, wieder hinauf …

Das Visitor Center hat schon seit Mitte September geschlossen. Es wird Herbst und Winter, das zeigt uns nicht nur die wunderbare Färbung der Bäume - auch die Angebote und Aktivitäten verändern sich mit dem Wechsel der Jahreszeit.

Wir haben aber vorgeplant und so fahren wir die Gibson Pass Road hinein bis zum Lightning Lake. Auto abstellen, es sieht überhaupt nicht nach Regen aus. Also nur leichtes Gepäck, das können wir hier im überschaubaren Gelände riskieren. Wir wollen den See umrunden. Der Lightning Lake Trail ist zwar nicht überall gut ausgeschildert - so schwierig ist das aber nicht. Augen auf, dann finden wir auch den Weg. Der See liegt ruhig und friedlich inmitten des herbstlichen Waldes. Wir saugen die frische Bergluft tief ein und genießen die Stille. Kaum eine Menschenseele ist hier unterwegs, es ist ruhig - ab und zu rufen Vögel. Das ist unser Ding - vergessen ist die Großstadt mit all ihrem Trubel. Wir sind keine Stadtmenschen! Dabei war Vancouver super schön, doch freuen wir uns nun noch mehr auf die nächsten Tage in der wieder einsameren Natur.

Der See mit seinen Spiegelungen und der farbenfrohe Wald liefern genügend Fotomotive. Auch die kleinen Squirrel sind wieder da. Über eine sehr schöne Holzbrücke kürzen wir etwas ab. Der Weg geht weiter auf und ab, aber nicht zu anstrengend durch den Wald und am Ufer entlang. Herrliches Ambiente - und die Bewegung tut uns auch gut.

So erreichen wir um kurz nach drei am Nachmittag unsere Unterkunft für die nächste Nacht. Schon von außen ist klar: typisches Motel. Das hatten wir noch nicht in diesem Urlaub. Na, da lassen wir uns mal überraschen, wir haben so eine Ahnung. Und wir werden nicht enttäuscht! Dicker Teppichboden empfängt uns schon im Eingangsbereich - Hausstauballergiker werden bereits auf der Schwelle aussortiert.

Und (sorry!) „dick“ ist auch, was sich da als gigantische Kugel aus dem Office hinter den Tresen schiebt. Sie kann ja vielleicht nichts dafür, aber anziehen können hätte sie doch bitte, bitte etwas mehr! Ein Schild mahnt recht ruppig, die Auslegeware zu schonen: „It is your choice! Place your muddy boots outside or clean the floor!“ Na, wir sind porentief rein und unsere Schuhe in zahlreichen Pfützen am Lightning Lake sorgsamst gereinigt.

Es geht so weiter: Teppichboden (oder sagt man ab 10 cm „Flor“?) überall, auch im Zimmer. Das ist aber wirklich groß genug und sauber - wir wollen uns nicht beklagen. Alles gut. Wir vermuten aber, dass auch der Ort eher rustikal daher kommt. Vermuten heißt nicht wissen - also ab in die City. Das „Sandmann Inn“ thront über der Stadt, wir müssen das Auto nehmen - keine 5 Minuten.

Nun, schaut in die Bilder. Ja, hier in Downtown Princeton ist der Hund begraben. Dabei gibt es eigentlich alles, was man benötigt. Ein Rathaus, eine Kirche, 2 Supermärkte, einen Liquor-Store, einige Restaurants, ein Geschäft, das „alles hat, was man sich denken kann“, den Canabis-Laden und die Freiwillige Feuerwehr. Da wirbt jemand damit, das kälteste Bier der Stadt zu haben - ok, das ist ja nicht schwer zu bewerkstelligen, wenn es hier Kühlschränke gibt.

Die gibt es im „Brown Bridge Pub“ ganz offensichtlich, denn Bier vom Fass und Cider sind gut gekühlt. Die Riesengarnelen im Kokosnussmantel als Vorspeise sind schon mal prima, Gabis Chicken-Sandwich mit Onion-Rings ist ok, erhält aber durch die „hot & spicy“ Soße meiner Fajitas ein willkommenes Upgrade. Ich habe warme Mais-Tortillas, die ich mit Käsemischung, Salat, Sour Creme, Salsa und Riesengarnelen sowie Paprika und Zwiebeln in der feurigen Soße selbst belegen, rollen und dann verputzen kann. Super gut! Und in der Kneipe sind nur Einheimische - außer uns. Finden wir auch klasse - wir sind voll angekommen in unserm Urlaub. Erholung auf unsere besondere Art und Weise - so darf es noch einige Tage weiter gehen.

Auf den imposanten Eingangstoren sowie dem Ortsschild mit Adler ist das Motto zu lesen: „ Town of Princeton - where rivers and friends meet!“ Wie ich oben schon schrieb werden wir das nicht bestätigen können, dazu ist der Aufenthalt zu kurz. Für Canada und unseren Urlaub gilt das aber ganz bestimmt. Hier treffen sich Bäume, Flüsse, Berge, Seen, die auch Menschen hierher und zusammenführen. Das haben wir erlebt - das finden wir sehr gut!

20:10 Uhr - fertig, heute mal sehr früh. Gleich lade ich alles hoch inklusive meiner Füße. Feierabend! Gute Nacht!!

Tagesetappe: 293 Kilometer
Übernachtung
: Sandman Inn Princeton, 102 Frontage Road, Princeton, BC V0X 1W0

Biking rainy Vancouver

20230925_111702_BAE5728
Jürgen auf der Seawall Promenade, Stanley Park, Vancouver, British-Columbia

Der Morgen beginnt für uns zunächst entspannt, denn unser „Termin“ ist erst um 10:00 Uhr. Daher lassen wir es erst mal ruhig angehen. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt die Wettervorhersage: es regnet. Irgendwann wird es dann aber doch unruhig, wir müssen uns jetzt sputen.

Duschen, rein in die Klamotten. Layers sind wieder angesagt. Über die Hose kommt die Regenhose, über das T-Shirt die gute Regenjacke. Basecap, damit die Brille klar bleibt - nun nur noch das Regencape über den Rucksack, damit die Wechselwäsche (für alle Fälle) trocken bleibt.

Los geht es - bis zu „Cycle City Tours“ auf der Hornby Street sind es 15 Minuten - den Weg kennen wir schon von gestern. Dort sind auch alle tiefenentspannt. Gabi bekommt ihr Upgrade auf das E-Bike, ich nehme das normale Rad. Die übrigen Gäste sind aber meist ebenfalls elektrisch unterwegs. Unsere Gruppe besteht aus 9 Leuten, 4 Paare und ein Schweizer. Der Guide für heute heißt Greg. Er erklärt die Bikes und hilft bei der Anpassung bzgl. Größe etc. Alles sehr besonnen, hilfsbereit und professionell. Helme sind Pflicht (super!). Regenponchos werden uns angeboten, ich packe mir einen ein, die anderen ziehen ihn gleich an.

Greg erläutert uns, dass es in Vancouver über 300 km Fahrradwege gibt, wir werden uns 24 km davon heute mal ansehen. Das ist eine super Runde und wir werden die wesentlichen Highlights anfahren. Die Kamera muss aber zu Hause bleiben, deshalb gibt es von heute nur Photos, die wir zwischendurch mal mit dem iPhone aufgenommen haben. Der Schwerpunkt liegt heute im „Erleben ohne Fotos“.

Wir fahren die Straße hinunter bis zum Canada-Place, wo die Kreuzfahrtschiffe liegen. Dort stoßen wir auf einen Fahrradweg, der immer am Wasser entlang führt und der uns in den Stanley Park bringt. Greg hält die Gruppe zusammen und immer wieder mal an, um uns interessante Einzelheiten zu erläutern. Der Stanley Park ist größer als der Central Park in New York und auch er liegt quasi mitten in der City. Nur liegt hier auch immer mal Wasser zwischen den Stadtteilen.

An den Totem-Poles gibt es allerhand wissenswertes zu erfahren - das würde hier aber nun zu weit führen. Und es gibt den Tipp, hier eine sehr leckere heiße Schokolade zu kaufen. Das lässt sich Gabi nicht zwei mal sagen. Es ist zwar nicht kalt, aber der Regen ist mit Kakao noch leichter zu ertragen. Überhaupt: es regnet während der Tour ohne Unterlass. Dennoch kommen wir prima zurecht, denn unsere Klamotten halten das Wasser draussen. Das gilt leider nicht für die Schuhe, die der Nässe durchgehend ausgesetzt sind. Die sind (obwohl Gore-Tex) mittags schon sehr nass.

Wir fahren noch ein gutes Stück die Seawall Promenade entlang. Nächster Stop: die kleine Meerjungfrau. Hier haben wir auch einen guten Blick auf die City und Nord-Vancouver. Greg erzählt uns, dass auch Vancouver auf der Kante zweier tektonischer Platten liegt und das nächste größere Erdbeben eigentlich überfällig ist. Das letzte war bereits vor über 300 Jahren und das ist eigentlich der zu erwartende Abstand. Ein Spitzname von Vancouver sei „City of Glas“. Die Hochhäuser seien zwar alle so gebaut, dass sie ein Erdbeben der Stärke 6-9 aushalten müssten. Täten sie das nicht, wäre die Stadt anschließend von einer 2 Meter hohen Glasschicht bedeckt.

Wir biegen einmal ab, um ins Innere des Stanley Parks zu kommen und fahren durch eine kleine Unterführung. Mit einem Schlag sind wir mitten im Regenwald. Schmaler Gravel-Weg, wir fahren zum Beaver-Lake. Der liegt idyllisch mitten im Park. Früher hatten mal Lachse hier ihren Laichplatz und kamen über die fließende Verbindung zum Meer immer hierher zurück, um zu Laichen. Als die Verbindung zum Meer verschwand, waren dann natürlich auch die Lachse weg. Die City hat den Fluß nun wiederhergestellt und neue Lachse ausgesetzt. Hat super geklappt, die Lachse kamen wieder. Nur hatten sich inzwischen auch Biber hier niedergelassen - kein Wunder, wenn der See so heißt. Die können Fließgewässer aber überhaupt nicht leiden und bauen nun ständig einen Damm in den Fluss. Ein Dilemma! In der Folge muss die Stadt nun wöchentlich den Damm und das ganze Holz beseitigen. Ziemlicher Aufwand!

Wir fahren einmal quer durch den ganzen Stanley Park und landen an der Second Beach. Hier ist am letzten Wochenende im Juli immer einiges los: zunächst 3 Tage Feuerwerks-Wettstreit dreier Länder (mit 400.000 Besuchern täglich). Das ist Samstag Nacht zu Ende und am Sonntag ist am gleichen Ort die große „Pride-Parade“ mit 600.000 Leuten. Das sind Dimensionen!

Nach der Weiterfahrt über eine gigantische Brücke erreichen wir Granville Island und dort den bekannten Public Market. Lunchtime! Wir haben 45 Minuten Zeit, die Markthallen zu erkunden und etwas zu essen. Wir haben tatsächlich Hunger und kaufen beim „Gourmet Wok“ Chinanudeln, Curry etc. Sehr lecker, nur schwierig, hier einen Sitzplatz zu bekommen. Das gelingt schließlich und wir sind pünktlich zurück bei den Rädern. Mir sind das eindeutig zu viele Leute hier - der Blick auf die City ist aber auch von hier aus famos!

Nun geht es zum Olympischen Dorf und den Wettkampfstätten der Olympiade 2010 - soweit sie hier in Vancouver waren. Den Blick auf den BC Place kennen wir ja schon. Das ist das riesige Stadion mit Dach, neben dem unser Hotel liegt und in dem seinerzeit die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie die Medallienübergaben stattfanden. „Science World“ sieht auch super aus - das kugelrunde, spiegelnde Gebäude ist während der Weltausstellung 1986 als eine Haltestelle des damals neuen Skytrain entstanden.

Vancouver hat in jüngerer Zeit genau von diesen beiden Ereignissen profitiert: Weltausstellung 1986 und Winterolympiade 2010.

Wir fahren durch Chinatown nach Gastown, hören weitere interessante Geschichten und schließen die Runde dann um 15:00 Uhr wieder in Downtown am Canada-Place (hier haben wir nochmal einen tollen Blick auf das Hochhaus, an dem früher - vor dem Unglück mit der Hindenburg - immer die Zepeline festmachten, und zwar oben!) und bei den „Cycle City Tours“. Verabschiedung und auf Richtung Zimmer - wir müssen uns trocken legen.

Nach einer Dusche machen wir uns über die Fotos her und verabreden uns für 18:00 Uhr mit Dirk & Sylvia, die inzwischen auch angekommen sind. Treffpunkt ist der Steamworks Brewpub am Beginn der Gastown. Hier genießen wir draft local Beer; Gabi und ich teilen uns einen Pulled Pork Burger mit Poutine.

Es regnet übrigens nicht mehr und so schlendern wir noch tief in die Gastown hinein, finden einen Geheimtipp von Greg und trinken dort im „Locals“ noch weiteres Bier. Wir lassen es uns wirklich gut gehen hier! Und bei den Gesprächen mit den beiden Gleichgesinnten verfliegt die Zeit. Nun möchten wir alle nochmals ans Wasser: also zurück bis zum Canada-Place und dann noch weiter, immer am Wasser entlang. Im Convention Center hängt eine riesige Erdkugel. Blöd, das Bier will raus, ich benötige einen „Washroom“. Den finden wir ein einer weiteren super Kneipe, dem „Tap & Barrel“. Als ich an den Tisch zurück komme haben die drei mir eine „Flight“ bestellt - eine Bierprobe mit 5 kleinen Bierchen. Alle sehr lecker, aber jetzt is genug!!

Wir begleiten die beiden bis zu ihrem Hotel. Noch nie haben wir uns im Urlaub 4 Mal mit lieben Leuten getroffen, die mal eben so nebenbei auf einer Wanderung kennen gelernt haben. Aber das passt einfach! Danke euch für die super Zeit. Wir sehen uns in good old Germany wieder!

Nachtruhe - es ist 23:09 Uhr und wir sind a little bit tipsy.

PS: ich habe den Rest dieses Berichtes am nächsten Morgen geschrieben und ergänze später noch ein paar Fotos …

Tagesetappe: 0 Kilometer mit dem Auto, 24 Kilometer per Bike
Übernachtung
: YWCA Hotel Vancouver, 733 Beatty Street, Vancouver, BC V6B 2M4

Welcome to Vancouver!

20230924_112314_BAE1153
Gabi auf BC Ferry Swartz Bay - Tsawwassen, British-Columbia

Natürlich ist die Nacht früh zu Ende in dieser Nussschale von Bett. Egal, wir wollen ohnehin zügig auf die Bahn. Packen, ein schneller Kaffee in der Lobby, ein letztes Gespräch mit dem Inhaber, der es nochmal bedauert, dass Frraaaanz so ein kleines Zimmer hatte und ab geht es mal wieder. Zwei mal um die Ecke - dann nur geradeaus bis zur Fähre. Um 10:00 Uhr fährt keine, um viertel nach 9 Uhr sehen wir aber auf einer Anzeigetafel, dass die Fähre um 11:00 Uhr nur noch zu 16% frei ist. Gut, dass wir nur noch 6 Minuten zu fahren haben. Der Check-in klappt reibungslos - wir sind dabei und stellen unseren KIA in Lane 8 ab.

Jetzt sind 90 Minuten Zeit zu überbrücken. Also lassen wir den KIA, wo er gerade steht und begeben uns ins „Lands End Cafe“, dass direkt gegenüber liegt. Der Name ist Programm - hier ist Ende von Vancouver Island - Wasser in Sicht, die Fähre noch nicht. Wir schnappen uns zwei große Coffee und ein Flat-Bread und frühstücken erstmal gemütlich. Dann vertreten wir uns noch etwas die Beine und schon ist Boarding. Wie immer sind die unzähligen Autos schnell an Bord. Wir stehen mit dem KIA auf Deck 4 und begeben uns wieder mal auf das „Sonnendeck“. Tatsächlich ist uns das Wetter noch hold. Trocken ist es und dann kommt sogar die Sonne raus.

Die 95 Minuten der Überfahrt sind kurzweilig. Der Wind bläst mit voller Kraft. Die Fähre bahnt sich ihren Weg durch die kleinen Inselchen Richtung Vancouver. Strecke: Swartz Bay nach Tsawwassen. Da muss die Mannschaft gut manövrieren. Die einsamen Häuschen auf den Inseln haben jeweils ihre eigenen Anlegestege mit Boot. Vereinzelt begegnen uns kleine Segelboote oder andere Fähren. Dann ist die Skyline von Vancouver in Sicht - dahinter die Berge. Schön! Die restliche Fahrt in die Stadt ist Formsache - immer geradeaus, kein Problem!

Unser Hotel liegt direkt gegenüber vom Stadion; von der Dachterrasse hat man einen schönen Blick darauf.

Wir packen die Koffer aufs Zimmer und stiefeln gleich wieder los. Das gute Wetter (!!) müssen wir noch ausnutzen. Unser Auto bleibt in der Tiefgarage. In Downtown: die ersten interessanten Hochhäuser. Wer denkt sich sowas aus? Sehenswert! Mit meinem Instinkt habe ich nach 10 Minuten den Apple-Store gefunden. Wir müssen kurz rein und uns informieren. Draussen darf natürlich das obligatorische Foto nicht fehlen.

Zwischenstopp bei „Cycle City Tours and Rentals“ in der Hornby Street. Mit denen haben wir schon von zu Hause aus für morgen eine fünfstündige Fahrradtour gebucht. Arbeitstitel: „Höhepunkte von Vancouver – Die große Tour“. Wir fragen nach den Aussichten und die sind sehr (!!) düster. Regen ist angesagt ab heute Abend und das nicht zu knapp. Die Tour führen sie dennoch aus. Handschuhe sollen wir mitbringen und regenfeste Kleidung. Die große Kamera sollte besser zu Hause bleiben. „Wir fahren bei jedem Wetter - erst wenn die Seehunde waagerecht über die Straße fliegen, sagen wir die Tour ab! Keine Sorge: nehmt es als schönes Abenteuer!“ Ok - so wird es gemacht!

Wir gehen runter zum Wasser - Richtung Norden (irgendwie ist hier überall Wasser in dieser Stadt). Am Canada-Place liegen die großen Kreuzfahrtschiffe. Nebenan befindet sich der Wasserflugzeug-Airport. Wir fragen tatsächlich nach, ob „last Minute“ noch was zu machen ist für heute mir einem Rundflug? Leider nein - absolut ausgebucht. Ok, kein Problem. Für morgen sind wir versorgt und da regnet es ohnehin. Dann bleibt der Wunsch auf der Bucket-List; man muss ja noch Ziele haben im Leben.

Nun wenden wir uns nun der Gastown zu. Das ist der älteste Bezirk Vancouvers mit einer attraktiven gastronomischen Szene. Ein schickes Schuhgeschäft finden wir hier auch! Zwei Wahrzeichen soll es hier geben: Erstens die „Steam Clock“, welche viertelstündlich pfeift und stündlich Dampf ablässt. Gefunden! Wie immer stehen hier die Instagram-Leute (v.a. Mädels und Asiaten) Schlange, um sich ablichten zu lassen. Um Viertel vor pfeift die Uhr einige Takte von „Big Ben“. Die zweite „Attraktion“ soll die Statue von Gassy Jack auf einem Whiskyfass sein. Die haben sie aber inzwischen abgebaut. Ok - der Stadtteil ist dennoch klasse und wir kehren bei umschwingendem Wetter bei „Smith's“ ein. Wieder mal ein gemütlicher Pub. Zu Bier und Cider gibt es Wings und Onion Rings sowie Eishockey und American Football.

Nun der Rückweg zum Hotel: Wir queren Chinatown. Augen zu und durch - das ist zwischendurch mal nicht gerade die beste Wohngegend. Stark weht der Canabis-Geruch rüber, überall Obdachlose. Und die haben nicht nur leichte Joints intus. Insgesamt aber easy, es nieselt.

Ich mache mich über die Fotos her und bestelle online eine Pizza bei Domino’s, meinem bevorzugten Lieferservice in den Staaten (und nun auch hier). Online kannst du verfolgen, wie die Pizza ihre Entstehung durchlebt und dann siehst du sogar den Lieferservice auf der Karte nahen. Noch 2 Minuten - ich steige in den Fahrstuhl, fahre die 12 Etagen nach unten und fahre die 12 Etagen nach unten und als sich die Lifttür öffnet kommt der Bote die Tür herein. Übergabe - 2 Minuten später bin ich wieder oben. Leeecker!!!

Jetzt ist alles fertig - draußen gießt es ziemlich und ich denke, dass wir morgen die nasseste Fahrradtour aller Zeiten machen werden. Egal - das Abenteuer zählt! Und vielleicht treffen wir abends ja nochmal Dirk und Sylvia? Die kommen jedenfalls morgen hier in der City an - mal sehen, ob wir dann schon wieder trocken sind?

Tagesetappe: 69 Kilometer
Übernachtung
: YWCA Hotel Vancouver, 733 Beatty Street, Vancouver, BC V6B 2M4

Victoria - very british!

20230923_132710_BAE7485
Jürgen am Inner Harbour, Victoria, Vancouver Island, British-Columbia

Durchwachsene Nacht - Kissen zu dick, Temperatur zu hoch. Der frühe Morgen: wir telefonieren mit Heiner und skypen mit Vater. Auri erreichen wir leider nicht telefonisch - happy birthday, sweet sixteen!

Um 08:30 Uhr verlassen wir Parksville Richtung Süden und nach einiger Zeit singt Billy Joel im „Piano Man“: „It’s nine o’clock an a saturday …“. Ein Blick auf die Uhr: wie Recht er hat! Manchmal kommt mir das iPhone mit seiner Musikauswahl schon spooky vor!

Erster Stop: Chemianus. Ein kurzer Besuch soll sich lohnen, weil es dort viele Murelas (Wandgemälde) gibt. Stimmt - super Marketing-Trick; auf diese Weise verlaufen sich bestimmt einige Touristen wie wir hierher. Ob es sich aber wirklich um die „weltweit berühmten Gemälde“ handelt, sei mal dahin gestellt. Diesbezüglich sind die Kanadier wie die Amis nicht zimperlich. Superlative gehen immer.

Ähnlich in Duncan: hier ist das Zentrum der „Totem-Poles“. Außerdem gibt es heute einen sehenswerten Farmers Market mit allerlei schönen Ständen und Angeboten. Die Totem-Poles begeistern uns bei aufkommendem Nieselregen nicht so sehr. Besser gefällt uns die alte, knallrote Eisenbahn.

Da die Fahrt heute überschaubar kurz ist sind wir zeitig in Victoria, der Hauptstadt British-Columbias und es ist klar: heute wird es „very british“! Das zeigt sich schon bei der Ankunft im „James Bay Inn Hotel & Suites“. Das Hotel könnte englischer nicht sein. Tifany-Lampen, dicke Teppiche, entsprechende Möblierung. Und der Inhaber (?), der mich freundlichst empfängt:

„Oh Frraaanz, welcome to the James Bay Inn! Did your travel agency tell you, that you have booked only one small bed?“ - „Yes, of course, no problem!“ - „Oh Frraaanz, but did they tell you, that you have a very, very, small room?“ - „Nope - it’s small?“ „Oh Frraaanz - for shure, it is! I’m so sorry! But did they tell you, that you’re on the third floor and that we have no elevators?“ - „No, but this ist not a problem to us!“ „Ooohhhh Frraaaaaanz - you have to change your travel agency!“ - „I don’t think so, they did a very good job until jet, we’re so satisfied until now!“ - „So, Fraaaanz, if you need any help to carry your luggage up to the third floor, please tell me; we’ll find a way!“ „No problem at all, I’m young and my wife ist much younger than me - we will handle it, for shure!“

Ich habe echt gedacht, im nächsten Moment kommt Sissi um die Ecke, um ihrem „Fraaaanzl“ die Koffer zu tragen. Tut sie nicht, wir kommen erwartungsgemäß klar. Das Zimmer ist allerdings wirklich - naja - klein? Winzig? Mini? Jedenfalls das Kleinste, das wir je in den Staaten hatten - und in Canada erst recht. Unfassbar. Aber wir kommen klar! Das blaue Sofa steht übrigens auf dem großzügigen Flur direkt vor unserer Zimmertür.

Nachdem die Koffer oben sind, machen wir uns in ganz leichtem Nieselregen auf den Weg in die Stadt. Das Hotel liegt sehr günstig. Nach gut 10 Minuten sind wir am „Inner Harbour“. Hier liegt alles ganz nah: das Parliament Building nimmt viel Platz-ein, liegt aber auch prominent und zentral. Königin Viktoria wacht über die Szenerie - „very british!“

Direkt gegenüber: das „The Fairmont Empress Hotel“, ein Nobelhotel aus dem Jahre 1908. Wir strolchen durch den Inner Harbour und machen einige Bilder. Dann schlendern wir Richtung Downtown. Der Regen ist etwas heftiger geworden, also kehren wir ein in „Leopold’s Tavern“. Das ist eine super urige Kneipe, eher ein Pub. Und wir bekommen leckeres Bier vom Fass sowie ein Cider (für Gabi). Nebeneinander unterscheiden sich die beiden nicht sonderlich.

In Chinatown sind vor allem die Drachen los, es gibt aber auch ansonsten einiges zu sehen.

Zurück am Inner Harbour kommen wir am „Airport“ vorbei. Das erinnert uns daran, dass ein Flug mit so einem Wasserflugzeug auch noch auf unserer „Bucket-List“ steht. Aber nicht für heute.

Es bleibt „very british“: Kutschen fahren vorbei, es wehen englische Fahnen und ein schnuckeliges Hotel lädt zum „Afternoon Tea“ ein. Nun ja, soooo gerne trinken wir gar nicht Tee. Der Afternoon Tea schlägt mit 62 $ („Traditionell Teatime“) oder 68 $ („Coastal Teatime“) zu Buche. Dafür wird der Tee aber auch von massig Seafod, Cones, Jellies, Cookies etc. begleitet. Nix für uns!

An Fisherman’s Wharf dagegen geht es bunt und ansehnlich zu. Besonders angetan haben es uns diverse Hausboote, die hier von „Residents“ bewohnt werden. Da haben sich einige sehr stylish ihre Träume erfüllt. Schön!!

Wir kehren zurück zum Hotel, um schon mal die Fotos zu sichten und vorzubereiten. Mit Dirk und Sylvia stehen wir im regen Austausch. Die Beiden sind gerade auf der Anreise von Tofino aus. Sollte es zum dritten Treffen dieser Reise kommen? Klar! Super gerne! Wir verabreden uns für 18:00 Uhr in Downtown.

Dort kehren wir zunächst mal wieder in „Leopold’s Tavern“ ein. Super gemütlich, gute Burger und lecker Bier vom Fass. Anschließend wandern wir noch zusammen bis zum Inner Harbour. Wir sind überrascht, dass das Parliament Building so schön beleuchtet ist. Ein Absacker sollte aber noch drin sein. Wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt in den letzten Tagen und „Whisky“ finden wir alle gut. So landen wir im „Churchill’s“, das eine unfassbare Menge an gezapften Bieren (schaut euch bitte mal die Zapfhähne bei den Fotos an), aber eine noch größere Anzahl von Whiskies aus aller Welt anbieten. Wir entscheiden uns für ein leckeres Hazy IPA und Canadian Single Malt. So geht ein fantastischer Abend zu Ende. Dass ich diesen Bericht noch geschrieben habe (es ist 23:58 Uhr!) hätte ich vor einer Stunde nicht gedacht!

Morgen wartet Vancouver auf uns. Hoffentlich irrt der Wetterbericht wie heute. Mittags war es ebenfalls „very british“, aber gegen Abend wurde es nochmal richtig schön. So soll es bitte bleiben!!

Tagesetappe: 154 Kilometer
Übernachtung
: James Bay Inn Hotel, Suites & Cottages, Victoria, BC, 270 Government Street, Victoria, BC V8V 2L2

© 2023 Gabi & Jürgen