Tagebuch




Where rivers and friends meet

20230926_162214_BAE7704
Gabi in Downtown Princeton, British-Columbia

Komischer Tagestitel? Finde ich auch! Das ist der offizielle Slogan von Princeton, wo wir heute nächtigen. Und passt das zu diesem (ok - ich nehme es vorweg) Nest? Ich weiß es nicht. Passt es zu Canada und unserem Urlaub? Auf jeden Fall - und daher ist es heute der Tagestitel. Gabi mit der kanadischen Fahne unterstreicht das Ganze bildlich.

Ich erledige zwischen Aufstehen und Duschen heute morgen die restliche „Hausarbeit“ von gestern. Nach der Kneipentour mit Sylvia und Dirk mochte ich dann doch nicht mehr an den Mac. Als das erledigt ist und die Klamotten gepackt sind skypen wir noch kurz mit Vater. Bei ihm ist alles ok - das beruhigt uns. Prima!

Heute ist „kleines Programm“ angesagt. Es regnet nicht mehr, manchmal kommt sogar die Sonne durch. Super! Wir müssen ein paar Kilometer machen und haben als ersten Zwischenstopp Richtung Rocky Mountains das Örtchen „Princeton“ als Nachtquartier. Also raus aus Vancouver und zwar mal wieder über den Trans-Canada-Highway (TCH-#1), diesmal Richtung Osten. „Highway of Heroes“ heißt der hier. Respekt! Wir steuern Richtung Hope und anfangs ist es noch ganz schön voll auf der Straße. Das verliert sich nach und nach, alle schwimmen im gleichen Tempo dahin, das geht ganz flüssig. Riesige Trucks meinen dennoch, die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreiten zu müssen und brettern an mir vorbei. Normal! Auch hier ist wie in den USA manchmal die ganz linke Spur für Autos mit mindestens 2 Insassen reserviert. Das kommt mir heute zu Gute, denn ich kann ganz entspannt mit der besten Ehefrau von allen am Stau vorbei gleiten. Klasse Erfindung!

Hinter Hope machen wir unseren ersten Stopp. Hier ist ein Viewpoint am „Hope Slide“ inkl. Gedenkstätte. Am 09.01.1965 ging hier infolge eines kleinen Erdbebens ein riesiger Erdrutsch nieder. Er zerstörte nicht nur 3 km des Hope-Princeton-Highways (auf dem wir heute unterwegs sind), sondern kostete auch 4 Menschenleben. Mehr als 46 Millionen Kubikmeter Erde, Felsen und Schnee rutschten den gut 2.000 Meter hohen Berg hinab. Der Matsch glitt die gegenüberliegende Hangseite hoch und dann wieder zurück. Dabei wurde alles zerstört, was im Weg war. Die Massen bedeckten anschließend 70 Meter des Talbodens inklusive eines ganzen Sees. 4 Menschen in drei Autos waren vorher durch eine kleine Schneelawine gestoppt wurden und konnten dann den Schlamm- und Felsmassen nicht mehr entgehen. Zwei von ihnen wurden nie gefunden. Der heutige Highway liegt rd. 55 Meter über dem ehemaligen Level. Immer wieder werden uns bei unseren Reisen die Kräfte der Natur bewusst. Hier ist wieder mal so ein Platz, daran zu denken, wie machtlos wir doch gegenüber der Natur sind.

Die weitere Fahrt führt uns nun durch den herrlichen Manning Provincial Park. Die gewundene, gut ausgebaute Straße führt uns durch eine traumhafte Berglandschaft. Das ist das Kaskadengebirge, welches wir 2018 bereits auf der amerikanischen Seite in Washington bereist haben. Groß ist der Park, die Durchfahrt dauert ca. eine Stunde. Weit geschwungene Serpentinen hinauf, dann wieder hinunter, wieder hinauf …

Das Visitor Center hat schon seit Mitte September geschlossen. Es wird Herbst und Winter, das zeigt uns nicht nur die wunderbare Färbung der Bäume - auch die Angebote und Aktivitäten verändern sich mit dem Wechsel der Jahreszeit.

Wir haben aber vorgeplant und so fahren wir die Gibson Pass Road hinein bis zum Lightning Lake. Auto abstellen, es sieht überhaupt nicht nach Regen aus. Also nur leichtes Gepäck, das können wir hier im überschaubaren Gelände riskieren. Wir wollen den See umrunden. Der Lightning Lake Trail ist zwar nicht überall gut ausgeschildert - so schwierig ist das aber nicht. Augen auf, dann finden wir auch den Weg. Der See liegt ruhig und friedlich inmitten des herbstlichen Waldes. Wir saugen die frische Bergluft tief ein und genießen die Stille. Kaum eine Menschenseele ist hier unterwegs, es ist ruhig - ab und zu rufen Vögel. Das ist unser Ding - vergessen ist die Großstadt mit all ihrem Trubel. Wir sind keine Stadtmenschen! Dabei war Vancouver super schön, doch freuen wir uns nun noch mehr auf die nächsten Tage in der wieder einsameren Natur.

Der See mit seinen Spiegelungen und der farbenfrohe Wald liefern genügend Fotomotive. Auch die kleinen Squirrel sind wieder da. Über eine sehr schöne Holzbrücke kürzen wir etwas ab. Der Weg geht weiter auf und ab, aber nicht zu anstrengend durch den Wald und am Ufer entlang. Herrliches Ambiente - und die Bewegung tut uns auch gut.

So erreichen wir um kurz nach drei am Nachmittag unsere Unterkunft für die nächste Nacht. Schon von außen ist klar: typisches Motel. Das hatten wir noch nicht in diesem Urlaub. Na, da lassen wir uns mal überraschen, wir haben so eine Ahnung. Und wir werden nicht enttäuscht! Dicker Teppichboden empfängt uns schon im Eingangsbereich - Hausstauballergiker werden bereits auf der Schwelle aussortiert.

Und (sorry!) „dick“ ist auch, was sich da als gigantische Kugel aus dem Office hinter den Tresen schiebt. Sie kann ja vielleicht nichts dafür, aber anziehen können hätte sie doch bitte, bitte etwas mehr! Ein Schild mahnt recht ruppig, die Auslegeware zu schonen: „It is your choice! Place your muddy boots outside or clean the floor!“ Na, wir sind porentief rein und unsere Schuhe in zahlreichen Pfützen am Lightning Lake sorgsamst gereinigt.

Es geht so weiter: Teppichboden (oder sagt man ab 10 cm „Flor“?) überall, auch im Zimmer. Das ist aber wirklich groß genug und sauber - wir wollen uns nicht beklagen. Alles gut. Wir vermuten aber, dass auch der Ort eher rustikal daher kommt. Vermuten heißt nicht wissen - also ab in die City. Das „Sandmann Inn“ thront über der Stadt, wir müssen das Auto nehmen - keine 5 Minuten.

Nun, schaut in die Bilder. Ja, hier in Downtown Princeton ist der Hund begraben. Dabei gibt es eigentlich alles, was man benötigt. Ein Rathaus, eine Kirche, 2 Supermärkte, einen Liquor-Store, einige Restaurants, ein Geschäft, das „alles hat, was man sich denken kann“, den Canabis-Laden und die Freiwillige Feuerwehr. Da wirbt jemand damit, das kälteste Bier der Stadt zu haben - ok, das ist ja nicht schwer zu bewerkstelligen, wenn es hier Kühlschränke gibt.

Die gibt es im „Brown Bridge Pub“ ganz offensichtlich, denn Bier vom Fass und Cider sind gut gekühlt. Die Riesengarnelen im Kokosnussmantel als Vorspeise sind schon mal prima, Gabis Chicken-Sandwich mit Onion-Rings ist ok, erhält aber durch die „hot & spicy“ Soße meiner Fajitas ein willkommenes Upgrade. Ich habe warme Mais-Tortillas, die ich mit Käsemischung, Salat, Sour Creme, Salsa und Riesengarnelen sowie Paprika und Zwiebeln in der feurigen Soße selbst belegen, rollen und dann verputzen kann. Super gut! Und in der Kneipe sind nur Einheimische - außer uns. Finden wir auch klasse - wir sind voll angekommen in unserm Urlaub. Erholung auf unsere besondere Art und Weise - so darf es noch einige Tage weiter gehen.

Auf den imposanten Eingangstoren sowie dem Ortsschild mit Adler ist das Motto zu lesen: „ Town of Princeton - where rivers and friends meet!“ Wie ich oben schon schrieb werden wir das nicht bestätigen können, dazu ist der Aufenthalt zu kurz. Für Canada und unseren Urlaub gilt das aber ganz bestimmt. Hier treffen sich Bäume, Flüsse, Berge, Seen, die auch Menschen hierher und zusammenführen. Das haben wir erlebt - das finden wir sehr gut!

20:10 Uhr - fertig, heute mal sehr früh. Gleich lade ich alles hoch inklusive meiner Füße. Feierabend! Gute Nacht!!

Tagesetappe: 293 Kilometer
Übernachtung
: Sandman Inn Princeton, 102 Frontage Road, Princeton, BC V0X 1W0

© 2023 Gabi & Jürgen