Tagebuch




Biking rainy Vancouver

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Jürgen auf der Seawall Promenade, Stanley Park, Vancouver, British-Columbia

Der Morgen beginnt für uns zunächst entspannt, denn unser „Termin“ ist erst um 10:00 Uhr. Daher lassen wir es erst mal ruhig angehen. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt die Wettervorhersage: es regnet. Irgendwann wird es dann aber doch unruhig, wir müssen uns jetzt sputen.

Duschen, rein in die Klamotten. Layers sind wieder angesagt. Über die Hose kommt die Regenhose, über das T-Shirt die gute Regenjacke. Basecap, damit die Brille klar bleibt - nun nur noch das Regencape über den Rucksack, damit die Wechselwäsche (für alle Fälle) trocken bleibt.

Los geht es - bis zu „Cycle City Tours“ auf der Hornby Street sind es 15 Minuten - den Weg kennen wir schon von gestern. Dort sind auch alle tiefenentspannt. Gabi bekommt ihr Upgrade auf das E-Bike, ich nehme das normale Rad. Die übrigen Gäste sind aber meist ebenfalls elektrisch unterwegs. Unsere Gruppe besteht aus 9 Leuten, 4 Paare und ein Schweizer. Der Guide für heute heißt Greg. Er erklärt die Bikes und hilft bei der Anpassung bzgl. Größe etc. Alles sehr besonnen, hilfsbereit und professionell. Helme sind Pflicht (super!). Regenponchos werden uns angeboten, ich packe mir einen ein, die anderen ziehen ihn gleich an.

Greg erläutert uns, dass es in Vancouver über 300 km Fahrradwege gibt, wir werden uns 24 km davon heute mal ansehen. Das ist eine super Runde und wir werden die wesentlichen Highlights anfahren. Die Kamera muss aber zu Hause bleiben, deshalb gibt es von heute nur Photos, die wir zwischendurch mal mit dem iPhone aufgenommen haben. Der Schwerpunkt liegt heute im „Erleben ohne Fotos“.

Wir fahren die Straße hinunter bis zum Canada-Place, wo die Kreuzfahrtschiffe liegen. Dort stoßen wir auf einen Fahrradweg, der immer am Wasser entlang führt und der uns in den Stanley Park bringt. Greg hält die Gruppe zusammen und immer wieder mal an, um uns interessante Einzelheiten zu erläutern. Der Stanley Park ist größer als der Central Park in New York und auch er liegt quasi mitten in der City. Nur liegt hier auch immer mal Wasser zwischen den Stadtteilen.

An den Totem-Poles gibt es allerhand wissenswertes zu erfahren - das würde hier aber nun zu weit führen. Und es gibt den Tipp, hier eine sehr leckere heiße Schokolade zu kaufen. Das lässt sich Gabi nicht zwei mal sagen. Es ist zwar nicht kalt, aber der Regen ist mit Kakao noch leichter zu ertragen. Überhaupt: es regnet während der Tour ohne Unterlass. Dennoch kommen wir prima zurecht, denn unsere Klamotten halten das Wasser draussen. Das gilt leider nicht für die Schuhe, die der Nässe durchgehend ausgesetzt sind. Die sind (obwohl Gore-Tex) mittags schon sehr nass.

Wir fahren noch ein gutes Stück die Seawall Promenade entlang. Nächster Stop: die kleine Meerjungfrau. Hier haben wir auch einen guten Blick auf die City und Nord-Vancouver. Greg erzählt uns, dass auch Vancouver auf der Kante zweier tektonischer Platten liegt und das nächste größere Erdbeben eigentlich überfällig ist. Das letzte war bereits vor über 300 Jahren und das ist eigentlich der zu erwartende Abstand. Ein Spitzname von Vancouver sei „City of Glas“. Die Hochhäuser seien zwar alle so gebaut, dass sie ein Erdbeben der Stärke 6-9 aushalten müssten. Täten sie das nicht, wäre die Stadt anschließend von einer 2 Meter hohen Glasschicht bedeckt.

Wir biegen einmal ab, um ins Innere des Stanley Parks zu kommen und fahren durch eine kleine Unterführung. Mit einem Schlag sind wir mitten im Regenwald. Schmaler Gravel-Weg, wir fahren zum Beaver-Lake. Der liegt idyllisch mitten im Park. Früher hatten mal Lachse hier ihren Laichplatz und kamen über die fließende Verbindung zum Meer immer hierher zurück, um zu Laichen. Als die Verbindung zum Meer verschwand, waren dann natürlich auch die Lachse weg. Die City hat den Fluß nun wiederhergestellt und neue Lachse ausgesetzt. Hat super geklappt, die Lachse kamen wieder. Nur hatten sich inzwischen auch Biber hier niedergelassen - kein Wunder, wenn der See so heißt. Die können Fließgewässer aber überhaupt nicht leiden und bauen nun ständig einen Damm in den Fluss. Ein Dilemma! In der Folge muss die Stadt nun wöchentlich den Damm und das ganze Holz beseitigen. Ziemlicher Aufwand!

Wir fahren einmal quer durch den ganzen Stanley Park und landen an der Second Beach. Hier ist am letzten Wochenende im Juli immer einiges los: zunächst 3 Tage Feuerwerks-Wettstreit dreier Länder (mit 400.000 Besuchern täglich). Das ist Samstag Nacht zu Ende und am Sonntag ist am gleichen Ort die große „Pride-Parade“ mit 600.000 Leuten. Das sind Dimensionen!

Nach der Weiterfahrt über eine gigantische Brücke erreichen wir Granville Island und dort den bekannten Public Market. Lunchtime! Wir haben 45 Minuten Zeit, die Markthallen zu erkunden und etwas zu essen. Wir haben tatsächlich Hunger und kaufen beim „Gourmet Wok“ Chinanudeln, Curry etc. Sehr lecker, nur schwierig, hier einen Sitzplatz zu bekommen. Das gelingt schließlich und wir sind pünktlich zurück bei den Rädern. Mir sind das eindeutig zu viele Leute hier - der Blick auf die City ist aber auch von hier aus famos!

Nun geht es zum Olympischen Dorf und den Wettkampfstätten der Olympiade 2010 - soweit sie hier in Vancouver waren. Den Blick auf den BC Place kennen wir ja schon. Das ist das riesige Stadion mit Dach, neben dem unser Hotel liegt und in dem seinerzeit die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie die Medallienübergaben stattfanden. „Science World“ sieht auch super aus - das kugelrunde, spiegelnde Gebäude ist während der Weltausstellung 1986 als eine Haltestelle des damals neuen Skytrain entstanden.

Vancouver hat in jüngerer Zeit genau von diesen beiden Ereignissen profitiert: Weltausstellung 1986 und Winterolympiade 2010.

Wir fahren durch Chinatown nach Gastown, hören weitere interessante Geschichten und schließen die Runde dann um 15:00 Uhr wieder in Downtown am Canada-Place (hier haben wir nochmal einen tollen Blick auf das Hochhaus, an dem früher - vor dem Unglück mit der Hindenburg - immer die Zepeline festmachten, und zwar oben!) und bei den „Cycle City Tours“. Verabschiedung und auf Richtung Zimmer - wir müssen uns trocken legen.

Nach einer Dusche machen wir uns über die Fotos her und verabreden uns für 18:00 Uhr mit Dirk & Sylvia, die inzwischen auch angekommen sind. Treffpunkt ist der Steamworks Brewpub am Beginn der Gastown. Hier genießen wir draft local Beer; Gabi und ich teilen uns einen Pulled Pork Burger mit Poutine.

Es regnet übrigens nicht mehr und so schlendern wir noch tief in die Gastown hinein, finden einen Geheimtipp von Greg und trinken dort im „Locals“ noch weiteres Bier. Wir lassen es uns wirklich gut gehen hier! Und bei den Gesprächen mit den beiden Gleichgesinnten verfliegt die Zeit. Nun möchten wir alle nochmals ans Wasser: also zurück bis zum Canada-Place und dann noch weiter, immer am Wasser entlang. Im Convention Center hängt eine riesige Erdkugel. Blöd, das Bier will raus, ich benötige einen „Washroom“. Den finden wir ein einer weiteren super Kneipe, dem „Tap & Barrel“. Als ich an den Tisch zurück komme haben die drei mir eine „Flight“ bestellt - eine Bierprobe mit 5 kleinen Bierchen. Alle sehr lecker, aber jetzt is genug!!

Wir begleiten die beiden bis zu ihrem Hotel. Noch nie haben wir uns im Urlaub 4 Mal mit lieben Leuten getroffen, die mal eben so nebenbei auf einer Wanderung kennen gelernt haben. Aber das passt einfach! Danke euch für die super Zeit. Wir sehen uns in good old Germany wieder!

Nachtruhe - es ist 23:09 Uhr und wir sind a little bit tipsy.

PS: ich habe den Rest dieses Berichtes am nächsten Morgen geschrieben und ergänze später noch ein paar Fotos …

Tagesetappe: 0 Kilometer mit dem Auto, 24 Kilometer per Bike
Übernachtung
: YWCA Hotel Vancouver, 733 Beatty Street, Vancouver, BC V6B 2M4

Welcome to Vancouver!

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Gabi auf BC Ferry Swartz Bay - Tsawwassen, British-Columbia

Natürlich ist die Nacht früh zu Ende in dieser Nussschale von Bett. Egal, wir wollen ohnehin zügig auf die Bahn. Packen, ein schneller Kaffee in der Lobby, ein letztes Gespräch mit dem Inhaber, der es nochmal bedauert, dass Frraaaanz so ein kleines Zimmer hatte und ab geht es mal wieder. Zwei mal um die Ecke - dann nur geradeaus bis zur Fähre. Um 10:00 Uhr fährt keine, um viertel nach 9 Uhr sehen wir aber auf einer Anzeigetafel, dass die Fähre um 11:00 Uhr nur noch zu 16% frei ist. Gut, dass wir nur noch 6 Minuten zu fahren haben. Der Check-in klappt reibungslos - wir sind dabei und stellen unseren KIA in Lane 8 ab.

Jetzt sind 90 Minuten Zeit zu überbrücken. Also lassen wir den KIA, wo er gerade steht und begeben uns ins „Lands End Cafe“, dass direkt gegenüber liegt. Der Name ist Programm - hier ist Ende von Vancouver Island - Wasser in Sicht, die Fähre noch nicht. Wir schnappen uns zwei große Coffee und ein Flat-Bread und frühstücken erstmal gemütlich. Dann vertreten wir uns noch etwas die Beine und schon ist Boarding. Wie immer sind die unzähligen Autos schnell an Bord. Wir stehen mit dem KIA auf Deck 4 und begeben uns wieder mal auf das „Sonnendeck“. Tatsächlich ist uns das Wetter noch hold. Trocken ist es und dann kommt sogar die Sonne raus.

Die 95 Minuten der Überfahrt sind kurzweilig. Der Wind bläst mit voller Kraft. Die Fähre bahnt sich ihren Weg durch die kleinen Inselchen Richtung Vancouver. Strecke: Swartz Bay nach Tsawwassen. Da muss die Mannschaft gut manövrieren. Die einsamen Häuschen auf den Inseln haben jeweils ihre eigenen Anlegestege mit Boot. Vereinzelt begegnen uns kleine Segelboote oder andere Fähren. Dann ist die Skyline von Vancouver in Sicht - dahinter die Berge. Schön! Die restliche Fahrt in die Stadt ist Formsache - immer geradeaus, kein Problem!

Unser Hotel liegt direkt gegenüber vom Stadion; von der Dachterrasse hat man einen schönen Blick darauf.

Wir packen die Koffer aufs Zimmer und stiefeln gleich wieder los. Das gute Wetter (!!) müssen wir noch ausnutzen. Unser Auto bleibt in der Tiefgarage. In Downtown: die ersten interessanten Hochhäuser. Wer denkt sich sowas aus? Sehenswert! Mit meinem Instinkt habe ich nach 10 Minuten den Apple-Store gefunden. Wir müssen kurz rein und uns informieren. Draussen darf natürlich das obligatorische Foto nicht fehlen.

Zwischenstopp bei „Cycle City Tours and Rentals“ in der Hornby Street. Mit denen haben wir schon von zu Hause aus für morgen eine fünfstündige Fahrradtour gebucht. Arbeitstitel: „Höhepunkte von Vancouver – Die große Tour“. Wir fragen nach den Aussichten und die sind sehr (!!) düster. Regen ist angesagt ab heute Abend und das nicht zu knapp. Die Tour führen sie dennoch aus. Handschuhe sollen wir mitbringen und regenfeste Kleidung. Die große Kamera sollte besser zu Hause bleiben. „Wir fahren bei jedem Wetter - erst wenn die Seehunde waagerecht über die Straße fliegen, sagen wir die Tour ab! Keine Sorge: nehmt es als schönes Abenteuer!“ Ok - so wird es gemacht!

Wir gehen runter zum Wasser - Richtung Norden (irgendwie ist hier überall Wasser in dieser Stadt). Am Canada-Place liegen die großen Kreuzfahrtschiffe. Nebenan befindet sich der Wasserflugzeug-Airport. Wir fragen tatsächlich nach, ob „last Minute“ noch was zu machen ist für heute mir einem Rundflug? Leider nein - absolut ausgebucht. Ok, kein Problem. Für morgen sind wir versorgt und da regnet es ohnehin. Dann bleibt der Wunsch auf der Bucket-List; man muss ja noch Ziele haben im Leben.

Nun wenden wir uns nun der Gastown zu. Das ist der älteste Bezirk Vancouvers mit einer attraktiven gastronomischen Szene. Ein schickes Schuhgeschäft finden wir hier auch! Zwei Wahrzeichen soll es hier geben: Erstens die „Steam Clock“, welche viertelstündlich pfeift und stündlich Dampf ablässt. Gefunden! Wie immer stehen hier die Instagram-Leute (v.a. Mädels und Asiaten) Schlange, um sich ablichten zu lassen. Um Viertel vor pfeift die Uhr einige Takte von „Big Ben“. Die zweite „Attraktion“ soll die Statue von Gassy Jack auf einem Whiskyfass sein. Die haben sie aber inzwischen abgebaut. Ok - der Stadtteil ist dennoch klasse und wir kehren bei umschwingendem Wetter bei „Smith's“ ein. Wieder mal ein gemütlicher Pub. Zu Bier und Cider gibt es Wings und Onion Rings sowie Eishockey und American Football.

Nun der Rückweg zum Hotel: Wir queren Chinatown. Augen zu und durch - das ist zwischendurch mal nicht gerade die beste Wohngegend. Stark weht der Canabis-Geruch rüber, überall Obdachlose. Und die haben nicht nur leichte Joints intus. Insgesamt aber easy, es nieselt.

Ich mache mich über die Fotos her und bestelle online eine Pizza bei Domino’s, meinem bevorzugten Lieferservice in den Staaten (und nun auch hier). Online kannst du verfolgen, wie die Pizza ihre Entstehung durchlebt und dann siehst du sogar den Lieferservice auf der Karte nahen. Noch 2 Minuten - ich steige in den Fahrstuhl, fahre die 12 Etagen nach unten und fahre die 12 Etagen nach unten und als sich die Lifttür öffnet kommt der Bote die Tür herein. Übergabe - 2 Minuten später bin ich wieder oben. Leeecker!!!

Jetzt ist alles fertig - draußen gießt es ziemlich und ich denke, dass wir morgen die nasseste Fahrradtour aller Zeiten machen werden. Egal - das Abenteuer zählt! Und vielleicht treffen wir abends ja nochmal Dirk und Sylvia? Die kommen jedenfalls morgen hier in der City an - mal sehen, ob wir dann schon wieder trocken sind?

Tagesetappe: 69 Kilometer
Übernachtung
: YWCA Hotel Vancouver, 733 Beatty Street, Vancouver, BC V6B 2M4

© 2023 Gabi & Jürgen