Tagebuch




Victoria - very british!

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Jürgen am Inner Harbour, Victoria, Vancouver Island, British-Columbia

Durchwachsene Nacht - Kissen zu dick, Temperatur zu hoch. Der frühe Morgen: wir telefonieren mit Heiner und skypen mit Vater. Auri erreichen wir leider nicht telefonisch - happy birthday, sweet sixteen!

Um 08:30 Uhr verlassen wir Parksville Richtung Süden und nach einiger Zeit singt Billy Joel im „Piano Man“: „It’s nine o’clock an a saturday …“. Ein Blick auf die Uhr: wie Recht er hat! Manchmal kommt mir das iPhone mit seiner Musikauswahl schon spooky vor!

Erster Stop: Chemianus. Ein kurzer Besuch soll sich lohnen, weil es dort viele Murelas (Wandgemälde) gibt. Stimmt - super Marketing-Trick; auf diese Weise verlaufen sich bestimmt einige Touristen wie wir hierher. Ob es sich aber wirklich um die „weltweit berühmten Gemälde“ handelt, sei mal dahin gestellt. Diesbezüglich sind die Kanadier wie die Amis nicht zimperlich. Superlative gehen immer.

Ähnlich in Duncan: hier ist das Zentrum der „Totem-Poles“. Außerdem gibt es heute einen sehenswerten Farmers Market mit allerlei schönen Ständen und Angeboten. Die Totem-Poles begeistern uns bei aufkommendem Nieselregen nicht so sehr. Besser gefällt uns die alte, knallrote Eisenbahn.

Da die Fahrt heute überschaubar kurz ist sind wir zeitig in Victoria, der Hauptstadt British-Columbias und es ist klar: heute wird es „very british“! Das zeigt sich schon bei der Ankunft im „James Bay Inn Hotel & Suites“. Das Hotel könnte englischer nicht sein. Tifany-Lampen, dicke Teppiche, entsprechende Möblierung. Und der Inhaber (?), der mich freundlichst empfängt:

„Oh Frraaanz, welcome to the James Bay Inn! Did your travel agency tell you, that you have booked only one small bed?“ - „Yes, of course, no problem!“ - „Oh Frraaanz, but did they tell you, that you have a very, very, small room?“ - „Nope - it’s small?“ „Oh Frraaanz - for shure, it is! I’m so sorry! But did they tell you, that you’re on the third floor and that we have no elevators?“ - „No, but this ist not a problem to us!“ „Ooohhhh Frraaaaaanz - you have to change your travel agency!“ - „I don’t think so, they did a very good job until jet, we’re so satisfied until now!“ - „So, Fraaaanz, if you need any help to carry your luggage up to the third floor, please tell me; we’ll find a way!“ „No problem at all, I’m young and my wife ist much younger than me - we will handle it, for shure!“

Ich habe echt gedacht, im nächsten Moment kommt Sissi um die Ecke, um ihrem „Fraaaanzl“ die Koffer zu tragen. Tut sie nicht, wir kommen erwartungsgemäß klar. Das Zimmer ist allerdings wirklich - naja - klein? Winzig? Mini? Jedenfalls das Kleinste, das wir je in den Staaten hatten - und in Canada erst recht. Unfassbar. Aber wir kommen klar! Das blaue Sofa steht übrigens auf dem großzügigen Flur direkt vor unserer Zimmertür.

Nachdem die Koffer oben sind, machen wir uns in ganz leichtem Nieselregen auf den Weg in die Stadt. Das Hotel liegt sehr günstig. Nach gut 10 Minuten sind wir am „Inner Harbour“. Hier liegt alles ganz nah: das Parliament Building nimmt viel Platz-ein, liegt aber auch prominent und zentral. Königin Viktoria wacht über die Szenerie - „very british!“

Direkt gegenüber: das „The Fairmont Empress Hotel“, ein Nobelhotel aus dem Jahre 1908. Wir strolchen durch den Inner Harbour und machen einige Bilder. Dann schlendern wir Richtung Downtown. Der Regen ist etwas heftiger geworden, also kehren wir ein in „Leopold’s Tavern“. Das ist eine super urige Kneipe, eher ein Pub. Und wir bekommen leckeres Bier vom Fass sowie ein Cider (für Gabi). Nebeneinander unterscheiden sich die beiden nicht sonderlich.

In Chinatown sind vor allem die Drachen los, es gibt aber auch ansonsten einiges zu sehen.

Zurück am Inner Harbour kommen wir am „Airport“ vorbei. Das erinnert uns daran, dass ein Flug mit so einem Wasserflugzeug auch noch auf unserer „Bucket-List“ steht. Aber nicht für heute.

Es bleibt „very british“: Kutschen fahren vorbei, es wehen englische Fahnen und ein schnuckeliges Hotel lädt zum „Afternoon Tea“ ein. Nun ja, soooo gerne trinken wir gar nicht Tee. Der Afternoon Tea schlägt mit 62 $ („Traditionell Teatime“) oder 68 $ („Coastal Teatime“) zu Buche. Dafür wird der Tee aber auch von massig Seafod, Cones, Jellies, Cookies etc. begleitet. Nix für uns!

An Fisherman’s Wharf dagegen geht es bunt und ansehnlich zu. Besonders angetan haben es uns diverse Hausboote, die hier von „Residents“ bewohnt werden. Da haben sich einige sehr stylish ihre Träume erfüllt. Schön!!

Wir kehren zurück zum Hotel, um schon mal die Fotos zu sichten und vorzubereiten. Mit Dirk und Sylvia stehen wir im regen Austausch. Die Beiden sind gerade auf der Anreise von Tofino aus. Sollte es zum dritten Treffen dieser Reise kommen? Klar! Super gerne! Wir verabreden uns für 18:00 Uhr in Downtown.

Dort kehren wir zunächst mal wieder in „Leopold’s Tavern“ ein. Super gemütlich, gute Burger und lecker Bier vom Fass. Anschließend wandern wir noch zusammen bis zum Inner Harbour. Wir sind überrascht, dass das Parliament Building so schön beleuchtet ist. Ein Absacker sollte aber noch drin sein. Wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt in den letzten Tagen und „Whisky“ finden wir alle gut. So landen wir im „Churchill’s“, das eine unfassbare Menge an gezapften Bieren (schaut euch bitte mal die Zapfhähne bei den Fotos an), aber eine noch größere Anzahl von Whiskies aus aller Welt anbieten. Wir entscheiden uns für ein leckeres Hazy IPA und Canadian Single Malt. So geht ein fantastischer Abend zu Ende. Dass ich diesen Bericht noch geschrieben habe (es ist 23:58 Uhr!) hätte ich vor einer Stunde nicht gedacht!

Morgen wartet Vancouver auf uns. Hoffentlich irrt der Wetterbericht wie heute. Mittags war es ebenfalls „very british“, aber gegen Abend wurde es nochmal richtig schön. So soll es bitte bleiben!!

Tagesetappe: 154 Kilometer
Übernachtung
: James Bay Inn Hotel, Suites & Cottages, Victoria, BC, 270 Government Street, Victoria, BC V8V 2L2

Hauptsache: Holzfällerhemd!

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Jürgen bei der Kaffeepause, Qualicum Beach, Vancouver Island, British-Columbia

Ob dieser recht faule Tag mal schnell erzählt ist? Mal sehen:

Diese Nacht war viel, viel besser. Wir schlafen tief, fest und lange. Dann packt Gabi die Sachen und macht Kaffee, während ich den gestrigen Tagebucheintrag schreibe. Um 09:00 Uhr sind wir so weit - die Hütte mit unserem Zimmer Nr. 12 liegt im schönen Sonnenlicht. Das reichte aber auch nicht, um das Duschwasser anzuwärmen. Naja, da war wohl ein Fehler im System - das Zimmer war sehr schlicht, passte aber absolut zu dieser Ansammlung von Holzhütten.

Über 3 Stunden Fahrt zurück nach Parksville liegen vor uns. Pläne haben wir überhaupt noch keine - wir lassen uns treiben. Als ich auf den BC-Hwy. #19 einbiege schreibt das Navi, dass wir nur 302 km geradeaus fahren müssen, dann sind wir da! Die Straße liegt im gleißenden Morgenlicht - wieder Bilderbuchwetter! Tempomat auf 100 km/h und: rollen lassen. Es ist kaum ein anderes Auto zu sehen. Ab und zu vertreten wir uns die Beine, genießen die Herbstfarben und die Ruhe. Während der Fahrt verwöhnt mich die beste Beifahrerin von allen mit Leckereien: mal sind es Chips, mal Träubchen, dann wieder Wasser oder mundgerecht geschnitzte Nektarinenstückchen. Ich muss gar nix sagen, sie weiß, wann etwas angesagt ist. Verwöhnurlaub!

Hinter Campbell River verlassen wir die Schnellstraße und wechseln wieder auf den Oceanside Drive, den BC-Hwy. #19A. Das ist die Nebenstrecke - langsamer zwar, aber fast immer am Wasser und es gibt mehr zu sehen. In Qualicum Beach lassen wir den Blick übers Wasser streifen. Etwas weiter halten wir am Visitor Center. Dort bekommen wir wie immer gute Tipps. Tipp Nr. 1: Das „Flyte Cafe“ im Wohnwagen gleich nebenan. Gabi ordert einen Latte, ich nehme einen „Nitro Latte“. Das ist ein kalter Kaffee, der mit Stickstoff aufgeschäumt und dann auf Eis geschüttelt wird. Das ergibt eine cremige Krone wie beim Guiness - klasse! Auf einer Bank am Wasser genießen wir unsere Getränke und lesen die neuesten Nachrichten von zu Hause.

Tipp Nr. 2: die „Little Qualicum Fish Hatchery“; es sind nur 10 Minuten Fahrtzeit. Hier können die Lachse ihren Nachwuchs bekommen. Die im klaren Wasser stehenden Fische würden eine gute Pfanne voll ergeben.

Tipp Nr. 3: Qualicum Downtown und dort insbesondere die kleine Bäckerei. Ein Stück Cranberry-Streuselkuchen und eine „spicy chicken roll“ kommen jetzt genau richtig nach dem Kaffee eben. Und die schnuckelige Downtown mit Herbstfarben, schicken Läden und dem großen Wandgemälde kommt super rüber.

Jetzt ist es 15:15 Uhr und wir checken im gleichen Hotel ein, das wir erst am Dienstag verlassen haben. Das Zimmer gleicht dem letzten wie ein Ei dem anderen. So ist schnell ausgepackt und wir sind bei herrlichem Sonnenschein schon wieder unterwegs.

Nächstes Ziel: der Englishman Falls PP - Fahrtzeit 15 Minuten. Auf dem Weg liegt der Old Country Store und bei diesem schönen Wetter …. Jawohl, da krabbeln die Ziegen übers Dach. Verrückte Idee, aber bzgl. Marketing unschlagbar! Das merkt sich jeder!

Wir nehmen den Englishman Falls Trail. Zur Ansicht von oben sind es nur einige Minuten Fußweg. Um die Loop zu vollenden, müssen wir aber noch ein ganzes Stück hinab bis an den Grund des Canyons. Ich frage ganz beiläufig, ob Gabi denn das Bearspray dabei hat - hier ist es nämlich wieder ziemlich einsam. Nö, hat sie nicht. Es sei doch klar, dass man bei den hiesigen Black Bears nur „Buh!“ machen müsse und die laufen weg. Außerdem habe sie ihr Holzfällerhemd umgebunden - da wüssten die Bären schon, was die Stunde geschlagen hat! Kann ich nicht entkräften, dieses Argument. Unten am Canyongrund gibt es auch wieder einen farbintensiven See mit glasklarem Wasser.

Auf dem Rückweg erneuern wir im Liquor Store noch unseren Weinvorrat - mit Coupon aus einem Prospekt spart Gabi einige Dollar. Wieder am Hotel machen wir uns auf den Weg zum nebenan gelegenen chinesischen Restaurant. Hatten wir noch nicht diesen Urlaub. Es gibt Buffett mit sehr viel Seafood - insgesamt richtig prima. Leider gibt es heute mal kein Bier von Fass, da tut es auch eine Diet Pepsi.

So -fertig. Das war ein „lazy day at the sea“. Morgen geht es in die Hauptstadt von British Columbia: Victoria. Auf dem Weg dorthin und dort wird es wieder einiges zu sehen geben! Gute Nacht!!

Tagesetappe: 372 Kilometer
Übernachtung
: Coast Parksville Hotel, 374 West Island Highway, Parksville, BC V9P 1K8

Bears, Eagle, Seals and Whales

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Gabi in Glendale Cove, Knight Inlet, Vancouver Island, British-Columbia

Die Nacht war gar nicht gut, der Kühlschrank brummt, das Reisebett ist zu klein und die Kissen sind zu dick. Oder liegt es daran, dass der Wecker auf 05:45 Uhr steht und wir nicht verschlafen wollen? Egal. Um Viertel vor Sechs ist der Spuk vorbei und wir sind unter den Decken hervorgekrochen. Schnell anziehen - warme Layer - und ab gehts. Wir hatten alles schon gestern Abend bereit gelegt.

Die wenigen Schritte über den Boardwalk zu „Tide Rip Tours“ sind auch im Dunkeln schnell getan. Dort wartet ein heißer Kaffee auf uns - mehr bekommen wir zu dieser Uhrzeit aber auch nicht runter. Die letzten Formalitäten - heute starten 2 Boote, der „Silver Bear“ und wir auf dem „Glendale Girl“, das hinter dem Silberbären am Pier liegt. Zu zehnt sind wir an Bord, begleitet von Luke (dem Kapitän) und Kevin (dem Biologen). Die übrigen Gäste sind aus den Staaten, eine schweigsame Dame kommt aus Düsseldorf und wir quatschen viel mit der Mama aus Australien, die ihren Sohn und die betagte Mutter im Schlepptau hat.

Kevin verkürzt die 2:30 Uhr Fahrtzeit mit Erklärungen, insbesondere zu Bären und Walen. Zunächst trägt er mit Filzstift die heutige Route in eine Karte ein: wir fahren ein kleines Stück durch die „Johnston Strait“, in der sich viele Lachse, Wale, Define etc. tummeln. Delfine gibt es aber auch in dem „Knight Inlet“ durch das wir Richtung Festland British Columbia fahren. Ziel ist die „Glendale Cove“, ein malerisches Fleckchen Erde, das nahezu unberührt ist und wo die Grizzlies und Schwarzbären gerne sind. Noch hängen die Wolken tief, wir pflügen mit erstaunlichem Tempo durch die spiegelglatte See.

Ein paar Worte zu den Walen: zu finden sind hier Buckelwale (Humpback Whales), Grauwale (Grey Whales), Finwale und Orcas. Die Humpbacks werden 12-16 Meter lang und wiegen bis zu 40 Tonnen. Sie leben 80-90 Jahre lang und müssen dafür im Sommer täglich 3.000 Pfund Nahrung zu sich nehmen. Sie haben mit die größten Migrationsbewegungen aller Tiere und schwimmen teilweise bis zu 8.000 Kilometer. Die fast 5.000 km-Strecke zwischen Alaska und Hawaii bewältigen sie in nur 36 Tagen. Respekt.

Bei den Bären geht es vor allem zunächst um die Unterscheidung der Grizzlies und Schwarzbären: die Farbe allein hilft dort nicht weiter, dafür gibt es beide Arten in zu vielen Abstufungen. Auffällig bei den Grizzlies ist vor allem der ausgeprägte Buckel. Und sie haben ein runderes Gesicht, kleinere „Teddy-Ohren“, eine weniger spitze Nase und vor allem viel größere Krallen. Gut, so nahe möchte ich denen nicht kommen, dass ich das als Identifikation nutzen muss. Zur Verhaltensweise bei unerwarteten Begegnungen und Annäherungen wissen wir aus vielen anderen Urlauben: Schwarzbären solle man begegnen wie einem bedrohlichen Hund: sich groß machen, dominant wirken, rufen, abschrecken. Bei Grizzlies hingegen ist Rückzug, Ruhe und zur Not auch auf den Boden legen und Tot stellen angesagt. Oder sein Glück mit Bearspray versuchen. Das ist heute nicht nötig - wir halten Abstand.

Grizzlies leben zu 80% vegan. Besonders mögen sie das fette Gras, wie es z.B. in der Glendale Cove zu finden ist. Hiervon fressen sie bis zu 50 kg am Tag. Auch Beeren aller Art lieben sie sehr (das haben wir ja schon in Jasper erfahren, wo die Bären zum Beerenpflücken in den Garten kommen). 200.000 (!) Beeren am Tag können sie verputzen, sie fressen quasi nonstop, um ihre 30.000 Kalorien pro Tag zu erreichen, die sie benötigen, um den Winterschlaf vorzubereiten. Meeresgetier (Muscheln, Krabben, auch Lachse) stehen ebenfalls auf dem Speiseplan.

In der Wildnis leben die Grizzlies 25-35 Jahre alt. Meist verhungern sie im Alter, weil ihnen die Zähne ausfallen. In der Glendale Cove halten sich meist 80-100 Bären auf, ca. 15 von ihnen sind „residents“ (also „heimisch“). Die Männer wiegen 98-325 kg und sind bis zu 240 cm hoch, wenn sie sich aufstellen. Die Mädels bringen es auf 91-205 kg und 180 cm. Der schwerste jemals gewogene Grizzly war 753 kg schwer. Die Küstengrizzlies (coastal grizzly bear) können alle ca. 4 Jahre 1-5 Junge bekommen, die bei der Geburt nur 0,5 kg schwer sind. Das ist nur 1/400 ihrer späteren Größe. Die Mutter begleitet die überlebenden Jungtiere mindestens 3 Jahre; dann werden sie verlassen oder von den Männern verjagt, damit die Frauen wieder schwanger werden können. Last fact: der Geruchssinn der Grizzlies ist 2.000 Mal besser als der von Menschen (das ist bestimmt hilfreich, muss aber nicht immer angenehm sein).

Zwischendurch mach Kevin ein Quiz mit uns: Fotos müssen den Schwarzbären oder Grizzlies zugeordnet werden. Profi Tiny Little Bear ist natürlich unschlagbar. Auf dem Rückweg schreiben wir sogar noch einen „Test“. Ich habe mal 2 Fotos aus 2011 (Black Bear) und 2014 (Grizzly Bear) ans Ende gestellt, damit ihr die Unterschiede teilweise sehen könnt.

Zwischendurch fahren wir eine Tankstelle an und bei Ankunft in der Glendale Cove ist bestes Wetter und die Aussicht in den „Fjord“ mal wieder atemberaubend. Wir steigen um auf ein kleines Boot mit wenig Tiefgang und einer Aussichtsplattform. „Team blau“ vom „Silver Grizzly“-Boot ist schon bereit. Wir haben rote Schwimmwesten.

Wir müssen gar nicht lange warten, da lässt sich der erste Grizzly sehen. Hurra! Endlich mal Grizzly-Bären in freier Wildbahn und ihrem natürlichen Lebensraum. Die Tiere halten sich gerne am Waldrand auf, was ich verstehen kann. Leider sind sie damit auch verdammt weit weg. Unser Fernglas tut sehr gute Dienste und das Tele gibt sein bestes. Dennoch muss ich abends ganz schön nahe hineinzoomen in die Fotos, um euch einen Einblick zu geben. Weitere Bären folgen, zum Teil mit einem Jungen in Schlepptau. Super Erlebnis!!

Leider ist Ebbe und damit extremes Niedrigwasser. Das schränkt unsere Bewegungsmöglichkeiten ein. Immer wieder setzen wir auf und die Jungs in ihren Wasserfesten Hosen steigen aus und ziehen uns per Hand. Das z.T. auch, um unnötigen Lärm des Motors zu vermeiden.

Nach einer guten Stunde kehren wir zum Bootssteg zurück. Es gibt Lunch und der ist ebenfalls perfekt! Eine Tuperdose voll Gemüse für jeden (Tomaten- und Gurkenscheiben, Paprika, Mini-Möhrchen, Blattspinat), 2 Dips, eine große Tortilla, in die schon Käse eingewickelt ist und zartes Hähnchenfleisch. Daraus lässt sich ein toller Burrito bauen. Dazu gibt es noch eine nicht zu kleine Tüte Chips oder Popcorn sowie Wasser und Dosengetränke. Ich schnappe mir ein Ginger Ale - lecker! Während des Essens muss ich nochmal zur Kamera greifen: gegenüber landet ein Seeadler im Baum. Toll!

Dann starten wir zur zweiten Runde, diesmal klettere ich in den Ausguck. Und wieder sind wir erfolgreich. Eine Mutter mit ihrem Jungen läuft am Ufer entlang - leider kommen wir nicht näher ran, das Wasser ist zu flach. Und auch auf der anderen Seite lassen sich nochmal stattliche Kerle sehen. Ein super Erlebnis. Klar wäre ich gerne noch näher ran gekommen, aber das ist ja kein Zoo hier und die Zeit in dieser traumhaften Kulisse werde ich nie vergessen.

Rückfahrt - alle sind müde und dösen etwas vor sich hin. Dann machen wir nochmal Tankstopp an dieser „Tankstelle“ in the middle of nowhere. Schön ruhig ist es hier überall. Das Bootshaus spiegelt sich im Wasser. Etwas weiter kommen wir an einem Bojenfundament vorbei, auf dem sich Seehunde (Seals) tummeln.

Später dann die Ansage von Luke: wenn wir Wale sehen könnten, dann jetzt gleich, denn wir queren die Johnston Strait. Und 5 Minuten später sind sie da: zwei Orcas! Das setzt dem Tag die Krone auf!! Ich hätte nicht gedacht, dass so ein paar Flossen so ein Erlebnis und solche Emotionen auslösen können. Erst sind sie weit weg, sie tauchen plötzlich auf, sie tauchen wieder ab. Dann: näher, sie kommen auf uns zu. Und nochmal: näher! Dann flippen alle aus, denn sie tauchen direkt vor unserem Boot auf - da sind selbst die 100 mm zu viel. Sie tauchen ab und unter uns hindurch, um dann weitere entfernt vor der Berglandschaft nochmal kurz „tschüss“ zu sagen. Hammer. Gabi hat den ersten Teil komplett auf Video eingefangen und alle an Bord schalten ihr Airdrop ein, es von ihr zu bekommen. Everyone is happy!!

Um 16:30 Uhr sind wir wieder auf dem Zimmer, aber nur kurz. Wir haben uns noch nicht bewegt heute. Gerne sehen wir uns den ca. 1 km entfernten „Forrest Campground“ an. Hier gibt es auch noch einen ca. 2-stündigen Trail (Dave Farrant Trail), der schön sein soll. Also los. Am Campground müssen wir uns für den Trail registrieren - die wollen wissen, wer da rumturnt und jede/r muss sich auf einer Tafel verewigen, damit die merken, wenn man verschütt geht.

Der freundliche Herr in seinem schnuckeligen „Office“ sagt uns noch, dass wir ordentliches Schuhwerk benötigen, keine Flipflops (haben wir). Und dass der Trail nur von Ehrenamtlichen unterhalten wird und sehr „wild“ sei. Schließlich weist er uns noch auf den großen, dicken Schwarzbären hin, der sich hier überall herumtreibt zur Zeit - wir sollten uns nicht erschrecken! Genau wegen so einem Kerl wollen wir ja gerne auf den Trail! Ales gut! Los gehts.

Der Trail ist tatsächlich eng, super steil und extrem „wild“. Negativstes Merkmal: extrem glitschig, weil feucht. Der Weg ist so steil uns voller schlüpfriger Wurzeln und führt dann sogar durch herabfließendes Wasser, dass wir abbrechen. No Chance!! Wir wären sicher hinauf gekommen, uns ist aber die Gefahr zu groß, dass wir beim hinabgehen stürzen und uns den Resturlaub versauen. Man muss auch mal vernünftig sein. Leider kein Schwarzbär!

Dafür dann wieder ein super leckeres Abendessen im Killer Whale Cafe and Restaurant. Das passt heute! Prawns in Kokosmantel und Kokos-Curry, dazu karamellisiertes Gemüse und Fries bzw. Reis. Lecker Bier vom Fass dazu - perfekt. Die können wirklich kochen hier!

Wieder auf dem Zimmer geht nicht mehr viel. Wir machen noch die Fotos fertig und dann liege ich mal früher in den Federn als Gabi. Meditation an, das Ende habe ich nicht mehr mitbekommen. Was für ein fantastischer Tag!!

Diese Zeilen habe ich jetzt am nächsten Morgen verfasst, das muss geschrieben sein, denn heute Abend gibt es hoffentlich schon wieder Neues zu berichten. Und dann gehen wir auch wieder online! Bis dann!!

Tagesetappe: 0 Kilometer mit dem Auto, 191 km mit dem Boot
Übernachtung
: Telegraph Cove Resort, BOX 1, Telegraph Cove, BC V0N 3J0

Das Zimmer am Ende des Universums

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Jürgen in Telegraph Cove, Vancouver Island, British-Columbia

Here we are! In the north, at the end of the universe! So komme ich mir jedenfalls vor. Und das ist auch so! Wie sind wir hier gelandet? Das kam so:

Wir haben uns die Route ja von CANUSA planen und vorschlagen lassen. Das haben sie nach unseren Wünschen ausgerichtet: viel Natur, wenig Stadt, Möglichkeiten, etwas zu erleben, zu wandern, sich zu bewegen - und natürlich außergewöhnliche Erlebnisse einzubauen. Naja - die haben einen guten Job gemacht! Die Route war wirklich gut bedacht bisher. Auch zu den Unterkünften bisher ist zu sagen, dass diese den amerikanischen Standard (den wir bislang gewohnt sind) deutlich schlagen. Sowohl bezüglich Ausstattung, als auch Zimmergröße, Sauberkeit, Qualität und Lage waren wirklich alle Unterkünfte bisher perfekt! Wenn ich an die Crystal Lodge in Whistler denke, komme ich immer noch nicht aus dem Staunen heraus. Aber wie sagte mir die nette Dame am Discovery Fishing Pier in Campbell River heute: das lassen wir uns auch was kosten! Das stimmt natürlich auch - hier ist alles etwas „pricy“.

Dass wir auch Vancouver Island bereisen möchten, war klar. CANUSA hat uns 5 Nächte hier geplant und dabei für 2 Nächte in den hohen Norden geschickt. Ans Ende der Welt - oder gar ans Ende des Universums? Naja, jedenfalls ist hier: nichts! Klar: Bäume, Wald, Meer, Natur etc. ist vorhanden. Zivilisation? Ja, etwas. Ruhe? Auf jeden Fall - absolute Ruhe, abends klappen sie hier die nicht vorhandenen Bürgersteige schon um 16:00 Uhr hoch. Wifi? Nö! Und sonst? Fangen wir doch einfach wie immer vorne an:

Gute Nacht im Coast Parksville Hotel. Tschüss, wir kommen Freitag wieder (und haben dann wieder Wifi - Jippie!). Ich bepacke das Auto, Gabi bereitet 2 Cafe Latte an einer Maschine, die sogar auf einem iPad-großen Monitor live anzeigt, was die Maschine gerade macht. Barista-TV würde ich das nennen. Als ich fertig bin mit packen schleppt sie unsere Yeti-Becher mit der heißen Brühe an. Aufbruch - das Navi steht auf „Nord“! 4 Stunden Fahrt liegen vor uns.

Erste Überraschung: auf dem BC-Hwy. #19 darf ich 110 km/h schnell fahren. Das räumt, der KIA läuft wie ein Döppken. Kaum ein anderes Auto - Cruise Control rein und einfach rollen lassen. Vor Campbell River verlassen wir den komfortablen Highway zugunsten der #19A. Die führt „über Land“ und kommt näher ans Wasser ran. Nebenstrecke! Ganz daneben, wirklich - wo sind wir hier? Hier sagt der Hase dem Igel gute Nacht, aber hier wohnt es sich auch schön - und einsam. Schönes Haus, Pferdekoppel, viel Grün im Vorgarten - einfach viel Platz rund ums Haus.

Wir halten an einer Rest-Area am Wasser. Viele Baumstämme liegen hier rum, „Logs“ heißen die hier. Wir vertreten uns die Beine und machen ein paar Fotos. Ich hebe einen der Stämme an; schwerer als man denkt. Ich habe aber auch noch nicht gefrühstückt!

Nächster Stopp: der Discovery Fishing Pier in Campbell River. Der Parkplatz liegt direkt am Visitor Center, dass sich wiederum im Maritime Herritage Center befindet - das Gebäude ist einem Leuchtturm nachempfunden. Hier holen wir uns Karten und Tipps für den Tag.

Anschließend wandern wir natürlich über den Fishing Pier. Türkis ist dessen Farbe. Knallt wieder gut mit Gabis Holzfäller(innen)hemd. Wir könnten hier sogar eine Angel leihen und selbst auf die Jagd gehen. Nö! Statt dessen sprechen wir mit dem Fischer und seiner Frau, die es sich auf der Bank nebenan gut gehen lässt. So kann man seinen Mittwochvormittag auch verbringen: Kaffee trinken und dem Gatten beim Angeln zusehen. Der fängt dann sogar einen riesigen Lachs, lässt ihn aber unbeabsichtigt wieder von der Leine. Er ärgert sich sehr - das glauben ihm seine Enkel niemals. Doch! Werden sie müssen. Gabi hat die Beute geistesgegenwärtig fotografiert. Und das Foto bekommt er als Mail, damit Opa bei den Enkeln angeben kann. Leute in unserem Alter müssen zusammen halten!

Wir müssen tanken, bevor wir uns mit Warp-Geschwindigkeit an den Rand des Universums beamen. Und wir brauchen einen Brunch. Alles finden wir an einem der riesigen Einkaufsplätze mit zig Läden und 3 Tankstellen an der Nordausfahrt von Campbell River. Hier ist auch der „Real Canadian Superstore“ zu finden. Auch der macht sich gut vor dem blauen Himmel. Allein dessen Chipsabteilung (eines der wichtigsten Nahrungsergänzungsmittelregale) kommt einem normalen Aldi bei uns gleich.

Der Elk Falls PP hat nicht nur einen sehenswerten Wasserfall zu bieten, sondern auch die höchste Hängebrücke (suspension bridge) Canadas. Sowohl der Weg zur Aussichtsplattform für den Wasserfall als auch die heftig schwankende und sehr steil ausgebaute Brücke haben diese netten „Lochböden“, durch die man schön in die Tiefe gucken kann. Es gibt Leute, für die ist das nix. Uns macht das: nix! Außer Spaß!!

Nebenbei bauen die hier für die Wasserkraft. 3 gigantische Rohrleitungen haben sie hier 2021 entfernt. Jetzt bauen sie bis nächstes Jahr neue und bessere. Der Bulldozerfahrer hat jedenfalls Spaß - und Nerven, denn er ist auch im steilen Gelände cool unterwegs.

Auf dem Weg nach Norden machen wir einen kleinen Stopp am See und verputzen unsere Sandwiches. Leider wollen auch einige Wespen was abhaben und so ist die Pause schnell vorbei.

Pünktlich um 15:20 Uhr sind wir in Telegraph Cove. Und hier ist echt der Hund begraben. Es gibt einen historischen Boardwalk (Holzsteg) und einen RV-Campingplatz. That’s it! 1922 wurde hier ein Sägewerk betrieben, später aber wieder eingestellt.

Unser Zimmer ist in diesem roten Gebäude am Steg. „Putzig“ würde ich es mal nennen. Nicht zu vergleichen mit dem Komfort der vergangenen Tage, aber darauf kommt es hier auch nicht an. Tiny Little Bear hat einen fantastischen Ausblick auf den Hafen. Der ist eigentlich das Herzstück dieser Ansammlung von Holzhütten.

Beim Ceck-in frage ich, ob die Schilder, die hier überall auf „a lot of Black Bears“ hinweisen, für uns eine Bedeutung haben. Er meint sehr gelassen, dass kaum Gefahr droht, aber tatsächlich massig Schwarzbären hier unterwegs seien. Wir sollten unser Bear-Spray besser mitnehmen, wenn wir wandern gingen. Lachend berichtet er von dem jungen Mann, der letztlich joggen war, sich kurz umgedreht hat (Schulterblick) und - rumms! - voll in einen Schwarzbären reingerannt ist. Der habe sich wiederum so erschreckt, dass er schnell das Weite gesucht habe. Lustige Geschichte! Aber ich gehe ja nicht joggen.

Wir laufen noch was rum und machen einige Fotos. Dann gehen wir essen. Wo gehen wir denn heute mal hin? Nehmen wir doch mal das schöne (und einzige) Restaurant hier: das „Killer Whale Cafe and Restaurant“. Auch etwas „pricy“, aber sehr gut! Gabi hat eine Seafood-Carbonara und ich scharfe Thai-Noodles with Prawns. Sehr lecker!

Jetzt hocken wir in unserem Zimmerchen und die Tagesarbeit ist getan. Hochladen ist mangels Wifi heute nicht. Mache ich Freitag in Parksville.

Aber morgen wird es spannend. Das ist der Grund, dass uns die CANUSA-Leute hierher an den Rand der Welt geschickt haben: es gibt hier 2 Optionen, die außergewöhnlich und besonders sind: zum Einen leben hier fast 200 residente Orcas vor der Haustür. Und weitere Walarten, wie z.B. Buckelwale gibts hier auch. Silvia wusste gestern zu berichten, dass der ZDF-Mehrteiler „Der Schwarm“ hier gedreht wurde - aus gutem Grund! Andererseits werden von hier aus Grizzly-Touren per Boot angeboten. Dabei fahren sie dich 2 Stunden mit dem Boot in eine Art Fjord, wo die Grizzlies in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet werden können. Dazu werden die wenigen Gäste auf so eine Art „Floss“ umgeladen und dann an die Ufer gebracht. Auch „pricy“ - aber genau das haben wir für morgen gebucht. Um 06:30 Uhr geht es los. Ich stelle jetzt den Wecker und dann dürfen wir mal gespannt sein. Das könnte ein spannender und abenteuerreicher Tag werden - am Rande des Universums. Den (üblich) Haftungsausschlussbogen (wir sind alles schuld, die nix - wenn wir uns den Hals oder die Knochen brechen, ertrinken, gefressen werden, erfrieren, Platzwunden oder den Tod erleiden - unser Problem!). Wir freuen uns auf morgen!!!

Tagesetappe: 344 Kilometer
Übernachtung
: Telegraph Cove Resort, BOX 1, Telegraph Cove, BC V0N 3J0

Sky to Sea ...

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Jürgen am Beachside Drive, Parksville, Vancouver Island, British-Columbia

In Whistler hängen die Wolken wieder tief- wie vorgestern. Und ein ganz klein wenig nieselt es auch. Wir reisen ab! Eigentlich hatten wir noch Optionen auf dem Weg. Aber die Frage ist: wie voll sind die Fähren? Wir haben ein Ticket ohne Zeitbindung. Aber bekommen wir einen Platz auf der Fähre nach Vancouver Island oder müssen wir bis abends warten? Kein Risiko! Angesichts des bedeckten Wetters fällt die Entscheidung leicht: um 08:30 Uhr rollen wir gen Westen.

Und das tun wir auf dem „Sea to Sky Highway“, der für die olympischen Winterspiele 2010 extra ausgebaut wurde. Die schnelle Verbindung von Vancouver (Sea) zum in den hohen Bergen gelegenen Whistler (Sky). Wir fahren die Strecke heute in umgekehrter Richtung - also quasi von „Sky to Sea“. Die Fahrt dauert planmäßig nur 90 Minuten - easy going. Die erste denkbare Fähre fährt um 11:05 Uhr. Das müsste zu schaffen sein.

Die Strecke ist super schön - Berge überall, manchmal denken wir, genau auf eine gigantische Felswand zuzufahren. Dann taucht rechts Wasser auf - das ist das „Inlet“ - das Meer, das bis tief ins Landesinnere reicht. Blöder Stau, den Google Maps da anzeigt. Ankunft Horseshoe Bay, wo die Fähre startet, erst um 10:45 Uhr. Das wird zu knapp. Dann Google: die Verkehrslage entspannt sich. Wir uns auch - passt!

Wir haben ein Ticket für die Fähre und kommen problemlos um 10:15 Uhr durch den Check in. Lane 4! Wir reihen uns ein. Fähre fahren kennen wir von Seattle. Ist wie bei uns Bus oder Zug fahren, nur mit Auto und: pünktlich und perfekt organisiert! Wir sehen online, dass die Fähre um 10:30 Uhr „full“ ist. Das war knapp. Um 10:50 Uhr ist Boarding, alle rollen los und in 15 Minuten sind 362 Autos (inkl. LKWs, Camper etc.) an Bord. Bis zu 1.500 Passagiere kann die „Queen of the Oak Bay“ befördern. Um 11:10 Uhr haben wir abgelegt. Ich mache noch ein schnelles Foto zurück: da stehen schon die nächsten Autos für die nächste Fähre. Die haben es echt drauf! Wenn ich bedenke, wie schwierig es ist, bei uns einen Zug pünktlich fahren zu lassen (wenn er überhaupt fährt) - gruselig!.

Es ist weiterhin bedeckt, aber manchmal kommt die Sonne raus. 100 Minuten dauert die Überfahrt. Der Wind weht kräftig, Boote fahren vorbei, leider tauchen keine Wale auf. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem leckeren Starbucks-Coffee und schwups, sind wir in Nanaimo Bay angekommen. Wir stehen sehr eng im Unterdeck, sind aber alle blitzeschnell von Bord gefahren.

Uns führt der direkte Weg zum Hotel in Parksville. Zimmer gut, Klamotten gerichtet - es ist noch früh. Das Wetter ist wieder bedeckt; wir fahren zum Mac Millan Provincial Park. Auf dem Weg: „The Old Country Market“. Hier stehen normalerweise Ziegen auf dem Dach - kein Scherz! Schaut mal das Bild nach dem Holzschild - auf dem Gründach tummeln sich normalerweise Ziegen. Wasserscheues Gesindel! Ein bischen Nieselregen und die Zicken zicken! Nix zu sehen; einmal lässt sich eine sehen, aber bis die Kamera oben ist, ist sie schon wieder weg. Egal: wir kaufen Nektarinen und Trauben am Farmers Market. Und dann gucken wir noch in den Country Market rein. Hier bekommst du alles, was du für die asiatische, mexikanische oder amerikanische Küche benötigst: alle Soßen, alle Gewürze, alle Werkzeuge und noch viel mehr. An der Decke: bunte Lampions. Schön - das Geschäft benötigen wir zu Hause. Da wären wir regelmäßig, um ferne Küchen köstlich kochen zu können. Direkt nebenan: ein verrücktes Türmchen - Disneyland? Ein Foto ist es Wert!

Jetzt aber zum Mac Millan PP. Dort wartet 800 Jahre alter Wald auf uns. „Douglas Fir“ (eine Tannenart) hat sich hier im Inneren der Insel breit gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes! Das ist in etwa so, wie auf der Olympic Peninsula bei Seattle. Nicht ganz so spektakulär. Aber für heute genau richtig. Es nieselt leicht! Was machen wir? „Wir gehen im Wald - da is eher trockener!“ Jap - und es kommt sogar die Sonne raus. Auf dem „Old Cathedral Grove Trail“ und dem „Old Grove Trail“ (ich habe nie behauptet, die Canadier seien einfallsreicher mit der Namensgebung als die Amis!) Machen wir diverse Fotos. Grün, grün, grün, knarzige Rinden, stehende und umgefallene Riesen, Bäume, die auf toten Bäumen („Nurse-Trees“) wachsen - schön!! Natur eben!

Zurück in Parksville wollen wir noch kurz ans Wasser. Wir finden den Weg. Die Sonne scheint, die Farben knallen, das Meer ist endlos. Urlaub!

Jetzt: Hunger! Was tun? Da melden sich Silvia und Dirk (das super nette Paar vom Blackcomb Mountain gestern) per WhatsApp. Sie gehen Seafood essen und haben eine Empfehlung. 650 Meter Fußweg? „Da simmer dabei - das ist prima!“

Wir haben zu viert einen sehr, sehr schönen Abend mit ein paar Bierchen und super Seafood-Pasta etc. Mmmmmh - lecker! Dann verabschieden wir uns. - vielleicht sehen wir uns am Wochenende in Victoria?

Work done, Photos finished, Diary finished - now: upload! See you tomorrow, we are headed to Telegraphe Cove - north! Long Trip, to the middle (or upper north) of nowhere!

Tagesetappe: 207 Kilometer
Übernachtung
: Coast Parksville Hotel, 374 West Island Highway, Parksville, BC V9P 1K8

© 2023 Gabi & Jürgen