Tagebuch




Icefields Parkway

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Jürgen am Athabasca Glacier, Columbia Icefield, Jasper NP, Alberta

Jaja, ich gebe es zu: auch der heutige Tagestitel ist etwas einfallslos und keinesfalls das Highlight meiner Einfälle. Aber: heute war wieder einmal mehr der Weg das Ziel und mit dem Icefields Parkway sind wir eine weitere der Traumstraßen dieser Welt gefahren. Die sammeln wir ja quasi - was Amerika angeht. Und ich bin ein kleines bisschen „tipsy“ - wie es dazu kam? Lese unten!

Der Icefields Parkway von Lake Louise nach Jasper begeistert durch seine fantastischen Bergpanoramen. Ein Höhepunkt des Parkways ist das Columbia Icefield, ein 325 qkm großes Eisfeld über einer Wasserscheide. Das Gletscherwasser von hier fließt sowohl in den Pazifik, als auch in den Atlantik (!) Und das Arktische Meer. Die heutige Fahrstrecke beträgt eigentlich 236 km - wir haben ein Update genommen, weil wir gleich zu Beginn die Abfahrt vepassten und erstmal ein ganzes Stück den TCH-#1 Richtung Fields gefahren sind. Das ist unsere Rückstrecke am letzten tag - für heute viel zu früh.

Wir verlassen das Lake Louise Inn nach einem kurzen Telefonat mit zu Hause um kurz nach Acht Uhr mit dem beschriebenen Umweg. Dann liegt er vor uns: der Icefields Parkway mit unzähligen Möglichkeiten. Wir haben uns natürlich von zu Hause aus schon einige Dinge vorgenommen und die arbeiten wir nun bei ordentlichem Wetter sorgsam ab. Ich versuche, hier mal nur in aller Kürze darauf einzugehen - ihr findet Fotos dazu bei den Fotos …

Erster Stopp: es ist noch nicht richtig hell, aber der „Herbert Lake“ empfängt uns in aller Einsamkeit. Vollständige Ruhe!

Kurz danach empfängt uns der „Crowfoot Glacier Viewpoint“ mit einem Blick auf den Bow River und den mächtigen Gletscher.

Kaum sitzen wir wieder im Auto - es geht Schlag auf Schlag - erreichen wir Bow Summit und damit mit 2.088 m den höchste Punkt des Parkways.

Hier nehmen wir sofort den unteren Parkplatz des „Peyto Lake Trail“. Es liegt zwar jetzt ein sehr, sehr steiler Kilometer Fußweg durch dichten Wald vor uns; oben erwartet uns aber ein atemberaubender Anblick. Der Peyto Lake ist ein Muss für Fotografen! Er hat seine Farbe auch dem Gletschermehl zu verdanken und mit der Form einer Tatze kommt er sehr „unique“ rüber. Von hier aus ergibt sich auch ein toller Blick auf den Gletscher, der ihn speist. Ich habe mal das Tele-Objektiv bemüht.

Am „Waterfowl Lakes Viewpoint“ halten wir auch nur kurz. Es ist das Übliche: Berggipfel spiegeln sich im See.

Der „Mistaya Canyon Trail“ führt zu einer Kalksteinschlucht, die laut Reiseführer fast so reizvoll sein soll wie der Maligne Canyon bei Jasper. Den Vergleich haben wir (noch) nicht. Es ist aber wieder mal beeindruckend zu sehen, mit welcher Kraft sich Wasser in hartes Gestein schneidet.

Mit dem Sunwapta Pass auf 2.035 m, erreichen wir den zweithöchsten Punkt des Tages; und auch eine Wasserscheide sowie die Grenze zwischen Banff NP & Jasper NP.

Nächster Stopp: das Columbia Icefield (325 qkm). Phoebe hat es uns gestern recht anschaulich erklärt: Wenn man sich seine Hand mit gespreizten Fingern anschaut, dann entspricht der Handrücken dem Icefield und die Finger verschiedenen Gletschern, die sich an Felsnasen entlang zwängen. Das Eisfeld selbst liegt verborgen in der Höhe - nur drei seiner Gletscher (Athabasca, Dome und Stutfield) sind von der Straße aus zu sehen. Wir fahren mit dem Auto zum Parkplatz am Fuße des Athabasca Glacier wandern ein gutes Stück dem Gletscher entgegen. Eiskalt ist es hier, denn der Gletscher erzeugt einen Wind, der kalte Luft zu Boden presst und talwärts zwängt. Und besser kann man den Klimawandel nicht am eigenen Leib erfahren: immer wieder passieren wir Schilder, die uns angeben, wo der Gletscher z.B. 1982 noch war. Beängstigend - der zieht sich jedes Jahr um 10 Meter zurück und verliert 5 Meter seiner Mächtigkeit.

Wir statten auch dem „Icefield Information Centre“ einen Besuch ab. Sehenswert ist hier auch der 20 -minütige Film, der ohne jedes Wort sehr emotional zeigt, was hier abegeht. Traumhafte Aufnahmen von der imposanten Gletscherlandschaft dürfen dennoch nicht fehlen. Sehr schön! Draussen steht eines dieser Ungetüme, mit dem man eine Tour auf den Gletscher machen kann - da verzichten wir gerne, finden wir nicht so toll …

Der "Stutfield Glacier Viewpoint" ist einen kurzen Stopp und ein schnelles Foto Wert.

Richtig sehenswert sind dann wieder die „Sunwapta Falls“. Hier umfließt das Wasser zunächst eine kleine Insel, bevor es sich dann mächtig in die Tiefe stürzt.

Der KIA frisst die Kilometer geduldig - apropos: die Kanadier sind voll metrisch eingestellt. Nix Meilen, Kilometer stehen auf den Straßenschildern. Wir fahren gemütlich mit meist 90 km/h und halten vergeblich Ausschau nach Bären.

Die 23 Meter hohen „Athabasca Falls“ sind schließlich noch Pflichtprogramm. Hier sucht sich das Wasser jeden Weg, den es kriegen kann und stürzt sich rechts, links, kreuz und quer die Felsen hinunter. Ein Weg zu verschiedenen Aussichtspunkten eröffnet Perspektiven. Was mir auffällt heute sind die bunt gemischten Volksgruppen aller Herren Länder, die hier unterwegs sind - wir gehören natürlich dazu. Yaks und Yetis, dazu alle denkbaren und undenkbaren Klamotten dieser Welt. Klar: viele sind zweckmäßig mit Outdoor-Kleidung ausgestattet wie wir. Aber neben Fellpantoffeln, Inkamützen, Leggins XXXXXL und Zarenmützchen ist auch alles andere undenkbare vertreten. Weia!

So erreichen wir schließlich unsere private Unterkunft in Jasper. Und die hat es auch in sich: Ein kleines Häuschen inmitten einer Wohngegend. Jasper ist ganz anders als das eher mondäne Banff. Schlicht, unaufgeregt, amerikanisch (?) - wir finden es einfach klasse! Unser neues Zuhause wird von Kiran & Sonali betrieben. Kleines Haus mit kleinem Garten. Sonali begrüßt uns. Gäste mit Allergien hätten es keinen Meter ins Haus geschafft. Es riecht stark nach Räucherstäbchen. Die Treppe ist mit einem Fell gepolstert, der überflauschig genannt werden darf. Und auch unser tolles Zimmer ist von oben bis unten in Flausch gepackt. Super - aber nicht für jede/n verträglich. Uns macht das nix.

Der Hammer aber ist folgendes: schon bei der Ortseinfahrt Jasper wies ein Schild darauf hin, dass „Bears in Town“ sind. Sonali setzt noch einen drauf. Sie müsse uns darauf hinwiesen, dass immer wieder mal Bären in ihrem Garten auftauchen. Erst gestern sei eine Mama mit ihrem Kleinen über den Zaun gekommen und letztlich sogar ein über 2 Meter großer Papa. Sie zeigt uns Videos, die sie vom Küchenfenster aus aufgenommen hat und wir können es kaum glauben: die tollen da im Garten rum als sei es nix. Sonali bittet uns, die Haustür immer zu schließen und beim Verlassen des Hauses immer mal zu gucken, ob die Luft rein sei.

Das machen wir, als wir aufbrechen, die Stadt zu erkunden. Die Pizzareste von gestern haben uns über den Tag gerettet. Nun aber wollen wir den Abend beschließen. Wir kehren am Ende der Hauptstraße bei „Montana’s“ ein, bekommen einen Platz draußen im 1. OG mit Blick auf die Berglandschaft, den Public Washroom und die Eisenbahn, die erbarmungslos 30 Minuten vorbeiquietscht und bestellen: Neben Cider und Jasper Pale Ale gibt es einen Salat mit Ziegenkäse, spicy Pekannüssen, Apfel, Cranberries und Hähnchenbrust - der schmeckt ihr sehr gut! Ich habe einen Cipotle-Burger und der schlanken Linie wegen Salat als Beilage im Sinn - bestelle dann aber doch meine geliebten Onion-Rings als Beilage. Lecker! Ich ergänze noch ein Jasper IPA und als wir gerade zahlen wollen fängt es an zu regnen.

Deshalb wechseln wir an die Bar und ich nehme noch ein „Rickard’s Red“ - passend zu Gabis Strawberry Margaritha.

Im strömenden Regen laufen wir dann irgendwann heim - die meisten Tropfen fallen aber daneben. Jetzt ist das Tagebuch auch fertig und ich mache gleich die Augen zu . Morgen? Ein ganzer Tag im Jasper NP - mit Bären im Garten?

Tagesetappe: 258 Kilometer
Übernachtung: B & B Kiran Accommodations, 225 Bonhomme Street, Jasper, AB T0E 1E0

Banff NP - Tourquoise Lakes

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Gabi & Jürgen am Lake Louise, Banff NP, Alberta

Komischer Titel - Seen hatten wir doch gestern schon und so ganz farblos waren die doch auch nicht? Naja - schaut euch mal die Bilder von heute an: DAS ist türkis!

Die zweite Nacht war wie immer besser als die erste. Wir sind dennoch zeitig auf den Beinen, packen unsere sieben Sachen, nehmen einen Kaffee mit Müsliriegel auf dem Zimmer und packen unsere Klamotten ins Auto. Das dürfen wir erst mal noch in der Tiefgarage stehen lassen, obwohl wir schon auschecken. Gut!

Gestern Abend hatten wir kurz bei Discovery Banff Tours auf der Banff Ave. vorbei geschaut - nur so. Dabei stellte sich heraus, dass unsere Abholzeit heute nicht 07:55 Uhr, sondern 07:41 Uhr (!) ist. Wir hatten die Tour zu den beiden bekanntesten Seen des Banff NP von zu Hause aus gebucht. Der Grund: in einem You-Tube-Video hatten wir erfahren, dass die beiden Seen nicht mehr ohne weiteres mit privaten PKW zu erreichen sind. Der Lake Louise darf theoretisch noch angefahren werden - die Parkplätze sind aber immer voll. Die Straße zum Lake Moraine ist für PKW inzwischen gesperrt - da dürfen nur noch Shuttle- und Tourbusse durchfahren. Das macht es kompliziert. Die Shuttle kann man von zu Hause zwar auch buchen, ist dann aber zeitlich sehr festgelegt und wirklich einfach ist das auch nicht. Viel einfacher ist es dann, eine Tour mit Guide zu buchen. Der (oder in unserem Falle „die“ - „Phoebe“) fährt einen dann bis vor Ort und erzählt auch noch so manches interessante über die Geschichte des Bergsteigens hier, den Banff NP und die beiden Seen.

Um 07:42 Uhr ist Phoebe an unserem Hotel. Sie fährt einen ziemlich coolen Bus und die Sitze ähneln eher luxuriösen Fernsehsesseln - ok: Marke Recaro. 16 Personen sind wir kurz darauf an Bord und sie fährt uns über den Trans-Canada-Highway 1 zum Lake Louise. Unterwegs hat sie sich vorgestellt - sie ist Australierin, gelernte Profifotografin und Grafikdesignerin und war auch schon in München („the every day Disneyland for everyone“). In Whistler hat sie als Skilehrerin gearbeitet und aktuell betreut sie Bergtouren und Ausflüge für „Banff Discovery“. Sie macht, was ihr gerade gefällt - irgendwie eine australische Pippi Langstrumpf. Und sie hat berichtet, dass Banff ca. 9.000 Einwohner hat, jährlich aber Besuch von 6 Millionen (!) Touristen bekommt, 75% davon im Sommer. Unfassbar!

Am Lake Louise haben wir eine Stunde Zeit, Fotos zu machen und uns umzuschauen. Es ist ziemlich voll, aber wie immer: wenn man ein paar Meter geht, dann verläuft sich das (hier zumindest etwas). Der See ist sowas von türkisblau. Das kommt vom Gletschermehl, das zusammen mit dem Gletscherwasser in den See gelangt. Es schwebt im Wasser und filtert das gelbe und rote Farbspektrum raus. Hinten grüßt der Viktoria-Gletscher und lässt erahnen, welche Eismassen hier oben in den Rockies noch vorhanden sind. Die Kulisse spiegelt sich im glatten See und wir fotografieren lustig drauf los.

Der zweite See heißt „Lake Moraine“. Der Name basiert darauf, dass die Gletscher hier Moränen angehäuft haben, die heute auch „Rock Piles“ heißen. Einen solchen erklimmen wir und von oben ist das türkisblau nochmal intensiver - das liegt am Blickwinkel, sagt Phoebe. Auf dem See wird lustig Kanu gefahren und auch Tiny findet einen neuen Freund in XXL. Die Seen waren wirklich klasse - aber die Menschenmassen muss ich nicht jeden Tag haben - das wird auch in ein paar Tagen nicht mehr so sein.

Phoebe fährt uns sicher zurück nach Banff und gibt noch einige wertvolle Hinweise. Im Hotel schnappen wir uns den bereit stehenden KIA, besorgen im IGA-Supermarkt noch etwas für den Lunch und die kommenden Tage und fahren dann zu den nahe gelegenen Vermillion Lakes. Dort finden wir schnell eine Bank mit Aussicht und verputzen unsere üppigen Sandwiches.

Da wir heute Nacht im Lake Louise Village verbringen (Vorteil: 50 km näher dran am Icefields Parkway, der morgen auf dem Programm steht), fahfen wir zunächst die gleiche Strecke über den TCH-#1 wie heute Vormittag Richtung Norden. Bald biegen wir aber auf den beschaulicheren Bow Valley Parkway (eine parallel verlaufende Strecke) ab.

Nächstes Ziel ist hier der Johnson Canyon. Der ist ebenfalls bekannt dafür, total überlaufen zu sein. Heute Mittag hält es sich aber in Grenzen. Im Grunde ist das eine Klamm, vor der sich die deutschen Klammen wie z.B. die Breitachklamm nicht verstecken müssen. Nachdem wir die Lower Falls erreicht haben reduziert sich das Publikum merklich. Die weitere Strecke bergauf zu den Upper Falls sparen sich die meisten Leute (erst Recht, wenn sie schwarze Fellschlappen tragen). Und auf dem Weg dorthin gibt es noch einige Stromschnellen und kleine Wasserfälle zu sehen, die mit den beiden ausgeschilderten absolut mithalten können. Sportprogramm ist jedenfalls erledigt für heute.

Weiter Richtung Norden wartet nun noch „Morant’s Curve“ auf uns. Eine Eisenbahnstrecke schlängelt sich im wahrsten Sinne des Wortes am Bow River entlang. Und an dem genannten Aussichtspunkt hat man die Bahnstrecke inkl. Fluss und Bergpanorama schön vor sich liegen. Es gibt sehr schöne Aufnahmen von hier, auf denen sich ein Zug dort entlangschlängelt. Wir warten gute 45 Minuten - aber keiner kommt. Dann eben nicht.

Wir tanken voll - für alle Fälle und beziehen unser Zimmer. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf den Viktoria-Gletscher und das Bergpanorama.

Wir sind ziemlich fertig und müde. Dennoch machen wir uns noch über die Fotos und das Tagebuch her. Zwischendurch gehen wir in eines der hauseigenen Restaurants und bestellen jeder eine Pizza. Klar - großer Fehler; das ist niemals zu schaffen. So haben wir jetzt aber bereits Frühstück oder Lunch für morgen.

Ich muss ins Bett, bis morgen - allen eine gute Nacht!


Tagesetappe: 77 Kilometer
Übernachtung: Lake Louise Inn, 210 Village Road, Lake Louise, AB T0L 1E0

Banff NP - at it’s best!

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Gabi auf dem Johnson Lake Loop Trail, Banff NP, Alberta

Das war ein wunderbarer, nein - ein fantastischer Tag!!

Der fing für mich schon um 04:00 Uhr in der Früh an - zumindest war zu diesem Zeitpunkt die Nacht zu Ende. War ja auch klar. Bis 05:30 Uhr habe ich mich bedeckt gehalten und weiter gedöst. Dann hole ich den Mac hervor und redigiere den etwas hölzernen Text von gestern Abend.

Gabi wird dann auch wach und kocht Kaffee. Wir kommen schnell in die Gänge und stehen im ersten Morgengrauen vor dem Hotel. Es ist kurz vor sieben und bevor wir auch nur weiter denken können steht ein stattlicher Elk (so heißen die Hirsche hier) mit seinen Damen direkt vor dem Hotel uns grast. Wir halten Abstand und machen ein paar Bilder, die in der Nachbearbeitung aber noch etwas nachbelichtet werden wollen. Sonnenaufgang ist um 07:10 Uhr. Es ist 3 Grad warm, die Jacken können wir gebrauchen. Kaum ein Mensch ist unterwegs um diese Zeit. Das gefällt uns viel besser als die Menschentrauben gestern Abend.

Wir nehmen den Bow River Trail immer am gleichnamigen Fluss entlang und machen erste Fotos. Recht glattes Wasser, schöne Spiegelungen. So erreichen wir den Cascade Of Time Garden mit seinem „very british“ anmutenden Schlösschen. Von hier oben hat meinen einen sehr schönen Blick auf die Banff Avenue, gleichzeitig schnurgerade Hauptstraße des Ortes, und den Cascade Mountain. Wir wandern weiter und genießen Stille und frische Luft. Die aufgehende Sonne tupft rote Streifen auf die Bergspitzen.

So erreichen wir den „Surprise Corner“ mit seinem tollen Blick auf die Stromschnellen der Bow River Falls und das altehrwürdige „The Fairmont Banff Springs Hotel“. Groß und mächtig schmiegt es sich in den Wald auf der gegenüber liegenden Hangseite. Über die menschenleere Banff Avenue geht es zurück zum Hotel. Mangels Licht sind die Fotos etwas fade, das lag an der frühen Stunde und dem Schatten. Tiny lässt sich noch mit einem riesigen Stoff-Moose ablichten, dann ist mit rd. 4 km die erste gute Wanderung des Tages geschafft.

Kurz aufs Zimmer und dann mit dem Auto nochmal zum IGA-Supermarkt. Wir kaufen etwas für später zum Frühstück und halten anschließend am Visitor Center. Mit einem Park-Ranger besprechen wir die Planungen der nächsten Tage und klären, ob wir Bear-Spray benötigen in diesem Urlaub. Klares „Jein“! Begegnungen mit aggressiven Bären sind äußerst selten und Angriffe auf Menschen noch seltener. Aber sie treiben sich hier halt überall rum, die Grizzlys und Schwarzbären. Und wenn es dann doch mal schief geht möchte ich mich nicht nur mit bloßen Fäusten wehren können. Also: bewaffnen! Ich Unterscheibe einen Aufklärungsbogen - das Zeug ist nicht ungefährlich, aber recht nützlich. Für 6 Sekunden reicht der Inhalt der Flasche. Also für 3 x 2 Sekunden Pfefferspray vom Feinsten auf 8 bis 10 Meter. Es ist wie mit dem Regenschirm. Wenn du einen hast, regnet es nicht.

Jetzt aber los: die Cascade Ponds sind unser erster Ziel und diese traumhaften, spiegelglatten Wasserlöcher mit kleinen Brücken, dem umgebenden Wald und den Bergen vor blauem Himmel hauen uns echt um. Leider kämpfen wir den ganzen Tag mit viel Gegenlicht, restlos begeistert sind wir dennoch. Noch ist es recht ruhig hier. Nur einige wenige Familien haben den Grill angeworfen und bereiten ihren Sonntags-Brunch zu. Wir setzen uns auch an einen Tisch und mampfen Croissants mit Käse und Braten sowie Tuna-Sandwiches. „Breakfast with a view“ nennt man das wohl.

Nächster Stopp: der Johnson Lake. Den umrunden wir auf dem Johnson-Lake-Loop-Trail. Langgezogen ist der See mit einigen Ausbuchtungen. Ein Stand-up-Paddler mit Mini-Hund begleitet uns eine ganze Weile. Auch hier: (noch) nix los. Der Hund heißt bestimmt Sharky, denn er trägt eine Haifischflosse als Schwimmreifen.

Die Seen liegen an der Straße wie an einer Perlenschnur. Auch am Two Jack Lake und am Lake Minnewanka halten wir an und vertreten uns die Beine. Die Ausblicke ähneln sich, manche Fotos auch - wir können uns aber kaum sattsehen an der Kulisse. Es ist jetzt aber merklich voller geworden.

Zum Abschluss statten wir dem Mount Norquay Scienic Lookout noch einen Besuch ab. Auf halber Höhe zum Skigebiet auf dem Mount Norquay bietet ein Aussichtspunkt einen tollen Blick auf Banff und Umgebung. Ich mache hier u.a. mal ein Panorama - ihr findet es wie eine kleine Auswahl des Tages bei den Fotos.

Um 14:00 Uhr sind wir wieder auf dem Zimmer - ziemlich platt. Gabi ruht einen kleinen Moment, ich versorge schon mal die Bilder.

Dann gehen wir in die Downtown und kehren in der Canadian Brewery ein. Wir haben Durst. Zu Cider und local Beers gesellen sich Wings, Nachos und ein Cicken-Burger. Gabi hat „Poutine“ als Beilage - die kanadische Pommes-Spezialität mit Bratensoße und Käse. Alles sehr schmackhaft! Wir schlendern noch einmal die Banff Avenue hinauf bis zu den Cascade Gardens. Anderes Licht, gleicher Blick. Nebenan ist Herbstfest des Farmers Market -mit Livemusik, die ich jetzt immer noch von unserem Balkon aus höre, auf dem ich diese Zeilen verfasse. Abgefahrene Truppe mit funky Bass und irrem Drummer.

Jetzt ist das Tagebuch geschrieben und ich bin reif für die Matratze. Morgen geht es wieder wieder zeitig los. Um 07:40 Uhr werden wir abgeholt - von einem Banff Discovery Tourguide. Doch das ist die Geschichte für morgen. Gute Nacht.

Ach ja - Deutschland ist Basketball-Weltmeister! Wer hätte damit gerechnet? Schön, wenn ein Team funktioniert und alles gibt. Dann wird man auch belohnt - manchmal! Ick freu mir.


Tagesetappe: 48 Kilometer
Übernachtung: Banff Park Lodge Resort Hotel & Conference Center, 201 Lynx St., Banff, AB T1L 1K5

Welcome to Canada!

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Gabi am Int. Airport Calgary, Alberta

Da sind wir wieder - und zwar voll im Urlaubsmodus.

Gestern ging bei der RE 10 mal wieder gar nicht viel. Gut, dass sich Freund Georg bereit erklärt hatte, uns nach Duisburg zum Bahnhof zu fahren. Ohne das wären wir kaum richtig weggekommen in Nieukerk. Wir haben das komplette Gepäck und uns drei in den Aygo X gezwängt und los ging es. Wir hatten ein erste Klasse-Ticket; die Zugbindung war aber weg, weil wir schon eine Woche vorher eine Fahrplanänderung mitgeteilt bekamen - der ursprünglich gebuchte Zug fiel aus. Kurzfristig tat sich jetzt doch noch ein ICE auf, der ohne Umsteigenotwendigkeit von Duisburg nach Frankfurt Airport fuhr. Und da der 20 Minuten Verspätung hatte, haben wir den Zug sogar ohne Hast bekommen. Um halb fünf sind wir dann in Duisburg gestartet - die Fahrt dauert normalerweise direkt nur 90 Minuten. Wir benötigten dann aber doch 2 Stunden, auch weil in 2 Wagons die Klimaanlage ausgefallen ist und diese komplett geräumt werden mussten. „Unternehmen Zukunft“ - willkommen im 21. Jahrhundert.

Um halb sieben am Airport, mit Shuttle dann um sieben im Park Inn Airport-Hotel. Dass liegt wirklich angrenzend an eine riesige Parkanlage mit üppigem Baumbestand. Noch besser: gegenüber gibt es das „The Italian!“ Mit abwechslungsreicher Speisenkarte und hervorragender Pizza ist das unbedingt allererste Wahl! Wir sitzen draussen und genießen den Urlaubsbeginn. Anschließend: Augen zu und gute Nacht.

Auch das Frühstück im Park Inn ist große Klasse. Das werden wir uns merken! Der Shuttle-Bus bringt uns um 09:30 Uhr zum Terminal 1. Das Gepäck ist schnell aufgegeben, die Sicherheitskontrollen dauern mit Schlange stehen dann etwas länger - das war aber alles im Rahmen.

Die Zeit bis zum Boarding um 12:30 Uhr bekommen wir gut um. Sitzplätze am Fenster und daneben hatten wir reserviert und Air Canada ist pünktlich, obwohl der Flieger pickepackevoll ist. Kurz nach 13:30 Uhr heben wir ab. Heiß war es heute, kaum eine Wolke am Himmel und daher ist die Sicht fabulös. Ich schaue mir neben einem tollen Film über Whitney Houston den ersten von 3 Teilen einer britischen Doku über die Fußball-WM 1990 an (die anderen beiden Teile folgen auf dem Rückflug). Ich kann nicht ahnen, dass die aktuelle „Mannschaft“ zeitgleich gnadenlos mit 4:1 gegen Japan untergeht. Gruselig!! Zwischendurch schlafe ich etwas - wir landen überpünktlich um 14:20 Uhr in Calgary.

Auch die Koffer haben wir flott, Border Control war ebenfalls sehr entspannt - ich hatte mir beim Frühstück die „ArriveCAN“-App heruntergeladen und unsere Declaration bereits voll abgegeben. Fluppt super - so kann es weiter gehen.

Zu früh gefreut: Bei den Mietwagen hört der Spaß leider komplett auf. Vor dem Hertz-Schalter, den wir erreichen müssen, steht eine lange - nein: extrem lange - Schlange und man merkt auch nach längerem Stehen nicht, dass sich vorne was tut. So verlieren wir geschlagene 2 Stunden! Das war super doof - kann man überhaupt nicht anders sagen. Und auch als wir endlich dran sind, dauert das. Man, ist das kompliziert hier.

Das Auto ist dann aber durchaus sehenswert. Es ist ein schwarzer KIA Sportage 4, der auch erst gerade mal 3.200 km auf dem Tacho hat. Der Kofferraum ist wie das Fahrzeug: riesig! Gut 90 Minuten fahren wir bis Banff. Tolle Strecke: alles satt grün, wellig, hügelig, Bäume und Seen - eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch, sehr sauber, keine großen Werbebanner - friedliche Welt. Sehr schön!!

Beim Erreichen des Banff NP kaufen wir den Discovery-Pass - der gilt 1 Jahr für uns in allen Nationalparks Canadas. Und wir fahren dann auch nicht direkt zum Hotel, sondern nehmen einen kleinen Umweg über die Tunnel Mountain Road. Die eröffnet uns erste Tiefblicke auf den Bow River.

Eingecheckt in der Banff Park Lodge ist schnell, wir fahren aber noch kurz um den Block einkaufen. Wasser muss her und auch ein paar Chips sowie Sushi zum Abendessen. Schließlich müssen wir hier in den Rhythmus kommen. Alkohol gibt es hier in Supermärkten nicht, dafür muss man in den Liquor Store. Wir kaufen etwas Wein.

Im Hotel stellen wir den KIA in der Tiefgarage ab. Wir richten uns ein, packen die Koffer um (viel kommt morgen ins Auto für Wanderungen, Fotos etc. - da hat Gabi voll den Durchblick) und verputzen dann Sushi mit einem Glas Wein. Dann ist Gabi auch schon fertig für die Waagerechte. Ich schreibe noch kurz diesen Text und lade dann noch das Tagebuch hoch. Es muss gut sein für heute, schließlich ist es 22.30 Uhr + 8 Std.

Morgen sind wir bestimmt früh wach - und dann gibt es viel zu sehen! Ich freu mich!!


Tagesetappe: 7.644 Kilometer geflogen, 152 Kilometer gefahren
Übernachtung: Banff Park Lodge Resort Hotel & Conference Center, 201 Lynx St., Banff, AB T1L 1K5

© 2023 Gabi & Jürgen