Tagebuch




"This is Canada to us!"

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Jürgen auf dem Berg Trail, Mount Robson PP, British-Columbia

Um ca. 08:30 Uhr starten wir ins nächste Abenteuer. Vorher einen schnellen Kaffee auf dem Zimmer, Sachen packen und ab gehts. Tür auf - links, rechts, immer noch kein Bär - Klamotten ins Auto uns los. Brrr - 1 Grad über Null, sehr frisch. Es ist unverkennbar: der Winter naht in den Rockies. Denen kehren wir heute den Rücken, kommen aber in gut 2 Wochen nochmal wieder und dann müssen wir rüber kommen - mal sehen!

So ganz können wir uns aber noch nicht trennen vom Jasper NP. Ganz in der Nähe liegt der Pyramid Lake und da wollen wir in der Frühe doch noch mal eben vorbeischauen. Nach 8 Minuten sind wir schon am vorgelagerten Patricia Lake und weitere 2 Minuten Fahrtzeit sind es dann noch bis zum Pyramid Lake. Es ist früh, es ist kalt, kaum jemand ist unterwegs. Leichter Nebel wabert übers spiegelglatte Wasser. Tja Georg, ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Seen liegen wieder so ruhig da, obwohl ein Kanu kreuzt. Traumhaft!

Zurück in Jasper tanken wir kurz, nehmen Kaffee in unseren Yeti-Bechern mit und ebenso ein paar Sandwiches fürs Frühstück.

Über den Yellowhead Highway erreichen wir die Passhöhe (1.131 m). Es ist der am niedrigsten gelegene Pass hier in den Rocky Mountains und er ist gleichzeitig Wasserscheide. Auf der Passhöhe passiert vieles gleichzeitig: wir wechseln von Alberta nach British-Columbia, damit wechseln wir auch die Zeitzone (und sind ab sofort 9 Stunden hinter Deutschland zurück) - und zu guter Letzt wechseln wir hier auch vom Jasper NP in den Mount Robson Provincial Park (PP). Keine Frage: auch hier gibt es einen See. Der Yellowhead Highway wird uns heute bis Clearwater begleiten. Übersetzt heißt das in Etwa „Blondschopf-Highway“.

Die Ursprünge des Yellowhead Highway gehen zurück auf das Jahr 1819, als der Trapper und Irokese Pierre Bostonais (1805–1827) mit dem Kosenamen „Blondschopf“ von der Hudson’s Bay Company als Führer durch die kanadischen Rocky Mountains angeheuert wurde. Der heute als „Yellowhead Pass“ bekannte Übergang diente den hier siedelnden indigenen Völkern seit langer Zeit als Handelsroute, die bei den frühen Expeditionen genutzt wurde, doch erst die Errichtung der Eisenbahnlinie der Grand Trunk Pacific Railway führte zur Erschließung des Gebiets. Heute sind wir hier.

Vorbei am langgestreckten Moose Lake erreichen wir das Visitor Center des Mount Robson PP. Der Mount Robson ist mit 3.954 der höchste Berg in den kanadischen Rocky Mountains. Sein schneebedeckter Gipfel vor blauem Himmel haut uns echt aus den Socken. Überhaupt: was haben wir bisher für ein Glück mit dem Wetter? Heute ist der perfekte Tag. Zwar ist es noch sehr frisch, aber die Farben knallen einfach nur. Ob es das Herbstlaub, der Himmel oder die Farben in den Flüssen und Seen sind - der Sättigungsregler steht auf Rechtsanschlag - und das ohne Bildbearbeitung. Hier vom Visitor Center hat man echt den besten Blick auf den majestätischen Berg.

Wir hatten offen gelassen, ob wir hier eine Wanderung machen. Der „Berg Trail“ ist insgesamt 29 km lang, wurde aber letztens durch Lawinen und Erdrutsche unbegehbar gemacht. Der Wiederaufbau findet in 3 Phasen bis Ende 2025 statt. Das erste Teilstück (5 km) bis zum Kinney Lake ist gerade fertig geworden. Bei dem Wetter können wir nicht anders: wir stiefeln los.

Einsam ist es hier; wir wandern durch dichten, z.T. schummrigen Wald, der oft an Regenwald erinnert mit seinen Moosen und Farnen. Auch Redwoods gibt es hier. Dann bricht der Wald auf und vor uns liegt der imposante Mount Robson im gleißenden Sonnenschein. Wir bimmeln vor uns hin - keine Bären- und Menschenseele ist zu sehen. Später tauchen einzelne Wanderer auf; alle sind ernsthaft unterwegs, keine Fellpantöffelchen. Der Weg führt immer am tosenden Fraser River entlang.

Nach gut 4,5 km erreichen wir den Kinney Lake - und wieder spiegelt sich die Welt im See. Wir machen einige Bilder, gehen am Ufer entlang und genießen die Schönheit der Natur. Zwei übermütige Jungs springen ins eiskalte Wasser. Nochmal: brrrr ….

Auf dem Rückweg kommt uns ein Paar mit fünf Huskies entgegen. Herrliche Tiere. Die fahren im Winter bestimmt Schlitten mit den beiden. Wir ziehen die Jacken aus - in der Sonne ist es jetzt richtig heiß. Nach gut 2,5 Stunden haben wir die Strecke geschafft und sind zurück am Auto. Fast 10 km waren das, bergig, aber super zu gehen.

Nun liegen weitere 2,5 Stunden Fahrt vor uns. Der Weg ist das Ziel und mit 100 km/h rollen wir entspannt nach Westen. Das Panorama vor uns: endless Highway - fantastische Bergkulisse - ein Genuss! Genau so haben wir uns Canada vorgestellt - sagenhaft!

In Clearwater machen wir Stopp am Visitor Center. Hier wird der Tagesplan für morgen bestätigt. Unsere Planungen sind machbar. Wettervorhersage: 27 Grad Celsius.

Wir beziehen unser großzügiges Zimmer und sind 15 Minuten später schon wieder unterwegs: wir benötigen dringend neues Wasser. Und wir kaufen unser Abendessen im Supermarkt. Heute geht es mal ganz gemütlich und ohne Trinkgelder zu, denn wir haben einen Balkon. Dort verspeisen wir ein 3-Gänge Menü: als Vorspeise gibt es Nan-Brot mit Dip sowie Whiskey-Pepper-Räucherlachs. Als Hauptgang folgt Mac’n Cheese mit Chicken-Wings und Coleslaw und zum Nachtisch frische Ananas mit einem Gin-Tonic. Es könnte uns schlechter gehen! Muss aber nicht, wir haben Urlaub! Bis morgen!

Tagesetappe: 154 Kilometer
Übernachtung: Quality Inn & Suites Clearwater, 360 Eden Road, Clearwater, BC V0E 1N2

© 2023 Gabi & Jürgen