Tagebuch




Banff NP - at it’s best!

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Gabi auf dem Johnson Lake Loop Trail, Banff NP, Alberta

Das war ein wunderbarer, nein - ein fantastischer Tag!!

Der fing für mich schon um 04:00 Uhr in der Früh an - zumindest war zu diesem Zeitpunkt die Nacht zu Ende. War ja auch klar. Bis 05:30 Uhr habe ich mich bedeckt gehalten und weiter gedöst. Dann hole ich den Mac hervor und redigiere den etwas hölzernen Text von gestern Abend.

Gabi wird dann auch wach und kocht Kaffee. Wir kommen schnell in die Gänge und stehen im ersten Morgengrauen vor dem Hotel. Es ist kurz vor sieben und bevor wir auch nur weiter denken können steht ein stattlicher Elk (so heißen die Hirsche hier) mit seinen Damen direkt vor dem Hotel uns grast. Wir halten Abstand und machen ein paar Bilder, die in der Nachbearbeitung aber noch etwas nachbelichtet werden wollen. Sonnenaufgang ist um 07:10 Uhr. Es ist 3 Grad warm, die Jacken können wir gebrauchen. Kaum ein Mensch ist unterwegs um diese Zeit. Das gefällt uns viel besser als die Menschentrauben gestern Abend.

Wir nehmen den Bow River Trail immer am gleichnamigen Fluss entlang und machen erste Fotos. Recht glattes Wasser, schöne Spiegelungen. So erreichen wir den Cascade Of Time Garden mit seinem „very british“ anmutenden Schlösschen. Von hier oben hat meinen einen sehr schönen Blick auf die Banff Avenue, gleichzeitig schnurgerade Hauptstraße des Ortes, und den Cascade Mountain. Wir wandern weiter und genießen Stille und frische Luft. Die aufgehende Sonne tupft rote Streifen auf die Bergspitzen.

So erreichen wir den „Surprise Corner“ mit seinem tollen Blick auf die Stromschnellen der Bow River Falls und das altehrwürdige „The Fairmont Banff Springs Hotel“. Groß und mächtig schmiegt es sich in den Wald auf der gegenüber liegenden Hangseite. Über die menschenleere Banff Avenue geht es zurück zum Hotel. Mangels Licht sind die Fotos etwas fade, das lag an der frühen Stunde und dem Schatten. Tiny lässt sich noch mit einem riesigen Stoff-Moose ablichten, dann ist mit rd. 4 km die erste gute Wanderung des Tages geschafft.

Kurz aufs Zimmer und dann mit dem Auto nochmal zum IGA-Supermarkt. Wir kaufen etwas für später zum Frühstück und halten anschließend am Visitor Center. Mit einem Park-Ranger besprechen wir die Planungen der nächsten Tage und klären, ob wir Bear-Spray benötigen in diesem Urlaub. Klares „Jein“! Begegnungen mit aggressiven Bären sind äußerst selten und Angriffe auf Menschen noch seltener. Aber sie treiben sich hier halt überall rum, die Grizzlys und Schwarzbären. Und wenn es dann doch mal schief geht möchte ich mich nicht nur mit bloßen Fäusten wehren können. Also: bewaffnen! Ich Unterscheibe einen Aufklärungsbogen - das Zeug ist nicht ungefährlich, aber recht nützlich. Für 6 Sekunden reicht der Inhalt der Flasche. Also für 3 x 2 Sekunden Pfefferspray vom Feinsten auf 8 bis 10 Meter. Es ist wie mit dem Regenschirm. Wenn du einen hast, regnet es nicht.

Jetzt aber los: die Cascade Ponds sind unser erster Ziel und diese traumhaften, spiegelglatten Wasserlöcher mit kleinen Brücken, dem umgebenden Wald und den Bergen vor blauem Himmel hauen uns echt um. Leider kämpfen wir den ganzen Tag mit viel Gegenlicht, restlos begeistert sind wir dennoch. Noch ist es recht ruhig hier. Nur einige wenige Familien haben den Grill angeworfen und bereiten ihren Sonntags-Brunch zu. Wir setzen uns auch an einen Tisch und mampfen Croissants mit Käse und Braten sowie Tuna-Sandwiches. „Breakfast with a view“ nennt man das wohl.

Nächster Stopp: der Johnson Lake. Den umrunden wir auf dem Johnson-Lake-Loop-Trail. Langgezogen ist der See mit einigen Ausbuchtungen. Ein Stand-up-Paddler mit Mini-Hund begleitet uns eine ganze Weile. Auch hier: (noch) nix los. Der Hund heißt bestimmt Sharky, denn er trägt eine Haifischflosse als Schwimmreifen.

Die Seen liegen an der Straße wie an einer Perlenschnur. Auch am Two Jack Lake und am Lake Minnewanka halten wir an und vertreten uns die Beine. Die Ausblicke ähneln sich, manche Fotos auch - wir können uns aber kaum sattsehen an der Kulisse. Es ist jetzt aber merklich voller geworden.

Zum Abschluss statten wir dem Mount Norquay Scienic Lookout noch einen Besuch ab. Auf halber Höhe zum Skigebiet auf dem Mount Norquay bietet ein Aussichtspunkt einen tollen Blick auf Banff und Umgebung. Ich mache hier u.a. mal ein Panorama - ihr findet es wie eine kleine Auswahl des Tages bei den Fotos.

Um 14:00 Uhr sind wir wieder auf dem Zimmer - ziemlich platt. Gabi ruht einen kleinen Moment, ich versorge schon mal die Bilder.

Dann gehen wir in die Downtown und kehren in der Canadian Brewery ein. Wir haben Durst. Zu Cider und local Beers gesellen sich Wings, Nachos und ein Cicken-Burger. Gabi hat „Poutine“ als Beilage - die kanadische Pommes-Spezialität mit Bratensoße und Käse. Alles sehr schmackhaft! Wir schlendern noch einmal die Banff Avenue hinauf bis zu den Cascade Gardens. Anderes Licht, gleicher Blick. Nebenan ist Herbstfest des Farmers Market -mit Livemusik, die ich jetzt immer noch von unserem Balkon aus höre, auf dem ich diese Zeilen verfasse. Abgefahrene Truppe mit funky Bass und irrem Drummer.

Jetzt ist das Tagebuch geschrieben und ich bin reif für die Matratze. Morgen geht es wieder wieder zeitig los. Um 07:40 Uhr werden wir abgeholt - von einem Banff Discovery Tourguide. Doch das ist die Geschichte für morgen. Gute Nacht.

Ach ja - Deutschland ist Basketball-Weltmeister! Wer hätte damit gerechnet? Schön, wenn ein Team funktioniert und alles gibt. Dann wird man auch belohnt - manchmal! Ick freu mir.


Tagesetappe: 48 Kilometer
Übernachtung: Banff Park Lodge Resort Hotel & Conference Center, 201 Lynx St., Banff, AB T1L 1K5

Icefields Parkway

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Jürgen am Athabasca Glacier, Columbia Icefield, Jasper NP, Alberta

Jaja, ich gebe es zu: auch der heutige Tagestitel ist etwas einfallslos und keinesfalls das Highlight meiner Einfälle. Aber: heute war wieder einmal mehr der Weg das Ziel und mit dem Icefields Parkway sind wir eine weitere der Traumstraßen dieser Welt gefahren. Die sammeln wir ja quasi - was Amerika angeht. Und ich bin ein kleines bisschen „tipsy“ - wie es dazu kam? Lese unten!

Der Icefields Parkway von Lake Louise nach Jasper begeistert durch seine fantastischen Bergpanoramen. Ein Höhepunkt des Parkways ist das Columbia Icefield, ein 325 qkm großes Eisfeld über einer Wasserscheide. Das Gletscherwasser von hier fließt sowohl in den Pazifik, als auch in den Atlantik (!) Und das Arktische Meer. Die heutige Fahrstrecke beträgt eigentlich 236 km - wir haben ein Update genommen, weil wir gleich zu Beginn die Abfahrt vepassten und erstmal ein ganzes Stück den TCH-#1 Richtung Fields gefahren sind. Das ist unsere Rückstrecke am letzten tag - für heute viel zu früh.

Wir verlassen das Lake Louise Inn nach einem kurzen Telefonat mit zu Hause um kurz nach Acht Uhr mit dem beschriebenen Umweg. Dann liegt er vor uns: der Icefields Parkway mit unzähligen Möglichkeiten. Wir haben uns natürlich von zu Hause aus schon einige Dinge vorgenommen und die arbeiten wir nun bei ordentlichem Wetter sorgsam ab. Ich versuche, hier mal nur in aller Kürze darauf einzugehen - ihr findet Fotos dazu bei den Fotos …

Erster Stopp: es ist noch nicht richtig hell, aber der „Herbert Lake“ empfängt uns in aller Einsamkeit. Vollständige Ruhe!

Kurz danach empfängt uns der „Crowfoot Glacier Viewpoint“ mit einem Blick auf den Bow River und den mächtigen Gletscher.

Kaum sitzen wir wieder im Auto - es geht Schlag auf Schlag - erreichen wir Bow Summit und damit mit 2.088 m den höchste Punkt des Parkways.

Hier nehmen wir sofort den unteren Parkplatz des „Peyto Lake Trail“. Es liegt zwar jetzt ein sehr, sehr steiler Kilometer Fußweg durch dichten Wald vor uns; oben erwartet uns aber ein atemberaubender Anblick. Der Peyto Lake ist ein Muss für Fotografen! Er hat seine Farbe auch dem Gletschermehl zu verdanken und mit der Form einer Tatze kommt er sehr „unique“ rüber. Von hier aus ergibt sich auch ein toller Blick auf den Gletscher, der ihn speist. Ich habe mal das Tele-Objektiv bemüht.

Am „Waterfowl Lakes Viewpoint“ halten wir auch nur kurz. Es ist das Übliche: Berggipfel spiegeln sich im See.

Der „Mistaya Canyon Trail“ führt zu einer Kalksteinschlucht, die laut Reiseführer fast so reizvoll sein soll wie der Maligne Canyon bei Jasper. Den Vergleich haben wir (noch) nicht. Es ist aber wieder mal beeindruckend zu sehen, mit welcher Kraft sich Wasser in hartes Gestein schneidet.

Mit dem Sunwapta Pass auf 2.035 m, erreichen wir den zweithöchsten Punkt des Tages; und auch eine Wasserscheide sowie die Grenze zwischen Banff NP & Jasper NP.

Nächster Stopp: das Columbia Icefield (325 qkm). Phoebe hat es uns gestern recht anschaulich erklärt: Wenn man sich seine Hand mit gespreizten Fingern anschaut, dann entspricht der Handrücken dem Icefield und die Finger verschiedenen Gletschern, die sich an Felsnasen entlang zwängen. Das Eisfeld selbst liegt verborgen in der Höhe - nur drei seiner Gletscher (Athabasca, Dome und Stutfield) sind von der Straße aus zu sehen. Wir fahren mit dem Auto zum Parkplatz am Fuße des Athabasca Glacier wandern ein gutes Stück dem Gletscher entgegen. Eiskalt ist es hier, denn der Gletscher erzeugt einen Wind, der kalte Luft zu Boden presst und talwärts zwängt. Und besser kann man den Klimawandel nicht am eigenen Leib erfahren: immer wieder passieren wir Schilder, die uns angeben, wo der Gletscher z.B. 1982 noch war. Beängstigend - der zieht sich jedes Jahr um 10 Meter zurück und verliert 5 Meter seiner Mächtigkeit.

Wir statten auch dem „Icefield Information Centre“ einen Besuch ab. Sehenswert ist hier auch der 20 -minütige Film, der ohne jedes Wort sehr emotional zeigt, was hier abegeht. Traumhafte Aufnahmen von der imposanten Gletscherlandschaft dürfen dennoch nicht fehlen. Sehr schön! Draussen steht eines dieser Ungetüme, mit dem man eine Tour auf den Gletscher machen kann - da verzichten wir gerne, finden wir nicht so toll …

Der "Stutfield Glacier Viewpoint" ist einen kurzen Stopp und ein schnelles Foto Wert.

Richtig sehenswert sind dann wieder die „Sunwapta Falls“. Hier umfließt das Wasser zunächst eine kleine Insel, bevor es sich dann mächtig in die Tiefe stürzt.

Der KIA frisst die Kilometer geduldig - apropos: die Kanadier sind voll metrisch eingestellt. Nix Meilen, Kilometer stehen auf den Straßenschildern. Wir fahren gemütlich mit meist 90 km/h und halten vergeblich Ausschau nach Bären.

Die 23 Meter hohen „Athabasca Falls“ sind schließlich noch Pflichtprogramm. Hier sucht sich das Wasser jeden Weg, den es kriegen kann und stürzt sich rechts, links, kreuz und quer die Felsen hinunter. Ein Weg zu verschiedenen Aussichtspunkten eröffnet Perspektiven. Was mir auffällt heute sind die bunt gemischten Volksgruppen aller Herren Länder, die hier unterwegs sind - wir gehören natürlich dazu. Yaks und Yetis, dazu alle denkbaren und undenkbaren Klamotten dieser Welt. Klar: viele sind zweckmäßig mit Outdoor-Kleidung ausgestattet wie wir. Aber neben Fellpantoffeln, Inkamützen, Leggins XXXXXL und Zarenmützchen ist auch alles andere undenkbare vertreten. Weia!

So erreichen wir schließlich unsere private Unterkunft in Jasper. Und die hat es auch in sich: Ein kleines Häuschen inmitten einer Wohngegend. Jasper ist ganz anders als das eher mondäne Banff. Schlicht, unaufgeregt, amerikanisch (?) - wir finden es einfach klasse! Unser neues Zuhause wird von Kiran & Sonali betrieben. Kleines Haus mit kleinem Garten. Sonali begrüßt uns. Gäste mit Allergien hätten es keinen Meter ins Haus geschafft. Es riecht stark nach Räucherstäbchen. Die Treppe ist mit einem Fell gepolstert, der überflauschig genannt werden darf. Und auch unser tolles Zimmer ist von oben bis unten in Flausch gepackt. Super - aber nicht für jede/n verträglich. Uns macht das nix.

Der Hammer aber ist folgendes: schon bei der Ortseinfahrt Jasper wies ein Schild darauf hin, dass „Bears in Town“ sind. Sonali setzt noch einen drauf. Sie müsse uns darauf hinwiesen, dass immer wieder mal Bären in ihrem Garten auftauchen. Erst gestern sei eine Mama mit ihrem Kleinen über den Zaun gekommen und letztlich sogar ein über 2 Meter großer Papa. Sie zeigt uns Videos, die sie vom Küchenfenster aus aufgenommen hat und wir können es kaum glauben: die tollen da im Garten rum als sei es nix. Sonali bittet uns, die Haustür immer zu schließen und beim Verlassen des Hauses immer mal zu gucken, ob die Luft rein sei.

Das machen wir, als wir aufbrechen, die Stadt zu erkunden. Die Pizzareste von gestern haben uns über den Tag gerettet. Nun aber wollen wir den Abend beschließen. Wir kehren am Ende der Hauptstraße bei „Montana’s“ ein, bekommen einen Platz draußen im 1. OG mit Blick auf die Berglandschaft, den Public Washroom und die Eisenbahn, die erbarmungslos 30 Minuten vorbeiquietscht und bestellen: Neben Cider und Jasper Pale Ale gibt es einen Salat mit Ziegenkäse, spicy Pekannüssen, Apfel, Cranberries und Hähnchenbrust - der schmeckt ihr sehr gut! Ich habe einen Cipotle-Burger und der schlanken Linie wegen Salat als Beilage im Sinn - bestelle dann aber doch meine geliebten Onion-Rings als Beilage. Lecker! Ich ergänze noch ein Jasper IPA und als wir gerade zahlen wollen fängt es an zu regnen.

Deshalb wechseln wir an die Bar und ich nehme noch ein „Rickard’s Red“ - passend zu Gabis Strawberry Margaritha.

Im strömenden Regen laufen wir dann irgendwann heim - die meisten Tropfen fallen aber daneben. Jetzt ist das Tagebuch auch fertig und ich mache gleich die Augen zu . Morgen? Ein ganzer Tag im Jasper NP - mit Bären im Garten?

Tagesetappe: 258 Kilometer
Übernachtung: B & B Kiran Accommodations, 225 Bonhomme Street, Jasper, AB T0E 1E0

Von kalbenden Gletschern und anderen Tümpeln

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Gabi am Edith Cavell Glacier Pond, Jasper NP, Alberta

Vorweg: heute keine Bären im Garten, dafür sahen wir einen am Medicine Lake - aber ganz weit weg, quasi am Horizont. Und ein „female Elk“, also eine Hirschkuh stand am Wegesrand und graste. Als wir dann heute Abend vom Essen aus Downtown Jasper in unsere Straße einbogen, grasten drei weitere Hirschkühe vor der Kirche gegenüber, wir wären fast drüber gestolpert.

Wir hatten heute das große Vergnügen, einen ganzen Tag im Jasper NP verbringen zu dürfen - und wir haben es bei bestem Wetter gut genutzt und sehr genossen. Der Reihe nach:

Wir lassen es etwas ruhig angehen an diesem Mittwochmorgen in Jasper. Vater freut sich über ein Skype-Telefonat; schön, dass bei ihm alles in Ordnung ist zu Hause. Wir trinken einen Kaffee auf dem Zimmer und machen uns dann auf die Socken - bzw. auf die Reifen.

Den Vormittag verbringen wir nochmal am Icefields Parkway, allerdings ganz hier in der Nähe von Jasper. Zunächst fahren wir zahlreiche Serpentinen und eine fein geschwungene Straße (das geht wunderbar im Takt der Musik, findet Gabi) weit hinauf bis zur Edith Cavell Parking Lot. Dort ist der Ausgangspunkt für den „Path of the Glacier Loop Trail“, angeblich einer der besten Kurzwanderwege im Jasper Park. Es nieselt ganz leicht hier oben, die Luft ist dünn. In diesem Urlaub ist „layered clothing“ das Motto: Zwiebelprinzip - T-Shirt, dünne Jacke, Regenjacke. Als es nicht mehr regnet, kann die Regenjacke in den Rucksack, als die Sonne rauskommt, folgt die Jacke.

Der Trail (ca. 2 km) führt zum Edith Cavell Pond unterhalb des Gletschers. Schaut mal bei den Bildern: oben in der Wand hängt der Hauptgletscher, dünne Wasserfälle rieseln herab auf das unten liegende Eisfeld (sieht ein wenig aus wie Tiramissu), vor dem sich der kleine See erstreckt, auf dem auch diverse Eisschollen dümpeln. Wir genießen die Kulisse sehr und ich mache viel mehr Bilder, als ich auf der Website zeigen kann. Plötzlich donnert es - und das, obwohl inzwischen die Sonne scheint. Da bricht ein gutes Stück Eis aus der Wand und donnert in den See. Das haben wir auch noch nie gesehen. Sehr beeindruckend. Wusstet ihr übrigens, dass Eis in der Kühltruhe ca. 80% Luft enthält, Gletscher aber nur ca. 20%? So stark verdichtet ist das Gletschereis und daher ist es auch so hart und widerstandsfähig - leider nicht genug für den Klimawandel.

Eine wirklich tolle Wanderung am frühen Morgen, die bei perfektem Wetter endet. Auch die Blicke in die Berglandschaft gegenüber sind atemberaubend.

Nächster Stopp: Das „Valley of the five Lakes“. Hier gibt es ebenfalls einen Loop-Trail, der allerdings gut 4 km lang ist und deutlich mehr Kraxelei verlangt, als wir erwartet haben. Hier in der Höhe kommen wir ganz schön ins Schnaufen. „Huffin’ and Puffin’“ wie die Amerikaner sagen würden. Die Seen sind aber dann so, wie wir es inzwischen kennen: türkisblau, ganz ruhig - die Welt spiegelt sich im See. Auch das war eine super Wanderung. Nun ist unser weiterer Aktionsradius für heute aber etwas reduziert. So ganz viele Kilometer gehen nicht mehr.

Also fahren wir die gut 50 Minuten bis zum Malinge Lake. Auch diese Strecke ist alleine schon die Fahrt wert. Sagenhaft. Und da nur 60 km/h erlaubt sind ist das auch alles ganz entspannt. Auf dem Weg dorthin sehen wir den Bären das „Wetland“ am Medicine Lake queren. Der ist aber so weit weg, dass ich selbst aus dem mit dem 300er Tele aufgenommenen Foto noch ganz schön heranschneiden muss, um überhaupt was zu erkennen. Real kam er rüber wie ein Marienkäfer, sagt Gabi.

Am Malinge Lake gehen wir ca. 1 km über den Mary Schaeffer Trail bis zu einem Aussichtspunkt - und dann wieder zurück. Hat sich gelohnt, sehr entspannt.

Jetzt aber nach Hause. Vorsichtig das Gartentor aufmachen, kurz den Vorgartenund den Garten checken - keine Bären. Das ist echt lustig: immer, wenn du das Haus verlässt, lugst du kurz aus der Haustür - Blick links, Blick rechts: keine Bären: go!

Wir überspielen nur kurz die Fotos aufs Macbook, dann starten wir schon Richtung Abendessen. Wir wollen heute früher unser Glück versuchen, vielleicht ist es dann nicht so voll in der Jasper Brewing Company. Erfolg! Wir bekommen die beiden letzten Plätze draussen. Sechs eigene Biere vom Fass stehen auf der Karte - ich nehme alle! Wirklich, aber als Bierprobe. Das sind 6 kleine Gläser, davon 2 mit IPA-Bieren; ein Stout gibt es auch. Lecker, sehr herb und abwechslungsreich. Und: ungewöhnlich! Bei einem Bier wurde Honig und Koriander im Brauprozess hinzugefügt. Und wer es besonders „Citrus“ mag, kann ein IPA bekommen, das von einem Mandarinenbier „getoppt“ wird. Eine Mischung also. Nichts für schwache Reinheitsgebotsenthusiasten.

Gabi trinkt wieder mal ein Cider und nimmt „Fish & Chips“ dazu. Ich bekomme nochmal eine riesige Nacho-Pfanne. Lecker!! Auf dem Rückweg kaufen wir im Liquor-Store noch eine kleine Flasche Tanqueray-Gin. Daraus nehmen wir gleich ein kleines Gläschen auf der Bettkante. Das ist bestimmt gut nach der Fettattacke beim Abendessen.

Jetzt ist alles geschrieben und bearbeitet. Gerade habe ich noch mit einem lieben Freund telefoniert, der mit seinem Bruder in Nieukerk die Nacht zum Tag gemacht hat. Ganz liebe Grüße in die Heimat an alle!! Uns geht es bestens!

Tagesetappe: 154 Kilometer
Übernachtung: B & B Kiran Accommodations, 225 Bonhomme Street, Jasper, AB T0E 1E0

Welcome to Vancouver!

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Gabi auf BC Ferry Swartz Bay - Tsawwassen, British-Columbia

Natürlich ist die Nacht früh zu Ende in dieser Nussschale von Bett. Egal, wir wollen ohnehin zügig auf die Bahn. Packen, ein schneller Kaffee in der Lobby, ein letztes Gespräch mit dem Inhaber, der es nochmal bedauert, dass Frraaaanz so ein kleines Zimmer hatte und ab geht es mal wieder. Zwei mal um die Ecke - dann nur geradeaus bis zur Fähre. Um 10:00 Uhr fährt keine, um viertel nach 9 Uhr sehen wir aber auf einer Anzeigetafel, dass die Fähre um 11:00 Uhr nur noch zu 16% frei ist. Gut, dass wir nur noch 6 Minuten zu fahren haben. Der Check-in klappt reibungslos - wir sind dabei und stellen unseren KIA in Lane 8 ab.

Jetzt sind 90 Minuten Zeit zu überbrücken. Also lassen wir den KIA, wo er gerade steht und begeben uns ins „Lands End Cafe“, dass direkt gegenüber liegt. Der Name ist Programm - hier ist Ende von Vancouver Island - Wasser in Sicht, die Fähre noch nicht. Wir schnappen uns zwei große Coffee und ein Flat-Bread und frühstücken erstmal gemütlich. Dann vertreten wir uns noch etwas die Beine und schon ist Boarding. Wie immer sind die unzähligen Autos schnell an Bord. Wir stehen mit dem KIA auf Deck 4 und begeben uns wieder mal auf das „Sonnendeck“. Tatsächlich ist uns das Wetter noch hold. Trocken ist es und dann kommt sogar die Sonne raus.

Die 95 Minuten der Überfahrt sind kurzweilig. Der Wind bläst mit voller Kraft. Die Fähre bahnt sich ihren Weg durch die kleinen Inselchen Richtung Vancouver. Strecke: Swartz Bay nach Tsawwassen. Da muss die Mannschaft gut manövrieren. Die einsamen Häuschen auf den Inseln haben jeweils ihre eigenen Anlegestege mit Boot. Vereinzelt begegnen uns kleine Segelboote oder andere Fähren. Dann ist die Skyline von Vancouver in Sicht - dahinter die Berge. Schön! Die restliche Fahrt in die Stadt ist Formsache - immer geradeaus, kein Problem!

Unser Hotel liegt direkt gegenüber vom Stadion; von der Dachterrasse hat man einen schönen Blick darauf.

Wir packen die Koffer aufs Zimmer und stiefeln gleich wieder los. Das gute Wetter (!!) müssen wir noch ausnutzen. Unser Auto bleibt in der Tiefgarage. In Downtown: die ersten interessanten Hochhäuser. Wer denkt sich sowas aus? Sehenswert! Mit meinem Instinkt habe ich nach 10 Minuten den Apple-Store gefunden. Wir müssen kurz rein und uns informieren. Draussen darf natürlich das obligatorische Foto nicht fehlen.

Zwischenstopp bei „Cycle City Tours and Rentals“ in der Hornby Street. Mit denen haben wir schon von zu Hause aus für morgen eine fünfstündige Fahrradtour gebucht. Arbeitstitel: „Höhepunkte von Vancouver – Die große Tour“. Wir fragen nach den Aussichten und die sind sehr (!!) düster. Regen ist angesagt ab heute Abend und das nicht zu knapp. Die Tour führen sie dennoch aus. Handschuhe sollen wir mitbringen und regenfeste Kleidung. Die große Kamera sollte besser zu Hause bleiben. „Wir fahren bei jedem Wetter - erst wenn die Seehunde waagerecht über die Straße fliegen, sagen wir die Tour ab! Keine Sorge: nehmt es als schönes Abenteuer!“ Ok - so wird es gemacht!

Wir gehen runter zum Wasser - Richtung Norden (irgendwie ist hier überall Wasser in dieser Stadt). Am Canada-Place liegen die großen Kreuzfahrtschiffe. Nebenan befindet sich der Wasserflugzeug-Airport. Wir fragen tatsächlich nach, ob „last Minute“ noch was zu machen ist für heute mir einem Rundflug? Leider nein - absolut ausgebucht. Ok, kein Problem. Für morgen sind wir versorgt und da regnet es ohnehin. Dann bleibt der Wunsch auf der Bucket-List; man muss ja noch Ziele haben im Leben.

Nun wenden wir uns nun der Gastown zu. Das ist der älteste Bezirk Vancouvers mit einer attraktiven gastronomischen Szene. Ein schickes Schuhgeschäft finden wir hier auch! Zwei Wahrzeichen soll es hier geben: Erstens die „Steam Clock“, welche viertelstündlich pfeift und stündlich Dampf ablässt. Gefunden! Wie immer stehen hier die Instagram-Leute (v.a. Mädels und Asiaten) Schlange, um sich ablichten zu lassen. Um Viertel vor pfeift die Uhr einige Takte von „Big Ben“. Die zweite „Attraktion“ soll die Statue von Gassy Jack auf einem Whiskyfass sein. Die haben sie aber inzwischen abgebaut. Ok - der Stadtteil ist dennoch klasse und wir kehren bei umschwingendem Wetter bei „Smith's“ ein. Wieder mal ein gemütlicher Pub. Zu Bier und Cider gibt es Wings und Onion Rings sowie Eishockey und American Football.

Nun der Rückweg zum Hotel: Wir queren Chinatown. Augen zu und durch - das ist zwischendurch mal nicht gerade die beste Wohngegend. Stark weht der Canabis-Geruch rüber, überall Obdachlose. Und die haben nicht nur leichte Joints intus. Insgesamt aber easy, es nieselt.

Ich mache mich über die Fotos her und bestelle online eine Pizza bei Domino’s, meinem bevorzugten Lieferservice in den Staaten (und nun auch hier). Online kannst du verfolgen, wie die Pizza ihre Entstehung durchlebt und dann siehst du sogar den Lieferservice auf der Karte nahen. Noch 2 Minuten - ich steige in den Fahrstuhl, fahre die 12 Etagen nach unten und fahre die 12 Etagen nach unten und als sich die Lifttür öffnet kommt der Bote die Tür herein. Übergabe - 2 Minuten später bin ich wieder oben. Leeecker!!!

Jetzt ist alles fertig - draußen gießt es ziemlich und ich denke, dass wir morgen die nasseste Fahrradtour aller Zeiten machen werden. Egal - das Abenteuer zählt! Und vielleicht treffen wir abends ja nochmal Dirk und Sylvia? Die kommen jedenfalls morgen hier in der City an - mal sehen, ob wir dann schon wieder trocken sind?

Tagesetappe: 69 Kilometer
Übernachtung
: YWCA Hotel Vancouver, 733 Beatty Street, Vancouver, BC V6B 2M4

Mission: Genuss!

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Gabi in der Mission Hill Vinery, West-Kelowna, British-Columbia

Die wesentlichen Themen heute: sensationelle Sandwiches und Ribs, Lachs (freischwimmend im Wasser) und: Wein - besser: das unglaublichste Weingut, das ich je gesehen habe! Im Großen und ganzen geht es also um Genuss. Und was das mit der „Mission“ auf sich hat, erfahrt ihr weiter unten.

Die Nacht im Sandman Inn war viel besser als erwartet. Vor allem war sie wieder lang. Das tut uns gut! Ich werde wach und denke: ob das Regen ist, der dort prasselt? Ich will’s nicht wissen, stecke mir die AirPods ins Ohr, mache eine Morning-Meditation an und die Augen wieder zu.

Einmal aufgestanden sind wir fix reisefertig. Die Wolken hängen sehr tief in den Bergen, die Strecke ist aber genau so atemberaubend schön wie gestern. Der BC-Hwy. #3, der uns auch gestern schon durch den Manning PP geführt hat, heißt „Crawsnest Highway“ - wir befahren also den „Krähennest-Highway“. Passender Name: rauf und runter, kreuz und quer geht die wilde Fahrt. Zwischendurch etwas Sonne. Wir haben es nicht eilig und beschließen, nicht die Umgehungsstraße von Keremeos zu nehmen, sondern mitten durch den kleinen Ort zu fahren - vielleicht finden wir Frühstück? Den KIA stellen wir am Straßenrand ab und schlendern einige Meter die Straße hinauf. Da: ein ganz kleines Cafe, direkt gegenüber! Gabi schnappt sich unsere Yeti-Becher, so benötigen wir schon mal keine Einwegbecher für den Kaffee. „KoolBeans“ heißt das kleine Cafe und die Inhaberin ist sehr nett. Zwei Cafe Latte bereitet sie flugs in die Yetis. Boh, ist der Kaffee lecker!! Dann noch zwei Sandwiches? Klar! Wir suchen das Brot aus, als Belag wählen wir Peperoni (das ist die scharfe italienische Salami) und Mozarella. Warm machen? Klar! Sie packt mein Ciabatta und Gabis Mehrkornsandwich in den Kontaktgrill. Inzwischen schneidet sie Tomaten etc. frisch auf. Kommt alles drauf: Salat, Gurke, Tomate, Zwiebeln, sogar frische Kräuter. Das ist ein richtig gutes Frühstück - frischer geht nicht!!

Zwischenstopps an einigen Viewpoints (mit Anglern) - die Wolken hängen immer noch tief. Dann erreichen wir vier Kilometer vor Peachland den „Hardy Falls Regional Park“. Ab Mitte September wimmelt es hier vor Kokanee Salmons, die bachaufwärts zu einem Pool unterhalb eines Wasserfalls schwimmen. Der ca. 1 km lange schattige Weg dorthin lohnt sich als als Kurzwanderung; das hatten wir ebenfalls bereits zu Hause rausgesucht. Und wirklich: im Fluss wimmelt es von Lachsen. Die sind z.T. rot und nicht so groß wie im Wells Grey PP (Mensch, fast 14 Tage ist das schon her: „fish are jumping …“). Und sie stehen immer vor und hinter den Stufen, die sie hinaufspringen müssen. Haben sie ein Stück geschafft, ruhen sie sich im „Windschatten“ eines Steins oder im Wasser liegenden Baumstamms aus. Was für eine körperliche Anstrengung! Wir genießen auch das Wanderung im leichten Gelände, viele Brücken überqueren den Bach und ermöglichen den Blick auf die fleißigen Lachse. Am Ende: ein kleiner, aber feiner Wasserfall. Sehr gut!

Vor Kelowna fahren wir dann komplett durch die Wolken. Es regnet heftiger. Einmal angekommen, wird es aber wieder besser. Wir stoppen kurz im City-Park, der sehr schön gelegen ist und neben ganz viel Grün auch „Washrooms“ zu bieten hat. Während Gabi dort ist, fotografiere ich die kleinen, putzigen Squirrels.

Da es noch früh ist und das Wetter noch nicht so toll halten wir noch am „Orchard Park“, dem größten Shoppingzentrum zwischen Rocky Mountains und Vancouver. Kelowna ist größer, als wir dachten! Wir schlendern dort herum und bewundern vor allem das riesige Angebot im Outdoor-Geschäft. Hier bekommst du alles, was du in der Wildnis oder zum Fitnessport benötigst.

Wir fahren zum Hotel. Und hier erlebe ich wieder diese „Franz-Nummer“. Am Check in ist man sich sicher, dass wir kein Zimmer reserviert haben. Unser Name steht nicht auf der Liste. Ich bin mir aber ganz sicher und lasse mich auch nicht aus der Ruhe bringen. Er möge doch bitte mal „Juergen“ als Nachname suchen und Franz als Vornamen. Treffer! Wir haben unser Zimmer. Ich erkläre ihm lachend die Zusammenhänge und er versteht! Ich kann mich nur wiederholen: gebt euren Kindern bitte internationale Namen (ohne Umlaut!) Und wenn es denn unbedingt zwei Vornamen sein müssen, dann setzt bitte den Rufnamen nach vorne! Das erspart euren Kindern später im Urlaub diese Situationen, dass sie nicht wissen, wie sie heißen (bzw. auf Passagierlisten, bei Hotelreservierungen etc.) geführt werden.

Das Zimmer ist super, der Tag ist noch jung, es ist trocken - ab jetzt wird es wieder besser (?). Also raus in die Natur. Die Sylvia hat mir den Tipp gegeben, unbedingt das Weingut „Mission Hill“ zu besuchen. Kelowna liegt im Okanagan Valley am gigantisch großen Lake Okanagan. Das Klima ist regelmäßig eher mild und Weinanbau ist hier Tradition. Also: Navi programmieren, 30 Minuten Fahrt und schon sind wir auf dem „Mission Hill“ im gleichnamigen - nun ja, nennen wir es mal „exklusiven“ - Weingut. So was habe ich echt noch nicht gesehen. Bei „Mission“ kann man ja leicht auf eine Verbindung zu „Kirche“ kommen. Passt! Schaut euch einfach die Bilder an - traumhaft. Die Lage und die Ausblicke von hier sind außergewöhnlich, Kunst am Bau und der Gesamteindruck tun ihr Übriges. Nice!! Genuss wird auch hier groß geschrieben.

Jetzt fahren wir wieder zum City Park, stellen unseren KIA für kleines Geld (hier bezahlst du auch 1,25 $ mit ApplePay) ab und erobern Downtown. Vorher gucken wir aber noch schnell an der Waterfront Promenade und im Visitor Center vorbei. Schließlich will der morgige Tag vorbereitet sein.

Downtown ist übersichtlich - viele Kneipen und Restaurants (die 1.000 Geschäfte sind ja bei den Malls am Stadtrand). Wir entscheiden uns für das „Memphis Blues BBQ“ - eine gute Wahl, eine SEHR gute! Das Lokal gehört zu den Top-10 BBQ in Canada! Bier vom Fass wie gewohnt, dafür heute aber mal Strawberry-Cider für Gabi. Mein Bier heißt „Memphis Blues Whiskey Amber Ale“ und war 4 Wochen in Whiskey-getränkten Okanagan-Bourbon-Barrels. Was es nicht alles gibt! Wir nehmen ein halbes (!) Rack Ribs mit Fries, Cole Slaw, und BBQ Beans und dazu einmal „Ribends“ - die wir noch nicht kennen. Das Fleisch kommt aus dem Smoker, der die Hälfte der offenen Küche einnimmt.

Leute -das war unfassbar gut! Ich habe schon viele Ribs gegessen. Aber diese hier und besonders die Ribends fielen von alleine auseinander. Ich musste das mit den Fingern essen. Das Fleisch konntest du zwischen den Fingern zerfasern und es flutschte nur so vom Knochen. Extrem „juicy“ war es zudem. Dann in diese rauchige, recht flüssige BBQ-Soße tauchen und einfach - genießen. Dazu im Hintergrund coole Blues-Musik und ein beeindruckendes Regal mit „Spirits“. Georg - das ist deine Kneipe (wegen der Musik!). Morgen soll es sogar Live-Musik um 17:00 Uhr geben. Chance auf Wiederholung: 98%.

Bis morgen - gute Nacht!

Tagesetappe: 220 Kilometer
Übernachtung
: Microtel Inn & Suites by Wyndham Kelowna, 365 Mills Road, Kelowna, BC V1X 4G9

Biking rainy Vancouver

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Jürgen auf der Seawall Promenade, Stanley Park, Vancouver, British-Columbia

Der Morgen beginnt für uns zunächst entspannt, denn unser „Termin“ ist erst um 10:00 Uhr. Daher lassen wir es erst mal ruhig angehen. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt die Wettervorhersage: es regnet. Irgendwann wird es dann aber doch unruhig, wir müssen uns jetzt sputen.

Duschen, rein in die Klamotten. Layers sind wieder angesagt. Über die Hose kommt die Regenhose, über das T-Shirt die gute Regenjacke. Basecap, damit die Brille klar bleibt - nun nur noch das Regencape über den Rucksack, damit die Wechselwäsche (für alle Fälle) trocken bleibt.

Los geht es - bis zu „Cycle City Tours“ auf der Hornby Street sind es 15 Minuten - den Weg kennen wir schon von gestern. Dort sind auch alle tiefenentspannt. Gabi bekommt ihr Upgrade auf das E-Bike, ich nehme das normale Rad. Die übrigen Gäste sind aber meist ebenfalls elektrisch unterwegs. Unsere Gruppe besteht aus 9 Leuten, 4 Paare und ein Schweizer. Der Guide für heute heißt Greg. Er erklärt die Bikes und hilft bei der Anpassung bzgl. Größe etc. Alles sehr besonnen, hilfsbereit und professionell. Helme sind Pflicht (super!). Regenponchos werden uns angeboten, ich packe mir einen ein, die anderen ziehen ihn gleich an.

Greg erläutert uns, dass es in Vancouver über 300 km Fahrradwege gibt, wir werden uns 24 km davon heute mal ansehen. Das ist eine super Runde und wir werden die wesentlichen Highlights anfahren. Die Kamera muss aber zu Hause bleiben, deshalb gibt es von heute nur Photos, die wir zwischendurch mal mit dem iPhone aufgenommen haben. Der Schwerpunkt liegt heute im „Erleben ohne Fotos“.

Wir fahren die Straße hinunter bis zum Canada-Place, wo die Kreuzfahrtschiffe liegen. Dort stoßen wir auf einen Fahrradweg, der immer am Wasser entlang führt und der uns in den Stanley Park bringt. Greg hält die Gruppe zusammen und immer wieder mal an, um uns interessante Einzelheiten zu erläutern. Der Stanley Park ist größer als der Central Park in New York und auch er liegt quasi mitten in der City. Nur liegt hier auch immer mal Wasser zwischen den Stadtteilen.

An den Totem-Poles gibt es allerhand wissenswertes zu erfahren - das würde hier aber nun zu weit führen. Und es gibt den Tipp, hier eine sehr leckere heiße Schokolade zu kaufen. Das lässt sich Gabi nicht zwei mal sagen. Es ist zwar nicht kalt, aber der Regen ist mit Kakao noch leichter zu ertragen. Überhaupt: es regnet während der Tour ohne Unterlass. Dennoch kommen wir prima zurecht, denn unsere Klamotten halten das Wasser draussen. Das gilt leider nicht für die Schuhe, die der Nässe durchgehend ausgesetzt sind. Die sind (obwohl Gore-Tex) mittags schon sehr nass.

Wir fahren noch ein gutes Stück die Seawall Promenade entlang. Nächster Stop: die kleine Meerjungfrau. Hier haben wir auch einen guten Blick auf die City und Nord-Vancouver. Greg erzählt uns, dass auch Vancouver auf der Kante zweier tektonischer Platten liegt und das nächste größere Erdbeben eigentlich überfällig ist. Das letzte war bereits vor über 300 Jahren und das ist eigentlich der zu erwartende Abstand. Ein Spitzname von Vancouver sei „City of Glas“. Die Hochhäuser seien zwar alle so gebaut, dass sie ein Erdbeben der Stärke 6-9 aushalten müssten. Täten sie das nicht, wäre die Stadt anschließend von einer 2 Meter hohen Glasschicht bedeckt.

Wir biegen einmal ab, um ins Innere des Stanley Parks zu kommen und fahren durch eine kleine Unterführung. Mit einem Schlag sind wir mitten im Regenwald. Schmaler Gravel-Weg, wir fahren zum Beaver-Lake. Der liegt idyllisch mitten im Park. Früher hatten mal Lachse hier ihren Laichplatz und kamen über die fließende Verbindung zum Meer immer hierher zurück, um zu Laichen. Als die Verbindung zum Meer verschwand, waren dann natürlich auch die Lachse weg. Die City hat den Fluß nun wiederhergestellt und neue Lachse ausgesetzt. Hat super geklappt, die Lachse kamen wieder. Nur hatten sich inzwischen auch Biber hier niedergelassen - kein Wunder, wenn der See so heißt. Die können Fließgewässer aber überhaupt nicht leiden und bauen nun ständig einen Damm in den Fluss. Ein Dilemma! In der Folge muss die Stadt nun wöchentlich den Damm und das ganze Holz beseitigen. Ziemlicher Aufwand!

Wir fahren einmal quer durch den ganzen Stanley Park und landen an der Second Beach. Hier ist am letzten Wochenende im Juli immer einiges los: zunächst 3 Tage Feuerwerks-Wettstreit dreier Länder (mit 400.000 Besuchern täglich). Das ist Samstag Nacht zu Ende und am Sonntag ist am gleichen Ort die große „Pride-Parade“ mit 600.000 Leuten. Das sind Dimensionen!

Nach der Weiterfahrt über eine gigantische Brücke erreichen wir Granville Island und dort den bekannten Public Market. Lunchtime! Wir haben 45 Minuten Zeit, die Markthallen zu erkunden und etwas zu essen. Wir haben tatsächlich Hunger und kaufen beim „Gourmet Wok“ Chinanudeln, Curry etc. Sehr lecker, nur schwierig, hier einen Sitzplatz zu bekommen. Das gelingt schließlich und wir sind pünktlich zurück bei den Rädern. Mir sind das eindeutig zu viele Leute hier - der Blick auf die City ist aber auch von hier aus famos!

Nun geht es zum Olympischen Dorf und den Wettkampfstätten der Olympiade 2010 - soweit sie hier in Vancouver waren. Den Blick auf den BC Place kennen wir ja schon. Das ist das riesige Stadion mit Dach, neben dem unser Hotel liegt und in dem seinerzeit die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie die Medallienübergaben stattfanden. „Science World“ sieht auch super aus - das kugelrunde, spiegelnde Gebäude ist während der Weltausstellung 1986 als eine Haltestelle des damals neuen Skytrain entstanden.

Vancouver hat in jüngerer Zeit genau von diesen beiden Ereignissen profitiert: Weltausstellung 1986 und Winterolympiade 2010.

Wir fahren durch Chinatown nach Gastown, hören weitere interessante Geschichten und schließen die Runde dann um 15:00 Uhr wieder in Downtown am Canada-Place (hier haben wir nochmal einen tollen Blick auf das Hochhaus, an dem früher - vor dem Unglück mit der Hindenburg - immer die Zepeline festmachten, und zwar oben!) und bei den „Cycle City Tours“. Verabschiedung und auf Richtung Zimmer - wir müssen uns trocken legen.

Nach einer Dusche machen wir uns über die Fotos her und verabreden uns für 18:00 Uhr mit Dirk & Sylvia, die inzwischen auch angekommen sind. Treffpunkt ist der Steamworks Brewpub am Beginn der Gastown. Hier genießen wir draft local Beer; Gabi und ich teilen uns einen Pulled Pork Burger mit Poutine.

Es regnet übrigens nicht mehr und so schlendern wir noch tief in die Gastown hinein, finden einen Geheimtipp von Greg und trinken dort im „Locals“ noch weiteres Bier. Wir lassen es uns wirklich gut gehen hier! Und bei den Gesprächen mit den beiden Gleichgesinnten verfliegt die Zeit. Nun möchten wir alle nochmals ans Wasser: also zurück bis zum Canada-Place und dann noch weiter, immer am Wasser entlang. Im Convention Center hängt eine riesige Erdkugel. Blöd, das Bier will raus, ich benötige einen „Washroom“. Den finden wir ein einer weiteren super Kneipe, dem „Tap & Barrel“. Als ich an den Tisch zurück komme haben die drei mir eine „Flight“ bestellt - eine Bierprobe mit 5 kleinen Bierchen. Alle sehr lecker, aber jetzt is genug!!

Wir begleiten die beiden bis zu ihrem Hotel. Noch nie haben wir uns im Urlaub 4 Mal mit lieben Leuten getroffen, die mal eben so nebenbei auf einer Wanderung kennen gelernt haben. Aber das passt einfach! Danke euch für die super Zeit. Wir sehen uns in good old Germany wieder!

Nachtruhe - es ist 23:09 Uhr und wir sind a little bit tipsy.

PS: ich habe den Rest dieses Berichtes am nächsten Morgen geschrieben und ergänze später noch ein paar Fotos …

Tagesetappe: 0 Kilometer mit dem Auto, 24 Kilometer per Bike
Übernachtung
: YWCA Hotel Vancouver, 733 Beatty Street, Vancouver, BC V6B 2M4

Es hätte auch ein Bär sein können ...

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Jürgen auf dem Paul's Tomb Trail, Knox Mountain, Kelowna, British-Columbia

Super Zimmer, die Nacht war gut, aber der Straßenlärm von draussen ist doch recht laut bei geöffneten Fenster - auch im dritten Stock noch. Gut, der BC-Hwy. #97 führt sechsspurig direkt am Hotel vorbei. Das hat auch Vorteile. Die nutzen die Rettungswagen auch, die gefühlt stündlich hier vorbeiorgeln.

Heute bekommen wir Frühstück und Gabi hat gestern schon bei Einchecken mit Kenner(innen?)blick festgestellt, dass es hier einen Pfannkuchenautomaten gibt. Den nutzt sie natürlich heute, während ich zu Hashbrowns, Rührei, Cevapcici und Toastbrot greife. Kaffee aus den Yetis, O-Saft und Joghurt sind obligatorisch.

Um kurz nach neun fahren wir los. Die Sonne scheint und der Tag liegt vor uns. Wir fahren zu Downtown und von dort ein paar Blocks weiter. Hier schließt sich direkt am See der Knox Mountain an. Einer der ersten Siedler war ein Schotte: Arthur Booth Knox. 1883 kaufte er eine große Menge Land inklusive des Teils, der heute die Stadt Kelowna umfasst. Zu seinen Ehren wurde der angrenzende Berg, der herrliche Ausblicke über den Lake Okanagan bietet, benannt.

Das Auto ist schnell abgestellt und schon erklimmen wir den Apex Trail. Steil ist der, die ersten Schweißperlen rinnen. Bevor wir zum ersten Aussichtspunkt kommen, sind zahlreiche Treppenstufen zu erklimmen. Puh - verschnaufen und die Aussicht genießen. Diese reicht über die Stadt bis hin zu der interessanten Brücke, über die wir gestern zwei mal gefahren sind.

Ab dort entscheiden wir uns für den „Paul’s Tomb Trail“. Der ist nicht ganz so steil, führt aber auf seiner Länge wieder ans Wasser zurück. Zuvor aber haben wir Spaß an dem guten Wetter und der tollen Aussicht über See und Landschaft. Es sind wieder mal nicht viele Leute unterwegs hier. Auffällig sind die sehr sportlichen Joggerinnen und die (vornehmlich) Frauen, die ihre Hunde hier ausführen.

Am Endpunkt treffen wir die zwei älteren Paare wieder, die wir bereits am Parkplatz begrüßt hatten. Es ergibt sich eine nette Plauderei über unsere Reise, deren Verwandtschaft in Germany und schließlich bekommen wir noch ein Foto von uns beiden fürs Archiv.

Ein paar Ecken weiter ergibt sich eine gute Gelegenheit für ein Foto. Der Weg macht eine scharfe Biegung und die Aussicht auf den See ist toll. Gabi nimmt die Nikon, ich schmeiße mich in Positur. Plötzlich schießt ein lebhafter Hund um die Ecke und saust genau an mir vorbei. Im Moment, als Gabi abdrückt, haben wir das beide noch gar nicht realisiert. Mein erster Gedanke: „das hätte auch ein Bär sein können …“. Auf deren Vorhandensein wurde natürlich zu Beginn des Trails mal wieder fürsorglich hingewiesen. War es nicht - der Hund war auch friedlich.

Am Ende waren das knapp 7 km in zwei Stunden. Wunderbare Wanderung. Am Horizont wird es allerdings recht dunkel - da wird doch kein Gewitter heranziehen? Egal! Das nächste Ziel ist der Mission Hill Regional Park ganz in der Nähe unseres Hotels.

Eine Schulklasse Kinder bekommt hier Unterricht im Freien. Wir packen unsere Regenjacke in den Rucksack und nehmen spontan den „Turtle Pond Trail“. Der führt uns nach einiger Zeit erwartungsgemäß zu einem Teich - von Schildkröten ist hier allerdings nicht viel zu sehen. Dafür wandern wir wieder durch einen imposanten Wald.

Das Wetter wird uns jetzt doch zu unsicher. Wir fahren zu Hotel und machen erst mal eine Mittagspause. Erstaunlich, wie viel ich im Urlaub schlafen kann. Dann mache ich mich schon mal über die Fotos her und Gabi bereitet die Koffer schon mal für die Rückreise vor. Wer weiß, wie die Bedingungen in den nächsten beiden Unterkünften sind und ob wir dann Zeit für sowas haben. Jetzt ist sie da.

An dieser Stelle muss ich nochmal betonen, wie perfekt Gabi so eine Reise für uns vorbereitet. Immer ist das richtige Werkzeug oder das passende Equipment zur Hand. Sie hat an alles gedacht und es ist Genuss, so komfortabel verwöhnt zu sein. Danke dafür - einmal mehr. Das ist mehr als sensationell!

Um 17:00 Uhr wollen wir gerne im Memphis Blues BBQ sein. Dort ist heute Live-Musik und das Essen von gestern muss ergänzt werden. Vater hatte schon per Mail zurückgemeldet, dass ihm bei den Fotos von gestern das „Kinnwasser“ zusammengelaufen ist. Heute gibt es Nachschub! Superpünktlich sind wir vor Ort, belagern unsere Booth von gestern und bestellen. Ich nehme mal wieder das Whiskey-Amber, Gabi ein alternatives Cider. Ansonsten machen wir es wie gestern, tauschen nur die Ribs gegen „Slices of Brisket“ aus. Es ist ein Traum! So zartes Fleisch, aus dem der Saft nur so raus tropft. Dazu die herrliche, warme BBQ-Soße. Das ist echt der Hit!

James Hay („Electric Blues“) hat inzwischen aufgebaut. Ich unterhalte mich etwas mit ihm und bewundere seine beiden Gitarren: eine bordeauxrote Gibson und ein Art „Dobro“ von Gretsch, die er im open Tuning gestimmt hat. Er zeigt mir ein paar Slides und ich ahne jetzt schon: der hat was auf dem Kasten! Als er beginnt, wechseln Gabi und ich zur Theke und Gabi zu einem „Memphis Paloma“ (Tequilla & Jim Beam Black mit frischem Grapefruit-Saft, Zitronensaft und Salzrand). Ich muss mich zurückhalten, weil ich noch fahren muss - ansonsten wären wir hier ziemlich versackt.

James spielt coolen Blues, völlig laid back - ich kenne jemanden, der würde sagen: „Der pinkelt Eiswürfel!“ Richtig, richtig gute Mucke. Robert Johnson etc. hat er drauf - es ist ein Genuss!

Irgendwann müssen wir dann doch los, draussen ist es schon dunkel. Die „Sails“ am Hafen werden bunt beleuchtet und der City Park ist fast menschenleer. Gestern war hier noch eine große Gruppe junger Leute am Start; sie vergnügten sich mit Slack-Lines. Heute frönen hur noch 2 x 2 junge Menschen mit Skateboards und Tennisschlägern ihrem Sport.

Gut zu Hause angekommen ist jetzt auch das Tagebuch geschrieben. Gute Nacht - es warten noch 2,5 hoffentlich erlebnisreiche Tage vor uns. Die Wetteraussichten sind leider schlechter geworden seit vorgestern. Aber was sind schon Aussichten? Der Tag zählt und der nächste liegt noch vor uns. Ich freue mich drauf!!

Tagesetappe: 32 Kilometer
Übernachtung
: Microtel Inn & Suites by Wyndham Kelowna, 365 Mills Road, Kelowna, BC V1X 4G9

The Last Spike!

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Wichtige Menschen beim "The Last Spike", Craigellachie, British-Columbia

Der letzte Nagel ist noch nicht eingeschlagen zu unserer Reise. Aber so mach anderer machte heute von sich Reden:

Die Nacht war mittelprächtig. Letzter Urlaubstag und damit kreisen die Gedanken nachts schon wieder um die Arbeit. Sollen sie nicht, noch ist Urlaub! Frühstücken, packen und ab. Das Wetter ist sehr wechselhaft, unterwegs gibt es Regen und Sonne abwechselnd oder auch gemeinsam. Das ist hier so.

Unser erster Stopp nach einiger Fahrtzeit ist in Craigallachie (nein nicht die schottische Destille, sondern ein Ort am BC-Hwy-#1, dem Trans-Canada-Highway). Hier gibt es einen „Historic Marker“ und zwar den „Last Spike“. Eines der Mammutprojekte zur Verbindung des atlantischen und pazifischen Canada war der Bau der allerersten Schienenstrecke, von „Sea to Sea“. Fortan konnten Personen und Güter mittels Eisenbahn transportiert werden. Fast 5.000 Kilometer lang war diese Strecke und am 07.11.1885 wurde hier, genau hier der allerletzte Nagel eingeschlagen. Aufgabe erfüllt. Einige Gedenktafeln, eine paar originale Schienenstücke etc. erinnern heute noch an diese Meisterleistung. Was muss das für ein planerischer Aufwand gewesen sein und wie viel Schweiß und Kraft muss es gekostet haben, die ganzen Nägel über diese Strecke an die Schienen zu schlagen. Respekt!!

Und womit wir nicht rechnen können: plötzlich rast eine Lok auf der aktiven Strecke neben dem Zaun heran. Kamera hochgerissen, abgedrückt, passt! Es ist nach unseren Maßstäben unvorstellbar, wie viele Wagons so ein Zug zieht. Heute waren es mindestens 100, wenn nicht 150.

Wir erreichen Revelstoke und endlich scheint auch wieder die Sonne. Nach einem kurzen Besuch im Hotel (wir sind natürlich viel zu früh und die Zimmer sind noch nicht fertig) fahren wir in den Mount Revelstoke NP. Eine 24 km lange Straße führt in sanften Schwingungen hinauf zum Gipfel. Die letzten 4 km sind aber heute gesperrt - oben schneit es und es ist „icy“.

Wir lassen es ruhig angehen und folgen den Tipps der freundlichen Dame im Eingangskiosk. Auf die Bären sollen wir achten - jaja, das kennen wir ja schon, die lassen sich ohnehin nicht sehen. Dennoch ist das Bearspray beim ersten Trail fest an Gabis Seite. Wir erkunden die Gegend, in der am 08. und 09.02.1921 (!) Skisprungwettbewerbe durchgeführt wurden. Überragende Figur: der Kanadier Nels Nelson! Unsere Erwartungen sind nicht sehr hoch, werden dann aber übertroffen. Zum Einen ist die Aussicht von hier wirklich famos. Zum anderen haben sie an der Absprungstelle einen 1/3 Skispringer montiert und zwar so, dass man sich in ihn wie in eine Schale hineinlegen kann und dann den freien Blick der tollkühnen Recken hat: ins Nichts nach unten.

Das kostet schon einiges an Überwindung, sich so vornüber zu legen und sein ganzes Gewicht in die Schale zu geben. Hui! Wir machen Fotos, die nicht im mindesten den Nervenkitzel wiedergeben können, den wir beide hatten. Sehr cool! Cool sind auch die Temperaturen, aber mit Sonnenschein kann ich sogar zeitweise im T-Shirt gehen. Auch hier finden wir die Moose in den Bäumen. Das ist ein gutes Zeichen für ausgezeichnete Luftqualität, hat uns letztens ein Guide erklärt. Ja, die frische Luft in dieser Menge werde ich sehr vermissen, wenn wieder „Büro“ angesagt ist.

Ein paar Kilometer weiter ist der nächste empfohlene Trailhead. Wir sind auf dem „Broken Bridge Trail“ der uns - Nomen est omen - zu einer verfallen Brücke führt. Die ist eher unspektakulär. Der steile Steig dorthin hat es aber in sich, eröffnet aber auch wieder einige Tiefblicke. Als wir starten: purer Sonnenschein. Nach gut 10 Minuten: immer noch Sonnenschein, aber jetzt inklusive Regen. Aus dem wird irgendwann Schneeregen und dann ist auch die Sonne weg. Schnell zurück zum Wagen. Der Mix bleibt. Gut, dass wir vernünftige Klamotten dabei haben und auch immer was zum Wechseln.

Wir fahren noch einige Viewpoints am Meadows-In-The-Sky-Parkway an und genießen die Gegend und die Herbstfarben. Der Blick in den weiten Taleinschnitt, durch den wir heute vormittag gekommen sind, gefällt mir besonders. Ich kann sogar einen Teil der Straße sehen.

Abschließend fahren wir noch zum Revelstoke Dam - ein Kurzbesuch, bei dem Gabi noch eben so auf einen verrosteten Truck klettert, der hier rumsteht. Hier ist schon Saisonschluss - wie auf den Trails sind wir hier komplett alleine.

Wir fahren zum Hotel, checken ein und ich mache mich über die Fotos her. Gabi geht noch etwas herum und macht im Abendlicht Fotos von der Brücke, über die wir eben gefahren sind.

Besonderer Service des Hotels: es gibt einen Shuttle nach Downtown. Das ist prima, so muss ich nicht mehr fahren heute. Das Lokal ist schnell gefunden: „One Twelve“ oder „112“. -der Name ist doch Programm für mich. Wir meiden das feine Restaurant und nehmen die nächste Tür: ein Pub. klasse! Hier sind wieder eindeutig die Einheimischen am Start. Wir bestellen Bier (ich hatte heute ein „Tall Timber Brown Ale“ und ein „Attila The Honey“), Cider und Burger. Ich muss gar nicht lange überlegen, denn es gibt den „Last Spike Burger“, der mit Jalapenos auch genau meinen Geschmack trifft. Zum Nachtisch gönnen wir uns auch erstmals einen kanadischen Whiskey. Tastingnotes wie zu erwarten: Vanille, Vanille, Vanille!

Wir sitzen direkt bei den jungen Leuten, die Pool-Billard spielen und fühlen und komplett zurückversetzt in die 1980er: Vokuhila ist wieder in und Locken sowie Schnautzbärte auch. In den 80ern haben wir auch Pool gespielt - und wir und unsere Freunde sahen denen hier ganz schön ähnlich. Nur Dutt und Basecap war damals noch nicht in. Schön, so mittendrin dabei zu sein.

Der Shuttle muss nur geordert werden und schon fahren wir entspannt zurück ins Hotel. Jetzt gibt es noch eine schlechte Nachricht. Im Shuttle erfahren wir im Gespräch mit einem Kanadier, dass der Hwy #1, der uns morgen zu unserer letzten Unterkunft in den Yoho NP bringen soll, bis zum 06.10. wegen Bauarbeiten komplett gesperrt ist. Das bedeutet für uns morgen einen Umweg von über 200 km (in Deutschland wäre sowas undenkbar - hier gehört es dazu). Damit haben wir eine Fahrtzeit von fast 5 Stunden anstelle von 2:20. Uff - einziger Trost: die Umwegstrecke ist auch traumhaft schön.

Um das zu verifizieren rufe ich kurz in der Emerald Lake Lodge an: Bestätigung, ja - es tut ihnen leid - es gibt keine Alternative! Gut, das jetzt schon zu wissen und nicht morgen auf der Fahrt davon überrascht zu werden. So können wir uns darauf einstellen. Blöd ist, dass wir zusätzlich auch eine Stunde durch die Zeitverschiebung dorthin verlieren. Egal - wir machen das beste daraus. Früh aufstehen, frühstücken und dann frisch ans Werk: über den Glacier NP und den weiten Umweg in den Yoho NP. Die Lodge soll traumhaft sein!! Allein dafür lohnt es sich!!

Tagesetappe: 247 Kilometer
Übernachtung
: Stoke Hotel in Revelstoke, 1911 Fraser Drive, Revelstoke, BC V0E 2S0

© 2023 Gabi & Jürgen