Tagebuch
What a famous Hike Day!
19.09.23 05:50

Gabi auf dem Deckers Loop Trail. Blackcomb Mountain, Whistler, British-Columbia
Wettervorhersage: war komplett falsch! Der Tag: war ein sensationell schöner Hiking-Day am Blackcomb Mountain. Im Ernst: nach dem, was uns gestern für heute hier ein Wetter prognostiziert wurde, hätten wir heute keinen Berg sehen dürfen. Das klang wirklich düster gestern Abend. Um so größer war unsere Überraschung, als wir heute morgen aus dem Fenster schauten: Wolken - aber auch blauer Himmel.
Wir machen uns gemütlich fertig und fragen dann an der Rezeption nach den Möglichkeiten. Ein junger Mann wird als Experte für Wandertipps bezeichnet und vorgeschoben. Er empfiehlt uns, etwas Geld in die Hand zu nehmen für die Seilbahnfahrt auf den Blackcomb Mountain und dann dort den „Deckers Loop Trail“ zu absolvieren. Sein Lieblingswanderweg hier und bei etwas Glück werden wir von grandiosen Aussichten auf die Gletscher der Umgebung belohnt. 90 Minuten veranschlagt er für den Trail - und so steht es auch auf der Beschreibung an der Seilbahn.
So weit, so gut. Wir ziehen erstmals die Wanderstiefel an, packen ein, was nötig ist, ziehen uns warm genug an und suchen das „Upper Village“, denn dort startet die Seilbahn. Die ist gut zu Fuß erreichbar - aber nicht ganz so leicht zu finden. Als ich die Tickets kaufe, habe ich wahrscheinlich Anteile an dem Seilbahnunternehmen erworben - hoffentlich lohnt sich das!
Wir schweben dem Himmel entgegen und genießen die Auffahrt. Seilbahnfahren gehört wirklich zu den Dingen, die wir sehr, sehr gerne machen. Oben dann alles noch recht bedeckt und: die Karte - ok, bis zum Deckers Loop Trail muss man vorher noch den Alpine Loop Trail und den Overload Trail bewältigen. Wir benötigen für dieses „Intro“ eine Stunde. Es geht ganz schön rauf und runter und zum Teil durch dichten Wald. Da wir alleine sind zur Zeit hängen wir die Bimmel raus und klingen ab nun wieder wie eine Herde beim Almabtrieb. Kein Wunder, dass wir keine Bären treffen: wir vertreiben sie ja ständig aktiv.
Der Deckers Trail ist „schwarz“ gekennzeichnet und ich habe echt Respekt, dass Gabi den mit mir so ohne zu murren in Angriff nimmt. Im Gegenteil: sie bestimmt vorweg das Tempo - so sind wir es gewohnt und so stellen wir auch sicher, das ich nicht überpace. Es geht steil bergan, zum Teil auch sehr steil und zwar über Stock und Stein. Alles machbar, aber dass kostet Kraft. Die Sonne kommt immer mehr zum Vorschein und es ist einfach eine klasse, wenn auch sehr anspruchsvolle Wanderung.
Im oberen Teil des Grates - wir sind hier wirklich hochalpin unterwegs - wird es dann technisch noch etwas anspruchsvoller. Es geht gut 45 Minuten über Felsblöcke und wir müssen wirklich jeden Schritt bedenken. Sich hier zu vertreten wäre nicht gut. Außerdem müssen wir „Pathfinder“ spielen, denn der Weg ist zum Teil gut versteckt in der Felswüste. Das macht alles sehr viel Spaß, kostet aber Konzentration und Kraft.
Oben an einem kleinen See treffen wir dann eine Dame, die hier in Whistler wohnt. Wir quatschen etwas und sie macht ein schönes Bild von uns. Von hier oben ist die Aussicht auf die gegenüber liegenden Gletscher wirklich atemberaubend.
Der Weg „runter“ geht auch immer wieder mal steil hinauf. Alles sehr kräftezehrend. Am Wegesrand sitzt ein kleiner „Pica“, ein Pfeifhase. Den kennen wir aus den USA. Und hier macht es sich auch bezahlbar, dass ich das schwere 70-200 mm Objektiv mit meinem zweiten Body ständig durch die Gegend schleppe. Wir haben für die „Loop“ gut zwei Stunden benötigt und waren bestimmt nicht die Langsamsten hier heute. Die Kletterei oben kostet aber Zeit, wenn man den Weg nicht kennt. Jetzt folgt noch der Rückweg zur Seilbahn als „Outro“ - puh!
Wir treffen ein deutsches, freundliches Paar aus der Nähe von Bielefeld und unterhalten uns gut, denn wir haben zum Teil die gleiche Route und uns viel zu erzählen. Gemeinsam wandernd vergeht die Zeit auf dem Rückweg auch besser.
Gabi kommt an ihre Grenze, sie mobilisiert die letzten Körner. Trotzdem zeigt sie nochmal, welchen Grad wir eben noch hochgekraxelt sind. Auf den Felsen nebenan genießen fette Murmeltiere die famose Aussicht. Wir erreichen die Bergstation und benötigen jetzt dringend eine Pause und 2 Strongbow Cider. Zu viert genießen wir die Aussicht und den Tag. Dann fahren wir ab und entspannen erst mal auf dem Zimmer.
Abendessen nach einer Dusche ist jetzt angesagt. In der Old Spaghetti Factory wollen sie uns 30 Minuten warten lassen. Nö - da gehen wir doch lieber in die Crystal Lounge gleich nebenan. Ein Glücksgriff! Gemütlicher Pub, (fast?) nur Einheimische, die Pool spielen und Bier zum Teil per Pitcher trinken. Respekt, das sind 1,7 Liter. Die Speisenkarte entspricht teilweise der Factory nebenan. Sie teilen sich die Küche. So kommt Gabi nochmal zu ihren Spaghetti und ich zu meinen Nachos. Lecker Bier vom Fass, coole Atmosphäre - perfekt.
Das war wieder mal ein super Tag - und so völlig unerwartet! Wir hätten niemals gedacht, heute 4,5 Stunden nonstop durch hochalpines Gelände zu kraxeln, dabei gute Sicht zu haben und vom Regen verschont zu bleiben. Und ich habe mal wieder über 20.000 Schritte auf der Uhr. Die Beine sind schwer, aber: das war der komplett perfekte Hiking-Day. Wir sind so was von platt und schlafen uns jetzt aus.
Morgen geht es für 5 Nächte nach Vancouver Island und mit dem Pazifik kommt eine neue, spannende Komponente ins Spiel. Jipi!!
Tagesetappe: 11,5 Kilometer hochalpine Wanderung
Übernachtung: Crystal Lodge, 4154 Village Green, Whistler, BC V0N 1B4
„Auf dem Highway der Gefühle …“
18.09.23 01:07

Gabi & Jürgen vor den Olympischen Ringen, Olympic Plaza, Whistler, British-Columbia
„… ist wieder mal die Hölle los!“ So singen Truck Stop und wir beömmeln uns ein weiteres mal darüber, wie man auf die Idee kommen kann, solche Texte zu schreiben. Hoffentlich schiebt niemand auf der Welt den Satz jetzt in ein Übersetzungsprogramm - ich möchte nicht wissen, was dann bei „beömmeln“ raus kommt. Hab ich jetzt tatsächlich gemacht und Google Übersetzer schreibt „… and we joke once again …“. Gar nicht schlecht, finde ich.
Der „Highway der Gefühle“ ist für uns heute über ganz weite Strecken der Yellowhead Highway, den wir bereits von Jasper bis Clearwater unter die Räder genommen hatten (richtig: der „Blondschopf“). Zunächst geht es auf dem BC-Hwy. #5 nach Kamloops; dort wechseln wir nach kurzem Tankstopp auf den BC-Hwy. #1 (Trans-Canada-Highway - TCH), der uns vorbei am Kamloops Lake führt. Dort gibt es einen Viewpoint und das noch sonnige Wetter mit dem schönen See läßt Gabi hüpfen.
Fast 5 Stunden Fahrt liegen heute vor uns - wie immer ganz gemütlich und entspannt mit 100 km/h max. auf den gut ausgebauten Streckenabschnitten - oder später mit 60 km/h in den sehr, sehr bergigen Serpentinen, die zudem sehr „bumpy“ sind. Da ist alle Aufmerksamkeit und Vorsicht der Straßenführung gewidmet. Bis kurz vor Schluss ist es aber sehr sonnig, wenn auch die Bewölkung immer mehr zunimmt. Für Sun Peaks, wo wir gestern Abend noch 27 Grad Celsius genießen durften, rechnet man schon am Dienstag mit Minus 5 Grad und Schneefall.
Gegen halb 12 verspüren wir ein kleines Hüngerchen. Immerhin haben wir bislang lediglich Kaffee, Trauben und ein paar Pringles gefrühstückt. Da kommt uns das „Hungry Herbies Drive Inn“ am BC-Hwy #97 („Cariboo Hwy.“) doch genau richtig. Draussen wirbt man für den „Famous Monster Burger“. Und innen bestätigt mir ein schmatzender Fernfahrer, dass der besonders „juicy“ sein soll. Stimmt - mir läuft der Bratensaft fast die Arme hinunter. 2 Patties, Käse, reichlich Bacon, Pilze, Salat, Tomate und diverse Soßen ergeben in dem weichen Brötchen eine schmackhafte Melange. Gabi ist mit ihrem Chicken-Burger auch sehr zufrieden. Hinzu kommt die urige Atmosphäre des Drive Inn. Klasse! Die Pommes dazu haben wir gleich abbestellt - man muss ja vernünftig bleiben.
Der endless Highway bringt uns schließlich zum Duffey Lake im gleichnamigen Provincial Park. Hier haben sich zahlreiche Baumstämme (logs) im See verkeilt - das scheint ein Dauerzustand zu sein; ist jedenfalls bei Google Maps auch so zu sehen. Insgesamt ist die Landschaft sehr abwechslungsreich: mal erinnern mich die schroffen, grünen Hügel an die Highlands in Schottland, dann die gelbgrünen, kargen Badlands mit kleineren Erhebungen voll Sagebrush an Nevada oder Utah - und schon haben wir wieder sattes Grün, Wälder und hochalpine Gebirge am Horizont. Toll!!
Die Fahrerei macht mir nix aus - ganz im Gegenteil. Das ist alles so schön und ruhig. Niemand drängelt, alles fließt, Gabi reicht mir immer wieder im genau richtigen Zeitpunkt etwas Obst, Wasser oder Kaffee - wunderbar; danke!
Whistler ist bekannt für seine malerische, alpine Atmosphäre und den spektakulären Blick auf die Berge - der uns heute leider verwehrt bleibt. Das Wetter ist hier auf den letzten Kilometern leider (erwartungsgemäß) schlechter geworden.
2010 fanden hier und in Vancouver die Olympischen Winterspiele statt. Im Winter ist der Ort dank seiner Schneesicherheit ein Eldorado für Ski- und Snowboardfahrer aber auch im Sommer ist Whistler nicht weniger attraktiv. Der Blackcomb- und der Whistler Mountain bieten viele Möglichkeiten für Wanderungen, zum Mountainbiken oder auch zum Golfen. Wir würden gerne wandern - morgen, wenn das Wetter mitspielt.
Unser Zimmer in der Crystal Lodge Whistler ist derart gigantisch und nobel, dass wir es kaum fassen können. So einen riesigen Raum haben wir selten, wenn überhaupt schon mal gehabt. Ich habe ausnahmsweise mal 2 Bilder davon eingestellt. Nachdem wir uns eingerichtet haben starten wir, den Ort zu erkunden. Der ist weitestgehend vor 2010 künstlich erweitert worden - als Olympisches Dorf. Der Stil gefällt mir aber sehr gut.
Die Herbstfarben schlagen jetzt hier auch voll zu, wenngleich die fehlende Sonne alles etwas eintrübt. Wir tummeln uns eine ganze Zeit am Olympic Plaza und machen Fotos. Der Wind weht jetzt so ruppig, dass er auch das olympische Feuer ausgeblasen hat.
Nun heißt es, etwas geeignetes zum Abendessen zu finden. Schon von zu Hause aus hatten wir gelesen, dass die „Old Spaghetti Factory“ mehr als ein Geheimtipp ist. Wir haben das ganze Dorf abgegrast - keine Spur von der Nudelfabrik. Dabei liebt Gabi Spaghetti über alles und hat heute auch echt Lust drauf. Wir suchen etwas Brauchbares in der Nähe des Hotels, damit wir hinterher nicht mehr weit laufen müssen - und finden die Old Spaghetti Factory im Untergeschoss unseres Hotels. Supi!
Das ist ein riesiger Laden und der ist rappelvoll. Wir ergattern aber schnell zwei Plätze. Zu den Spaghetti gibt es Brot, Kräuterbutter, wahlweise Salat oder Suppe und (wir verzichten) sogar Eis zum Nachtisch inklusive. Schmeckt alles super und macht richtig satt. Apropos; ich habe gestern was vergessen: die bunten Blumen auf dem Sun Peak sind Lupinen. Ein Schild wies uns auf folgenden Sachverhalt hin: Lupinen sind immer schon die Leibspeise der Murmeltiere gewesen. Und die Natives hier in Canada wussten schon vor tausend Jahren: „Wenn die Lupinen blühen, sind die Murmeltiere fett genug, um sie zu fangen und zu essen!“
Gute Nacht - die Aussichten für morgen sind regnerisch, aber wir machen was draus!
Tagesetappe: 357 Kilometer
Übernachtung: Crystal Lodge, 4154 Village Green, Whistler, BC V0N 1B4
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