Tagebuch




Hauptsache: Holzfällerhemd!

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Jürgen bei der Kaffeepause, Qualicum Beach, Vancouver Island, British-Columbia

Ob dieser recht faule Tag mal schnell erzählt ist? Mal sehen:

Diese Nacht war viel, viel besser. Wir schlafen tief, fest und lange. Dann packt Gabi die Sachen und macht Kaffee, während ich den gestrigen Tagebucheintrag schreibe. Um 09:00 Uhr sind wir so weit - die Hütte mit unserem Zimmer Nr. 12 liegt im schönen Sonnenlicht. Das reichte aber auch nicht, um das Duschwasser anzuwärmen. Naja, da war wohl ein Fehler im System - das Zimmer war sehr schlicht, passte aber absolut zu dieser Ansammlung von Holzhütten.

Über 3 Stunden Fahrt zurück nach Parksville liegen vor uns. Pläne haben wir überhaupt noch keine - wir lassen uns treiben. Als ich auf den BC-Hwy. #19 einbiege schreibt das Navi, dass wir nur 302 km geradeaus fahren müssen, dann sind wir da! Die Straße liegt im gleißenden Morgenlicht - wieder Bilderbuchwetter! Tempomat auf 100 km/h und: rollen lassen. Es ist kaum ein anderes Auto zu sehen. Ab und zu vertreten wir uns die Beine, genießen die Herbstfarben und die Ruhe. Während der Fahrt verwöhnt mich die beste Beifahrerin von allen mit Leckereien: mal sind es Chips, mal Träubchen, dann wieder Wasser oder mundgerecht geschnitzte Nektarinenstückchen. Ich muss gar nix sagen, sie weiß, wann etwas angesagt ist. Verwöhnurlaub!

Hinter Campbell River verlassen wir die Schnellstraße und wechseln wieder auf den Oceanside Drive, den BC-Hwy. #19A. Das ist die Nebenstrecke - langsamer zwar, aber fast immer am Wasser und es gibt mehr zu sehen. In Qualicum Beach lassen wir den Blick übers Wasser streifen. Etwas weiter halten wir am Visitor Center. Dort bekommen wir wie immer gute Tipps. Tipp Nr. 1: Das „Flyte Cafe“ im Wohnwagen gleich nebenan. Gabi ordert einen Latte, ich nehme einen „Nitro Latte“. Das ist ein kalter Kaffee, der mit Stickstoff aufgeschäumt und dann auf Eis geschüttelt wird. Das ergibt eine cremige Krone wie beim Guiness - klasse! Auf einer Bank am Wasser genießen wir unsere Getränke und lesen die neuesten Nachrichten von zu Hause.

Tipp Nr. 2: die „Little Qualicum Fish Hatchery“; es sind nur 10 Minuten Fahrtzeit. Hier können die Lachse ihren Nachwuchs bekommen. Die im klaren Wasser stehenden Fische würden eine gute Pfanne voll ergeben.

Tipp Nr. 3: Qualicum Downtown und dort insbesondere die kleine Bäckerei. Ein Stück Cranberry-Streuselkuchen und eine „spicy chicken roll“ kommen jetzt genau richtig nach dem Kaffee eben. Und die schnuckelige Downtown mit Herbstfarben, schicken Läden und dem großen Wandgemälde kommt super rüber.

Jetzt ist es 15:15 Uhr und wir checken im gleichen Hotel ein, das wir erst am Dienstag verlassen haben. Das Zimmer gleicht dem letzten wie ein Ei dem anderen. So ist schnell ausgepackt und wir sind bei herrlichem Sonnenschein schon wieder unterwegs.

Nächstes Ziel: der Englishman Falls PP - Fahrtzeit 15 Minuten. Auf dem Weg liegt der Old Country Store und bei diesem schönen Wetter …. Jawohl, da krabbeln die Ziegen übers Dach. Verrückte Idee, aber bzgl. Marketing unschlagbar! Das merkt sich jeder!

Wir nehmen den Englishman Falls Trail. Zur Ansicht von oben sind es nur einige Minuten Fußweg. Um die Loop zu vollenden, müssen wir aber noch ein ganzes Stück hinab bis an den Grund des Canyons. Ich frage ganz beiläufig, ob Gabi denn das Bearspray dabei hat - hier ist es nämlich wieder ziemlich einsam. Nö, hat sie nicht. Es sei doch klar, dass man bei den hiesigen Black Bears nur „Buh!“ machen müsse und die laufen weg. Außerdem habe sie ihr Holzfällerhemd umgebunden - da wüssten die Bären schon, was die Stunde geschlagen hat! Kann ich nicht entkräften, dieses Argument. Unten am Canyongrund gibt es auch wieder einen farbintensiven See mit glasklarem Wasser.

Auf dem Rückweg erneuern wir im Liquor Store noch unseren Weinvorrat - mit Coupon aus einem Prospekt spart Gabi einige Dollar. Wieder am Hotel machen wir uns auf den Weg zum nebenan gelegenen chinesischen Restaurant. Hatten wir noch nicht diesen Urlaub. Es gibt Buffett mit sehr viel Seafood - insgesamt richtig prima. Leider gibt es heute mal kein Bier von Fass, da tut es auch eine Diet Pepsi.

So -fertig. Das war ein „lazy day at the sea“. Morgen geht es in die Hauptstadt von British Columbia: Victoria. Auf dem Weg dorthin und dort wird es wieder einiges zu sehen geben! Gute Nacht!!

Tagesetappe: 372 Kilometer
Übernachtung
: Coast Parksville Hotel, 374 West Island Highway, Parksville, BC V9P 1K8

Sky to Sea ...

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Jürgen am Beachside Drive, Parksville, Vancouver Island, British-Columbia

In Whistler hängen die Wolken wieder tief- wie vorgestern. Und ein ganz klein wenig nieselt es auch. Wir reisen ab! Eigentlich hatten wir noch Optionen auf dem Weg. Aber die Frage ist: wie voll sind die Fähren? Wir haben ein Ticket ohne Zeitbindung. Aber bekommen wir einen Platz auf der Fähre nach Vancouver Island oder müssen wir bis abends warten? Kein Risiko! Angesichts des bedeckten Wetters fällt die Entscheidung leicht: um 08:30 Uhr rollen wir gen Westen.

Und das tun wir auf dem „Sea to Sky Highway“, der für die olympischen Winterspiele 2010 extra ausgebaut wurde. Die schnelle Verbindung von Vancouver (Sea) zum in den hohen Bergen gelegenen Whistler (Sky). Wir fahren die Strecke heute in umgekehrter Richtung - also quasi von „Sky to Sea“. Die Fahrt dauert planmäßig nur 90 Minuten - easy going. Die erste denkbare Fähre fährt um 11:05 Uhr. Das müsste zu schaffen sein.

Die Strecke ist super schön - Berge überall, manchmal denken wir, genau auf eine gigantische Felswand zuzufahren. Dann taucht rechts Wasser auf - das ist das „Inlet“ - das Meer, das bis tief ins Landesinnere reicht. Blöder Stau, den Google Maps da anzeigt. Ankunft Horseshoe Bay, wo die Fähre startet, erst um 10:45 Uhr. Das wird zu knapp. Dann Google: die Verkehrslage entspannt sich. Wir uns auch - passt!

Wir haben ein Ticket für die Fähre und kommen problemlos um 10:15 Uhr durch den Check in. Lane 4! Wir reihen uns ein. Fähre fahren kennen wir von Seattle. Ist wie bei uns Bus oder Zug fahren, nur mit Auto und: pünktlich und perfekt organisiert! Wir sehen online, dass die Fähre um 10:30 Uhr „full“ ist. Das war knapp. Um 10:50 Uhr ist Boarding, alle rollen los und in 15 Minuten sind 362 Autos (inkl. LKWs, Camper etc.) an Bord. Bis zu 1.500 Passagiere kann die „Queen of the Oak Bay“ befördern. Um 11:10 Uhr haben wir abgelegt. Ich mache noch ein schnelles Foto zurück: da stehen schon die nächsten Autos für die nächste Fähre. Die haben es echt drauf! Wenn ich bedenke, wie schwierig es ist, bei uns einen Zug pünktlich fahren zu lassen (wenn er überhaupt fährt) - gruselig!.

Es ist weiterhin bedeckt, aber manchmal kommt die Sonne raus. 100 Minuten dauert die Überfahrt. Der Wind weht kräftig, Boote fahren vorbei, leider tauchen keine Wale auf. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem leckeren Starbucks-Coffee und schwups, sind wir in Nanaimo Bay angekommen. Wir stehen sehr eng im Unterdeck, sind aber alle blitzeschnell von Bord gefahren.

Uns führt der direkte Weg zum Hotel in Parksville. Zimmer gut, Klamotten gerichtet - es ist noch früh. Das Wetter ist wieder bedeckt; wir fahren zum Mac Millan Provincial Park. Auf dem Weg: „The Old Country Market“. Hier stehen normalerweise Ziegen auf dem Dach - kein Scherz! Schaut mal das Bild nach dem Holzschild - auf dem Gründach tummeln sich normalerweise Ziegen. Wasserscheues Gesindel! Ein bischen Nieselregen und die Zicken zicken! Nix zu sehen; einmal lässt sich eine sehen, aber bis die Kamera oben ist, ist sie schon wieder weg. Egal: wir kaufen Nektarinen und Trauben am Farmers Market. Und dann gucken wir noch in den Country Market rein. Hier bekommst du alles, was du für die asiatische, mexikanische oder amerikanische Küche benötigst: alle Soßen, alle Gewürze, alle Werkzeuge und noch viel mehr. An der Decke: bunte Lampions. Schön - das Geschäft benötigen wir zu Hause. Da wären wir regelmäßig, um ferne Küchen köstlich kochen zu können. Direkt nebenan: ein verrücktes Türmchen - Disneyland? Ein Foto ist es Wert!

Jetzt aber zum Mac Millan PP. Dort wartet 800 Jahre alter Wald auf uns. „Douglas Fir“ (eine Tannenart) hat sich hier im Inneren der Insel breit gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes! Das ist in etwa so, wie auf der Olympic Peninsula bei Seattle. Nicht ganz so spektakulär. Aber für heute genau richtig. Es nieselt leicht! Was machen wir? „Wir gehen im Wald - da is eher trockener!“ Jap - und es kommt sogar die Sonne raus. Auf dem „Old Cathedral Grove Trail“ und dem „Old Grove Trail“ (ich habe nie behauptet, die Canadier seien einfallsreicher mit der Namensgebung als die Amis!) Machen wir diverse Fotos. Grün, grün, grün, knarzige Rinden, stehende und umgefallene Riesen, Bäume, die auf toten Bäumen („Nurse-Trees“) wachsen - schön!! Natur eben!

Zurück in Parksville wollen wir noch kurz ans Wasser. Wir finden den Weg. Die Sonne scheint, die Farben knallen, das Meer ist endlos. Urlaub!

Jetzt: Hunger! Was tun? Da melden sich Silvia und Dirk (das super nette Paar vom Blackcomb Mountain gestern) per WhatsApp. Sie gehen Seafood essen und haben eine Empfehlung. 650 Meter Fußweg? „Da simmer dabei - das ist prima!“

Wir haben zu viert einen sehr, sehr schönen Abend mit ein paar Bierchen und super Seafood-Pasta etc. Mmmmmh - lecker! Dann verabschieden wir uns. - vielleicht sehen wir uns am Wochenende in Victoria?

Work done, Photos finished, Diary finished - now: upload! See you tomorrow, we are headed to Telegraphe Cove - north! Long Trip, to the middle (or upper north) of nowhere!

Tagesetappe: 207 Kilometer
Übernachtung
: Coast Parksville Hotel, 374 West Island Highway, Parksville, BC V9P 1K8

© 2023 Gabi & Jürgen