Tagebuch




All die Augenblicke …

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Gabi am TCH #1 (BC-Hwy. #1) mit den Rocky Mountains im Rücken, Alberta

Wir sind wieder gut zuhause angekommen und nun schreibe ich noch kurz auf, wie der Rückreisetag verlaufen ist und vielleicht gelingt auch ein erstes Fazit dieser aufregenden drei Wochen.

Wir haben den Wecker auf 07:30 Uhr gestellt, sind aber bereits um 07:00 Uhr auf den Beinen. Die Nacht war super, die Luft ist klar und kalt. Temperatur: 0 Grad Celsius. Da wir alles gut vorbereitet haben, sind die Koffer schnell zu und alles bis zur Lobby gefahren. Von dort bringt uns der Shuttle zu unserem Auto. Als erstes fahren wir nochmal zurück zum See, gehen nochmals ein ganzes Stück des Emerald Lake Trails und schießen Fotos vom morgendlichen See, über den der Nebel wabert. Wie mag das Bild erst sein, wenn die Wolken nicht so tief hängen und schneebedeckte Gipfel vor blauem Himmel hinter den Bäumen aufragen?

Als wir den Yoho NP verlassen, erheben sich vor uns genau solche schneebedeckten Gipfel. Die Wolken reißen auf - super Sicht; die Wolken hängen tief - das ergibt direkt ein etwas trüberes Bild.

Da wir sehr, sehr früh unterwegs sind und uns nicht zu früh am Airport einfinden wollen, lassen wir uns auch auf der Fahrt Zeit. Hinter dem Banff NP erreichen wir bald die kleine Stadt Canmore; hier sind wir weniger als eine Stunde vom Airport entfernt. Wir fahren eine Runde durch die Kleinstadt, finden eine Bäckerei und gehen rein. Dort bekommen wir zwei ausgezeichnete Cafe Latte und 2 ganz frisch zubereitete Sandwiches. Beides verputzen wir ganz gemütlich in der schönen Bäckerei, die gut besucht ist. Sehr schön!!

Auf dem weiteren Weg machen wir noch kurz Halt am Heart Creek Trailhead, weil hier die Herbstfarben wieder so schön leuchten. Im Rückspiegel habe ich anschließend immer die Rocky Mountains vor blauem Himmel. Es scheint so, als wollten sie uns „goodbye“ sagen. Leider gibt es keine Viewpoints, an denen man mal halten könnte. Aber eine Stelle, an der man Abfall entsorgen kann, gibt es plötzlich. Ich gehe in die Eisen und halte quasi am Seitenstreifen. Pferde grasen vor der herrlichen Kulisse, wir machen letzte Aufnahmen.

Am Airport sind wir dann um 14:30 Uhr. Google Maps hat uns noch um einen Stau herum geführt - wir hatten uns gewundert, warum wir mitten durch die Vorstadt gurken. Das hatte alles seinen Sinn.

Die Koffer werden wir schnell los, auch der Security-Check ist fix erledigt. Nun haben wir viel Zeit. Nachdem Duty Free und die wenigen weiteren Läden besucht sind, setzen wir uns an die Theke. Ich genieße zwei letzte „draft local beer“ und Gabi zwei Margarithas. Dabei schreiben wir beide Tagebuch - Gabi in ihrem kleinen Büchlein, ich am MacBook. So vergeht die Zeit wie im Fluge und sinnvoll genutzt ist sie auch noch.

Der Flug ist pünktlich und unspektakulär. In Frankfurt warten wir dann aber eine Stunde auf die Koffer. Durchsagen klären darüber auf, dass es Verzögerungen gibt - Willkommen in Deutschland. Ich habe Zugverbindungen gefunden, die für uns in Frage kommen und als ich weiß, wann wir fahren können, kaufe ich die Tickets über die DB-App. Kein Schnapper, aber Rail & Fly war leider über Air Canada nicht zu bekommen.

Und auch bei der Bahn ergibt sich leider das gewohnte Bild: kein Zug ohne Verspätung, angekündigt sind weitere Verzögerungen und wenn wir Pech haben, müssen wir für die RE 10 sogar den Schienenersatzverkehr bemühen. Nun ja, zumindest haben wir imposante Vokabeln für die Unzulänglichkeiten (wer zur Hölle denkt sich Wörter wie „Schienenersatzverkehr“ aus?).

Am Bahnsteig treffen wir Otto und Heike aus Nieukerk, die hier in Frankfurt das Wochenende verbracht haben. Das macht das gemeinsame Warten einfacher. Die Rückfahrt im sehr vollen ICE und mit der überfüllten RE 10 läuft dann aber wider Erwarten und entgegen der Ankündigungen recht ordentlich ab.

Um 15:00 Uhr sind wir in Nieukerk, ich flitze schnell los, hole das Auto und so sind wir dann auch zügig zu Hause. Dort ist gerade der Schornsteinfeger in der Nachbarschaft. Dem musste ich aus dem Urlaub seinen angekündigten Besuch in der vergangenen Woche absagen - jetzt ist er spontan bereit, sich schnell (uns sehr ausführlich) um uns zu kümmern. Klasse, wenn das mal kein Glück bringt!!

Den Tag bringen wir gut um und die Nacht ist für mich einigermaßen erträglich. Wir schlafen aber bis in den späten Vormittag hinein und jetzt hat uns der Jetlag voll im Griff. Es ist inzwischen Mittwoch und gleich müssen wir zur Arbeit. Seit 3 Uhr liegen wir wach - da kann ich besser Tagebuch schreiben mitten in der Nacht.

Zum Fazit: was war das wieder für eine tolle Reise? Wie viel haben wir erlebt? Und waren das wirklich „nur“ drei Wochen? Uns kommt es im Urlaub immer „zeitlos“ vor, weil wir so viel erleben.

Dankbar sind wir; sehr dankbar! Dass wir es uns erlauben können, einen solch tollen Urlaub zu gestalten. Und dass wir gesund und körperlich fit genug sind, das auch umzusetzen mit allem, was dazugehört. Dass wir 4.259 Kilometer durch Canada getourt sind, ohne dass etwas passiert ist. Und dass wir auch auf den Trails und den sonstigen Unternehmungen von Unannehmlichkeiten und Verletzungen verschont blieben. Dankbar sind wir natürlich auch für euren lieben Rückmeldungen zu unseren Berichten und Fotos. Danke - solange uns das Spaß macht und es passt, werden wir das auch in Zukunft gerne so machen.

Wir haben wahnsinnig viel erlebt: die ersten Tage im Banff NP und Jasper NP mit den ersten Eindrücken dieser türkisblauen Seen und den Wasserfällen, den Gletschern und der unfassbaren Naturerlebnisse. Banff war sehr schön, in der Stadt war aber sehr viel los - viele Menschen. Jasper gefiel uns etwas besser - dort ist alles so relaxt, laid back, entspannt.

Bei weiterhin bestem Wetter kamen dann der unerwartete Trail am Mount Robson und die schöne Zeit im Wells Grey NP. Es schlossen sich die Tage in Sun Peaks (mit einer eher einfachen Höhenwanderung) und Whistler (mit einem anstrengenden und kräftezehrenden Trail) an. Dort lernten wir auch Dirk und Sylvia kennen, mit denen wir im weiteren Verlauf noch drei sehr schöne Abende gestalten durften. Danke euch für die super Zeit - wir sehen uns wieder!

Dann die Tage auf Vancouver Island: mit alten Bäumen, Wasserfällen, Ziegen auf Dächern und natürlich dem entlegenen Telegraph Cove mit Grizzly-Tour und 2 Orcas. Victoria hat uns auch sehr gut gefallen, die beiden Fährfahrten sowieso.

Dann Vancouver - das Wetterglück ist und nicht mehr so hold, aber hey: wer konnte damit rechnen, dass die ersten beiden Wochen so super sind. Alles gut! Die Bike-Tour in Vancouver mit Nieselregen werden wir nie vergessen - auch ein Erlebnis! Das komische Motel in Princton als Ausnahme. Alle anderen Unterkünfte waren richtig gut bis herausragend. Kelowna mit dem unfassbaren Weingut und den Trails am Knox Mountain. Der Blues-Pub mit Livemusik. Überhaupt: die schönen Abende in den Pubs und Kneipen mit so unterschiedlichen Genüssen bzgl. Getränken und Speisen.

Und dann das große Finale in der Emerald Lake Lodge und im Yoho NP - perfekter Abschluss!!

Was nicht geklappt hat ist die Begegnung mit einem Bären am Straßenrand oder auf einem Trail - wie wir es von anderen regelmäßig hörten. Das hatte sich besonders Gabi sehr gewünscht. Gestern schickte mir Dirk einen Zeitausschnitt, wonach aktuell in einem Nationalpark Albertas (es gibt dort fünf, von denen wir mit Banff NP und Jasper NP zwei bereist haben) ein Ehepaar samt Hund von einem aggressiven Grizzly getötet wurden. Puh - wenn es einen schönen Tod gibt, ist das bestimmt keiner! Dann doch lieber die Bären aus der Ferne betrachten - alles gut!

Fliegen wir nochmal nach Canada? Warum nicht, wenn alles so bleibt, wie es ist. Das Land ist super - gefühlt ist man dort noch weniger touristisch aufgestellt als in den USA. Und die Natur ist vielleicht nicht ganz so abwechslungsreich wie auf einer Fahrt von San Francisco nach Denver. Aber Canadas Natur ist einfach ruhig, weitestgehend einsam, überwältigend schön und die Zeit dort sehr erholsam.

Das war einfach alles super und wir werden unsere gesamten Tagebucheinträge in nächster Zeit mindestens noch einmal lesen müssen, um uns an alles zu erinnern. Aber das ist es, was bleibt: die gemeinsame schöne Zeit und die Erinnerung - das haben wir gehabt.

Und da wir viel Zeit im Auto verbracht haben, haben wir auch wieder sehr viel schöne Musik gehört. Viel Country, aber auch gemischte Musik. Immer wieder hat sich auch Wolfgang Niedecken in die Playlist geschlichen. Und er sang uns mindestens drei mal u.a. diesen Textauszug:

„Nee, nee, keine Frage – es ist alles okay
Auch die kostbarsten Momente gehen vorbei
Schon klar, doch – hey – das tut nicht mal weh
All die Augenblicke nimmt mir keiner mehr
Ganz bestimmt, die nimmt mir keiner mehr


Dem ist nichts hinzu zu fügen! Auf weitere, gemeinsame und schöne Augenblicke. Bleibt gesund, wir sehen uns - bis bald!!

Tagesetappe: 232 Kilometer mit dem Auto, 7.644 Kilometer geflogen

© 2023 Gabi & Jürgen